Mongolei - 3. Teil

26.05.2019 – 31.05.2019

Zurück in Kharkhorin beginnen wir die Besichtigungstour beim Kloster Erdene Zuu, das weisse Kloster. Es wurde grössten Teils mit Baumaterial der alten Mongolenhauptstadt Karakorum errichtet. Der Khalka Fürst Abadai begann 1586 mit dem Bauwerk und mit dem steigenden Einfluss der tibetischen Buddhisten wuchs die Anlage. Innerhalb der Umfassungsmauern, 400 x 400 Meter gab es 3 Tempel, einer für den Dalai Lama und verschiedene Heiligtümer und Gräber. Es lebten schätzungsweise 1500 Mönche dauernd im Kloster. Auf der weissen Umfassungsmauer sind 108 Stupas aufgebaut. Jede steht für ein besonderes Ereignis, einige enthalten auch Mumien von grossen Lamas.

Mehrmals wurde schon versucht die Anlage zu zerstören. Es gab Brände, jedoch ist das Kloster nie endgültig zerstört worden. Bei den kommunistischen Pogromen 1938 wurden die Gebäude stark beschädigt, fast alle Mönche erschossen und die Bibliothek verbrannt. Die Bücher sollen ein Monat lang vor sich hin gekokelt haben. Im Jahr 1965 gab es ein Umdenken, es wurden die Ruinen teilweise renoviert und ein Museum eröffnet. Nach der Wende wurde wieder ein Kloster in der Anlage erbaut und die alten Gebäude und religiösen Stätten umfassend in Stand gestellt. Die gesamte Anlage mit den drei ursprünglichen Tempeln gehören zum Museum.

Karakorum, das Machtzentrum des Mongolenreiches, ist heute kaum mehr Sichtbar. Dabei war diese Stadt im frühen Mittelalter vermutlich die grösste und mächtigste überhaupt. Dschingis Khan hat nicht viel von Städten gehalten, aber seine Söhne wollten der Welt zeigen, wer was zu sagen hat! Selber kamen sie nur zur Ausübung ihrer Regentschaft in die Hauptstadt und lebten ansonsten wie jeder richtige Mongole im Ger.

Und sie hatten etwas zu sagen! Ihr Vater Dschingis Khan hat alles äusserst Klug einfädelt und im rechten Moment seine Gegner grausam niedergemacht. Seine vier Söhne regierten ihre vier Reiche mit der selben Härte und konnten sie weiter über die damals bekannte Welt ausdehnen. Dank des Franziskaner Mönches Giovanni Caprini der im 13. Jhd. vom Papst ausgesannt wurde um den Grosskhan Güyük zu bekehren und ihn aufzufordern an den Kreuzzügen teilzunehmen, sind viele Einzelheiten heute bekannt. Der Khan hörte sich das alles an und schickte den Mönch zurück mit dem Befehl an den Papst, sich zu Unterwerfen, ansonsten seine Truppen zur Überzeugung vorbei kämen. Diese kamen bis Schlesien und Ungarn, gewannen die Schlacht (Schlacht bei Lignitz) kehrten aber sofort um, um ihren inzwischen verstorbenen Chef zu bestatten. Wilhelm von Rubruk, ein Flamme im Auftrag des franz. Königs war der nächste der den weiten Weg wagte. Er kam 1253 und blieb ein Jahr. Er beschreibt anschaulich die kosmopolitische Stadt. Insbesondere einen Baum aus Eisen, der bei Festlichkeiten vier verschiedene berauschende Getränke fliessen lässt. Aber schon Kublai Khan (Enkel von Dschingis) lässt den Regierungssitz nach Khanbalik (Peking) verlegen. Dann, 1380, vertreiben die Chinesen unter der Ming-Dynastie die Mongolen, dringen in das Orkontal vor und schleifen Karakorum…

Wir dringen im Aimag (Kanton) Arkhangai weiter nach Nordwesten, zum Hauptort Tsetserleg. Unterwegs versuchen wir die warme Quelle von Tsenkher zu erreichen. Durch die Flüsschen und Bächlein zu Beginn des Weges schaffen wir es noch, aber als es sumpfig und schmierig wird, entschliessen wir uns zur Umkehr. So hat das Bad leider zwei Gäste weniger…

Tsetserleg entpuppt sich als ein schön herausgeputztes Städtchen mit farbenfrohen Häusern. Sogar die alten Plattenbauten wurden nett hergerichtet. Störend empfinden wir die Ruine des alten Klosters, sie wird als Mahnmal so zerstört wie es ist, stehen gelassen. Daneben soll laut Reiseführer, das beste Aimag-Museum der Mongolei seine Besucher begeistern. Nun, uns leider nicht, denn es hat zur Zeit Sa und So geschlossen… Der Hinweis, den kleinen Hügel hinter dem Gebäude hoch zusteigen um die Aussicht zu geniessen, ist jedoch die paar Schweisstropfen wert. So kommen wir den gut voran und sind am späteren Nachmittag schon am «heiligen Felsen» von Taikar Chuluu. Der ist fast in jedem Mongolei Prospekt abgebildet. Eine herbe Enttäuschung! So ein mickeriges Felslein kann kaum heilig sein und bei der Menge von Souvenirshops verliert die Mongolei ihren Heiligenschein… Mangels Touristen können wir auf der Ebene jedoch ein Plätzchen zum Übernachten belegen.

