Sambia - 1. Teil
26.05.2014 - 13.06.2014
Die „Zambezi Winterwarteschlaufe“, so könnte man unseren Trip in das Wasserreiche und doch so Afrikatypische Zambia nennen. Um dem südafrikanischen Winter ein Schnippchen zu schlagen beschliessen wir eine Warteschlaufe einzulegen. Weiterhin sind wir mit den Toggenburgern unterwegs und haben schöne Erlebisse. Die Weiterreise vom Okavango River führt uns durch den Caprivi Zipfel von Namibia an den Zambezi. Durch den Mudumu NP und entlang des Mamili NP, danach wieder Nordöstlich zur Grenzstadt Katima Mulilo. An der im Bau befindlichen Strasse sind Wehrdörfer mit mächtigen Zäunen zu sehen, diese sollen von den Elefanten schützen. Prägend ist aber die liebliche Flusslandschaft am Linyanti mit „romantischen“ Brücklein und einer schönen Flora.
Der Zambezi zeigt sich von seiner romantischen Seite mit einem wunderbaren Sonnenuntergang. Am anderen Morgen fahren wir über eine neue Brücke nach Zambia und dürfen da so allerlei an zusätzlichen Gebühren für das Auto bezahlen. Haftpflichtversicherung, Strassentaxe, Umweltabgabe und für uns das Visum. Alles ein wenig extra teuer und in US$.
Auf der Nordseite des Flusses, nach einer Übernachtung in Mwandi, erreichen wir zügig Livingstone. Unterwegs werden mit der Hacke Feldfrüchte angebaut und vereinzelt sind kleine Reisfelder, die das einerlei von Mais und Maniok auflockern. Schon von weitem ist der Wassernebel der Victoria Fälle zu sehen.
Der Zambezi hat sich hier ein Schluchtenlabyrinth geschaffen. Die Wassermassen stürzen über die Kannte um sich anschliessend durch die Schluchten zu zwängen.
Die Fälle sind sehr beeindruckend. Der Zugang auf den Felsenvorsprung gegenüber bleibt uns wegen der grossen Wassermengen verwehrt. Der Wassernebel verursacht Sturzfluten!
Eine imposante Brücke schwingt sich an das Ufer von Zimbabwe. Wir bleiben jedoch auf der Seite von Zambia um dem Stress einer Grenzabfertigung zu entgehen.
Livingstone hat noch mehr zu bieten, ein Museum der Stadtgeschichte, (inklusive dem Leben von Dr. Livingstone) der Eisenbahn und über die Ankunft einer grossen jüdischen Gemeinde unmittelbar vor der Verfolgung durch die Nazis in Osteuropa. Das gute und günstige Warenangebot im Ort wussten wir besonders zu schätzen.
Nach dem Besuch wenden wir uns nach Nordosten und fahren auf der Hauptstrasse nach Choma. Auf einer Farm finden wir ein Camp für die Nacht. Von hier geht es streng nach Norden. Unterwegs sieht man einige grosse Farmen mit Bewässerungssystemen und die Felder und Dörfer der lokalen Bevölkerung. Es haben sich in Zambia Farmunternehmer aus Zimbabwe, Südafrika und Namibia neu etabliert. Die Vorbesitzer waren oft vertriebene Engländer. Jetzt scheinen hier diese Landwirtschaftspezialisten wieder willkommen zu sein.
In den oft sehr schmucken Dörfern sind die Speicher gut gefüllt mit Mais. Auf den Feldern ist noch der Jam, Maniok und ein wenig Baumwolle.
Die Bewohner sind viel unterwegs, mit Karren, Velo oder ganz einfach zu Fuss. Es ist erstaunlich, welch grosse Distanzen dabei zurückgelegt werden.
Bei dem Ort Kabulamwanda geht es dann nach Westen und bei Namwala fahren wir in die „Kafue Flatts“ Eine in der Regenzeit überflutete Flusslandschaft. Die Bewohner halten recht grosse Viehherden und es wird nur sehr wenig Angebaut. Bei Namwala wird für die Region ein Schlacht und Kühlhaus betrieben.
Die Fahrt ist in Lubwe zu Ende. Der Weg führt ins Wasser und wir müssen umkehren. In der Ebene Übernachten wir und haben regen Kontakt mit Einheimischen.
