2014

Kamerun

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veröffentlicht am

02.02.2014 - 28.02.2014

Nein wir haben es nicht vergessen den Bericht weiter zu führen. In Kamerun ist es interessant und es gibt viel neues zu erleben, dass müssen wir zwischendurch verarbeiten, so hat es etwas gedauert bis die Gedanken für diesen Bericht frei waren.

Also, am Sonntag den 2. Februar können wir in Kamerun problemlos einreisen. Beim Bargeldwechsel vom Naira zu dem CFA- XOF verlieren wir einiges an Fränkli, haben aber keine andere Möglichkeit, da die Währungen offiziell nicht untereinander gehandelt werden. Ab dem Grenzdorf Ekok fahren wir durch subtropische Landschaft auf einer ausgewaschenen Piste Richtung Osten. Wir kreuzen dabei immer wieder die sich im bau befindliche neue Strasse, die schnurgerade, ohne Kompromisse, durch den sekundären Wald gebaut wird.

Nach Mamfe steigt der Weg deutlich an und ab Etuku windet sich die Piste richtiggehend den Berg hinauf. Batibo liegt dann deutlich über 1500müM, es ist ein schönes Bergland das wir auf einer neuen Strasse durchfahren. Die Lasten werden von der untersetzten Bergbevölkerung nicht mehr auf dem Kopf getragen, sondern in grossen Bastkörben mit einem Kopfriemen auf dem Rücken. Das Klima ist deutlich kühler und für uns richtig angenehm.

Es geht danach wieder etwas hinunter, es bleibt aber eine Berglandschaft die sich auf der 1000m Höhenlinie einpendelt. In Batibo haben wir wieder einmal eine umfassende Verkehrskontrolle. Der junge Beamte der Gendarmerie ist sehr gewitzt, er bemerkt sofort die fehlende Fahrzeugversicherung. An langer Leine lässt er uns zappeln, wie ein Fisch an der Angel. Er schildert uns die gesetzliche Grundlage, dass es absolut verboten ist einen Meter ohne Versicherungsschutz zu fahren. Bis am Montag müssten wir hier stehenbleiben und eine  Haftpflicht Versicherung abschliessen. Wir jammern und winden uns ebenso gekonnt: Es sei ja alles richtig, aber an der Grenze wäre keine erhältlich gewesen, der Posten dort habe uns ermahnt in Bamenda die Versicherung zu besorgen und so fort. So ging es hin und her, schlussendlich nannte er uns Mama und Papa, wir mussten ihm versprechen nicht weiter als Bamenda zu fahren und er lässt uns mit einem Willkommen in Kamerun ziehen.

Das Versprechen lösen wir am Montag ein. Nach einer kalten Nacht, mit zwei Wolldecken, machen wir uns auf in die Stadt um eine Versicherung zu besorgen und einen Internetdongel für den Laptop zu organisieren. Ersteres geht ohne Probleme, für den Dongel laufen wir uns die Hacken wund. Bei Camnet sind sie gerade am umziehen und haben entsprechend wichtige Sitzungen, bei Orange gibt es nur tägliche MB zu kaufen. Wir sind schon richtig genervt, da sehen wir eine Reklame von MTN, 30 Tage Netzzugang für ca. 50 CHF, ein ansprechendes Angebot für uns. Erwartungsvoll gehen wir zu unserem Standplatz bei der Prespyt . Kirche zurück, um die Sache auf den Compi zu laden. Schnell müssen wir feststellen, dass diese Installation nicht einfach auszuführen ist, unter anderem benötigt man noch eine SIM Karte von MTN. Also wieder zurück zu MTN mit dem Laptop im Rucksack. Theres hat sich ganz dem Thema verschrieben und lässt nicht locker bis alles funktioniert. Leider habe ich in dem stickigen Raum eine „Funktionsstörung“ Verwundert nahm ich plötzlich die vielen Leute war, die sich um mein Wohlergehen kümmerten. Die stickige Luft oder so, verursachten eine kurze Kreislaufstörung und lassen mich zu Boden gehen. Ich habe von all dem nichts bemerkt, Theres hat sich aber doch sehr erschrocken und umsorgte mich sehr!

