Namibia - 1. Teil

04.04.2014 - 22.04.2014

Namibia, ja wenn ihr dort sind wird alles anders, so der allgemeine Tenor von Bekannten unterwegs. Sie haben recht, Namibia ist anders als West- und Zentralafrika. Beim ersten hinschauen geht es der Bevölkerung wirtschaftlich besser, alles ist sehr sauber und aufgeräumt, in Ortschaften die Strassen meist geteert und dann die Geschäfte mit ihrem Angebot! Super! Aber es herrscht ein Klima des Mistrauens! Die Rassenproblematik ist akut, so sagt der Tankwart wohl guten Morgen, aber beim betanken dreht er sich demonstrativ ab und ein Spass oder Gespräch wie in Westafrika üblich, nichts. Der Weisse wird mit nicht Beachtung bedacht. Die Baaster (Mischlinge) leiden wohl am meisten unter der Situation, sie werden von weiss und schwarz „nicht beachtet“ Wirtschaftlich geht es nach unserer Einschätzung auch nicht super, halbleere Hotels und Camping in der Hochsaison, die Farmer sind nach Dürre im letzten Jahr fast am Ende. Nur das Minengeschäft, das brummt. (zumindest die Lastwagen, Tag und Nacht) Ich will nicht weiter auf eine Situation eingehen die ich nicht genau analysieren kann, wir erzählen lieber weiter von unserer schönen Reise. Die hat für uns sehr an Qualität gewonnen, da es eine sehr gute Infrastruktur gibt. Die ersten Meter müssen wir uns an den Linksverkehr gewöhnen. In Ortschaften mit Kreisverkehr und die anderen Strasseninselchen, na ja, jetzt geht es. An diesem ersten Tag kommen wir bis Ondangwa, da Campen wir auf dem Gemeindezeltplatz, im Gelände des Nakambale Museums. Das Museum ist im Nakambale House, das der finnische Missionar Martti Rauttanen baute und das älteste feste Gebäude hier im Norden ist.

Unser VW Buss hat einen Kühlwasserdurst von 3 lt. täglich und bei jeder Bodenwelle stöhnt er, es tönt in unseren Ohren wie „so helft mir doch, so helft mir doch“ Deshalb fahren wir ohne Abstecher durch nach Windhoek, wo Hilfe zu erwarten ist. Die weite des Landes ist beeindruckend!

Sonntagmittag, tuckern wir durch die Hauptstadt und suchen das Urban Camp. Das ist ja eine sehr beschauliche Stadt, wenig Hochhäuser, nettes Strassenbild und fast keine Leute unterwegs. Viele deutsche Strassennamen, alles proper, man meinte in einer mittleren deutschen Stadt angekommen zu sein. Am Schanzenweg finden wir das Camp, es ist urban aber toll! Turi und Stina erwarten uns mit Kaffe und Kuchen. Später wird gemeinsam „Suppe mit Spatz“ gekocht. So geht ein schöner Tag mit Abenteuer erzählen und Rutenbeschreibungen austauschen zu Ende.

Turi und Stina reisen weiter und wir machen uns auf den Weg um eine Garage für den VW zu finden. Sehr empfohlen wurde uns Meister Minz. Er ist jedoch vor Ostern mit seiner festen Kundschaft ausgelastet. Herr Minz ist zudem Trainer der namibischen Faustballmannschaft und will an ein Tournier in Brasilien fliegen. Sein deutscher Mitbewerber hat ebenfalls keine Möglichkeiten. So wenden wir uns an VW Zimmermann, eine offizielle Vertretung. Herr Zimmermann schaut sich den Wagen an und versichert uns, so „zwischendurch“ würde es noch gehen. Er möchte aber lieber ein leeres Auto zur Reparatur haben. Also zurück  in das Camp und  den VW ausräumen, den zusätzlichen Unterbodenschutz abbauen und zwei Zelte aufbauen. Jetzt sind wir froh, dass uns Turi sein Biwakzelt zur Verfügung stellte! Die ganze „Ausrüstung“ kommt in das grössere, rote Zelt und die Matratzen mit den Decken und Kissen werden im Biwakzelt verstaut. Gut hatten wir keine Zuschauer beim ins Bett schlüpfen, das war eine Show!

