Äthiopien - 2. Teil
19.03.2015 - 07.04.2015
Es hält uns nichts in Addis-Abeba. Die Stadt ist im Umbruch in die Neuzeit, eine riesige chinesische Baustelle für Ringautobahn, Stadtschnellbahn und eine Menge neuer Hochhäuser, Shanghai in Abessinien. Wie die Bevölkerung damit zu Recht kommt, scheint wieder einmal niemanden zu interessieren. Kommt ein Äthiopier aus den Bergen in seine Hauptstadt, ist er in einem anderen Jahrhundert angekommen. Verunsichert bewegt er sich in dieser neuen Welt! Die unzähligen Autos nehmen auf ihn keine Rücksicht, die Bahn zischt bösartig Laute ausstossend an ihm vorbei. Hat er ein dringendes Bedürfnis zu erledigen wird er nicht zu einem Busch verwiesen sondern in ein palastähnliches Zimmer mit Gerätschaften die er nicht versteht. Ist so eine Toilette in einem öffentlichen Gebäude hat er vielleicht Glück und grosse Tafeln erklären den Gebrauch. Vermutlich kann er nicht lesen, (wie die restlichen 60% der Bevölkerung) und seine Welt bricht zusammen. Es ist ihm vielleicht ein Trost, dass wir uns in seiner Welt in den Bergen auch sehr fremd fühlen. Wegen dem Busch, dem nicht vorhanden Wasser und dem beschränkten Lebensmittelangebot. Dennoch sind wir froh über den Sulutapass der Stadt nach Norden zu entfliehen! Bis Chancho zieht sich eine Hochebene (2400m.ü.M.) hin, Mit grossen Kuhherden. Es wird sichtlich Milchwirtschaft betrieben.
Am späteren Nachmittag kommen wir zu der Wallfahrtskirche Debre Libanos. Von der Hochebene geht es ein paar Meter in die sensationelle Schlucht des Isobi Wenz, wo die Kirche nach dem Abzug der italienischen Truppen an einer geschützten Lage neu erbaut wurde. Das alte Gotteshaus haben die Mussolinisoldaten zerstört und 40 Priester umgebracht. Jetzt geht es hier zu und her wie in Loudres, unzählige Kranke und Gebrechliche säumen den Weg zur Kirche und der angeblich heilenden Quelle. Dem Kloster muss der Besucher einen Obolus bezahlen der in unseren Augen zu hoch gegriffen erscheint, insbesondere die Fotografieerlaubnis und das Parkieren! Fluchtartig verlassen wir die „heilige Stätte“ und suchen nahe bei in der Etho German Lodge Zuflucht. Anette gewährt uns diese freundlich und zuvorkommend.
In der Nacht ein Gewitter, am Tage Wolken am Himmel, ein recht neues Wettergefühl stellt sich ein. Beeindruckend der Canyon und die portugiesische Brücke! (Ja, die Portugiesen waren auch einmal hier!) Den Blutbrustpavianen gefällt es auch, sie finden in den Felswänden der Schlucht gute Unterschlüpfe. Diese beim „Weiden“ zu beobachten war sehr unterhaltsam, besonders die ganz Jungen haben viele „Flausen“ im Sinn.
Am 21. März kommen wir zum Canyon des blauen Nil, nördlich von Goha Tsiyon. Wir staunen mit offenen Mündern ab der sagenhaften Landschaft! Vor uns ist ein Canyon, der den Vergleich mit den bekanntesten dieser Welt nicht zu scheuen braucht. 1400 Höhenmeter schraubt sich die Strasse hinunter zur Nilbrücke und am anderen Abhang wieder hinauf, um in Dejen wieder die Marke von 2400 MüM zu erreichen. Auf dem Parkplatz eines Hotels in Debre Markos können wir dann die Nacht verbringen.