Am nächsten Tag sind wir wieder fit. Es geht auf der Ringroad nordwärts über Wum zum Lake Nyos. Nach Bamenda wird gemischte Waldnutzung betrieben, vorherrschend bleibt die Ölpalme.

In der Flussniederung vom Mentchum River wird auf  kleinen Feldern Reis angebaut.

Eine traumhaft schöne Strecke auf einer Alptraumhaften Piste. Gerne würden wir die Bergwelt mit schönen Fotos präsentieren, aber der Harmatan (Nordwind mit Sandstaub) ist immer noch aktiv und die Luftfeuchtigkeit hoch, so gelingt uns kaum ein schönes Foto und wir sind etwas betrübt. Wir können leider nicht die Regenzeit für ein klares Foto abwarten. Es erstaunt, wie viel besser als alle Technik das menschliche Auge die Umgebung wahrnehmen kann.

Ich empfehle die „Ringroad Cameroon“ und den „Lake Nyos“ zu Googlen und weitere Infos und Fotos in Wikipedia nachzulesen! Es ist traumhaft schön, erloschenes Vulkangebirge um den Mont Oku prägt die Landschaft mit tropischer Fauna, super! Leider auch dramatisch, vor 25 Jahren explodierte eine Gasblase im Lake Nyos und tötete 1700 Menschen und sehr viele Tiere. Heute wird die Gasblase im Kratersee indiziert und geregelt abgelassen. Bei diesen arbeiten bemerkte man, dass auf der Nordwestseite die Kraterwand unstabil und schwach ist. Aufwändig wurde Beton Indiziert und Alarmsonden eingebracht. Bei einem erneuten Vulkanbeben besteht die Gefahr, dass der Krater einbricht und der See zu riesigen Überschwemmungen führt. Nach den Berechnungen wird dieses bis nach Nigeria hinein 10`000de Opfer fordern. Die Alarme sollen in div. geologischen Instituten  ausgelöst und an die Behörden beider Länder gesendet werden. Die Bevölkerung im Gebiet hat eigentlich kaum eine Vorstellung von der Gefahr und das Alarmhorn am Krater kann im besten Fall das zur Bewachung befohlene Militär warnen.

Ein paar Soldaten sind jetzt mit der Lenkung der spärlichen Touristen beschäftigt. Es werden Kassenbücher geführt, die genau ausweisen welcher Tourist für die „Sicherheit“ am See bezahlt. Bei Bedarf wird auch für das Übernachten ein Obolus fällig, in der Baracke (mit schönem Zimmer) kostet es noch zusätzlich.

Die zurückgekehrten Bauernfamilien pflanzen in typischer Hackwirtschaft Maniok, Jam, Mais, Bananen und Kaffee.

Ab 1500m.ü.M. ist die Weidewirtschaft wieder Überwiegend, es erinnert an Alpwirtschaften.

Am nächsten Tag fahren wir auf der Piste weiter nach Osten. Bei Nkambe kommen wir wieder deutlich über 1500m/üM, die nun gute Piste wendet deutlich nach Süden. Die Landwirtschaft macht hier wieder eine Wende, es wird jetzt bis weit in die Berge hinauf eine etwas kleinere Sorte Jam gepflanzt und vereinzelt auch Kartoffeln und Mais. Es gibt Holzbewirtschaftung, vornehmlich Eukalyptus.

In Mbot können wir eine kurze Besichtigung eines Fon (Häuptling, König) Palastes machen. Leider nur beschränkt, der Fon selber ist nicht anwesend und die Frauen trauen sich nicht ohne seine Aufforderung uns alles zu zeigen.

An den West/Südwesthängen der Berge sind es Tee Plantagen, die die Landschaft wieder neu prägen.

