2020

Italienreise 2020 - 2. Teil - Sardinien

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04.09.2020 – 12.09.2020

Nach einer erholsamen Nacht auf einem Familien-Campingplatz mit Pool erledigen wir in Piombino noch ein paar Einkäufe. Pünktlich sind wir im Fährhafen am Gate und rechnen mit einer Abfahrt um 14:45h. Die Reederei informiert bald einmal, dass die Fähre ca. 2 Std. später eintreffen wird. In der vollen Sonne stehen ca. 100 Fahrzeuge und die Passagiere harren der Dinge die da kommen sollen. Als sie dann wirklich in den Hafen einfährt sind alle erleichtert. Anders als die Fähren, die am Nachmittag in den Hafen ein oder ausgelaufen sind, ist die «BITHIA» ein richtig grosser Pott mit einem speziellen Farbanstrich. Über die ganzen Schiffsseiten mit grossen Comic- Helden bepinselt. Nun strömen alle zu den Fahrzeugen, denn ein Reedereimitarbeiter beginnt mit Fiebermessen. Tatsächlich nehmen sie nur fieberfreie Personen an Bord… Zusätzlich entschuldigt er die Verspätung und kündet die Ankunft im Zielhafen auf ca. 22:30h an. Natürlich eilen wir nach der Einfahrt in den Schiffsbauch gleich auf das Oberdeck, schliesslich will man das Ablegemanöver genau beobachten. Natürlich klappt alles wie es soll und wir machen uns auf die Suche nach einem guten Plätzchen für die 5 Stunden Überfahrt. Die BITHIA zieht eine ruhige Bahn durch das flache Wasser, aber mir wird diese Reederei langsam etwas unheimlich! Es ist Mitternacht und rund um dass Schiff kein Blinken oder Licht, das Sardinien ankündigt?! Tatsächlich erreichen wir den Hafen von Olbia erst am Sonntagmorgen gegen 2:00h. Nun ist für mich klar, die Reederei spart durch die stark reduzierte Fahrt Treibstoff. Wen Wundert es, bei einer solch schlechten Auslastung der Fähre?! Das Problem haben jetzt einfach die, die eine feste Übernachtung in Olbia gebucht haben. Wir fahren nur noch durch die Fiebermesskontrolle der sardischen Beamten und «verschlaufen» uns auf einen etwas abseits liegenden Warteraum für LKWs, in der Hoffnung am Sonntagmorgen etwas Ruhe zu haben.

Verkehrslärm rund um unser Auto lässt uns das lange Schlafen vergessen. Augenreibend blicken wir um uns und staunen nicht schlecht, sind doch jetzt vier andere Fähren im Hafen. Diese entladen eine Menge neuer Urlauber und es geht zu und her wie in einem Bienenstock! Erst jetzt beim Frühstück fassen wir unsere Tagesetappe ins Auge. Wir wenden uns nach Norden um die Costa Smeralda zu erkunden. Prächtige Orte mit noch prächtigeren Ferienhäuser entlang der schönen Küste. Es ist nicht zu Übersehen, hier verkehrt der Geldadel von Italien. In welcher der Villen mit Heli- Landeplatz der ex Präsident Berlusconi seine Bunga-Bunga Parties feiert, können wir nicht genau feststellen. Die Wachmannschaften beäugen uns recht genau, wenn wir wieder eine der noblen Zufahrten als Wendeplatz benützen… Bei Canniglone finden wir uns auf einem sehr schönen Campingplatz wieder. Es gefällt uns so gut (auch wegen der TCS Ermässigung), dass wir gleich drei Nächte da verbringen und mit Genuss den Badeferien frönen.