Ich bin ganz gefesselt von der Möglichkeit die Quelle des blauen Nil in den Ausläufern des Mt. Amedamit zu besuchen. Ich habe nette, schöne Bilder der Quelle gesehen, aber selber vor Ort stehen und Anschauen hat doch etwas für sich. Also von der Hauptstrasse abbiegen und auf einer guten Piste zur Ortschaft Gish Abay (Nilquelle). Die Bevölkerung bleibt auf Geheiss der Priesterschaft, die auch diesen Flecken unter Kontrolle hat, auf Distanz. (ca. 35cm). Eine Art Oberpriester verlangt eine Spende, die er nicht bekommt! Ein durcheinander, Gefuchtel und Geschrei mit der Aufforderung die Gebühren zu bezahlen. Schliesslich wird klar, welcher der Bärtigen der Säckelmeister ist und so begleichen wir gegen Quittung die Besuchergebühr für die Quelle. Ein paar Meter den Hang hinunter und sie liegt vor uns. Diese Enttäuschung! Die einst so schön eingefasste Quelle ist verlottert, ein Müllhaufen, schlichtweg eine Zumutung. Für die Besichtigung dieses Drecktümpels noch Geld zu fordern bringen wohl nur äthiopische Priester fertig! Beim zurückgehen zu den Autos sehen wir schön oben auf dem Hügel der Prachtbau einer neuen Kirche, zur hälfte fertig erstellt. Das ist also der Grund der Bettelei und Abzocke! Nicht die bedürftige Gemeinde kann von den Besuchern profitieren, nein, der Erlös aus der Quelle geht an die Bettelpriester! Ernüchtert machen wir uns auf den Rückweg.
Eigentlich wollten wir unser Camp in der Umgebung der Nilquelle aufschlagen, aber das ist uns gründlich verleidet worden! Also müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen. Ein Buschcamp in einem Forst bei Dangla wird ebenfalls von einer Schar aufdringlicher Neugieriger verhindert. Es kommt uns vor, als hätten diese hinter den Bäumen auf uns gewartet um dann alle zur selben Zeit ihre „Gwundernasen“ an unseren Autoscheiben abzuwischen. Es bleibt uns also nur noch Bahir Dar, am Tana Lake, welches wir eine Stunde vor dem Eindunkeln erreichen. Das in vielen Travelerberichten Hochgelobte Gihon Hotel hat leider seine Pforten für immer geschlossen. Jetzt müssen wir mühsam die Hotels abklappern und nach einer Möglichkeit zum Übernachten auf deren Areal ersuchen. Nicht alle haben Kenntnis von Weissen, die so verrückt sind im Auto schlafen zu wollen. Mit etwas Glück werden wir dann nach dem Tana Hotel verwiesen, nehmen da ein Zimmer für unsere Sanitärbedürfnisse. Schlafen tun wir dennoch im Auto unter den kritischen Blicken des Nachtwächters. Es wird unsere bis anhin teuerste Nacht in Äthiopien.
Gestärkt machen wir uns auf den Weg zur Nordseite des Tanasee. Bei Addis Zemen steigt die Strasse noch einmal massiv an, in eine romantische Bergwelt. Beim Ort Teda sind die Überreste der Residenz des Kaisers Sarsa Dengel (1563- 1597) zu besichtigen. Die älteste aus Stein errichtet Burg, die durch einen portugiesischen Architekt und indischen Bauleiter errichtet wurde. Der Baustiel wurde dann für die „Gondarzeit“ typisch. Die kath. Kathedrale und div. Palastgebäude wurden beim späteren vertreiben der Katholiken geschleift. Kurz vor Gondar bogen wir ab nach Gorgora, um auf dem Camp von „Tim und Kim“ etwas Abgeschiedenheit von der dauernden Präsenz der äthiopischen Jugend zu finden. Das ist uns dann auch sehr gut bekommen!
Hier werden wir dann auch von den „Zürchern & Münchner“ Überrascht. Sie haben uns viel von ihrer Blitzreise durch den Norden von Äthiopien zu erzählen. Wir nützen die Zeit und planen unsere Tour durch diesen Teil des eindrücklichen Landes. Zusammen verbringen wir noch einen Tag, dann zieht es die „Jugendgruppe“ weiter in den Sudan. (Dort wollen sie ihre Fahrzeuge zusammen in einem Container nach Europa verschiffen). Da das Osterfest immer näher rückt, müssen wir die Planung so ausrichten, dass wir nicht an den Festtagen die Kirchen besichtigen. Wir starten also am Tanasee in Richtung Gondar. Da besuchen wir die Palastanlagen, der sogenannte Gemp. Er besteht aus Burgen und Palästen der verschiedenen Epochen. Die ältesten erscheinen uns am besten erhalten.
