Im Süden Afrikas - 4. Teil - Namibia (1)

19.11.2022 - 13.12.2022

Namibia erreichen wir am 18. November über den Grenzübergang Ngoma Bridge, im östlichen Caprivi-Zipfel. Auf der guten B8 kommen wir zügig nach Katima Mulilo, wo wir etwas ausserhalb am Zambesi Übernachten. Ein bisschen mit Wehmut verlassen wir das schöne Namwi Island Camp und fahren über die gut unterhaltene Nebenstrasse C49 in einem weiten Bogen nach Kongola. Entlang der Feuchtgebiete des Linyanti und der Strasse, sind sehr viele neue Höfe entstanden. Diese sind mit einem starken hohen Zaun umgeben um vor wilden Tieren und dem bösen Blick der Nachbarn zu schützen. In der Regel sind die einfachen Höfe sehr aufgeräumt und proper. Jetzt, kurz vor der Regenzeit, werden die Felder für die Saat vorbereitet und die Reetdächer der Hütten mit viel Geschick erneuert oder repariert. An der Form der Dächer ist ersichtlich, zu welcher Volksgruppe die Bewohner gehören. Auf der weiteren Fahrt durch den Caprivi-Zipfel durchqueren wir den Bwabwata NP, der ausser den Spuren von Elefanten am Busch und dem sanften auf und ab der Strasse kaum etwas bietet. Die Popa-Falls sind bei genauem Hinschauen romantisch verklärte Stromschnellen mit einem Restaurant über dem wenigen Wasser. So sind wir den froh, dass wir das natürliche und interessante Ngepi Camp am Okovango auf Anhieb finden. Diese Anlage bietet Abwechslung vomtouristischen einerlei, insbesondere beim benützen der «Popa-Falls» Toilette! Die nächtliche Geräuschkulisse verführt uns zu einer weiteren tropischen Buschnacht vor Ort.

Die B8 trägt uns 200km weiter nach Rundu. Immer in der Nähe der Grenze zu Angola und den Flusssystemen von Cubango und Okovango. Auf einer Campsite nahe des Grenzübergangs verbringen wir eine unruhige Nacht. Gleich zwei bewaffnete Wachmänner sollen uns Sicherheit vorgaukeln. Die Region so nahe an der Grenze zu Angola scheint nicht ohne Probleme zu sein. So sind wir denn erleichtert, als wir auf der B8 nach Südwesten unterwegs sind. Die folgende Strecke in öder Halbwüste zum Veterinärzaun beim Mururani-Gate ist ohne Ereignisse. 140km Schnurgerade aus, keine Kurven, ab und zu senkt sich die Motorhaube um dann gleich wieder nach oben zu kommen, aha, dass war ein ausgetrockneter Bach… Genug Zeit um sich mal Gedanken über die Bevölkerung von Namibia zu machen: 2,65 Mio. Einwohner, Bevölkerungsdichte 2,88 Einwohner per km2. Nach der Mongolei das am dünnsten besiedelte Land der Erde. Im Norden, an der Grenze zu Angola leben die meisten Menschen. Südlich von Windhoek und in der Namib wird es geradezu Menschenleer… Die vier Sprachgruppen unterteilen sich in zehn Volksgruppen: Ovambo, Herero, Kavango und Caprivi sprechen Bantu Dialekte, das sind ca. 67% der Bevölkerung. San, Nama und Damara sprechen Khoisan Dialekte (klick Laute), das sind ca. 14% der Bevölkerung. Baster, Weisse und andere «Farbige» sprechen Afrikaans, das sind ca. 19% der Bevölkerung. Amtssprache ist Englisch / Afrikaans und je nach Region zusätzlich Bantu. Die Zeit nach Deutsch Südwestafrika (1. Weltkrieg) wurde durch die Rep. Südafrika geprägt, Besetzung des Landes etc. Deshalb der hohe Anteil von Afrikaans. Die schwere Zeit der Apartheid, mit Umsiedelung ganzer Volksgruppen, zerstörte feste Siedlungsstrukturen. Nur Caprivier, Weisse und Baster konnten ihr Gebiet in etwa halten. Heute sind die Weissen sehr unter Druck. Auf Farmen und in Windhoek ist deutsch immer noch sehr verbreitet aber nicht mehr als Amtssprache anerkannt. Deutsches Kulturgut und Tugend ist jedoch in sehr hohem Ansehen.

