Mongolei - 2. Teil
16.05.2019 – 24.05.2019
Ein Compagnion des River Point Camp, will sich mit seinem Mechaniker dem Radlagerproblem vom Giovanni annehmen. Er kommt leider nicht am Morgen, sondern erst im späten Nachmittag. Ohne grosse Hemmungen fangen sie an mit auseinander bauen, um dann betrübt festzustellen, dass sie doch nicht weiter wissen. Krampfhaft versucht Therese im Netz eine Sprengzeichnung von dem Teil zu finden, leider erfolglos. Jetzt fällt den zwei Schraubern ein, sie haben ja noch einen Kollegen der genau den gleichen Typ von Iveco fährt. Schnell wird Angerufen und eine Lautstarke Diskussion geführt. Schlussendlich ist man sich einig, dieses ist der richtige Mann für eine Reparatur. Er will am Samstag Mittag wieder in Ulan Bator sein und käme dann vorbei.
Es bleibt uns also noch der Donnerstag und Freitag für Besichtigungen. Recht früh fahren wir in die Innenstadt, das klappte sehr gut. Aber es beginnt mit einem weiteren Problem: das Dino- (Naturkunde-) Museum) ist weg. An dieser Stelle wird jetzt ein Hochhaus gebaut. Zumindest können wir hier das Auto abstellen. Dort wo das mongolische Geschichtsmuseum sein sollte, findet sich nur ein baufälliges leeres Gebäude! Das Museum befindet sich jetzt einen Block weiter, am grossen Dschingis Khan Platz. Es ist recht gut und anschaulich aufgebaut.
Nach so viel Geschichte und bestaunen des Dschingis Khan Platzes mit seinen nicht eben bescheidenen Prachtbauten ringsum, meldet sich langsam der Hunger. Bei dem einfachen und guten Essen planen wir den weiteren Tag.
Das Bogd Khan Museum im Süden der Stadt, soll man als Tourist nicht verpassen. Also auf zu neuen Grosstadtverkehrsabenteuern. Das Museum war eigentlich die Sommerresidenz des Khans, heute für die Buddhisten ein heiliger Ort. In verschiedenen Tempel sind unzählige Buddhafiguren, seidene Gewänder und religiöse Utensilien zu bestaunen. Jede der Figuren zeigt eine besondere Lebenssituation, entsprechend die grosse Anzahl. Ein Triumpfbogen erinnert an die Unabhängigkeit von China in 1912. Das Gebäude der Sommerresidenz ist ein Geschenk des letzten russischen Zaren an den Bogd Gegeen, der höchsten buddhistischen Reinkarnation der Mongolei, an den Bogd Khan, nun auch der weltliche Herrscher der Mongolei (darüber steht in religiösen Dingen der Dalai Lama, mit Wohnsitz am Genfersee). Das ist bis heute ein Grund der Anlehnung an Russland, die nach einem gemeinsamen Sieg gegen die Japaner ein Freundschaftsband (wohl dünnes) verbindet...
Auf der südlichen Seite der heiligen Berge von Bogd Uul, soll es sehr angenehm und ruhig sein. Also fahren wir den Bogen nach Zuunmod um den Manzushiryn Park zu besuchen. Hier ist eine Klosterruine und religiöse Felszeichnungen zu besichtigen. Auf dem Parkplatz dürfen wir Übernachten, es ist fast wie bei uns auf der Alp...
Wieder versuchen wir unser Wanderglück und wie könnte es anders sein, Schnee im Tannenwald zwingt uns auch hier zur Umkehr. Es war jedoch ein ausgesprochen schönes Erlebnis nach der Hektik in der Grossstadt. Wir stellen uns vor, in der Hauptsaison wird es auch in diesem Naturpark sehr viel Betrieb haben. Auf der Rückfahrt werden wir von Rene angerufen. Er meldet dass der Spezialist schon im Camp auf uns wartet. Das wird knapp, können wir doch kaum vor 17.00h zurück sein. Er wird also, wie abgesprochen, am Samstag wiederkommen. Auch Be und Margrit sind wieder zurück, so können wir das ganze ausgiebig Bereden.
Am Morgen werden die Radlager wirklich fachmännisch Untersucht. Hin und her Überlegt, welches denn die beste Lösung sein könnte, da die Lager nicht unerhebliche Abnützungen zeigen. Der immer strahlende Mechaniker telefoniert lautstark. Dann muss Rene bei kommen und Übersetzen. Es gibt Teile aus China, diese können am Mittwoch oder früher da sein (China baut diesen und andere Ivecos in Lizenz). So bestellen wir denn die Ersatzteile, bauen die alten mit viel neuem Fett wieder ein und harren wieder einmal der Dinge die da kommen.
Als Herumreisende ist die beste Beschäftigung halt herum zu Reisen. Tochter Christine macht uns noch auf den Nationalpark Terelj, etwas weiter im Osten aufmerksam. Den Rat befolgen wir gerne und machen uns auf den Weg. Die Gesteinsformationen sind wirklich sehr interessant, aber der Park ist zu nahe an der grossen Stadt! Alles ist voll gebaut mit Gercamps oder Hotels, davon nicht wenige schon wieder Bauruinen. Wir können in der schönen Berglandschaft den Aufforderungen für Karaoke nichts abgewinnen und wollen versuchen im Hustain Nuruu Nationalpark den Ausgleich zu finden.
Auf der Anfahrt Übernachten wir in den Ausläufern des Bogd Uul, mit einer schönen Sicht auf das nächtliche Ulan Batar. Bei schönstem Wetter, schon sommerlich, kommen wir gegen Mittag im Park an. Um den Eintritt zu lösen, müssen wir uns im Besuchercenter durchfragen. Es lohnte sich, denn der Direktor persönlich bediente uns und gibt uns die Erlaubnis im Park zu Übernachten. Die sozusagen von höchster Instanz bewilligte Besichtigungstour konnte nun beginnen.
