Kenya - 1. Teil
11.01.2015 - 31.01.2015
Die Einreise in Kenia ging ohne Probleme über die Bühne, sofern man den Weg durch das Abfertigungs-Chaos findet und das war in Malaba nicht eben einfach! Das Export Gate auf der Seite Kenias war so überlastet, dass man kurzerhand auch über das Import Gate abfertigte. Der Verkehr aus Uganda hinaus, also auch wir, musste selbst einen Weg nach Kenia suchen. Alle haben uns aber freundlich bei dem Gewurstel geholfen! Erstaunlich die Tendenz in Afrika, nichts von Freihandel oder einfacheren Grenzabfertigungen! Sogar die EU hilft kräftig mit um neue Abfertigungstempel zu bauen, wäre diese doch prädestiniert für das auflösen solcher Nadelöhren. Der starke LKW Verkehr nach Westen zeugt vom Ölboom im Nordwesten von Uganda und dem Minengürtel in der D.R. Congo!
Bald sind wir wieder auf der A 104 unterwegs und bewundern die sich wandelnde Landschaft. In der Ebene um Bungoma sind Zuckerrohr und deren Beförderung dominierend. Dann beginnt der stetige Aufstieg auf das Uasin Gishu Plateau bei Eldoret (ca. 2000m.ü.M.) Auf dem Plateau gehen die Kleinbauern ihrer harten Arbeit nach. In einer Wunderschönen Umgebung am Äquator, erreichen wir dann den höchsten Punkt (2841m.ü.M.) auf der Fahrt nach Nairobi.
An diesem langen Tag kommen wir gerade vor dem Eindunkeln auf die Kembu Farm vor Nakuru. Das einfache Camp ist ein guter Platz für Touren in die Umgebung oder einfach zum Übernachten. Auf den leeren Feldern der Farm, sehen wir auch Freunde aus Europa auf Winterurlaub: Störche!
Von da schaukeln wir (immer noch ohne Stossdämpfer!) weiter Südostwärts. Nach Nakuru prüft uns wieder einmal ein eifriger Polizist und bemängelt die Sprünge in der Frontscheibe, das geht dann etwa wie folgend: Ja, der Sprung da ist aus Burkina, … genau, der ist von einem Stein aus Nigeria, … Nein wir können nicht austauschen, … Warum? Weil es keine in Afrika gibt! … Nein es ist nicht gefährlich, wir haben schon Afrika so umrundet, … Ja Afrika! Spüre mal von innen, alles noch glatt und in Ordnung! ... Ja es ist eine doppelte Scheibe! … Nein wir können nicht auswechseln! … Ja Danke, ebenfalls ein gutes neues Jahr! Geschenk? … US Dollar ?! Nein haben keine US Dollar dabei! … Durst? Ja gut, hier bitte und einen schönen Tag! (😔 Flasche Wasser, kein Alkohol ) 😃 Für das Gestürm entschädigt der schöne Ausblick auf den Lake Elmenteita und ins Rift Valley!
Es ging gut vorwärts an diesem Samstagmorgen und so entschlossen wir uns direkt zum Internat. Flughafen Nairobi zu fahren um bei TNT nach unseren Stossdämpfern zu fragen. Unser Track 4 Afrika Navi (von 2013) schaffte es gerade bis zum Zaun vor der West-Piste, in weiter Ferne konnten wir die Abfertigungsgebäude noch erkennen. Ernüchtert machten wir uns an das Programmieren, um zumindest das Camp zu erreichen. Nach der ersten Abbiegung sehen wir über die Strasse den Hauptsitz TNT Kenia, jetzt kamen uns noch mehr Zweifel, hört das Navi heimlich unsere Gespräche und geht eigene Wege?! (Pardon, das ist ja erst in der nächsten Generation so!) Also über die Strasse und durch die Sicherheitsschleuse zu TNT. Da wird uns dann in Life erklärt, wie es mit dem Packet weitergeht. Auf Anraten lassen wir TNT alles erledigen. Sie werden für den Zoll, die Steuer und das zustellen besorgt sein. Wir sollen uns am Montagmorgen nochmals per Telefon melden. Also Frohgemut los, zu JJ’s Camp in Nairobi- Karen. Unser nicht übersinnliches Navi, es hätte sonst von Stau am Stadtrand sicher etwas mitbekommen, fand den Weg überraschenderweise recht gut. Nach dem 2,5 Stunden Stau, verursacht durch die Teilnehmer an der Beerdigung des Sohnes vom Premierminister, kamen wir doch recht spät auf das Camp! Freudig werden wir von Stina & Turi mit einem feinen Z’nacht erwartet. Danke!