Am Mururani-Gate wird dann der Kühlschrank auf unerlaubte Fleischprodukte kontrolliert. Dieser Arbeitsschub des Veterinärbeamten überträgt sich auf den Verkehrspolizisten, der ist jedoch sehr zufrieden, als wir im den Internationalen Fahrausweis vorweisen können. Im Maori Camp bei Grootfontein verbleiben wir die folgenden drei Nächte. Wie zu Hause wird gewaschen, geputzt und getratscht… Der Camp-Meister lässt bei seinen Geschichten über Land und Leute kaum Langeweile aufkommen und als ehemaliger Staatsanwalt in Hessen versteht er etwas von Rhetorik. Auf der Rundfahrt zum ausserirdischen Metallklotz des Hoba Meteoriten bewundern wir die wohl grössten Ackerbaufarmen des Landes. Das ist nur möglich, durch ein gigantisches Vorkommen von Grundwasser, wenige Meter unter dem fruchtbaren Boden.
Bei der täglichen Motorkontrolle haben wir ein Kühlwasserleck festgestellt. Der Thermostat wurde in Südafrika so fest eingeschraubt, dass ein Riss im Block entstand.. Wieder einmal nötigt das zum intensiven Kopfkratzen… Aber der örtliche Motorendienst für alle Marken findet auch am Freitag noch eine Lösung. Der kennt ein Produkt, dass hält und dichtet, scheint es, alles zusammen. Wir können nur Vertrauen und weiterfahren. In Tsumeb möchten wir das interessante Minen- und Stadtmuseum besichtigen. Leider geschlossen, so machen wir uns selber auf die Suche nach Sehenswertem. Das fehlt nicht, ist doch die Stadt mit der ehemaligen Mine so fest verwurzelt, dass der Förderturm noch heute beinahe im Zentrum steht. Toll ist der Campingplatz, der Pool ist in olympischen Abmessungen, in der Länge und breite. Die Tiefe wurde wohl mal den vielen Nichtschwimmern angepasst, ist doch hüfttiefes Wasser über die halbe Länge nicht gerade olympisch.

Am 28. November 2022 reisen wir über das Namutoni-Gate, im Osten des Etosha Nationalparks ein. In den folgenden vier Tagen erleben wir die allerschlimmsten Pisten, aber super tolle Begegnungen mit der afrikanischen Tierwelt. Im Halali, Okaukuejo und Olifant Campground können wir auch einige der nachtaktiven Tiere am Wasserloch bestaunen. Es sind wunderbare und erstaunliche Momente. So beobachten wir, wie sich eine Gruppe Zebras erfolgreich gegen eine Zähne fletschende Hyäne verteidigt. Der entscheidende Hufschlag eines kräftigen Hengstes war wohl zu schmerzhaft um weitere Versuche zu unternehmen. Am Wasserloch Gemsbokvlakte sind wir erstaunt über die grosse Menge an Tieren, die sich alle nicht zum lebenswichtigen Wasser getrauen. Direkt am Wasser halten vier junge Löwen Mittagsrast, da ist es klar dass der Rest fern bleibt. Eineinhalb Stunden beobachten wir das Geschehen bis sich die Löwen endlich trollen (sie können ja ihr Futter nicht verdursten lassen). Lasset die Fotos sprechen

Am letzten Wasserloch vor der Ausfahrt ganz im Westen bekommen wir noch ein spezielles Abenteuer geboten. Verantwortlich wie schon für viele Überraschungen ist wieder einmal Giovanni. Nach dem Beobachten der Wildtiere wollen wir den Motor starten, da tut sich aber gar nichts. Theres muss die Löwen beobachten, derweil ich versuche unter der Motorhaube einen Schaden festzustellen, ohne Erfolg. Kann der nette Österreicher mit seinem kleinen Mietwagen mein unzuverlässiges Monstrum anziehen? Aber halt, wir haben ja noch einen Versuch mit der Wohnraum Batterie! Die ist ja so angeschlossen, dass sie im Notfall mit einem Schalter als Starthilfe zu benützen ist. Und siehe da, der Giovanni brümmelt zufrieden vor sich hin und die Löwen schauen erst jetzt in unsere Richtung. Zentnerweise fallen unsere Sorgensteine zu Boden!Bis zum schönen Oppi Koppi Camp wird der Motor nicht gestoppt! Die nächsten zehn Tage sind immer wieder spannend, startet er? Oder doch nicht? Es pendelt sich bei 50 zu 50% ein, der Grund erfahren wir viel später in Swakopmund…

