Island - 2. Teil
16.05.2022 – 13.06.2022
16. Mai, Ja das Wetter, es ist halt hier schon immer ein Thema! Ist es doch heute ganz anders als gestern, sonnig und warm! So fahren wir wieder zurück aus der Ortschaft und knipsen den Hausberg Kirkjufell. Der war schon bei den Dänen ein beliebtes Motiv. Weiter geht es zu den Bjarnarhöfen, da soll es viel über den Haifischfang und deren Weiterverarbeitung zu sehen geben. Es war den unklar, ist die Ausstellung geöffnet oder nicht. Da sich die Anwohner nicht äussern konnten oder wollten, beendeten wir die Sache und gehen die 300 Meter zum kleinen Kirchlein der Höfe. Die Lage ist ausserordentlich, da könnte man mich auch einmal zur Ruhe betten und für 250 Jahre liegen lassen. Etwas um die Ecke sind wir im Fischerort Stykkisholmur. Gegründet von einem Kaufmann der Hanse. Sein «Pakhus» ist heute das älteste im Ort. Es ist ein interessanter alter Handelsplatz, der seine Bodenständigkeit deutlich zur Geltung bringt. Der Hafen wird von einem Basaltfelsen mit kleinem Leuchtturm geschützt. Super ist die Rundsicht in die Inselwelt des Hvammsfjördur. Deutlich dominiert das Frauenkloster der niederländischen Franziskus Schwestern den Ort. Mit Druckerei und anderen Nebenbetrieben sind sie neben der Fischerei der grösste Arbeitgeber. Die moderne Kirche von 1990 ist weit herum bekannt für die gute Akustik und natürlich wegen der ungewöhnlichen Bauart! Zehn Kilometer geht es zurück auf die Str. 54 der wir weiter nach Osten folgen. Die nächsten 75km sind auf der Naturstrasse ungewohnt laut und ruppig. Die Landschaft hat sich stark verändert und ist unwirklich flach, wie Auseinander gezogen. Spannend ist der Besuch vom Hof des bekannten Grönland Entdeckers «Erich der rote». Neben dem originalen Standort wurde sein Wohnhaus mit Hilfe von Archäologen nachgebaut und mit den damals üblichen Gerätschaften versehen. Eine Wikinger Bauernsippe lebte in einem Raum mit bis zu zwanzig Personen. Der Bauer musste in Wintertagen nicht nur das wenige an Arbeit verteilen, sondern für Unterhaltung der Sippe besorgt sein. Viele der Sagen und Lieder sind heute noch Isländisches Volksgut... In Budardalur, dem Heimathafen Erichs, werden wir auf eine Ausstellung und Audioschau hingewiesen die sich der Vinlandsaga widmet. Diese Sage erzählt vom Sohn Erichs, der mit seinen jungen Freunden von Grönland weiter in den Westen segelt und dabei drei neue Länder in Amerika entdeckt. Das eindrücklichste nennt er «Vinland» südlich des St. Lorenz Stromes gelegen. In Neufundland sind tatsächlich Wikingergräber gefunden und datiert worden, es ergibt eine grosse Übereinstimmung mit der Saga. Die Nachfahren Erichs des roten, siedelten 400 Jahre auf Grönland. Kundschafter Dänemarks finden 1480 keine Seele mehr in den Siedlungen, bis heute ein Rätsel.
17. Mai, In dieser Nacht kommen wir uns vor wie ein Mutterschiff vieler kleiner Camper. Gestern stellten wir uns als erste auf den Kiesgrund der Campsite Budardalur (konnten auch als erste Duschen;-) ). Am Morgen sind über zehn weitere um uns gruppiert, als suchten sie unseren Schutz… Breidafjördur nennt sich der breite Meeresarm zischen der Landmasse von Vesturland und Vestfirdir. Zwischen den Tafelbergen sind es dann zwölf Fjorde an denen wir entlang fahren. Schaut man hinaus auf das «Meer», sind immer eine grosse Zahl von Inseln im Blick. Wir erleben aber auch Entäuschungen. So sind alle touristischen Einrichtungen in Reykholar geschlossen. Dabei soll man hier die Verarbeitung des Seetang anschauen können. Etwas abseits vom Dorf entdecken wir einen Bauernhof mit unzähligen alten Traktoren und landwirtschaftlichen Gerätschaften. Drei Generationen stellten die ausrangierten Maschinen einfach zu den vorderen. So kann z.B. eine Produktreihe von Zetor Traktoren bewundert werden. Zwei sind immerhin noch in Betrieb. Nicht anders die Hallenbäder von Laugar und Djuoidalur, geschlossen. In Flokalundur ist die Lust auf ein Bad vorbei und an der geschlossenen Campsite werden wir weg gewiesen. In Brjanslaekur beim Fähranleger, werden wir zum Bauern geschickt. Der wiederum weist uns wieder 5km weiter zum Bauer von Arnorsstadir. Die nette Bäuerin hat endlich ein Einsehen und bietet gleich zwei Stellplätze an. Neben dem Gästehaus, mit allem pi pa po, oder unten am Strand. So fahren wir an den Strand. Beim Abendspaziergang finden wir ein Vogelnest mit zwei Eiern. Wir berühren nichts. Der Strandvogel braucht lange bis er sich zurück zu seinen Eiern getraut. Aber er hat einfach kein Glück, den die Hofhunde müssen alles erschnüffeln und finden die Eier.