Das JJ’s ist in der Tat eine Anlaufstelle für Reisende mit dem eigenen fahrbaren Untersatz! Hier kann man alle Arten von Fahrzeugen reparieren, gute Ratschläge holen, sicher Campen und wie wir, die noch ausstehenden Visa beschaffen. Viele nutzen den sicheren Platz zum stehenlassen ihres Fahrzeuges um danach die Reise wieder fortzusetzen. Es sind auch einige „Zugvögel“ dabei, die dem Europa- Winter hier unten in ihrem Mobil entfliehen. Chris, der Betreiber hat für jeden ein offenes Ohr und versucht das Unmögliche möglich zu machen.
Bei TNT wird das, wie wir befürchtet haben, schwieriger. Am Montag klären sie ab wie hoch die Einfuhrkosten anfallen. Dienstag ist dann klar, dass wir von einer Bank aus die Bezahlung leisten müssen. (Chris kann auch das regeln) Am Mittwoch ist das Paket im „Auslieferungsstatus“ Donnerstag warten wir vergeblich. Lapidare Auskunft: „Der Kurier fand die Adresse nicht“. Freitag bedarf es einiger energischer Nachfragen und gegen 16.00h haben wir die ersehnten Stossdämpfer in den Händen. Diese haben wir in der Zwischenzeit nicht in den Schoss gelegt! Theres beschäftigt sich mit Waschen und unternimmt einen Stadtbummel mit Thomas und Sabine.
Der VW bekommt seine Streicheleinheiten, Reinigung innen, Ölwechsel, die starke verkokelung der Drosselklappe und im Ansaugrohr zeigt die Treibstoffqualität in Afrika. Also reinigen und zur Vorsorge wird die Abgasrückführung gleich abgehängt!
Zum Finale werden die Stossdämpfer eingebaut.
Der IVECO von Turi erfährt auch einiges an Erfrischungen: Träger am Fahrzeug schweissen, neue Blattfedern, ect. Sein „Chistli“ steht 10 Tage am Boden, wie ein Wochenendhäuschen. So Aufgebockt oder auf der Wiese stehend lässt es einem Bange über die Weiterführung der Reise werden! Ist doch so mancher auf diese Art irgendwo hängen geblieben.
Turi feiert Geburtstag und alle Camper lassen ihn hochleben! Danke für die feine Torte!
Zwischendurch regeln die Frauen das mit dem Äthiopien Visum. Einen Tag opfern wir uns alle vier zum abklappern der Botschaften. Äthiopien zeigt uns definitiv die kalte Schulter! Für in Kenia nicht Residente werden keine Visa ausgestellt. Die Diskussion steigert sich ins absurde, als die für die Visa verantwortliche behauptet, das befahren von Äthiopien im eigenen Fahrzeug sei verboten! Wir waren perplex! Im JJ’s kommen wöchentlich Reisende mit dem eigenen Fahrzeug an und dann diese Behauptung?! Der Sudan ist da wesentlich einfacher und gibt uns freundlich die benötigten Auskünfte. In der Ägyptischen Botschaft das gleiche, sehr freundlich die Auskunft und besonders erfreulich, das Visum bekommen wir an der Grenze. Das Problem mit Äthiopien müssen wir lösen wie schon viele vor uns. Den Reisepass mit Kurier nach Hause senden und durch einen Visa Service in Genf die notwendigen Stempel beantragen lassen. Danach warten und hoffen!
Ein Lichtblick ist der Freitägliche Grillabend im JJ’s!
Mit den Toggenburgern Besuchen wir das Nationalmuseum und dem anliegenden Reptilienpark.
Der Botanische Garten ist einfach ein Stück Wald am Fluss, praktisch für den Betreiber!