Die Tage der Reparatur sind ausgefüllt mit Wäsche waschen, inklusive der Vorhängen aus dem Buss. (da färbte sich das Waschwasser Ockerbraun vom Staub Afrikas)  Weitere Ausrüstung beschaffen und ergänzen. (ja sogar ein Navi mit Afrika 4 Treck Karten ist jetzt dabei)  Einiges an Material haben wir auch entsorgt, so nach dem Motto „bis jetzt nicht gebraucht, also weg damit“ Aber es ist halt immer noch sehr viel Zeugs, auch Souvenirs! Nebenbei, es gibt hier Geschäfte für Camping, Fisching und  Jagdmaterial?! Für uns der Hammer! Daneben auch eine Werkstatt, da kann der Kunde seine Errungenschaften auch gleich an den „Bakkie“ (Pickup) schrauben lassen. Oder auch ganz nett, Wohnanhänger für das Gelände mit passender Bereifung und respektablen Böschungswinkeln, es gibt da kaum Grenzen! Ein richtiger Mann fährt hier Bakkie, am liebsten mit dem australischen Gelände- Kit.

Wir entscheiden uns doch noch für einen Bummel entlang der Sehenswürdigkeiten. Sehenswert ist sicher der „Tintenpalast“ ein vom deutschen Kaiser erstellter Verwaltungspalast, die Christuskirche mit dem neuen Regierungsmonument im Hintergrund und dem alten, von der Regierung nicht mehr unterstützten Nationalmuseum im Fort.

Es soll nicht objektiv und zu Deutsch sein. Das berühmte Reiterdenkmal der deutschen Schutztruppen wurde von Anhängern der SWAPO am heiligen Abend 2013 gestürzt und in den Innenhof der Festung verbracht. Das ist der Versöhnung zwischen den Volksgruppen in Namibia nicht eben gut bekommen!

Herr Zimmermann hat zwischendurch etliche Fragen und er entschuldigt sich, dass es nicht schneller vorwärts geht mit den Reparaturen. Es ist aber auch wie verhext, kommt er zu einem weiteren Punkt im Serviceplan, ist sicher ein Schaden festzustellen der eine Absprache bedarf. Bei der Differentialsperre hinten gibt es dann  die rote Karte, der gebrochene ein/aus Mechanismus ist nur durch einen neuen zu ersetzen, mit Lieferzuschlägen aus Deutschland und vier Wochen warten ect. das ist zu teuer. Wir kommen überein, ohne die Sperre weiter zu fahren. Jetzt kommt er ins Erzählen, er ist mit einem T3 Syncro die Ostroute Afrikas gefahren und noch Jahre damit in Namibia herumgekurft. „Einfach die Luft in den Pneu ablassen und dann Vollgas“ ist sein Rat für die sandigen Abschnitte. Auch sei es vernünftiger, wenn wir nicht gleich ins Nirwana abfahren, sondern ein paar Km in der Umgebung die Neuteile einfahren würden, das scheint auch mir vernünftig.

Nachts ist es sehr unangenehm in unserem Zelt, inzwischen haben wir aus Platzgründen auf Einerzelte umgestellt. Das Gepäck murrt nicht wenn eines mit den Ellbogen ausschlägt und es schläft sich tatsächlich besser. (früher war das doch anders herum?!) Freitag der erlösende Anruf, der Wagen wird noch fertig gemacht, eine Erleichterung! Noch am Abend räumen wir die Schlafsachen zurück und erfreuen uns an unserem „Schlafzimmer“

Zum Einfahren geht es in den „Daan Viljoen Game Park“ unseren ersten Tierpark in Namibia. Da hat es für uns Wandermöglichkeiten, nach der „faulen Zeit“ der letzten Wochen, eine willkommene Abwechslung! Leider ist der Weg durch das Bachbett und über Stock und Stein recht hart, wir sind recht auf dem „Hund“ an diesem Abend, haben aber doch ein paar Tiere sehen können. Die Überraschung im Urban Camp, Turi und Stina sind wieder zurückgekommen.