18. Mai, Heute Morgen eine super Weitsicht! Die ca. 100lkm entfernten Schneeberge des Vesturlandes sind gut zu sehen. Der Kegelförmige Snaefellsjöküll ist dominant und wird seinem Ruf, etwas besonderes zu sein gerecht. Auf der Str. 62 geht es über einen Pass hinüber in den Osafjördur. Der wurde 1946 zu ersten mal mit einem Jeep bezwungen. Heute ist es eine asphaltierte Strasse, das ganze Jahr geöffnet. Dann auf der 612er hinaus an den westlichsten Punkt Europas. Die Tafelberge sind wild und unwirklich, aber in den Flussmündungen auf Sanddünen und Schwemmsand treffen wir auf einen Flugplatz (wird gerade renoviert). Einen Flusslauf weiter auf die BA 64, das erste Eisenschiff von Island. 1912 in Schweden gebaut und 1981 hier auf den Strand gelaufen, rostet es vor sich hin. Danach ein Bauernhof, wieder mit altem Gerät. Man glaubt es kaum, ein Flugzeugwrack der US Navy, und einen alten Hangar voller Flugzeugteile. Da hatte jemand den Traum vom Fliegen… Der Hof Hvallatur sammelt «Aussteiger» und gegenüber im Tal die Ruinen von Fischerhütten, die 1680 aufgegeben wurden. Danach quert man das letzte Stück der Steilküste und ist in Bjargtangar. Ein ehemaliger Leuchtturm und eine Infohütte des neuen Naturparks, 43m über dem Nordatlantik markieren das «West End» von Europa. Nebenbei: nach Grönland sind es nur noch 320km ;-) . Bei stürmischen Winden und Nebelschwaden besichtigen wir die Steilküste und die Seevogelnester. Besonders die Tölpel spüren den Frühling, sie stecken die ganze Zeit die Köpfe zusammen. Die Tagessensation ist jedoch das Pärchen Papageitaucher. Sie haben sich noch nicht so gefunden wie die Tölpel, sind aber auf gutem Weg. Für uns heisst es anschliessend zurückfahren auf die 62. Von da nach Patreksfjördur und über den nächsten Pass zum nächsten Fjord. Der letzte Pass über den Tunguheidi, ist auch der höchste des Tages, 500 MüM. Unglaublich wie diese paar Höhenmeter die Landschaft verändern! Die Situation ist in etwa wie bei uns auf dem Simplon. Entschädigt wird man mit der Sicht hinunter in den Sudurfirdir. Auf der geschlossenen Campsite von Bildudalur dürfen wir nächtigen.
19. Mai, Wir folgen der Strasse 63 weiter zum Sudurfjördur. Wie wir um den Hügel herum fahren staunen wir nicht schlecht, vor uns ein Flugplatz mit grosser Piste und neuer Infrastruktur. So abgelegen haben wir bis jetzt Flugfelder nur für kleine Maschinen gesehen. Nach dem Hof Foss eine kleine warme Quelle mit Badebecken. Wir nützen die Gelegenheit um den Körper zu regenerieren. Dann geht es hinauf ins Hochland. Bei der Passhöhe gute Ausblicke nach Nordosten in die Hochebene, die Schneefelder glänzen und glitzern um die Wette. Hier oben treffen wir auf die Str. 60, der wir zum Dynjandisvogur hinunter folgen. Da sehen wir den schönen Dynjandi Wasserfall schon von weitem stäuben. Ausgebreitet wie ein Schleier fällt er über die Felswand. Gemäss der Karte sollte beim Borgarfjördur wieder eine Querung des Hochlandes folgen. Unvermittelt geht es jedoch in den Berg hinein. Der gut ausgeleuchtete Tunnel von 2020 lässt die 6km schnell hinter uns bringen. Wie wir hinaus kommen, liegt der Arnarfjördur mit dem Ort Pingeyiri vor uns. Therese nötigt mich überraschend zum halten, sie entdeckte eine Robbenfamilie beim Sonnenbad. Genussvoll räkelten sie auf den von der Ebbe frei gespülten flachen Felsen. Wir sind glücklich, diese selten Tiere zu sehen. Die gute Campsite mit allem notwendigen gefällt uns, dass der Ort jedoch nur einen Tankstellen Shop zur Versorgung hat weniger.
20. Mai, Wieder bei den Robben vorbei (nur noch zwei zu sehen) macht die Strasse eine Schlaufe um den Fjord, hinauf in die Gemlufallsheidi um nach 15km den Önundarfjördur bei Hof zu queren. Auf den nun folgenden Tunnel sind wir gespannt, hat er doch eine Abzweigung. Zuerst geht es hinein in das dunkle, enge Loch im Berg! Einspurig mit Nischen zum Kreuzen bei Gegenverkehr. Da helfen mir die LKW-Leuchten an der Front (weiss, oben am Aufbau) wunderbar. Kommen wir in Sicht, halten die (4) Autos sofort in einer Bucht, bis wir vorbei sind ;-) Nach etwa 4km kommt die schlecht ausgeleuchtete Kreuzung und die letzten 3km sind normal dunkel mit zwei Spuren. Na ja, da fahren alle durch, nur keine Reiter und Fussgänger. Dafür ist man denn auch in Isafjördur, dem Hauptort von Vestfirdir und es gibt hier alles, schreibt der Reiseführer. Zwischen Juni und August stellen wir fest. Uns reichen ja die zwei Tankstellen, Supermärkte und Fischfabriken… Nach dem nächsten (neuen) Tunnel machen wir in Bolungarvik eine Rundfahrt in eigener Regie. Dabei treffen wir auf eine Gedenkstätte für das grösste und schlimmste Ereignis Islands! 1943 ist ein Geleitzug der Alliierten auf einen deutschen Minengürtel gefahren. Vier Schiffe wurden Beschädigt, drei sanken sofort, das angeschlagene Schiff konnte zurückfahren und sank vor dem Hafen. 260 Menschen starben im eisigen Wasser. Beim Hof Osvör können wir noch ein rekonstruierter Fischereiplatz aus dem 18. Jh. anschauen. Es geht dann wieder zurück auf Einkaufstour und weiter den Fjorden entlang auf der Str. 61. Beim umrunden der Fjorde kommt in schöner Regelmässigkeit das fast 800m hohe, verschneite, eisig schaurige Snaefjall Gebirge in Sicht. Desgleichen die kleine Insel Vigur mit seinem Fischereiplatz. Bei den Höfen Hvitanes, sind noch die zum trocknen aufgehängten Fische, in den speziellen Hütten zu sehen und vor allem zu riechen. Auf der Campsite beim Hotel Reykjanes finden wir unser gutes Plätzchen für die Nacht.