Es gibt hier ausgewilderte Przewalski Pferde zu sehen. Es sind die letzten Wildpferde von Europa & Asien. Der Zungenbrechende Name stammt vom russischen Entdecker in der Mongolei. 1950 lebten Weltweit in Zoo und Parks verstreut noch 41 Pferdchen. Heute arbeiten 60 Organisationen zusammen um das Aussterben zu verhindern! Mit grossen Schwierigkeiten konnte hier im Park die Anzahl der Pferde auf ca. 240 Stück gesteigert werden. Inzwischen gibt es in der Mongolei drei Nationale Schutzparks. Weltweit konnte die Zahl auf etwas über 500 Tiere erhöht werden.
In so einer geschützten Zone, tun sich auch andere Tiere gut! Besonders die heimischen Hirsche fühlen sich sehr wohl. Es gibt natürlich auch allerlei Raubgetier, insbesondere die majestätischen Adler sind beeindruckend! Es sollen auch Luchse und Wölfe vorkommen. Hier im Park ist die grösste Bedrohung aber der Viehbestand der Nomaden. Die Herden kommen immer wieder in den Park. Im Süden kann man zusätzlich noch das Grab eines Edelmannes aus der Turk Zeit besichtigen. Eindruck machen die 520 Stelen, die in einer Reihe vor dem Grab stehen. Seit dem Jahr 680 stehen sie da, ca. 2km weit in den Osten…
Im Anschluss an die zugestandene Übernachtung auf einem der ausgewiesenen Plätze, rumpeln wir wieder Richtung Ulan Bator, zum River Point Camp. Endlich, am Mittwochmorgen beginnt die Reparatur. Der ewig fröhliche Mechaniker hat noch ein Gehilfe dabei und so ist der Giovanni schon am frühen Nachmittag wieder Fahrbereit. Eine Schwierigkeit für uns, betraf die mongolische Sitte (eher Unsitte) des Bezahlens. Für die Ersatzteile war es klar und kein Problem. Aber der Arbeitslohn wird nicht verlangt, sondern man gibt soviel, dass es der «Leistung» entspricht. Prompt kommt es zu einer Diskussion, nicht weil ich zu wenig gegeben habe, sondern weil sich der Empfänger verzählte (ich hatte den Verdacht er konnte nicht so viel zusammenzählen). Wir haben dann nochmals alles zusammen auf seiner Motorhaube ausgezählt und siehe da er war sehr glücklich und strahlte wieder über das ganze Gesicht! Na ja, bei mehr als einer Million…
Es war auch eine Zeit des Abschiedsnehmens. Be und Margrit sind schon früher in die Gobi abgefahren. Die schwedische Familie mit ihren zwei Kindern bleibt noch und Rene scheint mir doch etwas betrübt in die Kamera für das Erinnerungsfoto zu gucken. Wir sind auch ein wenig traurig, diesen sicheren Hafen zu verlassen. Vor der Abfahrt in Ulan Bator tun wir uns in einem Supermarkt mit EDEKA Sortiment gütlich. Dann endlich geht es Westwärts, fast immer gerade aus, bis wir auf die Piste zum Ögii Nuur (See) abbiegen.
Am folgenden Vormittag erreichen wir diesen. Leider hat in der Nacht das Wetter wieder einmal umgeschlagen. Es Stürmt, ist stark Bewölkt und kalt. Also wieder nichts mit Fischen oder am schönen See sitzen. So Schaukeln wir weiter Südwärts um uns das Monument und Museum «Bilge Khagan» zu besichtigen. Da kommen nicht sehr viele Leute vorbei und es tut uns fast leid, die Mannschaft aus dem Winterschlaf gerissen zu haben. Es werden Grabungen dokumentiert und Fragmente aus der Turkzeit (ca. 620- 820 AC) präsentiert. Es zeigt wie das Orkontal schon vor der Dschingis Khan Herrschaft eine wichtige Rolle spielte. Das Museum und die kleine geteerte Strasse nach Kharkhorin wurde von der Türkei finanziert, die natürlich voller Stolz auf die Turkzeit zurückblikt.
Auf eben dieser Strasse fahren wir weiter gen Süden. Wir möchten die heisse Quelle bei Khujirt erreichen, um endlich den letzten Rest sibirischer Kälte zu vertreiben. Am späten Nachmittag kommen wir da an und suchen nach der im Reiseführer so gelobten Quelle. Wir suchen, wir fragen, aber niemand will etwas von einer heissen Quelle wissen. Es gibt ein grosses neues Hotel für Wellness und medizinische Anwendungen, auch hier stossen wir auf Unverständnis. In so einem Moment möchte man gerne den Autor des «Lügenbuches» an den Ohren hinzu zerren «wo ist es nun, bitte schön». Zumindest finden wir eine Mineralwasserquelle in der fleissig die PET-Flaschen aufgefüllt und mit einer schönen Etikette beklebt werden. In der Nähe schlagen wir uns (nicht in die Büsche) auf eine Weide zur verdienten Nachtruhe. Kurz nach 5 Uhr, es wird eben hell, beginnt das Auto zu schaukeln, es ist ein Schaben und Schnaufen zu vernehmen. So stürze ich hinaus und überrasche ein Rindlein, das sich genüsslich an der Heckkiste den Rücken kratzt. Beide schauen wir uns Überrascht an und machen eine Kehrtwende. Ich besonders schnell, stehe ich doch wieder in einer vom Schnee gezuckerten Landschaft...
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