Im Süden Afrikas - 5. Teil - Namibia (2)
14.12.2022 - 12.01.2023
Die angenehmen Temperaturen fördern unsere Aktivitäten. So wird zuerst alles rund um die Autos geregelt und da gibt es einiges. Der Mietwagen von Isis benötigt einen Service und Giovanni eine Diagnose der Elektrik. Da ist schnell klar, eine neue Starterbatterie ist erforderlich. Für die ewig lockeren Schrauben an der Lenkung werden Wundermittel gekauft und gleich angewendet. Am späteren Nachmittag stehen die zwei Camper fast wie neu auf dem Platz. Flott geht der nächste Tag mit Besichtigungen und organisieren von div. Permits für den Namib Naukluft NP vorbei. Am frühen Morgen werden die ersten Sehenswürdigkeiten angefahren. Kaum auf den ersten Pistenkilometern des NP unterwegs, müssen wir uns um unsere Zahnplomben und sämtliche Schrauben am Auto sorgen. Es sollte auch beim NWR langsam ankommen, dass ein Unternehmen nicht nur kassieren, sondern auch Investieren muss und sei es in das interne Strassennetz! Die Aussichten in die «Moon Landscape» sind dennoch gewaltig! Wie auch die älteste bekannte «Welwitschia Mirabilis» stark Beeindruckt. Wir sind uns einig, eine gute Tour. Ein feines Abendessen stärkt uns für die folgenden Tage. Die beginnen in der Hafenstadt Walvis Bay 33km weiter südlich. Erst mit der Selbständigkeit Namibias wurde die südafrikanische Enklave in den Staat Namibia eingegliedert. Anders als in Swakopmund gibt es hier keine deutsche Vergangenheit. Neben dem Hafen und den schmucken Häusern ist es die Düne 7 die Touristen anlockt.
Bald sind wir wieder im Namib Naukluft NP unterwegs zum Vogelfederberg. Eine interessant erodierte Felsformation die sich aus der Wüste erhebt. Die südliche Schlaufe vorbei an der Wüstenforschungsstation Gobabeb und durch die Zebrapfanne zurück zur C14 bringt leider keine Tiere in Sicht. Der einsame und gleichermassen einfache Campground Kriess-se-Rus lässt uns aber in dieser Nacht vorzüglich Rasten. Eine Interessante, rustikal ruppige Piste führt uns nordwärts über die C28 hinaus zu einem weiteren Muss einer Namibia Reise, der Blutkuppe. Die bei besonderen Bedingungen blutrot scheinenden Rundfelsen sind mit genügend Elan zu bezwingen. Am frühen Morgen hat Bernhard genügend und er schafft es hinauf, Bravo. Das gelöste Permit erlaubt es zwei Nächte in den «Selbstversorger Camps» der Umgebung zu nächtigen. Auf einer 4x4 Piste wäre noch Rock Arch zu erreichen. Nach einigem hin und her beschliessen wir es zu versuchen. Feuchte Hände habe ich beim zweimaligen Durchqueren des Onaries Rivier bekommen. Das Problem war nicht das Wasser, es gab keines, sondern der tiefgründige Sand. Glücklich erreichen wir die Naturbrücken von Rock Arch in vollkommener Natur. Die Landschaft erinnert an die Western Serie Bonanza und wir erwarten dass Hoss am nächsten Felsengebilde erscheint.