In Kumbo suchen wir dann eine Möglichkeit zum Übernachten. Am Sitz des kath. Bischofs will sich keiner finden, der uns Zugang auf  die kleine versteckte Wiese hinter der Verwaltung geben kann. Schade, die Aussicht auf die Stadt wäre toll. Die Nonne im Sekretariat erbarmt sich und macht eine Absprache mit Schwester Ermelinde im Shisong Franziskanerkonvent  & kath. Hospital. Bei der Ankunft werden wir auf Deutsch begrüsst, Sr. Ermelinde ist aus dem Tirol und schon Jahre vor Ort. Wir werden aufs Beste mit einem einfachen Zimmer im Gästehaus versorgt. Wir wollten eigentlich im Auto bleiben, aber wir wurden Überzeugt, dass Zimmer zu benützen, nochmals besten Dank. Das Hospital ist eine Universitätsklinik mit einer weit über die Landesgrenzen bekannten Herzchirurgie. Die Studenten vor Ort haben eine sehr gute Internetanbindung mit guten Geräten. Wir nützen diese Möglichkeiten für uns, den der MTN Dongel braucht extra guten Netzempfang, wenn er richtig arbeiten soll.

Von Kumbo aus geht es dann Südwest / Westwärts weiter auf der Ringroad wieder nach Bamenda. Am nächsten Morgen Überzeugen wir MTN den Dongel neu auf den Laptop zu laden, da die Funktion nicht den Erwartungen entspricht. Theres bekommt Unterstützung, aber bis heute ist eine gute Netzanbindung in Kamerun eine reine Glückssache, da gibt es noch viel aufzuholen!

Durch Bergland fahren wir dann weiter Südostwärts über Bafoussam, Tonga nach Baifa. Mangels anderen Möglichkeiten Übernachten wir da weiter südlich im Kakao. Wirklich, wir schlagen uns in den Kakao einer Kooperative und verbringen eine absolut ruhige Nacht ganz für uns.

Dann erreichen wir die Hauptstadt Yaounde. Bei den Benediktinermönchen auf dem Mont Febé finden wir einen guten, nicht ganz günstigen Platz um zu Campen. Von da können wir uns ganz dem beschaffen von weiteren Visa widmen. Dreimal müssen wir auf der Botschaft von Gabon vorsprechen bis der Antrag alle Formen erfüllt. Unter anderem wird eine bestätigte Hotelbuchung durch ein Reisebüro verlangt. Das Visa kommt so spät in der Woche, dass für weitere Anträge keine Zeit mehr bleibt.

Wir haben aber eine gute Zeit auf dem Mont Febé, da ist eine Berufschule für Schreiner angegliedert, die durch das Kloster in Engelberg aufgebaut und gesponsert ist. Ein ehemaliger Schüler, nun ein gediegener Herr, lädt uns zu einer Stadtrundfahrt mit Häppchen und Bier ein. Er hatte eine sehr gute Zeit in Engelberg und anderen Orten in der Schweiz erlebt, nun will er dass wir auch eine gute Zeit in Yaounde erleben, Danke.

Heute beschäftigt er sich mit dem importieren von edlem Marmor für die Ausstattung der Häuser der Oberschicht in Kamerun und einem Reinigungsinstitut. Afrika ist einfach anders!

Wir unterbrechen die Visa Beschaffung  und machen uns auf den Weg zu Cousin Andre in Ebolowa, 125 Km weiter im Süden. Wir sind sehr willkommen und können kaum aufhören mit Erzählen. Besonders schmeckt uns das feine Essen von Mireille und der Jusistaler Bergkäse von André! Am Sonntag besuchen wir dann das Dorf seiner Frau Mireille mit unserem Auto. Die Familie hatte die Meinung, wir könnten da nicht hinfahren und müssten ein Fahrzeug anmieten. Dieser Diskussion machte ich deutlich ein Ende. Für den Besuch half uns Mireille ein Geschenkpaket zusammen zu stellen. Das setzte sich unter anderem aus 25 Kg Reis aus Thailand und 20 Kg gefrorenen Fisch aus Mauretanien zusammen.

Unterwegs besichtigen wir einen unterirdischen Bachlauf, über diese Naturerscheinung sind abstruse Geschichten im Umlauf , es gilt als mutig in der trocken Jahreszeit da unten durch zum nächsten offenen Loch zu schlüpfen. Aber nur zu einer Seite hin, die andere ist tabu!

