Marokko - Erg Chebbi
12.09.2013 - 17.09.2013
Nach dem beeindruckenden Aufenthalt in Fes müssen wir „Vier“ unsere Zipperlein pflegen. So besuchen wir 30 Km NW von Fes, das Thermalbad Moulay Yacoub. Das heisse Wasser aus dem Erdreich ist wohltuend, das Dampfbad, das dampft so kräftig wie im Kochtopf! Wir sind danach wie gekocht und verbringen gleich die Nacht auf den Parkplatz der Gendarmerie Royal.
Zum letzten Mal durchqueren wir Fes um auf der N8 den Weg nach Süden aufzunehmen. Schöne Aussichten über Fes und den mittleren Atlas locken uns nach Bhalil. Unser Tagesziel soll aber Ifrane heissen. Also bei Sefrou abbiegen und auf der nächsten Nebenstrasse wieder Westwärts.
Am schönen Dayet Aaoua können wir ein spätes Pic Nic veranstalten und nebenbei auch die Landschaft geniessen. Diese präsentiert sich von der besten Seite. Der Ort Ifrane liegt 1600müM und die Temperaturen sind sehr angenehm. Das hat auch die Oberschicht von Marokko festgestellt und hier herrliche Villen und grosse Gärten angelegt, sogar einem kleinen Königspalast.
So Nobel können wir nicht liegen. Wir finden einen passenden Platz im nahen Azrou. Im Ort gibt es einzelne Häuser aus Holz, sehr selten in Marokko. In der Nacht erleben wir einen Sturm und Regen, nicht eben ohne. Ein Teil der reifen Zwetschgen fällt uns dadurch vor die Füsse, sehr lecker. Für einen Ausflug in den „Foret de Cedres“ und in das anschliessende Bergland nicht die besten Voraussetzungen.
Die positiven Auskünfte überwiegen und wir wagen unseren Tagesausflug. Da die Naturstrassen schlecht sein könnten, machen wir uns zu viert im VW Bus auf den Weg zum „Foret de Cedres“ mit den mächtigen Bäumen. Die älteste Zeder Nordafrikas ist leider seit geraumer Zeit ein toter Baum. Dennoch finden einige Touristen den Weg. Die heimischen Berberäffchen nutzen die Gelegenheit um Futter zu Betteln. Bei der Weiterfahrt durch das „Ifrane Reserve naturelle“ Entdecken wir weitere sehr menschenscheue Affenfamilien.
Mit dem Abstecher zum Dayet Afnourir haben wir wieder eine tolle Kulisse für einen Kaffeehalt. Wir staunen von wie weit her die Berber- Bauern zum See kommen um Wasser zu holen. Der nächste Abstecher führt uns nach Ain Leuh. Die hier im Stiel der französischen Alpen gebauten Ferienbungalow’s sind am zerfallen, es konnten wohl zu wenige Touristen für den hier möglichen Skilanglauf gewonnen werden. Bei einer feinen Tajine, eine Art Römertopf, werden wir sehr neugierig Begutachtet. Alle sind sehr freundlich und das Grüssen bedeutet oft auch ein Händeschütteln. Es war ein sehr gutes Mittagsmahl. So gestärkt können wir die Fahrt durch die karge Berglandschaft fortsetzen. Unterwegs sehen wir immer wieder einzelne Bauerngehöfte (Hütten) und wir fragen uns wie man unter solchen Umständen einen Winter überleben kann. In der Region gibt es eine Anzahl von Dayet (Bergseen).
Sources de l’Oum er Rbia wird der Punkt genannt, wo der grösste Fluss von Marokko entspringt. Es ist ein weit verzweigtes Quellgebiet, die vielen Wässerchen bilden ab hier jedoch tatsächlich einen Fluss der bei Azemmour in den Atlantik mündet. Hier in der trockenen Berglandschaft ist es wie ein Wunder. So werden dann die insgesamt 40 Süsswasser und sieben salzhaltigen Quellen entsprechend vermarktet. An Feiertagen ist in den am Wasser gebauten Imbissbuden der Bär los. Bei unserem Besuch ist es ruhig, entsprechend viele versuchen dann mit uns das Geschäft der Woche zu machen. Wir wollen aber so schnell wie möglich aus den Bergen hinauskommen. Mittlerweile türmen sich bedrohliche Wolkenberge über uns. So fahren wir weiter, Kurve an Kurve, bis Khenifra zur N 8.