21. Mai, Der starke Nordwind rüttelt die ganze Nacht am Auto. Es scheint, er wolle uns am Kragen packen, schütteln und fragen was wir hier bei Odin zu suchen haben? Die Natur pur, die hat es uns besonders Angetan! Er aber lässt sich nicht besänftigen und plagt uns den ganzen Tag. Auf der Str. 61 fahren wir weiter, den langen Isafjördur hinter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Sehr viele Vögel am Wegesrand ansonsten nur ein paar verlassene Fischerhütten. Danach geht es hinauf auf ca. 350 MüM, durch die Moosbewachsene Tundra des Steingrimsfjardarheidi. Die Schneefelder halten die vielen Seen bedeckt. Nicht sehr erfolgreich, durch den eisig blauen Schnee sind die verwunschenen Wasser gut zu erkennen. Noch etwas höher und der eisige Nebel beginnt die Strasse zu vereisen, was für ein Tag… In Holmavik sind alle touristischen Einrichtungen noch im Winterschlaf. Interessant sind die grossen Mengen an Schwemmholz die unser «Freund» Nordwind an die Küste treibt. Jetzt ist es verständlich, dass viele alte Häuser damit erbaut wurden. Die nun des öfteren am Weg liegenden Schaffarmen bieten etwas Abwechslung: Ist es aufgeräumt und proper, oder liegen die Gerätschaften der letzten 40 Jahre noch um den Hof?! Weiter den Fjorden entlang südwärts bis bei Brü die Ringstrasse erreicht ist. Erst jetzt beim schreiben kommt die Erkenntnis, der Hrutafjördur scheint einer der längeren Fjorde im Land zu sein. Auf der Ringstrasse geht es schnell zu und her, so kommen wir entsprechend zügig zum Etappenziel in Laugarbakki.
22. Mai, Heute umrunden wir die Halbinsel Vatnsnes. Die Farmen entlang der Ringstrasse sind zum Teil sehr gross und in der Regel gut gepflegt. Ab und zu wird auf den Feldern gepflügt und vermutlich Gerste ausgesät. In Hvammstangi ist das Isländische Robben und Seelöwen Zentrum. Zugang haben leider nur Fachleute. Danach führt die Piste mal mehr, mal weniger der Küste entlang. Des öfteren sind Küstenstreifen bis ende Juni abgesperrt, so das die vielen Seevögel, Singschwäne und Eiderenten ungestört brüten können. Um die Stirn der Halbinsel pfeift der eisige Nordwind wieder gewaltig. Bei beim Hof Ösar ist ein halb eingestürzter Vulkankrater, der sich seit 10'000 Jahren der See entgegenstemmt. Ein paar Kilometer weiter, auf dem Hof Storaborg, wurde das erste Buch in Island gedruckt. Der runde Basaltkegel oberhalb, mit einer super Rundsicht, diente einige Jahre als Versammlungsplatz. Er wurde dann durch den Hof Pingeyrar gegenüber der Bucht Hop abgelöst. Im 13. Jh. lässt ein Bischof hier eine Kirche und ein Kloster bauen. Die Reformatoren lassen das Kloster schleifen. Im 19. Jh. wird die Kirche durch eine aus Basaltsteinen ersetzt und erhält einen gespendeten Altar aus Alabaster, die Kirche ist jedoch abgeschlossen... Auf der Ringstrasse kommen wir auf die Campsite in Blönduos, schön in der Flussniederung, wo uns der Wind nicht so plagen kann.
23. Mai, Heute wollen wir mal sehen wo der Fluss Blanda herkommt, der seine Wassermassen so kräftig an der Campsite vorbei ins Meer schiebt. Er sammelt sein Wasser nördlich der Gletscher Langjökull und Hofsjökull. Viele Flussläufe vereinen sich 40km weiter in einem Seengebiet. Der grosse Blöndulon See wurde aufgestaut und treibt ein Wasserkraftwerk mit einer Fallhöhe von 236 Meter an. Auf der sehr gut ausgebauten Hochlandpiste 35 fahren wir durch die Tundra bis zu einem in der Karte vermerkten Aussichtspunkt. Da sehen wir den die Gletscher durch die tiefen Wolken blinzeln… Zurück an der Ringstrasse fahren wir zur Grassoden Kirche von Vidimyri, die wir leider nur von aussen anschauen können. In Glaumbaer, weiter im Norden, ist ein Grassoden Bauernhof aus dem Mittelalter, der kontinuierlich erweitert wurde. Er gehört heute dem Nationalmuseum und ist interessant ausgestattet. Es geht weiter über den Ort Saudarkrokur hinaus, bis zum Hof Reykir. Die Saga vom starken Mann Gretir erzählt, dass er von der vorgelagerten Insel in 1050 durch das kalte Wasser geschwommen ist, um auf dem Hof neues Feuer zu holen… Diese Mutprobe haben inzwischen etwa 50 Personen wiederholt. Es soll auch ein Grund für das wohltuende warme Wasser sein das aus der Quelle sprudelt.
24. Mai, Heute fahren wir über die Strassen 748, 75, und 76 nach Siglufjördur. Unterwegs besuchen wir das leider noch geschlossene Transportmuseum Skagafjördur. Für Interessierte bieten die vor dem eigentlichen Museum abgestellten Gerätschaften ein tolles Erlebnis. Ein Blick durch das Fenster der Ausstellungshalle lässt einem von den Chromblitzenden Amischlitten aus den fünfziger Jahren träumen. Etwas weiter in Gröf, ist eine der ältesten Grassoden Kirchen von aussen zu bewundern. In Hofsos ist es der herzige Fischerhafen der einen Stopp lohnte. Zur rechten erhebt sich ein weiss verschneiter Bergzug der ein durchqueren der Halbinsel verhindert. Die letzten 12km sind wild zerklüftet und die Strasse windet sich durch Lavahügel, Basaltgestein und wieder einmal fahren wir durch einen einspurigen Höllentunnel bis vor den Ort Siglufjördur. Um 1903 herrschte hier eine Goldgräberstimmung wie am Klondyke. Nicht das Gold war die Währung sondern der Hering. Norweger, Dänen und ab 1916 auch die Isländer versenden von hier tausende Tonnen von eingesalzenem Fisch in die Welt. In der Saison explodierte die Einwohnerzahl und wenn die Fangboote nicht auslaufen konnten, ja dann tanzte der Bär hier, 40km unter dem Polarkreis. 1966 ist es vorbei mit Tanzen! Der Hering kommt nicht mehr und der Ort verlotterte… In den 1980er Jahren wurde wieder Investiert. Winter und Sommer Tourismus, Garnelen Fischerei ja sogar der Hering ist wieder zurück und das Städtchen macht einen hübschen properen Eindruck! Quelle dieser Informationen, das sehr sehenswerte Hering Museum mitten im Ort.