Die Kirche Debre Birhan Selassia Church, auf deren Besichtigung wir wegen des Gottesdienstes eine Stunde warten mussten, sahen wir die schönen Beispiele der äthiopischen Kirchenkunst. Von einem Kaiser erbaut und von einem Erzengel erhalten, ist es eine der wichtigsten Kirchen von Äthiopien.
Gegen den Uhrzeiger beginnen wir die Rundreise durch den Norden des Landes und fahren zuerst über die „Chinese Road“ in Richtung Lalibela. Die „Chinese Road“ ist eine von den Chinesen gebaute Spektakuläre Gebirgsstrasse mit grossartigen Ausblicken und führt Zeitweise auf über 3000m.ü.M..
Die Anfahrt auf den durch die vielen Felsenkirchen bekannten Wallfahrtsort Lalibela ist ebenfalls sehr schön und nimmt unsere Sinne voll in Anspruch. Es hat unzählige grosse, kleine, schöne und auch nicht so sehenswerte Kirchen in der näheren Umgebung. Für uns sehr beeindruckend die in Kreuzform herausgeschlagene „Biete Ghiorgis“ oder die im innern mit schönen Malereien verzierte „Biete Mariam“. Die Felsenkirchen sind auf den König und späteren Heiligen Lalibela zurück zu führen. Die ersten wurden im 12 Jahrhundert gebaut. Bei Interesse könnt Ihr im Internet die sehr umfangreiche Geschichte um Lalibela und der koptischen Kirche in Äthiopien nachschauen!
Entgegen unseren Informationen haben wir keine schlechten Erfahrungen mit der lokalen Bevölkerung gemacht. Jedoch lässt die Hygiene in und um die Kirchen und Klöster einem oft nur sehr oberflächlich Atmen! Nicht die Besucher, sondern die ständigen Bewohner verrichten ihre Notdurft wo es sie ankommt! Entsprechend sind wir durch Fliegen und üblen Gestank belästigt und finden das eigentlich bei einem „UNESCO Weltkulturerbe“ nicht gerade lustig!
Spontan beschliessen die Geburtstagskinder etwas feines in einer lockeren Umgebung zu essen. Das architektonisch & kulinarische Experiment kann als gelungen verbucht werden!
Nach so viel (Schein-)Heiligkeit sind wir froh weiter zu kommen. Norden zeigt der Kompass und auf einer schönen Piste (natürlich wieder ganz tolle Landschaft!) fahren wir bis vor Sekota. Hier biegen wir nach Osten (Korem) ab. Kurz unterhalb einer Passhöhe können wir einen guten Platz zum Übernachten finden. Gegen fünf werden wir von Schülern auf dem Heimweg entdeckt und jetzt heisst es sich in Völkerverständigung üben! Stina und Theres haben sich mit den Oberstufenschülern recht gut Unterhalten. Theres wird auch gleich einem Test in Biologie unterzogen. Die Jugend will ihre Reaktion auf die Zeichnungen betreffend der menschlichen Fortpflanzung im Schulbuch testen. Das hat Theres souverän gemeistert und vorne weg haben das die Mädchen sehr gut aufgenommen. Für uns sind die Schulbücher dieser Oberstufe doch eine kleine Überraschung! Vom Mathematik- über Biologie- bis zum Geografiebuch war alles in englischer Sprache abgefasst. Wenn die Jugend die Schule besuchen kann, haben sie augenscheinlich einen guten Lernstoff. Turnen wird wohl kaum auf dem Lernplan stehen, diese Gruppe Schüler geht täglich eineinhalb Stunden zu Fuss in das Nachbardorf und am späteren Nachmittag wieder zurück!! Hoffentlich kann diese Generation die früh-mittelalterlichen Strukturen im Land etwas aufbrechen!!
Am Morgen die Fahrt nach Korem und dann weiter in den Norden. Entlang vom Lake Ashange, über Pässe, durch Schluchten, die Schönheit der Berge ist kaum zu fassen! Mekele wird unsere Etappe. Eine grosse und moderne Stadt. Grosse Plakate werben bei der Universität für die neue Stadtbahn.