Nach etwa 1,5 Stunden Fahrt, kommen wir im Dorf an. (der Name kann ich immer noch nicht aussprechen) Gerne werden die Präsente entgegen genommen. Wir werden herumgeführt und das Dorfleben wird uns möglichst genau erklärt. Mit Erstaunen stellen wir fest, dass es im Ort absolut normal ist, wenn ein Mann bis zu drei Frauen hat. Das führt dann zu interessanten Konstellationen. Der Mann lebt in seinem Haus, die Frau(en) in einem eigenen. Nach den wirtschaftlichen Möglichkeiten sind dann diese Häuser gebaut. Ein ehemaliger Abgeordneter hat vor dem Dorf einen kleinen  Palastkomplex errichtet und betreibt eine grosse Landwirtschaft, mit Fisch und Schweinezucht. Er hat besonders viele Kinder (und Neider)

Von aussen betrachtet ist die Dorfgemeinschaft dem Christentum sehr aktiv zugewendet. Zur Sicherheit wird den Naturreligionen noch gehuldigt. Um ganz sicher zu gehen ist es auch noch möglich mit Hokuspokus direkt dem Nachbarn zu Schaden (oder den Nebenfrauen und Kindern). Es scheint mir, die Pastoren selber haben die Bibel noch nicht mit dem notwendigen Ernst gelesen, sie machen sich die Ängste der Mitmenschen kräftig zu nutzen!

Es war sehr interessant bei Cousin André und seiner Frau Mireille. Ihre Mutter Therese kochte uns ein feines Mittagessen. Nach dem netten beisammen sein bekommt Mireille aus dem Hausgarten der Mutter einen Bananenbüschel mit auf den Rückweg. (Mittlerweile gereift, sie schmecken sehr gut!)

Am Montag fahren wir wieder nach Yaounde um die Visa von Rep. Kongo zu beantragen. Jetzt nächtigen wir beim Presbyterianer Konvent auf einer Wiese unter schönen Bäumen.

Leider ist uns das Visa- Glück nicht hold. In dieser Woche werden wegen Abwesenheit des Botschafters keine Rep. Kongo Visa ausgestellt. Schnell versuchen wir es noch bei der Botschaft von Dem. Rep. Kongo (das grosse) und können das gewünschte am anderen Morgen abholen.

Wir wollen nicht durch abgegebene Pässe bis zur anderen Woche blockiert sein, so ziehen wir den Ausflug an die Küste, zum Mt. Kamerun, Buea und Limbe vor. Diese Rechnung haben wir auch ohne Wirt gemacht. Der Präsident von Kamerun spuckt uns kräftig in die Suppe! Seine Party zieht er in Buea durch, im alten, sehenswerten Gouverneursgebäude aus der Kolonialzeit. Wir leiden gleich doppelt, bei der Anfahrt in Douala (ca 3 Mio Einwohner) wird wegen der Durchfahrt des Präsidenten der Verkehr drei Stunden stillgelegt! In Buea finden wir kaum ein Übernachtungsplatz, alles überfüllt und abgesperrt. Im Hof eines Hotels ist es dann möglich zu campen.

Am frühen Morgen schon ein Geläufe, alles voll von Gendarmerie und Militär, wir flüchten an die Küste.

Auch da erleben wir den Ausnahmezustand, eine Kontrolle folgt der nächsten. Das nervt uns zu sehr und wir beschliessen nach Kribi hinunter zu fahren, da soll es angenehm und schön sein.

Es ist superschön, superheiss und superfeucht. Wir geniessen das Meer, machen eine Wanderung zu einem kleinen Wasserfall, der sich in eine malerische Meeresbucht ergiesst. Toll, nur die sehr lästigen Schlepper sind mühsam. Am Sonntag geht es zurück, wieder nach Yaounde. Der lange Weg wird uns hoffentlich durch das Rep. Kongo Visa belohnt. Das wird der nächste Reisebericht erzählen. Diesen Bericht stellen wir hier in Yaounde ins Netz, da es weiter südlich noch mehr Probleme mit der Netzanbindung geben soll. Es ist also durchaus möglich dass es etwas dauert bis wir wieder Afrikageschichten erzählen können.

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