Auf in die Mongolei: Schweiz - Tschechien - Slowakei
15.03.2019 - 25.03.2019
Uns gefallen schöne Türen und Tore. Eine Tür hat etwas Geheimnisvolles. Was für Welten, was für Menschen und Geschichten verbergen sich dahinter. Türen haben zwei Funktionen: Sie ermöglichen es, dass man in ein Haus eintreten oder hinausgehen kann. Man kann sie Abschliessen, dies schafft Wärme und Schutz für die Bewohner. Wer vor verschlossenen Türen steht, kann nur herein wenn ihm von Innen geöffnet wird. Nach dem Schliessen unserer Haustüre hoffen wir viele schöne Türöffnungen zu erleben.
Ich schätze an Theres ihre Begeisterungsfähigkeit für das neue, Insbesondere die Energie, die sie für eine neue Reise aufbringen kann! Zielsicher kümmert sie sich um tausend Informationen, die Unterwegs von Nutzen sein können. Listen mit Hinweisen für div. Grenzübertritte, Stellplätzen an sehenswerten Orten, Stellplätze entlang der Route und viel Nützliches mehr. Wie sie ihre Ideen umsetzt, Chapeau!
Meinerseits kümmere ich mich um unseren “Giovanni.” Giovanni ist für uns der Inbegriff eines italienischen Namens und ein Italiener mit Charakter ist unser 4x4 IVECO Daily 4010 von 1992 mit der aufgesetzten Wohnkabine ohne jeden Zweifel. Für diese Reise haben wir ihm, neben umfangreichen Wartungsarbeiten, eine neue Solaranlage und eine neue Diesel Standheizung gegönnt. Die festgestellten Schwachstellen sind so gut wie möglich repariert. Natürlich, dies und jenes musste noch im letzten Augenblick erledigt werden, um dann mit dem übervollen Fahrzeug die Reise unter die Räder zu nehmen.
Die Route haben wir zusammen in den letzten Monaten vor unserer Abfahrt geplant. Es stellt sich jetzt so dar, dass wir über Deutschland, Österreich, Tschechien, Slowakei, Ukraine nach Russland fahren. In ca. 4 bis 5 Wochen wollen wir den Baikalsee in Sibirien erreichen, um von da aus in der Mongolei anzukommen. Besonders in den EU-Ländern richtete sich die Routenplanung an den unterschiedlichsten Strassenmautgebühren aus. Da wir als “schweres Wohnmobil” gellten, also über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht, machte es die Planung recht spannend.
Mit sehr durchmischten Gefühlen starten wir in Zwingen am Freitag, den 15. März 2019 die Reise. Ein wenig liegt uns die riesige Distanz auf dem Magen. Besonders unangenehm ist aber, dass wir unsere Pässe noch nicht vom Visadienst mit den notwendigen Visas zurück erhalten haben. Diese stellten wir im November 2018 mit allen erforderlichen Unterlagen an den Visadienst zu. Im Januar gab es noch ein Telefongespräch zur Abklärung, da schien alles i.O. zu sein. Am vereinbarten Zustellungstermin ende Februar erreichten uns keine Pässe! Bei einem klärenden Gespräch wurde versucht die Schuld auf uns zu schieben, es sollen Papiere fehlen und anderen Blödsinn. Das nötigte mich, den Geschäftsführer mit dieser unerfreulichen Situation zu konfrontieren. Der Sache wird nun seriös nachgegangen und bald stellt sich heraus, unsere Visas sind ganz einfach vergessen gegangen!? Auch die netteste Entschuldigung bringt uns die zwei unnütz verflossenen Monate nicht zurück. Es muss also eine praktikable Lösung gefunden werden! Wir vereinbaren, die Pässe mit den gültigen Visas per Kurier nach Kosice in der Slowakei zu senden. So verlieren wir hoffentlich nicht zu viel an Zeit und der Umweg wird auch nicht allzu gross, wenn wir sie dort abholen.
Wie es scheint haben wir alle Zeit der Welt. Diese Nützen wir mit Abschiedsbesuchen bei der Familie, z.B. Eishokey- und Fussballmatch mit Freunden und den Enkeln . Dann endlich geht es ostwärts. Bei Graupelschauer und heftigem Wind können wir an unserem ersten Reisetag in der Fremde, ein sicheres Plätzchen am Ammersee finden. Der stark besuchte See vor den Toren Münchens ist noch im Winterschlaf, keine Menschenseele kümmert sich um uns. Weiter geht es über Passau nach Österreich, durch die beeindruckende Landschaft von Mühlenviertel und Waldviertel.
