Marokko - Fes

30.08.2013 - 11.09.2013

 

Marokko, Afrika haben wir also doch erreicht. Mit der Schnellfähre, Katamaran mit Jetantrieb gebaut in Neuseeland, ging es ruck- zuck über die Strasse von Gibraltar. Das war leider nicht für alle in der Gruppe angenehm. Theres konnte es noch recht gut wegstecken, aber Schwager Urs mussten wir im Sanitätszimmer der Reederei „auslösen“ Er wurde vorbildlich betreut und mit festem Boden unter den Füssen war er schnell wieder munter.

Das spanische Ceuta war bei unserer Ankunft komplett vom Rückreiseverkehr nach Europa überlaufen. Auf  den Strassen, Plätzen und in den zollfreien Einkauf -zentren, überall. So konnten wir unsere Wünsche, ruhig Übernachten und fein Einkaufen vergessen. Wir ergatterten noch ein paar Liter zollfreien Diesel, (der war dann in Marokko sowieso billiger) und machten uns auf den Weg zur Grenze. Es gelangen uns noch ein Blick auf die römischen Festungsmauern, den alten Hafendurchstich und die zugehörende portugiesische Festung. (diese geht auf die Phönizier zurück)  Ceuta hat schon einiges gesehen, nicht nur Autotouristen.

Recht zügig passierten wir dann die Grenze. Da herrschten richtig „afrikanische Verhältnisse“ Es kam uns vor, dass jeder nur uns helfen wollte und wir hatten tüchtig mit Abwehren zu tun. Schlussendlich erlagen wir dem Zauber und wir haben den Papierkram „erledigen“ lassen. Das hat uns zumindest die königlich marokkanischen Beamten (drei verschiedene Abteilungen) gnädig gestimmt. Nach dem salutieren und welcom to Maroc  Spruch der Verkehrspolizei ging es dann in Begleitung von xx  uralt Mercedes Taxi- Limousienen, alle mit einer funktionierenden Hupe und sieben Personen plus Gepäck besetzt, weiter Richtung Martil. Mit jedem Kilometer ist die Strasse besser, (und wir ruhiger) ab dem Badeort Smir haben wir eine Palmenallee vor uns! Vierspurig, alle zwei Kilometer sind beidseitig Strassenfeger in bester Arbeitsuniform mit der Reinigung der sauberen Strasse beschäftigt und es flattern lustig die Fahnen des Königs an den Beleuchtungsmasten. Wie uns dann noch schwere schwarze Geländefahrzeuge mit Herren in Anzügen und Sonnenbrillen begegnen und überholen ist es auch uns klar, da ist was im Busch. Vor Martil dann noch mehr Palmen und eine hohe Mauer mit einem prächtigen Tor, Wächter in Fantasieuniformen. Ja ja, der König ist in seinem Badeschlösschen am Strand. Später hören wir dass er beliebt den August hier und im nahen Tetouen zu verbringen (dort ist es dann ein Palast).

In Martil finden wir einen Campingplatz, in weitem Umkreis der einzige (und schmutzigste).

Durch den recht starken Wind aus Osten ist ein baden im Meer aber nicht erfreulich. Daher erforschen wir in Tetouen die erste Medina (Altstadt) Wer es schon erlebt hat der schmunzelt jetzt, wer nicht, also es ist kaum zu beschreiben, aber es war sicher im Mittelalter auch so in unseren Städten, inklusive der Geruch! Lässt man dieses auf der Seite war es ein super Erlebnis, inklusive der Bussfahrt. Die Medina ist ein UNESCO Kulturerbe und es hat eben auch wunderbare Paläste, Stadthäuser und Moscheen. Unmittelbar an der alten Mauer anschliessend ist der Königspalast. Die vom König benutzte Strasse wird an jeder Kreuzung durch Sicherheitskräfte bewacht. Bei Ausfahrt aus dem Palast ist so immer frei Fahrt garantiert. In der Neustadt sind dann auch schöne Plätze und Gärten, durchaus sehenswert.

Nachdem ich den zerfransten Kabelstrang der rechten VW Türe neu abisoliert hatte, konnten wir uns weiter auf den Weg machen. Über Tetouen geht es zurück an die Küste, Cap Mazari bis Et- Tleta- de- Qued Laou (für den Namen kann ich nichts) Da biegen wir in die Schlucht des Qued Laou ab. Nach oben öffnet sich das Tal und wir haben den ersten Eindruck über die einfache Landwirtschaft, die kaum zum Überleben ausreicht. Entlang eines trockenen Stausees (aus der spanischen Zeit) führt uns das Strässchen zur N2 / N13. Auf dem flachen Grund des trockenen Sees ist es recht grün und die Natur spriesst kräftig. Hier, an der Nordwestflanke des Ar Rif Gebirges, erreichen wir das schöne und herausgeputzte Städtchen Chefchaouen. Es ist wegen seiner guten Wasserqualität und den blau gekalkten Häusern ein Begriff in ganz Marokko. Entsprechend wird es auch touristisch vermarktet. Warum nicht, es ist schön hier und das Klima sehr angenehm. Bis heute ein Wallfahrtsziel. Gegründet von den Muselmanen, die aus Andalusien zurückkehrten. Später fand sich noch eine Gruppe aus Spanien vertriebener Juden hier ein. Zusammen konnten sie bis 1920 ein Christenverbot in der Medina erwirken, trotz der spanischen Protektion.

