Italienreise 2020 - 1. Teil
04.09.2020 – 12.09.2020
Italien, ein Land mit vielen Reiseversprechen, es wird uns sicher gut gefallen!
Es ist kein einfaches Vorhaben, in den Zeiten der Covid-19 Pandemie eine Reise ins Ausland zu unternehmen. Kreuz und Quer bekommen wir Ratschläge, die eigentlich bedeuten würden, das Vorhaben abzubrechen. Es zieht uns aber mit Macht wieder einmal in die Ferne und das möchten wir erleben.
Also los geht es, nach all denn «wichtigen» Arzt- und Zahnarztbesuchen eigentlich schon eine Woche zu spät. Aber besser spät als nie...
Das Gotthardloch hat uns noch nie gefallen, so wählen wir den Weg über den grossen St. Bernhard Pass um in den Süden zu kommen. Das ermöglicht uns noch einen Besuch bei meiner Schwester Elisabeth im Spital von Saxon. Froh stellen wir fest, dass Elisabeth die Operation gut überstanden hat und wünschen weiterhin gute Genesung! Nach der Visite finden wir im Nachbarort Saillon einen guten Stellplatz beim Thermalbad. Das warme Baden lässt uns den Tag angenehm ausklingen.
An diesem Sonntagvormittag über den grossen St. Bernhard zu fahren ist ein schönes Erlebnis. Wie es scheint, sind wir etwas spät dran. Auf der Passhöhe sind schon eine Masse Automobile geparkt und nur mit Mühe finden wir noch ein Plätzli. Um den Appetit anzuregen, umrunden wir per Pedes das Bergseeli. Nach dem Pic-Nic kommen wir hinunter ins warme und südländisch angehauchte Aostatal. Nach dieser schönen Fahrt gestaltet sich die Suche nach einem Übernachtungsplatz recht schwierig. Zufällig entdecken wir ein Schild und finden unseren Platz am Lago Sirio oberhalb von Ivrea.
Heute geht es fast ausschliesslich durch die Po Ebene, von Dorf zu Dorf, mit den bekannten Bewässerungskanälen und ausgedehnten Reisfeldern (Don Camillo lässt grüssen!!). Die sind schon stark gelb-braun gefärbt, die Ernte wird wohl bald beginnen. Bei dieser ruhigen Fahrt beschliessen wir an unserer Reiseplanung fest zu halten und nach Sardinien zu Verschiffen. Aber möglichst weit im Süden, so dass die Zeit auf der Fähre kurz sein wird. Auch wollen wir keine Autobahnen benützen um die Landschaft besser auf uns wirken zu lassen. Die geografischen Verhältnisse um Genua zwingen einem eine recht ungewöhnliche Route auf. Einfache Nord-Süd Verbindungen sind an den Küsten gegeben. Im zentralen Italien schieben sich div. Bergzüge dazwischen. Entsprechend abwechslungsreich wird unsere Route ausfallen, immer wieder über einen neuen Pass. Im Parc Naturale Capanne di Marcarolo finden wir einen schönen Stellplatz.
In der Nacht regnet es wie aus Kübeln. Das verhindert die Fitnesswanderung am Morgen. Beim Überqueren vom Paso Giovi klart es auf und gibt den Blick frei auf prächtige Kastanien und Eichenwälder. Ganz unten im Tal queren wird die Eisen- und Autobahn, um uns wieder hinauf in die Monte Emilia Region über den Paso di Bocco zu kämpfen. Entlang vom Fluss Taro kommen wir in den kleinen Wallfahrtsort Santa Maria del Taro. Hier am Fluss gegenüber dem Städtchen werden wir mit einem kostenlosen Stellplatz mit «Full Service» verwöhnt. Nur den Bezug von Strom wäre an einem Automaten zu begleichen. Es gibt sie also noch, die WoMo freundlichen Orte in Italien. Danke. Nun können wir den Fitnessmarsch vom Morgen nachholen und geniessen die Eindrücke, insbesondere der alten Steinbrücke und der Kirche. Santa Maria verwöhnt uns beim Einnachten noch mit einer Kirchen- und Gassenbeleuchtung, fast wie an Weihnachten.