Sie haben wieder Schäden am Fahrzeug und müssen den Wohnaufbau mit einem LKW Kran abheben und mit dem „nackten Fahrgestell“ zur Werkstadt fahren. Wir haben nun auch die Adresse für das Auffüllen unserer zwei blauen Camping Gasflaschen herausbekommen und das Navi hat eine erfolgreiche Premiere. Am Abend macht Turi sich als Grillmeister einen Namen, es kommen noch zwei weitere „Reisepaare“ dazu, es war sehr angenehm.

Wieder einmal verabschieden wir uns von den alten und neuen Bekannten und machen uns auf, die Schönheiten Namibias zu erkunden. Im SW, kurz hinter Windhoek kommen wir über den Kupferberg -  Pass auf das Khomas - Plateau und erleben eine Eindrückliche Fahrt entlang der Hakosberge.

Am Remhoogte - Pass  geht es dann ca. 900 Höhenmeter hinunter auf  750 MüM. Sehr eindrücklich und in kurzer Zeit wesentlich wärmer! Bei Bülls - Port kommen wir zum „Namibe Naukluft Park“ einer der grössten Nationalparks der Welt. Da wollen wir wieder die Wanderschuhe auspacken!

Den Naukluft Trail trauen wir uns nicht zu, aber die zwei ausgewiesenen Tagswanderungen Waterklooft und Oliv Trail eigentlich schon. Am ersten Tag beginnen wir mit dem Waterklooft Trail. Bald müssen wir feststellen dass wir uns etwas zuviel vorgenommen haben. Anders als in unseren Alpen muss der Weg mühsam gesucht werden und der führt durch das trockene Flussbett  über Felsbrocken und Schwemmholz. Nach einem Viertel brechen wir ab und gehen auf einem Bypass zurück ins Camp. Hier verbringen wir einen gemütlichen Abend mit Cora und Henk aus Holland..

Am nächsten Morgen versuchen wir es in der Gegenrichtung und da ist es doch etwas angenehmer. Am Wendepunkt ein schöner Naturpool, der ganz natürlich zur Erfrischung genützt wird. Hier sehen wir sehr viele Tierspuren am Bach, leider nur die Spuren. Im Camp lässt sich wieder einmal ein Pavian Männchen sehen, er ist ebenfalls am Bach und mustert das Treiben im nun vollen Camp. Nach den Schilderungen zu schliessen ist der Olive Trail noch schwerer zu meistern, dann lassen wir das mal bleiben.

Es geht also wieder zurück auf die C14 nach Solitaire, ein richtiges Wüstenkaff. Aber es gibt Diesel und feines Brot! Farmer und andere Wüstenfüchse fahren leicht 80 Km um das Brot, Gebäck und Lebensmittel zu kaufen. Hier glaubt man die „Pionier Stimmung“ mit den Händen fassen zu können.

Nach Solitaire fahren wir NO auf der D1261 über den Spreetshoogte Pass wieder auf das Khomas Plateau hinauf. Wir werden mit einer wunderbaren Aussicht in die Namib (Steppen) Wüste für diesen Umweg belohnt!

Natürlich wollen wir nicht wieder nach Windhoek, also auf der C 26 nach W und über den Gamsberg Pass zur Wüste zurück.

Über den Kuiseb Pass kommen wir zum Kuiseb Canyon, bekannt wegen dem Versuch von zwei deutschen Geologen, im Canyon den zweiten Weltkrieg „Auszusitzen“ Sie wurden dann aber doch nach zwei Jahren von Südafrikanischen Truppen interniert.