25. Mai, Zuerst fahren wir etwas um den Fjord um einen guten Blick auf Siglufjördur zu haben. Von da sind die zahlreichen Lawinenverbauungen ebenfalls gut zu sehen. Ski fährt man weiter hinten im Tal, es gibt etwa ein halbes Dutzend Lifte. Bis zum Nachbarort Olafsfjördur sind zwei modernere Tunnel zu durchfahren. Wieder steht der Fisch im Mittelpunkt. Etwas trotzig haben die handvoll Bauern die noch nicht Fischen, der Landwirtschaft eine Art Mahnmal gesetzt. Durch einen weiteren 7km langen, einspurigen Höllentunnel, kommen wir nach Dalvik. Hier stehen die Berge weiter auseinander und der Frühling lässt die Felder ergrünen. Am langen Eyjafjördur ist es wesentlich milder. Graswirtschaft soweit das Auge reicht, der Gestank nach Gülle und die grossen Futtervorräte allenthalben deuten auf Rinderhaltung in den grossen Stallungen. Beim kleinen Hafen Hauganes erkundigen wir uns nach Sichtungen von Walen. Die Antwort Überzeugt uns nicht… Ein paar Kilometer weiter sind wir in der zweitgrössten Stadt von Island: Akurery Alles sehr nett und proper, jedoch fehlt ein Stadtkern. Es ist alles da, vom Hafen bis zum Gericht, von der schönen Kirche bis zum grossen Spital, ja sogar einige Kneipen und Restaurants, aber so nett wie auf dem Dorf. Gegen jede Vernunft leisten wir uns eine Pizza... Solchermassen gestärkt suchen wir den ausgewiesenen Campingplatz, der leider nicht mehr existiert. Fündig werden wir vier Kilometer ausserhalb.
26. Mai, Schöner Platz in einem Aufforstungsgebiet wo wir einen richtig faulen Tag verbringen. Der einstündige Nachmittagspaziergang absolvieren wir auf dem Campingplatz zwischen den Lärchen und Birken (er ist gross!). Das WiFi hat Macken, aber mit etwas Geduld funktioniert der Kontakt mit zu Hause.
27. Mai, Wie gewohnt nach einem Feiertag, Diesel bunkern und Brot holen. Beim Abbiegen an einer Ampel ist die Polizei nicht mit meiner Fahrweise einverstanden, dabei haben die roten Ampeln hier eine sexy Herzform. Die Polizistin treibt mir aber mit nordischem Charme die Flausen aus. Es bleibt bei der Verwarnung, so können wir die Fahrt auf der Ringstrasse fortsetzen. Am Mittag sind wir schon am Godafoss und bestaunen die Wassermassen. Es wird etwas schwierig bei den gehäuften Sehenswürdigkeiten den weiteren Verlauf der Reise zu bestimmen. Wir können es drehen und wenden wie wir wollen, einmal müssen wir einen Weg doppelt fahren. Also geht es vorerst auf der Str. 85 weiter in den Norden, nach Husavik. Der Ort hat eine Geschichte als Walfangzentrum und nützt dieses heute geschickt für den Tourismus. Im Wal-Museum stimmen wir uns auf die grossen Säuger ein. Heute Morgen haben wir im Eyjafjördur, ganz, ganz weit draussen die Riesen blasen gesehen…
28. Mai, Ein super Tag, mir fehlen fast die Worte um es zu beschreiben. Wir sind so aufgeregt, dass wir 45 Minuten auf den Zugang auf die MS Nattfari warten müssen. Unter blauem Himmel und ruhiger See fährt uns das Boot hinaus auf den Skjalfandi. Hier draussen wollen wir Puffin (Papageitaucher) und Wale beobachten. Zuerst denken wir die angebotenen Wärmeanzüge seien bei dem Sonnenschein übertrieben, aber schon auf dem Weg zur Puffin Insel Lundey sind wir froh uns in diese gezwängt zu haben… Die Papageitaucher sind noch nicht so zahlreich wie im Sommer, aber es ist lustig ihnen beim Fliegen zu zu sehen! Man stelle sich einen kleinen Pinguin vor, der mit zu kurzen Flügeln fliegen will, scheint nicht möglich, aber dem Puffin gelingt es, weil er eine unglaubliche Anzahl von Flügelschlägen macht und sich so unbeholfen durch die Lüfte schwingt. Aber er kann super Tauchen, bis 60 Meter tief, und Schwimmen! Er ist nur zum Eier ausbrüten an Land. Kaum sind die Küken flügge, leben sie über und im Wasser. Und er liebt sehr kaltes Wasser, die Erwärmung macht ihm sehr zu schaffen. Quer über die Bucht, an einem Felsenrücken unter Wasser finden sich denn Buckelwale. Hier werden die 1,5 Tonnen Krill die er pro Tag verdrückt durch die Strömung nach oben gebracht. Das gefällt dem Wal, er bekommt sein Fressen, den Touristen, sie bekommen ihn vor die Linse und besonders den (ex) Walfängern, sie haben ein recht sicheres Einkommen. Es ist sehr eindrücklich wenn das ca. 17m lange und ca. 30 Tonnen schwere Säugetier auftaucht und seine verbrauchte Luft «ausbläst». Das Geräusch ist einmalig und das ausgestossene Luft/ Wassergemisch ist bis zu drei Meter hoch gut sichtbar. Mann könnte meinen sie spielen mit uns, tauchen sie doch mit Vorliebe da auf wo es nicht erwartet wird. Mann könnte annehmen dass wir sie stören?! Forscher empfehlen den Booten, hohe Umdrehungen der Schiffsschrauben zu vermeiden. Wir können es nicht feststellen, das beste wird auch hier sein, ein vernünftiges miteinander zu pflegen… Am Nachmittag fahren wir noch weiter zum Öxarfjördur. An dessen südlichen Ende die Asbyrgi Klippen liegen. Eine hufeisenförmige Schlucht die vor ca. 2500 Jahren gebildet wurde. Die Basaltwände steigen bis auf 100m Höhe an. Im Bogen am südlichen Ende ist ein verspielter See, in dessen Umgebung unzählige Vögel leben. Noch im 17. Jh. ist ein Fluss über den Rand gestürzt, der aber bei einer Vulkaneruption zum versiegen kam. Die im «Landnahmebuch» beschriebenen Höfe mussten aufgegeben werden. Das ganze Gebiet ist heute Nationalpark.