Die Viehherden werden wo nötig durch die Wasserläufe getrieben.
Zurück in Namwala suchen wir den Weg zur Fähre über den Kafue. Nach Navi und Karte ganz einfach, aber die Wirklichkeit ist halt immer etwas anders! So ist der Strassendamm oft Unterbrochen und es führen verwirrend viele Wege weiter. Die Angaben der Passanten bleiben mehr als einmal nicht nachvollziehbar, aber irgendwie finden wir den Weg.
Schlussendlich erreichen wir die Fähre von Shimbizi. (aber nicht in Shimbizi, sondern etwa acht Km weiter im Osten)
Der letzte wird der erste sein, oder so ähnlich. Die mit zwei finnischen Ruderpropeller ausgerüstete Fähre ist nur mit einem Antrieb im Einsatz. Um die Beschädigung zu minimieren legt sie am anderen Ufer einfach rückwärts an und es wird dann halt auch rückwärts ab der Fähre gefahren!
Der See liegt im riesengrossen Kafue NP, der aber sehr schlecht zugänglich und wenig besucht ist. In der Vergangenheit ist auch der Wildbestand durch Wilderei stark dezimiert worden und erst in den letzten Jahren wurde ernsthaft versucht das zu unterbinden. Der Erfolg ist Umstritten. Aber es soll örtlich wieder eine ansprechende Tierpopulation geben. Wir fahren weiter ausserhalb des Parks nach Nordosten, bis zur grossen Teerstrasse. Die Fahrt ist sehr staubig, wir kommen aber zügig durch den „Mopanewald“ Ein Wald mit kleinwüchsigen Mopanebäumen und Sträucher. Es hat kaum Dörfer, wenn man das Auto verlässt ist klar aus welchem Grund! Die Tse-Tse Fliege stürzt sich auf jedes Lebewesen und beisst gnadenlos zu und Überträgt dabei die Schlafkrankheit und Tierseuchen, ein ekliges Insekt. In offener Landschaft hat man Ruhe vor dem Viech, aber in den Wäldern ist es sehr schlimm!
Der Itezhi- Tezhi Dam staut den Kafue zu einem respektablen See. Das Kraftwerk wird gerade von den Chinesen erneuert, entsprechend donnert der Fluss an den Reguliertoren zu Tal. Wir haben im Camp eine tolle Aussicht auf den See, warten aber vergebens auf die angekündigten Hippos, es bleibt eine ruhige Nacht.
Wir wenden uns wieder nach Westen und kommen auf der Hauptstrasse wieder zum Kafue NP. Im Mukombo Camp möchten wir bleiben. Als wir uns beim Ranger anmelden werden wir wieder Opfer der Tse-Tse Fliegen. Der Ranger bleibt in seinem Kabuf, bewaffnet mit zwei Flaschen Insektenspray „alles Tot“! Lächelnd will er uns weis machen, dass es nicht schlimm sei und wenn man sich nicht hektisch bewegt (das tut er in der Tat nicht) die Fliegen dass Interesse verlieren. Wir mögen keine Versuche in dieser Richtung und fragen ihn nach einer Alternative. Er Empfiehlt uns einen Campingplatz vor dem „Chunga Gate“ noch ausserhalb des NP. Das Camp liegt sehr schön in einer Flussschlaufe. Turi kann endlich wieder einmal seine Angeln auspacken und wir staunen über die nicht zu überhörenden Hippos.
Ein interessanter Flecken! Nach dem Z’nacht laufe ich zur Dusche, da werde ich sehr bestimmend durch ein wütendes Fauchen und Knurren gestoppt. Es läuft mir kalt über den Rücken! Mit der Kopflampe sehe ich zu wenig weit. Dann nochmals, es muss ein grosses Katzenvieh sein! Ich bleibe stehen, Theres ruft, die Antwort kommt extra laut, das Kätzchen entfernt sich unter Protest und mir geht es wieder besser. Später am Fluss hören wir die unterschiedlichsten Tiere, gegenüber im NP sogar einen Löwen, einfach richtig Afrika!