Als nächstes fahren wir durch das innere der Gallura. Karge Bergzüge mit interessanten Granit- Formationen. Die Täler und Hochebenen werden vorwiegend als Schafweide rege genutzt, ergänzt durch Oliven und Korkeichen Haine. Hinter der Ortschaft Arzachem kommen wir zum ersten mal mit der vielfältigen Geschichte von Sardinien in Kontakt. Die Nekropole Limuri, das Tomba die Giganti Cooldu Eahju und das Nuraghe Dorf La Prisgiona zeugt von den Fertigkeiten der Nuraghe Baumeistern vor tausenden von Jahren! (Sardinien wurde 6000 v.Chr. Besiedelt)
Am nordwestlichen Ende des Lago di Liseia beschliessen wir die Tour ins innere der Gallura mit dem Besuch der «Olivasti millenio» ein Hof mit zwei Olivenbäumen, die deutlich älter als 1'000 Jahre alt sein sollen. Nun, einer war schon recht schrumpelig, wie es das Alter so mit sich bringt...
Über einer Bucht bei Santa Theresa di Gallura finden wir einen ruhigen Platz.

Heute sind wir früh auf den Beinen um vor der grossen Hitze eine empfohlene Wanderung am «Capo Testa» zu Unternehmen. Frohgemut Wandern wir durch die «Maggia» ins Tal de la Luna. Bald haben wir Schwierigkeiten mit dem ausgewaschenen Weg, es ist für uns mit den div. künstlichen Gelenken umständlich dem Weg zu folgen. Unterwegs begegnen wir an einer Quelle einem jungen naturbegeisterten Einsiedler, der mit Hinweisschilder zur Rücksichtnahme an Tier und Pflanzen mahnt. Die Natur hat hier wirklich eindrückliches erschaffen, insbesondere die erodierten Gesteinsformationen vermögen zu Begeistern. Auch sind die kleinen Buchten an der Küste toll! Einen Dämpfer bekommt man durch die Bewohner die sich hier tummeln, Randständige die uns als Eindringlinge mustern und unsere Fragen nach dem weiteren Wegverlauf durch das Steinlabyrinth keiner Antwort würdig finden. Mit grösster Mühe kämpfen wir uns durch die Felsen, in Richtung alter Leuchtturm. Er hat seinen Zweck, den Weg zu weisen, bestens erfüllt! Zwei Stunden später als geplant, in der grössten Hitze, erreichen wir unseren Giovanni und können unsere geschunden Glieder regenerieren…

Meeresrauschen und intensives Sonnenblinzeln lässt uns heute erwachen. Beim Frühstück werden wir vom Bauern zum Kauf von Wein, Olivenöl (in PET-Flaschen), Ziegen und Schafskäse animiert. Nicht gerade ein Sonderangebot, aber wenn man schon so frei am Meer Übernachten kann geht es in Ordnung. Alles gute Qualität, der Schafskäse sehr fein, was will man mehr?! Die Küste hier nennt sich jetzt «Costa Paradiso» Bei Vignola Mare eine Besichtigung der Nuraghe Tuttusoni (ca. 1500 v.Ch.) und aus der Ferne der Sarazenen Turm. Die Sarazenen (Nordafrikaner) überfielen den Küstenbereich vom Königreich Sardinien & Korsika gerne, um sich Sklaven zu beschaffen. Der König von Aragon, später Spanien, beschloss seine Küste zu schützen und veranlasste den Bau dieser zahlreichen Türme ab dem 14Jh. Wir nächtigen vor Castelsardo auf einem schönen Campingplatz.

Nach einem kurzen Besuch in Castelsardo und einem Cappucino auf dem Hauptplatz unter der Burg, wenden wir uns wieder dem Hinterland zu. In einer Kurvenreichen (in Sardinien immer!) Fahrt auf den Mt. Limbara (ca.1'330m) ist es Angenehm kühl und wir schlafen sehr erholsam unter den Fittichen der St. Maria de Nieve. Der kurze Regenschauer in der Nacht macht die Wanderung auf dem Panoramaweg am Morgen nur angenehmer. Nur auf den letzten Metern sind die 18 Antennenmasten auf dem Gipfel störend. Bei der Marien Statue ist es friedlich und der Mischwald verströmt feine Waldluft, da bleiben wir glatt noch eine Nacht.