29. Mai, Heute meint es das Wetter wieder sehr gut mit uns. Beste Voraussetzungen um die Schluchten und Wasserfälle entlang des Jökulsa a Fjöllum zu Bewundern. Von der Campsite geht es ein kleines Stück zurück auf die Str. 862, die uns bald wieder in den Nationalpark Jökulsargljufur bringt. Nun folgt ein Höhepunkt dem anderen: Asheidi, die dunklen Lavafelder aus dem 17. Jh. Der Aussichtspunkt am Hljodaklettar mit dem breiten Wasserabsturz von ca. 4 Höhenmeter. Das Tal Vesturdalur mit seinen Lavaformationen und herrlichem Ausblicken. Sehr bekannt sind Karl og Kerling, im Volksglauben sollen es versteinerte Trolle sein. Hljodaklettar, Echofelsen mit Basaltsäulen. Der rote Kegelberg Raudholar. Dann die Wasserfälle: Hafragilfoss, Dettifoss (der berühmte) und noch weiter oben der Selfoss. Die Weiterfahrt durch das Nordurfjöll ist beinahe Erholsam in seiner kargen Einsamkeit. An der Ringstrasse geht es für einmal zurück zum Myvaten (Mückensee). Bevor er in Sicht kommt beginnt es im Auto fürchterlich zu stinken. Wir schauen uns etwas betreten an und sind über die Erkenntnis glücklich, der Gestank kommt von aussen! Namafjall Hverir, nennt sich der Hügelrücken vor uns mit seinen unzähligen Dampfaustritten. Der Dampf bringt Schlamm und allerlei Stoffe wie Schwefel ans Tageslicht. Es hat Schlotte von der Grösse eines Zuckerstocks bis 1,5 Meter. Blubberbecken von einer Salatschüssel bis zu einem kleinen Schwimmbecken. Beim Hof Vogar landen wir auf einem, wie am Myvaten üblich, überteuerten Campingplatz.
30. Mai, Heute Montag, wie immer nach langen Wochenenden, ist zuerst Einkaufen und Tanken angesagt. Danach geht es im Uhrzeigersinn um den See. Für sportliche wird gerade eine Radstrecke gebaut. Unterschätzt uns nicht, auch wir werden heute den grössten Explosionskrater der Welt, Hverfiall, bezwingen! 160 Höhenmeter ragt der graue Lavahaufen aus der Ebene. Zuletzt sorgte er vor 2500 Jahren für eine gewaltigen Auswurf von Lava. Der Krater hat einen Durchmesser von 1000 Meter und einen Umfang von?! Das habt ihr in der Schule gelernt ;-) . Im Kraterboden ist ein kleiner Hügel aufgeworfen. Die Gegend ist den Verschiebungen der Kontinentalplatten unterworfen und entsprechend aktiv. Bei der Weiterfahrt schlottern ein wenig die Knie vom langen Abstieg, aber ansonsten haben wir es gepackt. Dimmuborgir, die dunklen Burgen und angeblich die Wohnstatt vieler Trolle, ist die nächste Station. Also das mit den Trollen ist schon noch spannend. Die Isländer zwinkern mit den Augen wenn sie von ihnen erzählen, aber bei vielen Häusern sind hübsche Kopien im Garten aufgestellt… Warum? Um den Trollen eine Wohnung zu bieten, dann müssen sie nicht in das eigene Haus hineinkommen;-) . In diesem, von bizarren Lavaformationen durchzogenen Gebiet, wandern wir eine weitere Stunde bis zur «Kirche» und zurück. Es ist sehr eindrücklich vor Spalten zu stehen die scheinbar keinen Grund haben oder tief unten noch Schnee durchschimmert. Bei der Halbinsel Kalfaströnd bewundern wir die Gebilde die im Wasser des Sees entstanden sind. Die Laub- und Nadelbäume sind zu beginn des 20 Jh. gepflanzt worden und verstärken den Kontrast positiv. Die Pseudokrater bei Skutustadagigar konnten wir schon oben vom Kraterrand aus beobachten. Pseudokrater sind entstanden weil Wasser in der heissen Lava eingeschlossen wurde und der dabei entstandene Dampfdruck explodierte. Der grösste hat einen Durchmesser an der Basis von 100 Meter. Die ungewohnte körperliche Leistung und die vielen Eindrücke sind ermüdend, entsprechend sind wir froh den Tag in der guten Campsite von Reykjahlid ausklingen zu lassen.
31. Mai, Nach einer sehr unruhigen Nacht, durch die Nachbarn Autotüren zuschlagen, Abwasch im Brunnen nebenan um Mitternacht und die vereinzelten Regenschauer, kommen wir nicht gerade früh auf den Weg. Die Wetterfront hat sich noch in der Nacht verzogen und es ist wieder schön mit etwas Nordwind. Beim thermischen Kraftwerk im Gebiet des Vulkans Krafla, herrschen die besten Voraussetzungen um wieder auf einen Kraterrand zu steigen. Es ist der Nebenkrater Viti, auf den wir uns bemühen. Ehrlich, es sind nur ein paar Meter um das klare, blaugrüne Wasser im Krater zu bestaunen. Von der höchsten Stelle ist ein zweiter kleiner See und die ausgedehnten Einfassungen des Kraftwerks zu erblicken. Das Dampfkraftwerk ist in seiner Art besonders, es arbeitet mit originalem natürlichen Dampf aus der Tiefe, der soll bis 300°C heiss sein. Das Wasser trifft auf heisse Magma im Untergrund und steigt dann mit gehörigem Druck nach oben. Hier wird er eingefasst und direkt in die Turbine geleitet. Nach einem Abkühlprozess wird das nun heisse Wasser zu den Verbrauchern rund um den Myvatn geleitet. So richtig sicher kommt mir das nicht vor. Die vergangenen Jahrhunderte zeigen, hier am Kontinentalgraben ist doch alles sehr instabil und die Kräfte einer Eruption nicht zu kontrollieren. Danach tuckern wir auf der Ringstrasse gemütlich weiter bis zur Abzweigung auf die Str. 864. Nun sind wir auf der Ostseite des Flusses Jökulsa a Fjöllum und fahren zurück an den Öxarfjördur. Genau, Dettifoss, Hafraglisfoss und Blicke in die Schlucht von der anderen Seite. Zurück an der Str. 85 sind wir den zügig in Kopasker.