Der Tag beginnt lebhaft: Marktfahrer sind eingetroffen und beginnen ihr Sortiment auszubreiten. Da können wir nicht widerstehen und bummeln durch die Stände. Über Borgo, Pontremoli und Aulla erreichen wir den grossen Alpi Apuanae Natur Park. Auf dem Paso Brattello im «Pilzli Wald» holen wir uns die nötige Bewegung. Hinter Casola führt das Strässli fast durch senkrechte Felswände. Dennoch herrscht starker LKW Verkehr von und zu den zahlreichen Steinbrüchen. Zurücksetzen zum Kreuzen muss immer das kleinere Fahrzeug, dass sind wir leider auch des öfteren. Wir sind ja so ungefähr hinter den Bergrücken von Carrera unterwegs. Auch hier wird der weisse Marmor abgebaut wo er zu finden ist, auch im Naturpark. Auf so einer in den Felsen gehauenen Minenstrasse finden wir das «Refugio Val Serenaia» zuhinterst im Talkessel. Alle 20 Minuten fährt ein LKW in die Mine oder zurück, aber das Refugio ist von dem wie abgeschnitten und wir verbringen einen schönen Abend.
Wie es sich gehört in den Bergen, sind die Nächte kühl. Das bedeutet aber auch einen besonders erholsamen Schlaf. Dann der Morgenspaziergang und wir fühlen uns richtig fit. Es geht hinunter nach CastelNuovo, Bangi, S. Marcello bis Pistoia. Da unternehmen wir einen Bummel durch die sehenswerte Altstadt und stöhnen ab der Hitze! Durchgeschwitzt kommen wir zurück zu unserem Auto und beschliessen eine kühlere Gegend zum Übernachten zu suchen. Es wird aber recht schwierig. Fündig werden wir bei einer Vogelwarte mit Museum (wegen Pandemie geschlossen). Kühler ist es eigentlich nicht, aber wir sind zumindest ausserhalb einer Stadt.
Die Provinzstrasse führt uns immer weiter nach Süden. Völlig Überrascht sind wir von einer Leintuch grossen Werbung für den Geburtsort von Leonardo da Vinci. Klar doch, da (von) Vinci, da gehört natürlich Leonardo dazu. Schliesslich sind wir nur einen Katzensprung von Pisa, Florenz oder Siena entfernt. Wer es immer noch nicht bemerkt hätte, jetzt am nächsten Strassenkreisel wurde es unübersehbar mit Leonardo. Ein schönes Städtchen das Vinci, mit Castel, Kirche und schmalen Gassen. Es lebt heute fast ausschliesslich von seinem Weltberühmten Sohn! Leonardo Pizzeria, Tankstelle, Hotel und was weiss ich noch was alles. Sehenswert ist das recht grosse Museum, wo leider fast nur Replika ausgestellt ist. Dafür entschädigen die guten Modelle seiner technischen Maschinen. Weniger gefallen konnte das Geburtshaus etwas ausserhalb. Zwei Zimmer, unverständliche Audioshow über sein Leben, lieblos dargestellt, schade. Auf der Schnellstrasse geht es anschliessend weiter bis Certaldo. Da wieder hinauf in die Hügel der Toskana. Bald kommt das von Burgen bewehrte San Gimignano in Sicht. Alles voller Touristen, wie die Ameisen krabbeln sie durch das Städtli. Wenn da die Covid-19 Gefahr nicht im roten Bereich ist, wo denn sonst?! Wir ziehen es vor weiter zum Kloster San Galgano zu fahren. Denn gratis Stellplatz finden wir tatsächlich mal im Internet…
Heute ist erst mal grosses Kloster-Ruinen Wandern angesagt. So ca. im 12. Jh. aufgebaut, gab es schon ab dem 14. Jh. Existenzprobleme (Pestilenz). Ein ganz schlauer Abt verscherbelte dann noch das Abdichtungsblei vom Dach der Kirche. Dann war im 18. Jh. bald einmal Ende der Fahnenstange. Auf einem Hügel etwas abseits gibt es noch ein schönes Kirchlein (Monte Siepi) mit einer schönen «Schwertlegende». Auf jeden Fall sehr alt und in schlichter Form erhalten. Die Freskenmalerei im Innern ist toll und erinnert an Florenz. Es macht den Anschein, dass es heute unter dem Patronat der Landwirtschaft und Weinbau Kooperative steht. Nun zieht es uns zur Fähre in Piombino. Da treffen wir den auch am Nachmittag ein und holen uns ein Ticket für eine einfache Fahrt nach Sardinien. Um sicher zu gehen fragen wir nach Besonderheiten in Sache Covid-19, nichts bekannt lautet die Antwort. Wir sollen nochmals auf der Fähre fragen. Mit dem Ticket in der Tasche besichtigen wir noch das alte Städtchen und Stärken uns endlich mit der ersten Pizza auf dieser Reise.