Die C35 führt uns jetzt schnurgerade nach Norden, zu den Wasserfällen bei Rucana. Hier stürzt sich der Kunene Fluss eindrücklich in die Tiefe. Leider ist die Wassermenge aus Angola noch zu gering und wir blicken in eine trockene Schlucht hinunter. Das Wasserkraftwerk arbeitet auf höchster Leistung und erzeugt beinahe die Hälfte des namibischen Strombedarfs, die andere Hälfte bezieht Angola. Unsere Fahrzeuge melden für die kommende lange Strecke einen Bedarf an Diesel. In Rucana sind alle Tankstellen leer. Am anderen Morgen versuchen wir es bei Omahenene, wieder nichts. Endlich in Outapi haben sie wieder Sprit, jetzt wird alles proppenvoll getankt! Der Königsort ist bekannt für seinen «König» und die schönen Baobab-Bäume. Auch bewundern wir das ausgedehnte Kanalnetz zur Bewässerung der Felder. Dorf reiht sich an Dorf und jetzt kurz vor der Regenzeit sind die Bauern am Pflügen und Aussäen. Dem Kunene entlang geht es nach Westen. Auf der neuen Piste kommen wir sehr gut voran. Das Betteln der Himba Kinder ist sehr aggressiv. Nicht verwunderlich, sind doch die Weidegründe nach der langen Trockenheit nur noch eine Steinwüste. Ab und zu geben wir Wasser ab, die 5lt Behälter sind begehrter als das frische Nass. Bei einem Dorf beobachten wir den Einsatz eines mobilen Ärzteteams der Regierung. Uns zeigt sich am Fluss ein tolles Landschaftsbild und wir sind begeistert. 30km vor Epupa finden wir ein schönes Camp direkt am Kunene. Erstaunlich, hier fürchtet sich niemand von den Nachbarn aus Angola, Ärger gibt es in der Nacht nur mit einer Gruppe Affen. Die Wasserfälle von Epupa am folgenden Tag sind ein schönes Erlebnis. Leider können wir das von der Campsite der Dorfgemeinschaft nicht gerade behaupten. Aber die tiefen Einblicke in das afrikanische Gemeinwesen bleiben uns sicher in Erinnerung. Auf der C43 geht es danach weiter südwärts durch das Hirtenland der Ovahimba. Das aggressive Betteln steigt mit der Anzahl der Kinder. Unglaublich, wie viele sich aus einer Rindenhütte an die Strasse stürzen, wenn sie uns wahrnehmen! Nach der langen staubigen Fahrt sind wir froh die Opuwo Lodge mit ihrem Pool zu erreichen…

Bevor wir weiterfahren sind die Vorräte zu ergänzen und ja, es wird wieder voll Getankt ;-) Beim Mechaniker für alle «Fahrzeuge» gibt es eine erste Diagnose zu den Startproblemen des Motors. So ganz sicher kommt es jedoch nicht an. Nach Erkundigen nach unserer geplanten Route, empfiehlt er den Bosch Dienst in Swakopmund für eine genaue Diagnose. Die C43 führt uns weiter durch das trockene, wüstenhafte Kaokoveld. Die Herero Häuschen der verstreuten Farmen kommen selten ins Bild. Über den in den steilsten Abschnitten geteerten Joubert Pass, geht es an Sesfontein vorbei zum schönen Gebiet um Khowarib. Im gleichnamigen Camp am Fluss findet sich ein angenehmes Plätzli und, welche Überraschung, im River fliesst tatsächlich Wasser. Etwas oberhalb, in den Bergen, wird ein grosser Teil eingefasst und zu den Verbrauchern im weiteren Umfeld gepumpt. Hier sind wir im Damaraland unterwegs. Die Damara gehören zur Volksgruppe der Khoisan und sind die einzigen dieser Gruppe, die sesshafte Landwirtschaft betreiben. Die Piste führt uns wieder etwas in die Höhe und vereinzelt kommen Baumgruppen hoher Kameldornbäume in Sicht. Welch eine Überraschung, als unvermittelt Giraffen ihre langen Hälse aus ebensolchen Baumgruppen strecken. Das scharfe Abbremsen verursacht vorerst einmal eine riesige Staubwolke. Danach beäugen sich Giraffen und Auto (Insassen) gegenseitig und kommen zum Schluss: es droht keine Gefahr! In Palmwag gibt es noch einen Ausflug zum Grootberg Pass. Das wird mit tollen Aussichten belohnt und später, vor einmünden in die C39 erblicken wir Gruppen von Zebras und Springböckli. Wohlgemerkt, diese Tiere sind wild und wir in keinem Park unterwegs. Die C39 bringt uns nach Westen, zuerst hinauf (ein wenig) zur Farm «Wereldsend» und danach dem Atlantik entgegen. Im Staub der Piste haben wir Spuren einer Elefantenfamilie entdeckt. Die etwa vier Tiere sind vor uns unterwegs und bewegen sich an oder auf der Piste. Bei der Suche für unseren Nachtplatz (in iOverlander) stossen wir auf einen Hinweis auf ein Wasserloch am Tsawisib River, da sollen ab und zu Tiere zu beobachten sein. Als wir gegen fünf Uhr hinkommen treffen wir tatsächlich auf einen Elefantenbullen. Sehr aggressiv verteidigt er das Wasser und die Umgebung. Er könnte zur Familie auf der Piste gehören?! Er gebärdet sich so aufgeregt und Kampfbereit dass wir uns zurückziehen und weiter zum «Springbock Gate» fahren. Hier auf dem NWR Campground dürfen wir gratis Übernachten, kein Wunder, bei so einem heruntergekommen Platz!