Das ist vielleicht mit ein Grund, dass wir heute am Montag einen Kirchentag erleben, angefangen bei der Kapelle der St. Maria de Nieve. Es geht vorerst durch typische Weidelandschaft mit Stein- und Korkeichen. Nahe von Ozieri kommen wir zur Kirche San Pietro delle Immagini, deren zugehörendes Kloster zerstört wurde. Zumindest hat dieser Abt kein Dachblei verkauft, so bleibt die Kirche sehenswert… Bei Mores, nach einigen Irrfahrten, kommen wir zu einem der grössten Dolmen Gräber im Mittelmeerraum. Die Schweine auf der Weide sorgten für die ländliche Ambiance. Den Tag beenden wir mit den Kirchen San Pietro die Sorres nahe Bonnanaro und der Sacca di Trinita bei Boruta. Im Städtchen hatte es sehr lebendige Hausfassaden Bilder (Murales), deren klare Darstellung hat uns sehr gefallen.

Die vergangene Nacht auf einem Hügel mit Windkraftgeneratoren der deutschen RWE war doch etwas unruhig! Beim Einnachten mochten sie sich kaum drehen, aber mit dem stark aufkommenden Wind in der Nacht wurde die Geräuschkulisse doch recht störend. Wusch-Wusch bei jeder Umdrehung. Der Schäfer am Morgen grinste wissend, als er uns beim Frühstück sitzen sieht… Das Strässchen auf den Hügel führt auf der anderen Seite wieder hinunter, sagt die Navi- Karte. Leider sagt sie nichts von den weit in den Weg hängenden Sträuchern und Bäumen, diese zwangen uns zu einem langen Rückweg über den Hügel. Wir beobachten immer wieder Bauern beim Pflügen, Eggen und Säen. Vornehmlich werden jetzt im regnerischen Herbst neue Futterweiden ausgesät. Auf dem Weg nach Alghero im Nordwesten der Insel kommen wir in «Montelone Rocca Doria» (Mamamia, was für ein Name) vorbei. Ein zylinderförmiger Felsen mit einem Dörflein mit Kirche obendrauf. Es führt sogar eine sehr aufwändig an den Felsen angebaute Strasse hinauf. Oben ein Panoramaweg rund um, super Aussicht! Am Nachmittag lassen wir uns nahe Alghero auf einem mit «Sternen überlasteten» Campingplatz nieder…

Von hier besichtigen wir in den folgenden Tagen die Altstadt und das Capo Cacca. Mittlerweile herrscht starker Wind und es ist schlechtes Wetter angesagt. Der starke Wellengang verhinderte einen Besuch der Grotta di Nettuno. Auch beim Torre Nuova auf der anderen Seite der Bucht ist es zu stürmisch. Da das Wetter noch so bleiben wird, ziehen wir nach drei Nächten bei den «Sternchen» wieder weiter Richtung Bosa.

Die Küste um das Capo Mararggiu ist sensationell schön, steil und wild! Heute Nacht ging es aber zur Sache! Fallwinde von den Bergen, Sturm, Regen und Hagel von See her. Damit wir es auch ja mitbekommen ein Dauer-Blitz und Wetterleuchten mit Donner und Krachen ohne Unterlass. Im letzten Moment bekomme ich die Dachluke über der Toilette noch zu fassen. Sie ist beschädigt aber noch Regendicht… Der Kostenpflichtige Stellplatz hier an der Spiaggia Tentizzos bleibt unvergessen, auch wegen den einmalig abwechslungsreichen Felsenerosionen am Strand und dem Spaziergang zum Torre Argentina!

Das mittelalterliche Städtchen Bosa hat schon viel Geschichte hinter sich. Nuragher, Phönizier, Römer, Wandalen, Byzantiner, die Judikate Sardinien,Pisaner, Aragoner / Spanier und man glaubt es kaum für ca. 12 Jahre die Östreicher... Erst danach, auf Druck der Sardischen und Piemonteser Könige, folgt das Königreich Italien mit der neuesten Geschichte. Sie alle schätzten den ruhigen Hafen von Bosa. Heute eher ein ruhiger und beschaulicher Flecken mit einer Handvoll noch aktiven Fischerbooten. Die anhaltend schlechte Witterung lässt uns wieder in das Landesinnere fahren. Am Castello di Mt. Ferru stürmt es wieder heftig. An eine Besichtigung mit Fernsicht zur Küste ist nicht zu denken. So verschlaufen wir uns beim nahen Forsthaus hinter einer Antennenanlage von RAI. Da können wir die zweite Sturmnacht über uns ergehen lassen.