Etwa 100km weiter auf der A1603 kommt man zum Fluss Chuluut Uul. Der hat hier eine schöne Schlucht in die Lavafelsen gegraben. Die Strasse und der Fluss laufen ein kurzes Stück parallel nordwärts und es ist möglich, sich immer wieder die Schlucht anzuschauen. Danach wendet sich die Strasse wieder nach Westen.

Bei dem Örtchen Tariat kommt man zum «weissen See» Der ist entstanden als der Vulkan Khorgo Uul seine Lava ins Tal ergoss. Wir umfahren auf einer Landesüblichen Piste den Vulkan hinten rum, bis zu den erstarrten Lavafeldern. Dann steigen wir auf seiner Flanke auf den Rand des Kraters. Eigentlich eine kurze Wanderung, aber recht gefährlich auf den sehr scharfen Lavabrocken. Die Aussicht am Krater ist sehenswert! Es hat hier mal ordentlich gerummst um all die Brocken auszuwerfen!

Weiter der Piste entlang kamen wir zum «weissen See». Leider stürmte es nun stark, wir konnten kaum draussen stehen um die Umgebung zu geniessen. Zumindest hatten wir einen schönen Stellplatz am «Sunset Point» Dieser schöne Flecken Natur gehört zum Khorgo Terkhin Tsagaart Nuur NP. Entsprechend war so einiges Verboten, unter anderem das Angeln…

Am anderen Morgen fahren wir auf die A 1603 und kommen auf dem Solongotyn Pass 2554 MüM in den Zavakhan Aimag. Wir sinnieren etwas zurück und stellen fest, die hohen Pässe hatten nie eine Asphalt Fahrbahn. Vermutlich hängt das mit den strengen Wintern zusammen, so bildet sich weniger schnell eine gefährlich rutschige Eisdecke. In der Talsohle dürfen wir dann wieder auf einer guten Strasse weiter Rollen. Vor Ikh Uul, in einer schönen Mäderung des Ider Flusses mit währschaften Bäumen, machten wir früh Feierabend. Wir genossen den Spaziergang am Fluss mit den vielen Vögeln, Enten und Gänsen. Vor Sonnenuntergang zog eine Herde Yaks am Auto vorbei, es war ein Gaudi den Kälbern zuzuschauen. Sie waren immer noch Fit genug um wie Hunde herum zu tollen, ganz anders als wir es von Rindviechern gewohnt sind. Wenn es zu toll wurde, lies Mama Yak ein warnendes «Grunzgrollen» vernehmen, fast ähnlich wie bei Flusspferden.

Spät kommen wir vom Fluss los. In Tosontsengel versorgen wir uns nochmals, um zum Telmen Nuur zu fahren. Es wurde spannend, die auf der Karte ausgewiesene grosse Kreuzung A 1603 / 1102 gab es nicht… Die Teerstrasse machte einen Bogen nach Südwesten, das wars. Um den See zu erreichen mussten wir aber geradeaus weiter Fahren. Schlussendlich führte eine kleine Piste zur Neubautrasse der A1603 zurück. Im Wechsel auf oder neben der Trasse für die neue Strasse ging es recht mühsam weiter. Ein Kleinbus fuhr so unglücklich auf die Trasse, dass er in der Mitte des Fahrzeugs hängen bleibt. Wir sahen es von der anderen Seite und suchten erst mal einen Weg um zu dem Unglücksraben zu kommen. Dann durfte sich für einmal unser Giovanni helfend in Szene setzen und das Büschen frei ziehen, wir waren so stolz…