Auf einer weiteren 4x4 Piste kommen wir ohne Zwischenfälle zur C28. Diese bringt uns zum Witwatersberg zur Linken und dem Grootberg auf der Rechten. Die Bergrücken erheben sich recht eindrücklich aus der Hochebene. Kurz nach dem Abbiegen auf die C32 haben wir wiedermal einen platten Reifen. Mittlerweile schon recht routiniert wird das Rad gewechselt und wir kommen noch früh zum Tsaobis Natur Park. Wegen den bevorstehenden Feiertagen haben wir hier reserviert. Es entsteht eine ungemütliche Situation als wir feststellen, dass es keinen Landstrom für Isis Camper gibt, dass es keine Tiere zu sehen gibt (sie sind weit in den Bergen) und das Restaurant nur Getränke im Angebot führt. So kürzen wir unseren Aufenthalt und füllen den Tag mit verschiedenen Tätigkeiten aus. Meinerseits versuche ich den platten Reifen zu reparieren, sogar mit Erfolg… Im Netz finden Isis einen schönen Campground (in Fertigstellung) mit Strom bei Usakos. Wie wir dort ankommen ist auch an ihrem Auto einen Platten festzustellen. Für unsere Toilette wird ein Appartement aufgeschlossen. Heute soll es Fondue aus der Pfanne geben. Der Wind bläst jedoch so stark, dass wir in unsere «Wohnung» umziehen und so ein wenig Adventsstimmung geniessen können. Von Usakos zur Spitzkoppe ist es ein kurzer Weg und schon früh können wir uns im Park einen der 21 Übernachtungsplätze aussuchen. Nach der Entscheidung für ein Plätzli, bleibt noch genügend Zeit schönste Punkte anzufahren und zu geniessen. Spitzkoppe sind eigentlich drei Berggipfel die sich hier 728 Meter aus dem vorgelagerten flachen Land erheben. Das besondere sind die aussergewöhnlichen Erosionen im rötlichen Granitfelsen und wie sich die Pflanzen ihre Nischen suchen. Wie wir ankommen, hat es schon über ein Jahr nicht mehr geregnet… Zusammen mit Bernhard steige ich hoch zum «Bushmanns Paradise» und lassen uns vom Guide die Bäume und San Felszeichnungen zeigen. Zurück im Camp beginnen die Vorbereitungen für unsere Weihnachtsfeier am Lagerfeuer. Eine Lichterkette am Kameldornbaum bringt die gute Stimmung und es schmecken die Dörrbohnen mit dem namibischen Schüfeli ganz fein, Danke Heidi.
Omaruru erreichen wir kurz nach Mittag und waren gut beraten sogleich einen Platz zu suchen. Im Angenehmen Vogelsang Camp werden wir freundlich aufgenommen, aber kaum sind wir im Hof empfiehlt sich der Eigner. Er freut sich sichtlich auf das Weihnachtsessen bei einem «Braai» im Busch. Einkaufen ist nach unseren Tagen im «Bush» eine nicht unerhebliche Sache. Die Besichtigung vom alten Bahnhof und dem «Franken Turm» eröffnet einen Blick in die deutsche Vergangenheit. Der Schutztruppenoffizier Franke wurde berühmt für seinen Gewaltmarsch durch die Wüste mit seinen Mannen. Diese kamen rechtzeitig um die Besatzung im Turm vor den Herero zu schützen. Das sehenswerte Museum mit friedlichen Exponaten blieb uns leider verschlossen. Über Kalkfeld an der C33 kommen wir zu den «Dinosaurier Footprints». Die Fussabdrücke sind nicht immer klar in der schiefen Kalkstein Flächen zu erkennen. Es gibt hier Spuren von zwei Arten, die kleineren hatten etwa die Grösse von Truthähnen, die grossen etwas mehr als ein Strauss. Beide sollen recht kämpferisch durch die urzeitliche Landschaft marschiert sein, sagt die Wissenschaft… Auf der Farmstrasse D2404 erreichen wir die Nord-Süd Verbindung B1. Das angepeilte Camp entspricht nicht unserem Geschmack und so wird es ein recht langer Tag bis wir vor Okahandi ein Plätzli finden. Das Experiment mit dem «Spa und Ressort Gross Barmen» brechen wir ab bevor wir beginnen, dito das «Ressort am Von Bach Damm» es entspricht nicht unserem Weltbild. Hoch über dem Stausee halten wir Lagebesprechung. Wir beschliessen eine kurze Trennung und verabreden ein treffen in Windhoek.