1. Juni, Kopasker bietet die notwendigen Dienstleistungen für die nicht sehr zahlreichen Farmer und Fischer in der Umgebung. Es liegt an der Str. 870, diese Umrundet die Halbinsel Melrakkasletta. Hinter der Ortschaft erheben sich noch einige Hügelzüge auf deren Nordostseite sich ein Lavafeld beinahe bis an die Nordküste ausbreitet. Diese Küste hat sehr viele Vögel. Die wenigen Farmer am schmalen Küstenstreifen haben denn mit etwas Fischfang und Jagd auf Vögel versucht zu überleben. Ganz im Nordosten breitet sich eine Seenlandschaft aus. Die kleine Halbinsel Rifstangi und der Leuchtturm Hraunhafnartangi sollen die nördlichsten Punkte in Island sein, je nach Berechnung ;-) . Zur Zeit soll Rifstangi die Nase vorn (im Norden) haben. Es ist noch ca. 3km zum Polarkreis, draussen im Nordmeer. Also sehen können wir ihn nicht, jedoch sehr intensiv fühlen!! Unmittelbar vor dem Ort Raufarhöfen ist noch ein «Kunstwerk» zu bewundern, Arctic Henge. Ein mit viel Aufwand aus Steinbrocken erstellter «Kraftort». Die vier zusammengebauten Torbogen bestimmen das Zentrum und die etwas kleineren einfachen Bögen die Himmelsrichtungen. Durch die Bögen soll der Lauf der Sonne eine besonders intensive Wirkung auf den Betrachter ausüben. Die geplante, runde Einfassungsmauer mit «Wohnstädten für Zwerge, Trolle und Elfen» wartet wohl noch auf Spendengelder. Raufarhöfen ist ein Überbleibsel aus der Zeit des «Heringsbooms». Nur wenige sind geblieben und die die noch da sind, scheinen zur Spezies der Überlebenskünstler zu gehören…
2. Juni, Nach vergebenen Mühen jemanden zu finden der unseren Obulus fürs Übernachten entgegen nimmt, machen wir uns auf der Str. 875 auf die Weiterfahrt. 35km durch weite Hügellandschaft, leicht bewachsen mit Steppengräser und kleinen Büschen und ein paar Seen. Bald ist die Str. 85 erreicht. Unterwegs haben wir kein Mensch und nur wenige Schafe angetroffen. Jedoch, hier unten am Pistilfjördur werden die Schaffarmen zahlreicher und die Landschaft grüner. In Pörshöfen fahren wir durch den Ort. Er wirkt wesentlich belebter als der vergangene. Beim Hof Saudanes bestaunen wir die grossen Mengen Schwemmholz und eine Notgelandete alte DC-3 «Dakota». Zurück in Pörshöfen machen wir auf der Campsite Feierabend.
3. Juni, Stark bewölkt, also trübe Aussichten für die Weiterfahrt. Über den kahlen Hügelrücken kommen wir wieder hinunter ans Meer, an den Bakkafloi. Auf der Strecke durch die kahle Landschaft kommen wir an drei Höfen vorbei. Beim letzten, Skeggjastadir, steht die älteste Kirche von Ostisland. 1845 ganz schlicht aus schön zugeschnittenem Schwemmholz errichtet und vom Pfarrer selber finanziert. Der Bischof der Landeskirche wollte nichts wissen von so abgelegenen Gotteshäusern (und mittellosen Strandgut-Sammlern). 1962 wurde sie in einfacher Art renoviert. Durch die tundraähnliche Landschaft geht es weiter in den Vapnafjördur. Hier in den Tälern der Sela, Vestura und Hofsa sind recht grosse Schaffarmen ansässig. Die Flüsse gelten bei Anglern als begehrte Lachsflüsse. Der junge Mitarbeiter des Freilichtmuseums Burstarfell, selber aus einer Bauernfamilie, erklärt einige Details aus der aktuellen Situation der Farmer. Um eine Familie recht zu ernähren, braucht es einen Hof mit genügend Futter für 800 Schafe, überlegte Investitionen und möglichst keine Schulden. Vorgaben die kaum die Hälfte der Farmen in Island einhalten können. Der Hof Burstarfell hat etwas mehr Schafe, sehr saftiges Gras für den Heuschnitt und mit den grossen Weiden in der Tundra 15'000 Hektar Land (kaum Vegetation, Wildnis). Der alte Hof ist 500 Jahre von der selben Familie betrieben worden. 1943 hat das Nationalmuseum die Grassodenhäuser aus 1770 übernommen und 1962, nach dem versterben des letzten Bewohners, als Museum eröffnet. Über dem Hof erhebt sich der gleichnamige Berg. Auf der frisch geschobenen Piste konnten wir hinauffahren und die umliegenden Berge und Täler im leichten Regen bewundern.
4. Juni, Gemütlich brechen wir in Vopnafjördur auf und nach einem Blick auf den grossen heimischen Fischtrawler, fahren wir auf der 85 weiter zur Ringstrasse. In der Flussebene eine schöne Schaffarm nach der anderen. Wie wir auf etwa 100 MüM kommen sind wir in der Tundra, mit vielen kleinen Mooren. Über 300 MüM zeigt sich die Landschaft rau und wir fahren durch unendlich scheinende Lavafelder. An der Ringstrasse wenden wir uns vorerst nach Westen und haben bald einen schönen Blick auf die umliegenden Berge. Bald kommen wir zur Abzweigung der Str. 901 die uns noch weiter in diese Wüste entführt. Diese Piste ist der alte Postweg und ab und an sind noch die Wegmarkierungen aus Steinhaufen zu erkennen. In Mödruladur, ein alter Hof, Poststation und Übernachtungsplatz, ist es wie früher hergerichtet. Nun sind es die Touristen, die hier versorgt werden. Sie können sich in der Kulisse in die Vergangene Zeit versetzen lassen. Toll präsentieren sich die Berge, alle übertrumpfend, der 1682m hohe Herdubreid, mit seinem eisigen Käppi… Auf dieser Strasse fahren wir nach Osten und möchten auf der Str. 907 Bru erreichen. Schon am Saenautavatn ist die Strasse nicht mehr passierbar. Auch hier am Gebirgssee wird kräftig Geangelt und wie das herumliegende Material zeigt, wird auch das Eisfischen gepflegt. Also müssen wir zurück und weiter nach Osten um zu der Str. 923 zu gelangen. Diese bringt uns hinein in das Jökuldalur Tal. Ein wunderbarer Blick bietet sich von der hoch über dem Fluss liegenden Strasse hinunter ins Tal. Bald sind wir am Hof Grund. Der macht gerade einen Wandel durch, er stellt von Schafzucht auf Touristenvieh um. Aber so einfach ist das nicht, die blöken nicht, die Touristen meckern. So wollen wir auf der Campsite eine zugängliche Toilette und nicht für jedes Brünzli mit der Kreditkarte das WC neu kaufen. Abends um 21 Uhr erhalten wir dann einen QR Code, der uns «zulässt». Pardon, bin etwas Abgeschweift. Also in Grund können wir auf einer Plattform einen eindrücklichen Blick in den Stadlagil Canyon werfen. Die Attraktion sind die Schluchtwände aus Basaltsäulen, gerade, gebogen und in vielen anderen Varianten halten sie den Fluss in seinem Bett. Das wir heute ebenfalls gerne aufsuchen (nach dem Brünzli ;-) ).