Die Regeln zum Besuchen des «Skeleton Coast NP» sind etwas eigen. Jetzt am frühen Morgen können wir mit einem Permit für zwei Tage einfahren, weil es noch genügend freie «Übernachtungsplätze» hat. Diese sind streng reglementiert (eigentlich will man die Anzahl der Fischer eingrenzen, getraut sich aber nicht das Kind beim Namen zu nennen). Wir dürfen also vom Springbock-Gate eine sehr eindrucksvolle Fahrt hinunter an den Atlantik geniessen, Natur pur! In Torra Bay sorgen wir uns zuerst um den Übernachtungsplatz beim NWR Campground. Interessant, die Plätze werden mit weissen Steinen im tiefen Sand des Strandes markiert. Alles muss auf den Platz geführt werden, entsprechend die Preise… Wir sind so früh, dass wir uns für einen Ausflug hinauf nach Terraca Bay entschliessen. Eine Fahrt auf einer Salzpiste mit tollen Aussichten in die Namib Wüste. Bei einer ehemaligen Fischfabrik wurde eine feine Lodge für Edelfischer gebaut. So edel, dass das Restaurant uns einfache Touristen nicht bediente… (waren die einzigen Gäste!) Nun, es gibt scheint es Unterschiede. Zurück in Torra Bay genossen wir das kühle Küstenwetter und bestaunten die Fischer mit ihrer Ausrüstung. Die Angeln werden in Halterungen stehend am Geländewagen zu den besten Plätzen gefahren, inklusive der Familie, Tiefkühltruhen, Windschutznetze, Stühle etc. Das Camp bietet die Möglichkeit den Fang zu portionieren und bis zur Heimfahrt einzufrieren. Entsprechend surrt immer irgendwo ein Generator vor sich hin. Wir sind auch Exoten, ohne Angelzeug und so… Die Musik der Dünung und die tiefe Nachttemperatur lassen uns vorzüglich schlafen, dermassen gestärkt können wir neue Abenteuer angehen ;-) Das beginnt sogleich bei der Ausfahrt vom Platz! Zu aufgewühlt und zu tief ist der Sand und schwupp sitzt der Giovanni bis zur Achse hinten fest. Nun heisst es Schaufeln und Gitter unterlegen. Mit Hilfe der vielen Helfer die unvermittelt um uns sind, gelingt es zügig wieder festen Grund unter die Räder zu bekommen. Dem Lautstarken Rädelsführer der Helferlein entrichte ich den Obolus für alle und wir entfernen uns zügig vom Platz.

Erneut staunen wir über das gute Fahrverhältnis auf der Salzpiste und geniessen das flotte Vorankommen. Schauen in die Ruinen der Diamanten Mine Toscanini und staunen immer wieder über die Natur der Namib Wüste. Interessant sind die «Flussquerungen» von Koigab, Huab und Ugab. Alle paar Jahre, an einigen Tagen, sind es dann tatsächlich Flüsse und ein durchkommen ist nicht mehr möglich. Glück hat dann derjenige, dem der Zugang durch das NWR verwehrt wurde. Gegen Mittag erreichen wir das berühmte südliche Gate des Parks mit den Totenköpfen am Tor. Nicht von ungefähr heisst es Skelett Küste. Wehe dem Seemann der von hier bis hinauf nach Namib in Angola strandete, kam er an Land so verdurstete er. Jetzt sind wir im Dorob NP Unterwegs, der wurde geschaffen um die Natur besser schützen zu können. Zusätzliche Parkgebühren sind unerheblich, die Restriktionen jedoch strikte. Im Camp Mille 108 findet sich ein Platz für uns. Neuer Tag neue Erlebnisse. Die Robbenkolonie von Cape Cross möchten wir gerne vergessen! Die Umstände sind jedoch so verheerend, dass es kaum je gelingen wird. Tausende Robben mit ihren Jungen sind zu beobachten, aber auch hunderte von toten Jungtieren die einen fürchterlichen Gestank verbreiten. Das NWR hat scheints nur Interesse an den extremen Gebühren und leistet keinerlei Unterhalt an den vorgebauten Einrichtungen, WC etc. Der frische Wind sorgte für ein gutes auslüften der Köpfe und Autos. So können wir in Henties Bay den bekannten feinen Fisch geniessen. Der Ort setzt voll auf den liquiden Angler Touristen, auch aus Übersee. Noch am selben Nachmittag erreichen wir unseren Traum Campground der vergangenen Wüstentage, die alte Brücke in Swakopmund. Nach Wochen fühlen wir zum ersten mal wiederGras unter den Füssen, so etwas von angenehm! ;-)