Am Sonntag besuchen wir den „David Sheldrick Wildlife Trust“. Da werden Mutterlose Elefanten Jungtiere aus ganz Kenia aufgepäppelt, bis sie wieder in Parks Ausgewildert werden können. Die Tiere werden täglich um 11.00 für eine Stunde vorgestellt, dann haben sie Ruhe vor den Menschenmassen. Über den Sinn der Sache lässt sich streiten, es gibt Parks, da müssen die Bestände durch Abschüsse reguliert werden! Aber der begüterte Nairobi Stadtmensch liebt seine „wilden“ Tiere. Was da abläuft entzog sich uns, so stehen wir fast drei Stunden zu früh vor den Toren. Da beschlossen wir, vorab einen feinen Kaffe auf dem Gelände der „Karen Blixen Kaffe Farm“ zu trinken. (Jenseits von Afrika) Im ehemaligen Verwalterhaus ist ein gutes Cafe eingerichtet. Das Wohnhaus könnte man auch besichtigen, ist aber nicht unserem Budget angepasst! Das JJ’s befindet sich ja ebenfalls auf dem ehemaligen Farmgelände, wie ein grosser Teil des Nairobi- Karen Stadtviertels.
Die Visum Geschichte lässt uns noch einige Warteschlaufen in Kenia absolvieren! Die erste soll uns durch den Amboseli NP im Süden führen. Nicht wegen der Tiere machen wir den langen Weg, nein wir möchten noch einen Blick auf den Kilimanjaro erhaschen. Aus dem NP soll dieser beeindruckend sein. Beim verlassen von Nairobi beeindruckt uns in erster Linie der extreme Verkehr. In einem Vorort nach Süden tangiert uns noch eine sich auflösende Demonstration. Das lässt das Chaos beinahe Uferlos werden. Wie die Steine von der Strasse geräumt sind, herrscht eine „Vollgas“ Mentalität der schlimmsten Sorte. Die Fahrt nach Süden bleibt im weiteren Verlauf angenehm. Wir „entdecken“ eine neue Art der vielfältigen Dornensträucher und geniessen die Hügellandschaft der Maparasha Hills.
Unmittelbar vor der Grenze, in Namanga, müssen wir die Piste zum Meshanani Gate des NP Amboseli etwas suchen. Durch die aktuellen Strassenbauarbeiten geht es kreuz und quer bis wir wieder aus der Ortschaft heraus kommen. In einer weiten Schleife führt uns die Piste wieder zurück zu den Ausläufern der Hügelzüge. Wir treffen auf Behausungen der Massai und mit Reis und ein paar Äpfel als Geschenk wagen wir einen Besuch. Bei der Frau mit ihren Kindern sind wir willkommen und radebrechen für ein Foto. Das war dann nicht ganz einfach, der Fotokasten meldete dauernd Kartenfehler. Also zurück zum Auto und den anderen holen. Kaum auf den Auslöser gedrückt, ist jedoch der Chef des Hauses da und verlangte zu wissen was da vor sich geht. Alles von vorne, in beiderseitig schlechtem Englisch. Theres holte dann die Sofortbildkamera, das Bild seiner Familie beeindruckte den Mann und jetzt durften wir auch die Lehmhütten von innen (Fotos sehr schwierig wegen der Risse im Lehm mit den Lichteinschlägen) und aussen ablichten. Das war dann für die Kinder wieder spannend. Die grösseren begannen einem am Ärmel zu zupfen, sie hätten gerne weitere Bilder von sich, der Kuh, der Schwester, einfach alles aus der Umgebung. Solch umfangreiche Fotowünsche konnten wir nicht erfüllen und zogen uns zurück.
In Richtung des Kilimanjaro war nur Dunst und Wolken zu sehen. Am Tor zum Amboseli NP hob uns dann die Park-Preispolitik von Kenia fast aus den Socken. Die Summe für einen Transit durch den Park war so hoch, dass wir kurzerhand im Rückwärtsgang flüchteten! Auf der Rückfahrt beschlossen wir, an einem Ausläufer der Maparasha Hills zu Übernachten. Im Sonnenuntergang sahen wir nicht den Kili, sondern die Gipfel der Meto Hills im Abendrot.
In der Dämmerung gab es einen kurzen Besuch einer Gruppe Zebras und mit grossem Sicherheitsabstand umrundeten uns zwei Giraffen. Die Sterne wiegten uns in einen himmlischen Schlaf.
Am Morgen vor Sonnenaufgang aus den Federn und da war er tatsächlich, der Kilimanjaro. Vor dem Licht des neuen Tages! Es war eine fantastische Morgenstimmung und wir fühlten uns reich Beschenkt. Der Dunst um den Berg nahm schnell zu je höher die Sonne stieg. Nach acht Uhr beginnt der Dunstmantel sich dicht um die Gipfel zu schmiegen, so entziehen sich diese wieder unseren Blicken.