Endlich kam der See in Sicht und konnte uns begeistern. Auf einmal stösst Theres einen Schrei aus und zeigt mit dem Finger in die Ferne. Ganz überraschend tauchte eine Herde Kamele vor uns auf. Die ersten in der Mongolei! Wir fuhren näher zu seinem Nordufer und bei einem schönen Plätzchen beschlossen wir zu Übernachten. Herr und Frau «Zeisel» gucken neugierig aus ihrem Bau, grosse Möwen umkreisen uns und Kormorane am Ufer machen Lärm. Wir unternehmen einen Spaziergang zum Ufer und bestaunen das immer noch dicke Eis. Therese findet ein Rind, das mit der Geburt gar nicht klar kommt und nicht mehr aufstehen kann. Rat schlagend gehen wir zum Auto zurück. Als sich ein kleiner Kia Laster nähert, beladen mit einem Ger und Fünfköpfiger Familie, stoppe ich diesen und versuche die Sache zu erklären. Das Interesse ist nicht sehr gross, die Verständigung schwierig, aber zumindest stäubt das Wägelchen zum nächsten Ger und benachrichtigt die Bewohner. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen zwei Männer auf dem Motorrad um zu schauen. Wir versuchen dann, das arme Vieh auf die Beine zu stellen, leider ohne Erfolg. Recht unberührt waschen die Herren die Hände im See und fahren wieder weg, also alles andere als umsorgende Hirten, ohne eine Erklärung, ohne Gruß. Etwas belämmert stehe ich in der Landschaft und das Rind kämpft weiter um sein Leben. Nun, wir schlafen schlecht an diesem so schönen Ort…

Die bis an hin die schönste Pistenfahrt führt uns zu einem wesentlich kleineren See, dem Kholboo Nuur. Er liegt im Nordosten der Ortschaft Nömrög. Durch ein wunderbares Hochtal mit Pferdeherden und den allgegenwärtigen Schafen kommen wir zu dem fast vollständig gefrorenen See. Dennoch ein super Erlebnis! Zurück in Nömrög beschliessen wir, den uns schon bekannten Telmen Nuur südlich zu umfahren. Zu Beginn haben wir den Schutzengel stark beansprucht. Die Angaben des Navi führten uns direkt in einen total versumpften Flussübergang. Zufällig entdeckt Theres ein paar Männer, die uns heftig in ihre Richtung winken und wir können noch früh genug abbiegen. Sumpfige Abschnitte im wechsel mit Sand, es war nicht so ganz unser Geschmack. Nach 20km ging es etwas in die Höhe und die Piste wurde recht gut fahrbar. Auf Höhen über 2100m gab es auch wieder Yakherden zu bestaunen. Leider begann das Wetter um zuschlagen und so fuhren wir bis kurz vor Telmen zu einem wettersicheren Stellplatz.

Wir wurden an diesem exponierten Platz recht genau von den Hirten auf ihren chinesischen Motorrädern begutachtet. Ein stark Betrunkener meinte, wir hätten einen Notfall. Besorgt bedrängte er mich, sein Handy zu benutzen. Erst als er Therese am Herd bemerkte, war er überzeugt, dass es uns gut geht. Mit einem kurvenreichen Fahrstiel versuchte er dann, zu seinem Ger zukommen...
Am Morgen erreichten wir dann bei Telmen eine neue topp Teerstrasse! Zügig kommen wir die nächsten 90km voran. Über den Zagastain Pass ging es auf der üblichen Naturstrasse weiter und das änderte sich leider nicht bis zum Aimaghauptort Uliastai. Hier wollen wir uns als erstes ein Permit für das streng geschützte Areal am Otgon Tenger beantragen. Nett wurden wir bedient und bekamen eine in mongolisch beschriftete Karte und die Auskunft, dass beim Einfahren in das Gebiet eine Gebühr zu entrichten sei. Nun, ich weiss nicht wie es uns geschieht! Da wird in einem Büro ein Schutzgebiet, dass den Mongolen heilig ist, verwaltet und den Touristen Karten verteilt. Die Verwaltungsmenschen aber scheinen nicht zu wissen, dass der Weg im letzten Winter weg gespült wurde?! Wir können den Graben der sich vor uns auftut jedenfalls nicht durchfahren! Enttäuscht kehren wir um und machen uns auf in den Aimag Gov- Altai weiter im Süden.

Dazu müssen wir wieder auf 2500m hoch steigen. Fast oben, holen wir Kati und Sebastian auf ihren Fahrrädern ein. Überraschung auf beiden Seiten! Die beiden haben wir schon in Tosontsengel am Passaufstieg getroffen und einen Schwatz gehalten. Jetzt wieder in einem langen und harten Wegstück. Sebastian will sein gesetztes Tagesziel so schnell wie möglich erreichen, so verabreden wir einen Treffpunkt im nächsten Tal, wo wir sie zu Spaghetti a la Giovanni einladen. Im Tal war dann die Wiese bei einem Grabhügel aus der Turkzeit so einladend, dass wir etwas früher als vereinbart Feierabend machten. Therese machte sich umgehend ans Kochen und bei der Ankunft der beiden stand schon ein feines Abendessen bereit. Nach der Enttäuschung mit dem Park, waren wir auch froh, für einmal von anderen Abenteuern zu hören. Die beiden sind in Peking gestartet und wollen in etwa die gleiche Route wie wir mit dem Fahrrad zurücklegen, Hut ab vor diesem Mut...

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