Hier auf der N8 soll es nun 115 Km zurück nach Azrou gehen, ca. eineinhalb Stunden Fahrt, dachten wir. Bald spürten wir jedoch die Auswirkungen des Gewitters der letzten Nacht. Oft war die Strasse verschlammt, bei zwei Ortschaften die Brücken nach Beschädigungen gesperrt. Zum Glück, oder dank guter Voraussicht hat man die alten, befestigten Furten noch beigehalten. Der ganze Verkehr wurde so durch die Oued’s umgeleitet. (die Oued sind fast immer trocken, aber wehe es Regnet richtig, dann kommen richtige Flutwellen daher) Mittlerweile wurde es Nacht und es setzte wieder Regen ein. Alle waren wir erleichtert unseren Platz in Azrou trocken Fusses zu erreichen.
Am nächsten Morgen hat sich das Wetter nicht gebessert. Wir sind froh, die Weiterfahrt nach Süden auf der N13 in Angriff z nehmen. Bei Midelt wieder ähnlich verschlammte Strassen wie am Tag zuvor. Glücklicherweise sind die Brücken heil geblieben und wir erreichen zügig den Col Tizi N’Talghaumt im östlichen hohen Atlas. Die umliegenden, weit auseinander liegenden Gipfel sind 2300 bis 2700müM, es ist ein beeindruckendes Bild. Ab dem Ort Rich, wird praktisch nur noch Oasenwirtschaft betrieben und die Berge rücken immer näher zueinander. Im Talgrund schlängelt sich der Fluss Ziz durch die Felsenlandschaft. Wo möglich, werden Dattelpalmen angebaut und ab und zu kleine Felder mit Luzerne. Nach ein paar engen Kurven sind wir unvermittelt vor dem berühmten „Tunnel du Legionnaire“ Für uns Alpenländler eine enttäuschende Sache der Tunnel ist gerade mal ein 150m Loch im Felsen…
Kasbah Iris, in der Gorges du Ziz, können wir die Nacht verbringen. Am nächsten Tag fahren wir der Barrage Hassan- Addakhil entlang nach Er- Rachidia, die Stadt ist geprägt von starker Militärpräsenz, liegt doch die umstrittene algerische Grenze nicht mehr weit weg. Ansonsten präsentiert sie sich sehr modern. Alle öffentliche Gebäude und Schulen sind zweisprachig Angeschrieben, Arabisch und Berberisch, oft noch Französisch. Weiter erreichen wir die Source bleu de Meski, leider eine grosse Enttäuschung (schrecklich viel Dreck). Die schönen Dattelpalmen mit den Ruinen von Meski können uns aber erfreuen. In Erfoud besteigen wir noch den nahen Hügel um den von hier möglichen Blick in die Sahara zu machen. Durch die Starke Bewölkung war dies leider nicht möglich, wir gedulden uns weiter.
Moulay Ali Cherif, ein eifriger Verbreiter des islamischen Glaubens hat in der uralten Stadt Rissani grossen Erfolg und viele Jünger. Mitstreiter haben von hier aus Marokko und etwas später einen grossen Teil der iberischen Halbinsel beherrscht. Das heutige Königshaus beruft sich auf ihn als Vorfahre. Das wird ein Grund sein, dass der König die Moschee renovieren liess und auch für „ nicht Gläubige“ zugänglich machte. Darüber wacht die Gendarmerie Royal eifrig. Gleich um die Ecke liegt etwas weniger schmuck, die alte Karawanserei mit dem kaum mehr erkennbaren Sklaven Markt. Zweimal im Jahr fand der grosse „Suk“ statt. Kam eine Karawane aus dem tiefen Afrika zu spät, wurden die Waren, auch die Sklaven, unter schlimmsten Bedingungen bis zum nächsten festgehalten. Hier erzählt man grosszügig, die Schwarzafrikaner haben die Waren angeliefert. Livingston und andere haben aber ganz andere Berichte über das vorgehen arabischer Händler, noch im 19. Jahrhundert übermittelt.
Erg Chebbi, Ein wichtiges Ziel unserer Marokkorundfahrt ist hier erreicht. Wieder einmal bestätigt sich, wo es besonders schön ist, sind auch die anderen Touristen nicht weit. Wir erliegen den Angeboten und geniessen einen Dromedarritt mit Übernachten im Berberzelt. Wenn man in die Dünen hineinreitet ist es tatsächlich ähnlich wie auf See, nur weniger Nass! Für uns bleibt es als ein schönes Erlebnis und in guter Erinnerung.
Bis bald im hohen Atlas.