Auf dem Campground  Kriess- se- Rus im Nationalpark, können wir zwei ganz für uns einen schönen Sonnenuntergang erleben, ein super Tag!

Am Morgen machen wir uns wieder früh auf den Weg, ein paar Km zurück und dann auf der D1983 S/ SO zur Zebrapfanne. Eine beeindruckende Pfanne in leicht grüner Einfärbung durch die dünnen, nach der Regenzeit neu ausgeschlagenen Gräser. Die Zebras als Attraktion fehlen nicht, auch wenn sie doch recht weit draussen am Fressen sind. Wenn sie uns Wittern preschen sie im vollen Galopp davon. Die Springböcke und die Onixantilopen sind wesentlich näher zu bestaunen. Natürlich noch ein paar Strausse, wenn die loslegen auf ihren zwei Beinen, das sieht recht lustig aus. Nach dem Fotoschiessen und Staunen legt Theres ein recht flottes Tempo vor. Der Wind gegen, uns fahren wir über eine Kuppe in eine Senke mit etwas Steppengras. Wie der Blitz spritzen fünf Geparde auseinander, die wohl auf ein Springböcklein gelauert haben. Die entfernen sich so schnell von uns weg! Für ein Foto keine Chance, schade!

An den Ruinen der Mine Gorob vorbei kommen wir zum Kuiseb „Fluss“ Durch liegendes Schwemmholz ist die mögliche Wasserlinie zu sehen, jetzt aber ist alles Knochentrocken und im Flussbett wachsen Akazienbäume! Der Kuiseb stoppt die roten Wanderdünen der Namib Sandwüste die vom Beluga Strom und den Südwestlichen Winden nach Norden befördert werden. Dem Kuiseb „Fluss“ ist an der Küste die Ausspülung der Walvis Bay zuzuschreiben, der einzige Küstenabschnitt von Namibia für einen vernünftigen Hafen.

Auf der D2186 fahren wir fast genau nach N und kommen zum Vogelfederberg. Eine sehr interessante Graniterhebung hier in der Wüste! Wir bestaunen die ausgeprägten Erosionen, wohlverstanden im Granit! Von der „runden“ Spitze sieht man 360° nur Wüste und die Staubfahnen der vorbeipreschenden Autos auf der C14. Diese führt uns dann auch zur Küste.

In Walfis Bay bewundern wir Düne 7 die für Sandsurfing, Paragleiding und andere Extremsportarten beansprucht wird. Die Stadt und der Ort ist weniger von Interesse, so fahren wir direkt nach Swakopmund.

Vor Swakopmund bestaunen wir noch „ Martin Luther“ ein Dampfross mit einem erstaunlichen Namen und Geschichte! (Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir) Er sollte die trägen Ochsen an den Karren ersetzen. Wurde 1896 aus Deutschland angeliefert, aber die Herero- Kriege verzögerten den Aufbau. Der Erbauer ist zurück nach Deutschland und verstorben. Einige Zeit später erbarmte sich ein begabter Goldsucher und baute die Maschine auf. Diese brauchte aber zuviel kostbares Wasser und Holz, schlussendlich machte man eine Fahrt nach Walfis Bay und auf dem Rückweg verendete das Dampfross vor der Ortschaft?! Hier wurde es 1975 von Bergbaustudenten vor dem Verrotten gerettet und in den gläsernen Sarg gestellt.

Eine sehr deutsch geprägte Ortschaft! Sogar zwei Büchereien mit recht grossem Sortiment an Bücher, Zeitungen und Zeitschriften. (leider etwas ältere)

Unser Camping war Super! Zu unserer Rasenfläche gehörte eine: Palme, Dusche, WC, Grill, Wasseranschluss, Stromdose, Licht und Mülleimer. Ja hier ist der Camper noch WER! Bis zum nächsten Treff in Namibia.

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