5. Juni, Sonne mit kaltem Wind, das ist die heutige Wetterlage. Zuerst machen wir uns auf um Bru doch noch zu erreichen. Zuerst kommt Eirikstadir mit seinem Kirchlein in Sicht und noch weiter im Tal Bru. Das sind eigentlich zwei Höfe wo sich drei Gebirgsflüsse vereinen. Die Str. 923 wechselt das Flusstal und endet faktisch am Hof Adalbol. Hier beginnt im 13. Jh. eine berühmte Saga über Mord, Rache und Versöhnung. Der Weg den die Übeltäter damals einschlagen, ist bei Fernwanderer in Island eine beliebte Tour. Wir fahren Talauswärts zum Hof Klaustursel. Da ist eine Brücke zur anderen Seite der Schlucht. Allerdings ist die Fahrt und der Fussmarsch recht Anspruchsvoll. Im Mittagslicht ist den die NW Seite der Schlucht gut zu erkennen. Nach diesen Eindrücken folgt eine interessante und Eindrückliche Fahrt hinaus zum Borgarfjördur. Hier in einem Felsen beim alten Hafen, soll es über die Brutzeit eine Kolonie Papageitaucher haben, diese möchten wir sehen. Also zurück an die Ringstrasse, die durchaus schöne Ausblicke bietet, hinein in das grosse Mündungsgebiet des Heradsfloi. Unzählige Gewässer suchen hier den Weg in das Nordmeer, entsprechend ist es Sumpfig, ein richtiges Delta eben. Auch die Flora hat sich der Umgebung angepasst und präsentiert sich in den verschiedensten Grüntönen. Die Gänse und Singschwäne sind oft schon stolze Eltern und so wird jedes Gefährt das vorbeikommt mit drohenden Gebärden und Geschnatter «vertrieben». Auf der Strasse 94 müssen wir noch über den Pass am Ösafjöll, recht steil und im Winter des öfteren geschlossen. Eine Tafel informiert, dass 1925 Borgarfjördur nur über einen Saumpfad zu erreichen war. Es war damals besser mit dem Schiff hinzufahren. Nachmittags soll die beste Zeit sein um die Pufin (Papageitaucher) anzuschauen. So fahren wir den gleich zum alten Hafen und staunen ab den etwas tolpatschigen kleinen Vögel, die sich eigentlich mehr wie Pinguine benehmen. Wie diese brüten sie auch in Erdhölen und stolzieren vor dieser wichtig herum. Ein richtig schöner Tagesabschluss wird uns hier geboten.
6. Juni, Heute besuchen wir das grösste Bauwerk in Island, den Staudamm Karahnjukar! Der ist natürlich ein gutes Stück weg von den Pufins in Borgarfjördur ;-) . Zurück über den schönen Pass und hinaus in die sumpfige Ebene, die, wie wir inzwischen wissen, Hjaltastadapingha genannt wird (könnt ihr das Aussprechen? Wir nicht!). Dann geht es über das Stauwehr und Kraftwerk des Lagarfljot und auf der linken Seite 56km dem Stausee entlang. Wunderschön mit saftigen grün auf den Wiesen und in den aufgeforsteten Waldabschnitten. In Eglisstadir gibt es frisches Brot und Diesel. Fast am Ende des Sees windet sich die Str. 910 ca. 500m in die Höhe auf eine Tundra- Hochebene mit viel Wasser und Wässerchen. Es geht stetig sanft aufwärts, bis fast auf 700 MüM. Vor uns der ewigen Schnee auf dem Vulkan Snaefell. Vor 10'000 Jahren hat er diese Landschaft «ausgespuckt». Untersuchungen sagen dass er schläft und wir hoffen das ihn niemand aufweckt… Beim Blick in die Runde können wir den Herdubreid mit seinem eisigen Käppi wieder gut sehen. Die noch geschlossene Piste nach dem Hof Adalbol kreuzen wir und nach 68km ist der Staudamm erreicht. Da sind wir sehr überrascht! Der grosse Halslon Stausee ist nur etwa halb gefüllt?! Und im unteren Bereich immer noch mit viel Eis bedeckt. Die Staudämme sind wirklich beeindruckend, besonders der mittlere, der wie eine Kombination von Staumauer und Schüttdamm aussieht. Er ist in einen Teil der grossen Dimmugljufur Schlucht hinein gebaut und bei der Überfahrt kann man 200m in die Schlucht hinunter schauen. Der Bau löste grossen Protest der ansonsten kühlen Isländer aus. Der Strom wird aber für die Aluminium Schmelze gebraucht und deren Arbeitsplätze sind hochwillkommen.
7. Juni, Wettervorhersage am Morgen: Bewölkt, ab und zu Regen bei Südwind. Es war heute jedoch den ganzen Tag sonnig mit etwas Quellwolken. Im Wind blieb es kühl und frisch… Mit dieser guten Reisesonne können wir getrost die heutige Etappe abfahren. Auf der rechten Seite des Lagarfljot in Richtung Eglisstadir gelangen wir zur (alten) Ringstrasse. Es grünt und blüht das es eine Freude ist. Diese Strecke haben wir vor 5 Wochen schon einmal durchfahren und sie ist wie gewandelt. Wir sind nicht mehr in Düsternis des Winters unterwegs, sondern im prallen Leben des Frühlings. Sogar der See wechselte die Farbe, nicht mehr kaltes weiss blau, sondern vom Schmelzwasser in gelblich braun. Auf der Ringstrasse wenden wir uns nach Süden, um über den Breiddalsheidi Pass hinunter nach Breiddalsvik zu gelangen. Vor der Passhöhe und zum zweiten malgleich danach, beobachten wir Rentiere. Diese wurden, wie viele andere Arten, vom Mensch nach Island gebracht. Sie haben Eigentümer, diese kümmern sich aber recht wenig um sie, bis zur Zeit der Jagd… Auf der Str. 96 kommen wir zügig auf die Campsite von Faskrudsfjördur. Nach einem Bummel in die Ortschaft geniessen wir die wärme der Sonne.