Wieder wird Eingekauft, aber diesmal im Industriegebiet Nord. Schmieröl, Schlauch und Felgenband steht auf dem Zettel. Die Feiertage machen alles recht schwierig und es gelingt nur der Öl Einkauf. Danach geht es Richtung Flughafen um einmal zu sehen, wo unser Giovanni nach der Tour unterkommen wird. Da im Trans Kalahari Inn ebenfalls Feiertages Laune vorherrscht und die Inhaberin im Urlaub ist. Also wird etwas herumgewerkelt und Giovanni bekommt seinen längst fälligen Öl- und Filterwechsel. Zumindest der gute Geist des Campground ist zuvorkommend und so machen wir dennoch einen Vertrag zur Unterstellung des Campers. Am 29. Dezember treffen wir im Urban Camp wie abgesprochen Isis und die Toggenburger. Beim gemeinsamen Kaffee wird mal kräftig geklönt und Pläne besprochen. Das wichtigste Ziel, gut in das neue Jahr zu rutschen. Beim Silvester «Braai» gelingt es den auch, beinahe. Denn alle 11 deutschsprachigen Teilnehmer der Runde sind schon vor dem Jahreswechsel mit süssen Träumen am schlummern. Eine recht kurzweilige Zeit hier im Urban Camp und die Geburtstagsfeier von Bernhard in Joes Bierhaus ist ein weiterer Höhepunkt. Das namibische Museum für Geologie zeigt nochmals sehr interessantes, sogar ein Model eines Sauriers. Sehr aufschlussreich wie sich die Diamantensuche in den Küstenbereich von Namibia ausbreitet und die neuen Gasvorkommen an der Skeleton Coast, die schon europäische Investoren anlockt… Zusammen mit Isis besuchen wir den Daan Viljoen NP wo wir die vielen Giraffen bewundern.
Heute am 5. Januar 2023 geht es wieder «on Tour». Auf der staubigen C26 südwärts über den Kupferberg Pass. Die Strasse wird flankiert von ausgedehnten Farmen und von weitem grüssen Bergspitzen, die über 2'300 MüM erreichen. In etwa bei «Kubitzhaus» nehmen wir die D1283 zur Farm Isabis. Hier am Gaub Rivier gibt es ein «Bush Camp» das wir sehr geniessen. Auch diese Farm bessert das Auskommen mit touristischen Aktivitäten, hier ist es ein «4x4 Trail» auf dem Gelände der Farm. Auch wir folgen diesem bis zum Aussichtspunkt auf den trockenen «Wasserfall». Die Schlucht ist jedoch eindrücklich. Zurück am Farmhaus erzählen wir dem Farmer, dass unsere Schwiegertochter Anja hier (vor ca. 30 Jahren) ein Geologiepraktikum besuchte. Er erinnerte sich an diese Zeit und revanchierte sich mit ein paar Einzelheiten aus dem heutigen Betrieb. Er pachtete die Nachbarfarm um genügend Tiere durch die trockene Zeit zu bringen, es ermöglicht das halten von mehr Tieren und ein schnelleres wachsen der Herde nach schlechten Zeiten. Es scheint herausfordernd zu sein, ein rechtes Auskommen mit 20'000 Hektaren wüstenartiger Fläche zu finden… Am nächsten morgen führt uns die D1275 über den spektakulären «Spreetshoogte Pass». Nur Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen sind zugelassen, wohl um sicher genügend Bremsleistung bei der Abfahrt in die Namib Wüste zu haben. Am späten Nachmittag erreichen wir Solitaire mit seiner berühmten Bäckerei, die jedoch seit dem versterben des Bäckers geschlossen ist. Diese Wüstenei wird aber durch den regen Durchgangsverkehr der Touristen am Leben erhalten, auch durch uns ;-) Auf dem Campground sind wir froh, dass wir Pensionäre genügend Zeit mitbringen, um nicht noch mit Licht nach 19.00h die Reise fortsetzen zu müssen.
Wer hat nicht schon gestaunt über Orte wie «Sesriem Canyon» und die Dünen der «Sossusvlei». Auch wir bestaunen die Naturwunder, aber leider auch über die Preisgestaltung der NWR Behörden! Es wird glatt das fünffache des üblichen für eine Übernachtung abgezockt und wie üblich mit einem Minimum an Gegenleistung. Sei es drum, geniessen wir die prachtvollen Bilder! Das beginnt am Morgen früh um 5.00h. Bei der 60km Fahrt vom Gate hinunter in die Sossusvlei werden wir mit einem einmaligen Farbenspiel in den Dünen verwöhnt. Die «Deadvlei» zeigt sich sehr mystisch mit seinen toten Bäumen. Man stelle sich vor, in der «Sossusvlei» verdunstet ein ganzer Fluss, wenn er Wasser führt findet er keinen Weg zum Meer. Etwa alle 8 Jahre verursacht ein Hochwasser weitreichende Überschwemmungen und es entsteht ein See. An diesem Abend erleben wir im Camp einen so kräftigen Abendwind, dass wir vor dem aufgewirbelten Staub in die Autos flüchten. Aber ohalätz, er dringt durch jede Ritze und belästigt uns bis ins Bett.