Wir fassen den Entschluss, bei der Falaise zur Danakil Ebene „hinunter zu Gucken“ Zugegeben, das war nicht eben die beste Idee. Natürlich ist es nicht eben möglich da hinunter zu Gucken! Es geht rapide mehr als 1000 Höhenmeter hinunter und aus der sehr heissen Wüste steigt uns die warme Luft in einem stetigen Wind entgegen. Der transportiert eine grosse Menge an Staub, so dass die Sicht eingeschränkt ist und Fotos auf grössere Distanzen zu schiessen echt schwierig wird. Es ist eine im Bau befindliche Teerstrasse auf der wir uns hinunter nach Bere Ale schrauben. Nachdem wir uns im Baustellenfeld der Brücke verfransten, bleibt nichts anderes als auf die Toggenburger zu warten. Da werden wir schnell von „Guides“ recht rüde Angesprochen. Sie verlangen unsere „Reisegenehmigung“ und behaupten ohne örtlichen Guides dürften wir nicht weiterfahren. Das hier ansässige Volk, die „Afar“, gelten nicht eben als zimperlich und die an der Schulter hängenden Kalaschnikov-Gewehre könnten ja tatsächlich funktionieren?! Vorerst wimmeln wir die Söhne der Danakil ab und warten im Flussbett auf das eintreffen von Turi & Stina. Dann eine „Lagebesprechung“ einerseits reizt die Danakil mit Salzsee und aktivem Vulkan Krater, anderseits soll es tatsächlich ohne Permit und Afar Führer massive Probleme geben. So beschliessen wir zurück in das Hochland zu fahren.
Die berühmten Salzkarawanen aus der Danakilwüste bekommen wir erstaunlicherweise dennoch zu sehen. Die Salzblöcke werden immer noch auf Kamelrücken ins Hochland transportiert. Ab und zu sind auch Eselkarawanen unterwegs, aber das sieht nicht so sehr majestätisch aus! Auf dem Rückweg wird Futter in grossen Säcken in die Wüste gebracht.
So hübsch die Trachten der Afarmädchen auch anzuschauen sind, können sie aggressiv betteln und Forderungen stellen. Werden diese nicht erfüllt, fliegen schnell einmal Steine! So suchen wir unser Bushcamp besonders vorsichtig aus.
In Adigrat, 30km vor der Grenze zu Eritrea dürfen wir gar gratis in einer Lodge Übernachten, da sind wir aber perplex! Sie ist wunderschön von spanischen Entwicklungshelfern erbaut und jetzt nach zwei Jahren ging es an die örtliche Gemeinde zu deren Nutzung über. Wir wünschen viel Erfolg! Am anderen Morgen geht es wieder einmal hoch hinauf, auf dem Alokapass zeigt das GPS über 3000m.ü.M. und es eröffnet sich uns eine unbeschreibliche Sicht in tiefe Schluchten!
In Axum müssen wir wieder einmal mit einem Hotelparkplatz vorlieb nehmen. Man gibt sich redlich Mühe, aber es ist laut und das Geläufe dauert die ganze Nacht. Axum ist nicht einfach nur eine Stadt; es gab ein Reich mit einer eigenen Kulturgeschichte! Das Internet kann sicher vertiefte Auskünfte an den Interessierten geben! Für uns von Interesse waren die Stelenfelder, das Bad der Königin von Saba und der Dongar Palast. In dieser Reihenfolge führten wir unsere Besichtigung durch. Auch hier hält die UNESCO ihr Händchen über den Kulturgütern, entsprechend kommt ja dann das Geld der Touristen. Zusätzlich soll in der prunkvollsten Kirche am Ort die Bundeslade aufbewahrt werden. In einer nur wenig bescheideren Kirche sollen Exponaten von König Salomon sein. Das führt zu einer grossen Anzahl von Fremdlingen in dem nicht sehr grossen Ort.