8. Juni, Wir werden aus gesundheitlichen Gründen eine Woche früher Island verlassen. Das Umbuchen brachte noch etwas Stress in die Familie. Danke ihr lieben Kinder. Jetzt heute ist soweit fast alles klar. Gemütlich machen wir uns auf, um die Landspitze in den Reydarfjördur zu umrunden. Staunend nehmen wir zur Kenntnis, welchen Fortschritt der Frühling in den letzten fünf Wochen machte. All die netten Blumen vor den Fischerhäusern und auf dem Feld. Da sind es vor allem der Löwenzahn und bis hoch zu den Felsabbrüchen die blau weissen Lupinen die ein neues Bild vom eisigen Land malen. Auch in den Lavafeldern ist alpine Flora und Mose zu gegen, ein weisses Glockenblümchen z. B. hat eine Blüte von knapp 5mm Grösse. Wir fahren den gleichen Weg zurück, den wir bei der Ankunft genommen haben. Über Seydisfjördur entdecken wir einen Wasserfall mit unzähligen «Gletschermühlen» in der Falllinie. Da ist die Sicht hinunter in den Ort besonders beeindruckend und mit Erstaunen sehen wir noch keine Fähre am Anlieger. Eben fast alles klar. Bis zum Zapfenstreich ist noch keine Fähre in Sicht. Beim Terminal gibt es einen vergilbten Anschlag, dass die «Operation» um 07.00h beginnen soll.
9. Juni, Um sechs in der Früh weckt uns ein Kollege, der es noch weniger erwarten kann, mit seinem Aufbruch. Beim Frühstück wird es auf dem übervollen Platz so langsam lebendig. Wir sind um 07.30h am Terminal, gerade mal richtig. Hinter dem Lagerschuppen ist ein grosses Schiff sichtbar, aber es ist ein Passagierdampfer für Kreuzfahrten. Unsere Umbuchung hat funktioniert und mit Erleichterung nehmen wir den Bordpass in Empfang. In der Wartespur können wir das Geschehen und den unterschiedlichen Grad der Nervosität bei den Passagieren prima erkennen. Durchs Band alle sind erleichtert als die NORRÖNA elegant im Fjord angebraust kommt. Alle staunen, dass die Abfahrtzeit eingehalten wird, ist die Fähre doch beinahe ausgebucht. Bei der Fahrt aus dem Fjord werden wir durch den Kapitän begrüsst und über die Fahrverhältnisse informiert, sehr nett, aber wir verstehen eigentlich nichts. Draussen vor der Küste wird dann Pfeifen gerade die Färöer Inseln angepeilt und mit 19,2 Knoten pflügt sich das Schiff durch das immer stürmischer werdende Nordmeer. An Schlafen ist eigentlich nicht zu denken. Unsere Kabine liegt im vorderen Bereich, das heisst, hoch und runter, die Wellen werden abgeritten. Unregelmässig ist eine richtig hohe dabei, dann geht ein Schlag und zittern durch das ganze Schiff. Das löst in Autos unter uns immer wieder Alarmanlagen aus :-( . Besonders die «Tesla Fahrer» scheinen mit dem abschalten ihre Mühe zu haben.
10. Juni, Erst im Schatten der Färöer Inseln wird es ruhiger. Im Hafen von Torshavn wieder Rummel durch abladen und verladen, ein- und ausfahren, Sicherungsketten lösen, herumschmeissen und mit Pressluft-Schraubern wieder anziehen und schaukeln und rollen… Oh, es ist ja schon 09.30h, wir schrecken hoch und müssen uns für das Frühstück beeilen... Auf dem Monitor der elektronischen Seekarte für die Passagiere sehen wir die Inseln schon weit hinter uns, haben wir also doch noch etwas Schlaf gefunden. Geschwindigkeit jetzt 18.2 Knoten, Wellengang deutlich weniger aber immer noch sehr starker Wind von Süden. Die Kurslinie zeigt knapp über Schottland und genau dort wird erst südlich abgebogen. Noch vor dem Nachtessen kommt die schottische Küste in Sicht. Nach dem gelungenen Kurswechsel ist wieder etwas unruhige Fahrt, aber kein Vergleich zu gestern.
11. Juni, Theres hat immer noch Schmerzen und fühlt sich gar nicht wohl. Normale Tagwacht und nach dem Frühstück unsere Sachen einpacken. In den Cafés und Restaurants, ja zum Teil in den Durchgängen ist alles proppenvoll. Die Passagiere müssen eine Stunde vor Ankunft die Kabinen verlassen, da innert kürzester Zeit für die neue Fuhre alles geputzt wird. Die meisten sind ja mit einem Fahrzeug da und wollen nach der Ankunft so schnell wie möglich dort hin gelangen. Die Schiffsführung will dem Chaos mit einem schönen Zeitplan gegensteuern. Löblich, für etwa 5 Minuten funktioniert es, dann sind die Ellenbogen wieder ausgefahren und in Aktion :-( . Aber bald sind wir auf dem Weg in den Süden. Wir staunen ab der Fülle an grün, der Wärme und der vielen Kühe auf den Weiden. Recht spät, in der Nähe des Nord-Ostseekanals, findet sich ein Plätzchen zum schlafen.
12. Juni, Unspektakulär rollen wir weiter südwärts und geniessen die Aussichten die uns von der A7 in Mitteldeutschland geboten werden. Auffallend, je weiter im Süden, um so reifer wird die Gerste auf den Feldern. Im starken Verkehrsaufkommen der deutschen Autobahn haben wir mit unserem Giovanni einige Mühe mit zu halten. Bis 80km/h wäre optimal, aber die LKW haben es alle eilig und fordern uns mehr oder weniger deutlich auf, mit ihnen mitzuhalten. Die 90-100km/h lassen jedoch das Untersetzungsgetriebe und den Motor gequält jammern, also nicht gerade ein genussvolles Fahren. Bei Tauberbischofsheim gönnen wir uns noch eine Nachtruhe
13. Juni, Bei Heidelberg erreichen wir die Rheinebene und auf der A5 geht unsere Reise dem Ende entgegen. Bei einem Bericht wird eine Zusammenfassung und Bewertung erwartet. Diese können wir gerne geben: Island ist toll, spektakulär, eindrücklich, eben Isländisch…