Die Weiterfahrt über die diversen Pisten zum Schloss Duwisib (Googeln lohnt) bis zur Betta Campsite fördert natürlich unser «Einstauben». Kurz nach dem Start in Betta kommt uns ein bekanntes grünes Auto entgegen!! Beim Begrüssungskaffee schwärmen Stina und Turi von der Schönheit der Wüste entlang der Piste D707. So überzeugt benutzen wir diesen Weg zwischen der Namib Sandwüste und den Tirasbergen, es war eine gute Wahl! Umso mehr, als es Orix und weitere Wildtiere zu sehen gibt. Staunend nehmen wir die properen Rinder der Farm Weissenborn wahr und überlegen, wie es in dieser Einöde möglich ist die Rinder so prächtig aussehen zu lassen. In der Klein Aus Logde sind wir nicht willkommen… Macht nichts, im Dörfli Aus ist es gut zu Übernachten und die Leute sind sehr freundlich. In der Nacht haben wir es gehört und am Morgen am Bahnhof sehen wir es, einen langen Güterzug mit zwei Dieselloks. Die drei «Isebähnler» machen gerade Schichtwechsel. Einer findet Zeit für ein paar Worte und erzählt, dass sie das Erz aus Upigton (Südafrika) nach Lüderiz in den Hafen bringen. Auf der B4 geht es hinunter nach Lüderitz. Zur rechten Hand ist der riesige Naukluft NP und zur linken das «Sperrgebiet». Nahe der ehemaligen Bahnstation Garub, unter den Hügeln des «Dikke Willem» ist das Revier der Garub Wildpferde. Seit dem Ende der deutschen Schutztruppe im ersten Weltkrieg sind diese immer wieder in der Gegend gesichtet worden. Es wird vermutet, dass es ehemalige Militärpferde sind, die hier ein Plätzli gefunden haben. Nahe Aus war ja ein Internierungslager der Alliierten für die deutschen Truppen und diese hätten bei der Auflösung alles was viel Transportraum kostete einfach in der Wüste entsorgt. Das NWR unterhält heute ein Wasserloch wo wir die Wildpferde und weitere Wildtiere beobachten können
In Lüderitz staunen wir nicht schlecht, jedes Geschäft, Cafe oder Restaurant ist Überflutet von Touristen aus aller Herren Länder. Des Rätsels Lösung sind zwei riesige Kreuzfahrtschiffe draussen vor dem Hafen. Mit Booten werden diese an die Marina gefahren, wo jetzt am Nachmittag der Touristenkollaps bevorsteht. Sogar im Lebensmittelgeschäft Spar sind die Kassen verstopft. Man muss sich fragen, bekommen die zuwenig Kost an Bord?! Zur Sicherheit sorgen wir für unser Campingplätzli im Hof eines Guesthouses, nicht dass die etwa noch alle Camping machen wollen… Nach einer Verschnaufpause wagen wir uns wieder auf die Strasse. Am Hafen beim Portugiesen können wir feinen Fisch geniessen, war super! Heute Morgen machen wir einem anderen Portugiesen draussen am Meer unsere Aufwartung. Kapitän Diaz hat hier auf dem Weg nach Süden, im Auftrag seines Königs, als erster Nichtafrikaner ein Kreuz aufgestellt. Noch heute ein wilder und stürmischer Küstenstreifen mit Natur ohne Ende. Wir folgen einem Pfad, der uns bis zur grossen Bucht hinunter bringt. In einem Salztümpel sichten wir prächtige Flamingos. Nach Einkäufen im inzwischen ruhigen Spar Supermarkt fahren wir auf der B4 wieder zurück bis Kolmanskoop, einer Geisterstadt aus der Zeit des grossen Diamantenfiebers. Beim Sand von den Geleisen schaufeln, fand ein Mitarbeiter des Streckenwärters Stauch, ein Nama, einen schönen Diamanten. Sogleich sicherte sich Streckenwärter Stauch alle Schürfrechte in der Umgebung und wurde über Nacht zum Multimillionär. Der Ruhm über den Diamantenreichtum lässt die Region so richtig Aufblühen, auch zur Freude der Kaufmannsfamilie Lüderitz, die den Boom mit Konsumgütern unterstützt. Mit der Besetzung durch die Alliierten im 1. WK fand es ein brutales Ende. Bei der Weiterfahrt können wir einen Trupp Arbeiter beim Geleise räumen beobachten, sie schauen sicherlich gut auf ihre Schaufeln…