Ostwärts ging es weiter durch das berüchtigte Rifgebirge auf der N2 über Bab Taza und Bab Berret bis wir nach Ketama die Verbindungsstrasse zurück an die Küste ansteuern konnten. Nun, das war ein sehr Ereignisreicher Tag! Einmal die schlechte Strasse, mit plötzlich auftauchenden grossen Löchern im Belag, die man umfahren musste. Zum anderen die Verkaufstechnik der Cannabis Bauern, (kleine Fürsten, es fährt ja nicht gerade jeder einen schwarzen Geländewagen für 100'000 Euro) die passen den Fremden ab und nötigen sie zu einem Halt um einem die Ware (Haschisch) aufzudrängen. Na ja, sehr schwer alles zu beschreiben. In der Regel springen die Gestalten aus Büschen auf die Strasse und mit Rauchergesten und einem "Ha..schsch" Gezische versuchen sie ihr Glück. Mit sechzig + und nur einem spitzen Zahn im Mund noch Amüsant, mit den Geländewagen und drohenden Gesten etwas weniger! Nun wir erreichen bei El Jebha die sehr Steinige Küste…ohne Hasch.

Der N 16 entlang folgen wir der Küste, besuchen Kalah Iris, sehenswert wegen der spanischen Inselfestung La Gomera direkt vor Augen in der Bucht. „Beeindruckend“ mit welchem ernst die marokkanische Armee den „Feind“ in zwei Kilometer Entfernung auf dem Inselchen Beäugt.  Ab Al Hoceima bis Cap des Trois Fourches beeindruckt uns das Küstengebirge mit den extremsten Gesteinsverwerfungen. Hoch über Nador und Melilla auf einer Aussichtsplattform verbringen wir eine Nacht mit Kühen als Nachbarn, das ist etwas anderes als das Meeresrauschen. Nein, es hat noch viel Hundegebell, vier Gehöfte so hundert Meter unter uns und eine kleine Moschee mit einem sehr lauten Muezzinruf, immer wieder und wieder …

Nicht MIGROS heisst in Marokko das Paradies, sondern MARJANA! Ausgehungert nach Essen wie wir es kennen, können wir in Nador unsere Vorräte ergänzen. (ja auch zwei Flaschen Wein und ein paar Bier sind dabei!) Auf der N 15 geht es nun streng nach Süden. Es wird hier Getreide angebaut. Bei genügend Niederschlägen sogar erfolgreich. Jetzt im Herbst sind die Berber mit Schafherden unterwegs und holen noch das letzte aus den Feldern. Die Hirten teilen ihr Zelt mit den neugeborenen Schäflein und deren Müttern. Es beeindruckte sehr, wie der Hirte voller Stolz seinen Zuwachs der Woche vorführte.

Bei Guercif wechselt die Landwirtschaft. Wie wir auf der N6 Richtung Taza beobachten, wird wieder bewässert. Entsprechend vielfältiger wird die Landschaft. Ab Taza wollten wir einen Rundkurs in den Nat. Park Djebel Tazzeka unternehmen. Hier ein Beispiel der marokkanischen Gastfreundschaft: Die Zufahrt haben wir verpasst, beim Nachfragen nach dem Weg wurden wir dann freundlich auf das richtige Strässchen geleitet, immerhin 15 Minuten durch die Stadt. Einen Unkosten Beitrag für das Benzin ist dann freundlich und bestimmt abgelehnt worden, aber die Handynummer für weitere Notfälle mussten wir entgegen nehmen, Danke. Unsere „Reisegruppe“ erweisst sich als etwas schwergängig im erklimmen von Bergen. So haben wir wieder einmal eine prächtige Gegend „erfahren“ Es ist sehr eindrücklich die Berber- Bauern auf ihren kargen Höfen zu sehen.

Nach einem Tag  sind wir wieder auf der N6 und erreichen dann zügig die Königsstadt Fes. Als in Bern noch der Bär auf der Pirsch war, sind hier schon unschätzbare Kunstwerke entstanden! Nach Kairo ist hier die zweite Universität der Neuzeit gegründet worden. Die Stämme der Fatimiden, Almoraviden, Almohaden begründeten und bauten die Stadt zu einem geistigen Zentrum aus. Die  Meriniden waren im 13. / 14. jahrhundert die wahren Baumeister. Die Saadier beendeten die weitere Entwicklung und die heute wieder an der Macht stehenden Alawiden entwickelten die Stadt weiter. Neben all dieser Pracht ist es ernüchternd, welche Armut heute sichtbar wird. (Siehe auch Fotogalerie).

Fotogalerie