Es ist kaum zu beschreiben, aber wenn in diesem traurigen Tümpel die Königin von Saba ein Bad genommen hat bedaure ich die Dame von Herzen! Es sind auch die heutigen Bewohner von Axum zu bedauern. Diese Stadt ist reich! Reich durch die Touristen und die Pilger. Die Verwaltung schafft es jedoch nicht, den Reichtum vernünftig Einzusetzen. Es werden die Strassen im ganzen Zentrum auf einmal neu gepflästert. Es fehlt jedoch eine richtige Wasserversorgung und vor allem eine Kanalisation, wie so oft in diesem Land! In den neu gepflästerten Gassen stinkt es zum Himmel, vor den Hütten liegen die Exkremente der Bewohner. Äthiopien ist in mancher Hinsicht frühes Mittelalter und 21 Jahrhundert in einem! Es ist ein schönes Land mit viel Potenzial gerade im Tourismus, leider sind die Umstände oft abschreckend, nicht zuletzt auch durch das ewige Betteln durch die Bevölkerung! Es hat Hilfsorganisationen wie Sand am Meer, ich denke diese sind mit Verantwortlich, dass diese Menschen das selbständige Denken verlernt haben. Sie erwarten vom weissen Mann alles auf einem Tablett überbracht zu bekommen. Da wir gerade bei der „Kropfleerete“ sind, hier noch ein paar Denkanstösse: Heute ist Äthiopien „kahlgefressen“! Von den Menschen und dem lieben Vieh! (siehe Cattle Complex Afrika!) Wir haben Möglichkeiten die Anzahl der Nachkommen zu beschränken! Hier wäre es Überlebenswichtig für die Zukunft des Landes und der Menschen! Kaum mehr Wälder, Bodenerosion wohin man Blickt, das verträgt sich nicht mit einer so fulminanten Bevölkerungszunahme! Die Stellung der Frau ist bedenklichlicher als in den meisten anderen afrikanischen Ländern! 80% der Frauen sind beschnitten, oft unter traumatischen Umständen! Wir wurden Zeugen, wie ein Mann einen dünnen Stock nimmt, damit die Frau in Position dirigiert um ihr zwei Säcke Saatgut auf den Rücken zu laden, ca. 60kg. Nach dem Beladen bekommt sie eines mit dem Stock auf den A… und das Weib setzt sich in Bewegung, (wie ein Esel, nur leiden die noch wesentlich mehr!) der Alte spaziert neben her und muss die Verantwortung und den Stock tragen! Natürlich hat jeder Familienvorstand noch mindestens ein Karabiner, wenn nicht ein Schnellfeuergewehr, das er mit zum Markt tragen „muss“. Die Blutrache unter den Familien scheint immer noch sehr aktuell zu sein. Junge Söhne der Schöpfung schmeissen mit Steinen auf fremde Autos, nach Ziegen, Esel, Schwestern und Mütter. Väter schimpfen nur wenn sie nicht treffen. Die Kirchen, vorneweg die Koptische Landeskirche, ist nur an ihrem Gut interessiert! Das ärmste Dorf muss einen Kirchenpalast haben. Über das ganze Land sind Bettelmönche verteilt, sie sollen die Klöster finanzieren. Von diesen gibt es unzählige, wieder analog zum Mittelalter in Europa! Mit einer solchermassen festgekrusteten Tradition wird sich dieses Land nicht verändern können! Deshalb sollen die Verursacher die Folgen ihres Tuns selber tragen.
Die Weiterfahrt von Axum geht entgegen den Einträgen in den Karten flott auf einer neuen Strasse. In Silase geht es nach Süden und wir kommen immer höher in das Bergland um Debrak. Besonders Eindrücklich, wie sich die alte (italienische) Strasse über die Felsrücken zwischen Zarim und Debrak hinauf schlängelt, es werden wieder einmal die 3000 Höhenmeter überschritten. Danach geht es auf einer perfekten Strasse stetig hinunter bis nach Gonder. Das schmale Band an verfügbaren Produkten in den Geschäften erlaubt uns hier nur minimale Einkäufe. Es fehlt wie überall im Land an Milchprodukten und Fleischwaren. Gemüse ist erhältlich, wenn man sich mit Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten begnügt. Die ergatterten Schokowaffeln sind ein willkommener Genuss! Nach den vielen Pistenfahrten wird auch der VW wieder einmal etwas verwöhnt, er strahlt sichtlich nach einer Seifenmassage und Hochdruckdusche.
Sichtlich aufgebaut und mit vielen Erwartungen machen wir uns auf zur Grenze vom Sudan. Das Fazit unserer Äthiopienfahrt habe ich zum Teil schon vorgezogen. Ich möchte aber doch deutlich machen, es ist mit eines der eindrücklichsten Länder unserer Reise und wir haben durchaus auch gute und freundliche Menschen kennengelernt! Für jemand der wenig Ansprüche stellt, oder sich in die Obhut einer Reiseorganisation begibt, ist Äthiopien durchaus eine Reise wert! Der Reisende wird sicherlich sehr beeindruckt sein!