Die Warteschlaufe setzt sich danach am Lake Naivasha fort. Der schöne Süsswassersee liegt im NW von Nairobi. Wieder vertrauen wir den Angaben von Track 4 Afrika und es wird dadurch eine interessante Fahrt. Wir werden auf die alte A4 geleitet und kommen so mit schönen Ausblicken hinunter in das Rift Valley. Wir nehmen auch, wie das Navi fordert, eine Piste an linker Hand. Die führt uns über die Bahngeleise, es scheint tatsächlich eine Abkürzung zu sein. Allerdings staunen wir nicht schlecht, dass besagte Piste durch einen drei Meter hohen Zaun unterbrochen ist! Es bleibt nur das Zurückfahren.
Bei den Bahngeleisen sehen wir einen Zug im Bahnhof von Longonot stehen. Das ergibt einige schöne „Isebähnli Föteli“. Bei der Verständigung mit dem Lokführer stellt sich heraus, dass die farbenprächtigen Lokomotiven erst vor kurzem von den „Amerikanern“ Generalüberholt wurden. Der Fahrstand jedenfalls war mit Computer und Farbbildschirmen vollgepackt. Die Bahnlinie verbindet unter anderem auch Uganda mit dem Seehafen Mombasa.
Zurück auf der alten Hauptstrasse, finden wir dann den Weg zum Lake Naivasha ohne weitere Probleme. Im „Fisherman’s Camp“ finden wir keine Fischer, aber es hat ein paar tierische Mitbewohner die uns ergötzen!
Beim Spaziergang mit Ausblick sehen wir den See in seiner voller Pracht. Aber leider auch seine „negative Seite“ Die grosse Anzahl von Blumentreibhäuser entwässern den See. Die Düngemittel sind für den überhandnehmenden Bewuchs am Ufer verantwortlich. Ja vom Hügel aus ist gar eine grosse, langgezogene grüne Bewuchszone in der Seemitte auszumachen. Anders herum gesagt, das schöne Blümlein in Europa lässt diesen (und andere) See sterben.
Nakuru wird scheinbar zu unserem Drehkreuz für Ausflüge in Kenia. Von hier fahren wir auf einer frisch geschobenen Piste zum Kraterrand vom „Menegai Crater“, oberhalb der Stadt auf 2278 MüM. Der Krater ist 485m tief und hat ca. 3km Durchmesser. Interessant sind die drei geothermischen Kraftwerke, die an seinem Grund kontinuierlich Dampf ablassen.
Im Bewuchs des Kraters erkennt man noch deutlich, in welchen Wellen die Lava einst abgeflossen ist. Ein Bonbon ist die touristische Erschliessung, diese wurde von der EU gefördert.
Von Nakuru geht es auf einer guten (geteerten) Strasse nordwestlich bis Eldama Ravin. Hier wollten wir eine schöne Fahrt durch die südlichen „Tugen Hills“ machen und wenden uns nach Norden. Es war wirklich sehr eindrücklich durch die Hügel am Rand zum Rift Valley. Allerdings haben wir nicht mit der harten Bergpiste ab Tenges gerechnet, die uns dann westwärts zum Camp vor Eldoret führen soll. Auf der Karte scheint es eine gut ausgebaute Strasse zu sein. In Wahrheit ein Karrenweg, einem Bachbett nicht unähnlich! Es geht immer weiter hinunter, bis auf den Grund des Kerio Valley (gehört wie das Rift Valley zum afrikanischen Grabenbruch). Die Höhenanzeige braucht es gar nicht, je weiter nach unten umso heisser die Umgebung. Bei 42°C haben wird dann auch den Ort Cheplembus erreicht und können uns weiter durchfragen. In Kimwarer ist dann auch unser Navi wieder mit uns. Es führt jetzt wieder souverän durch eine Mine, deren Pisten vorzüglich geschoben sind, hinauf durch den Grabenbruch, um bei Nyaru auf die B53 / 54 zu treffen. Jetzt auf 2740m.ü.M. bei einer Temperatur von 24°C kommen wir auf der neuen Teerstrasse zügig zum Camp.
Weitere Eindrücke unserer Fahrten durch Kenia folgen im nächsten Bericht.