Bei einem Sendemast bei Horn finden wir einen guten Nachtplatz. Im Schein des hellen Mondes röhren die Rehbullen um die Wette, das Frühjahr ist da! Der Wasserhahn des nahe liegenden Friedhofs spendet uns frisches Wasser für unsere Behälter. Wohlwollend beaufsichtigt uns ein Besucher dabei. Aber ein Gespräch ist nicht so recht möglich, der nette Herr hört nicht mehr allzu viel und ich verstehe kaum seinen ausgeprägten Dialekt. In der Nähe von Znojmo kommen wir nach Tschechien, in die gleichnamige Region. Brno lassen wir im Norden liegen und auf der E50 geht es Richtung Slowakei. Die Industriestadt Uhersky Brod beeindruckte durch aufwändig renovierte “Plattenbauten” natürlich im Stil des 21 Jh. Mit Werbung an der Seite.
Vor Trencin, Slowakei wollten wir die tschechischen Kronen wechseln. Erstaunt nahmen wir die Euro in Empfang, es war uns gar nicht bewusst, wieder im “Euroland” zu sein. Auf der Strasse Nr. 50, die ab und an auch abweichende Nummern führt, geht es weiter nach Osten. In Prievidza, Ziar und Zvolen wird durch den Abbau von Kohle unter Tage geprägt. Diese wird gleich vor Ort Verstromt und das anfallende heisse Wasser in die Städte zum heizen geführt. Dick isolierte Rohre bilden ein dichtes Netz in der Landschaft. Nach einer Übernachtung bei einem Forstcamp im lichten Laubwald, nehmen wir eine Nebenstrasse unter die Räder. Die 526 führt uns bei Hrinova hinauf in die Hügel der “Slovenske Rudohorie.” (sagt die Karte) Auf 1'000 Höhenmeter erreichen wir den Scheitelpunkt und werden mit einer prächtigen Aussicht belohnt. Weit im Norden sehen wir die 2000er der hohen Tatra. Alle Gipfel verschneit und in der Sonne glitzernd, ein prächtiger Tag. Den beschliessen wir auf dem Parkplatz der “Hrad Krasna Horka” einer prächtigen Burg, ca. 60km vor Kosice. Durch den klaren Vollmond werden wir zwangsläufig Zeugen der illegalen Taten mancher Lichtscheuen Gestalten. Aber wir sind halt doch auf dem Land, ab 22:30 ist die Ruhe wieder eingekehrt.
Bei der Anfahrt auf Kosice staunen wir über die weitläufig vor der Stadt ausgebreitete Schwerindustrie. Dominierend der riesige Komplex von US Steel, Raffinerie- und Chemiebetrieben. Da darf Holcim natürlich nicht fehlen. Qualm und Staub im XXXL Format über dem weiten Tal, wie vor Jahren im Ruhrgebiet. Die schlimmsten Qualmer beruhigen ihr Gewissen, so scheint es, durch div. Förderungen an Stadien, Renovationen von Palästen und Kirchen. Holcim ist besonders im Nationalpark “Slovenski Kars” engagiert, wie wir bei unserem Ausflug am nächsten Morgen feststellen. Hier in Kosice warten wir nämlich auf unsere Pässe. Der Bescheid von Visa Service Born aus Luzern (diejenigen die ein “Gnusch” auf dem Schreibtisch haben) ist nicht sehr gut. Es kann deutlich in die folgende Woche gehen, bis wir diese in den Händen halten!? Es ist so wie es ist, also versuchen wir das beste daraus zu machen. So wird bei schönstem Wetter erst einmal die grösste Schlucht der Slowakei durchwandert. Auf dem Rückweg, hoch über der Schlucht, kommen wir an unsere Grenzen. Insbesondere der Abstieg ist für unsere Alteisensammlung (Knie- und Hüftprothesen) schwierig.
Weiter im Programm ist ein Stadtrundgang mit Basilika und dem schönen Zentrum. Auf die weit herum sichtbaren Plattenbauten ausserhalb hatten wir keine Lust.
Am Sonntag folgt ein Spaziergang am Vulkansee Vinianske (60km) und anschauen des Stausees Zemplinska. Auf der Rückfahrt kommen wir im Dörflein Dargov vorbei, da wurde 1944/ 45 Geschichte geschrieben: Die Deutsche Wehrmacht machte es dem Erdboden gleich um beim Verteidigen der Front freies Schussfeld zu haben. Die Jagdpanzerdivisionen 97, 100 und 101 hatten jedoch in den Tage dauernden Kämpfen der roten Armee nichts entgegen zu setzen und bekamen mächtig eins aufs Dach. Der Weg nach Westen und Ungarn war aufgebrochen. Das kann man am Mahnmal für die Gefallenen nachlesen und zwei Russenpanzer bestaunen. Erstaunlich sind die Blumengaben, die da immer noch fein säuberlich dargebracht werden. Zurück auf dem Camping in Kosice warten wir der Dinge die Kommen werden.
Weiter warten… Die Zeit verbringen wir im Botanischen Garten. Der Garten wurde am Fuss eines Hügels am nördlichen Stadtrand auf einer Fläche von 30ha angelegt. Viele Pflanzen in der Anlage sind noch im Winterschlaf. Um 16:00 kommt das erlösende SMS: Die Pässe sind unterwegs!!! Leider müssen wir uns noch bis zum Mittwoch gedulden.