Der Verwalter besucht uns beim Frühstück und erzählt, dass in der Nacht ein Elefant vor seiner Hütte zum Ufer marschiert sei. Das nette Tier hat einen grossen Haufen in seinen Hof gesetzt! Wir beschäftigen uns mit dem Anglererfolg von Turi (drei grosse Welse) und versuchen ein Brot in der Feuerglut zu backen. Die Fische schmecken sehr gut zum Mittagessen und in einer Variante zum Abendbrot. Mit gutem Willen ist auch das Brot zu geniessen.
Den ganzen Tag über hören und sehen wir aus grosser Entfernung Hippos. Beim Einnachten sind diese Überraschend auf unsere Flussseite gewechselt und Mampfen, Rülpsen, Furzen und planschen dass es eine Freude ist. Mit dem Nachtsichtgerät von Turi gelingt es dann die Tiere zu zählen, es sind zehn Stück. Eines mit einem ausgesprochen massigen Körperbau, nicht verwunderlich, ist es doch als erstes am Fressen. Neun andere linsen aus dem Wasser und warten auf Ihre Chance, die dann auch kommt. Nachtbilder gelingen uns leider keine, es war dennoch der „Hammer“
Die Räder kommen wieder ins Rollen, weiter auf der Hauptstrasse nach Westen. Bei Kaoma können wir am Strassenrand die Anlieferung und Vermarktung der Tabakernte beobachten. Aus dem weiten Umland bringen die Kleinbauern die Ernte hier zusammen und warten auf die Einkäufer, oft mehrere Tage. Sie nächtigen dann zwischen ihren Tabakballen. Ist man sich einig, verschwindet der Ballen im Lagerhaus oder kommt direkt auf den Laster.
Die jungen Männer vertreiben sich die Zeit mit einem „Fussball“
Wir biegen ab und fahren Nordwestlich, in Richtung Lukulu am Zambezi Fluss. Es ist wieder einmal eine Piste die Unmengen von Staub aufwirbelt.
In der Region wird der Mais am Stengel geschnitten und dann zu Puppen zusammen gestellt. Immer öfter sind die Häuser aus Grasmatten erstellt, es sind richtig schmucke Häuschen und Weiler dabei.
Die Zambier sind sehr aufgeschlossen! Sie freuen sich über unseren Besuch und möchten möglichst viel von uns wissen. So ist diesen Damen das Herz übergeflossen als wir Zambia und die Menschen lobten. Spontan haben sie uns ein Lied vorgesungen so nach dem Motto: Zambia ist schön, Zambia ist toll, der Herr möge unsere Reise Segnen! Das machte unser Herz ebenfalls voll!
Einen besonders musikalischen Gruss sendet dieser Junge Mann mit seinem klangvollen und imposanten Instrument aus Tropenholz und Kürbissen. Es ist so schwer, es bleibt wohl für immer unter diesen Bäumen stehen!
Von Lukulu schlagen wir einen weiten Bogen nach Nordosten. In Watopa geht es mit einer Art Gierfähre über den Fluss. Die Fähre ist an einem Stahlseil festgebunden und kleine Einzylindermotoren (Kopien von Faryman) treiben es sicher über den Fluss. Auch hier hält uns die Afrikastimmung gefangen! Zuerst dürfen die Frauen fertig waschen (auch sich selber) erst dann setzt sie über um uns zu holen.
Nach 20km treffen wir auf die eine neue Strasse, diese verbindet Sambias Copperbelt mit Angola. Da ist es nicht verwunderlich, dass es zügig weiter geht und früh treffen wir in Zambezi ein. Ich denke wir sind alle vier Romantiker, der Ort hat uns mit seinem Namen verzaubert. Leider ist der grosse Zauber schon etwas in die Jahre gekommen, auch die ausgeschilderten Campingplätze, es gibt keinen der uns Überzeugt. Da fahren wir noch 20km weiter bis Chinyingi. In der Flussebene, nahe der Hängebrücke, machen wir erneut ein „Bushcamp“
Die Hängebrücke ist von den kanadischen Missionaren in den 1970er Jahren gebaut worden. So kann der Zambezi einfach überschritten werden, vorausgesetzt man ist Schwindelfrei. Die Mission auf der Westseite des Flusses ist zu einem grossen Dorf gewachsen.
Auf der guten Strasse fahren wir dann wieder zurück nach Osten in Richtung Copperbelt. Die Strecke ist recht eintönig und führt grössten teils durch Mopanewälder. Aber immer wieder ein Dorf oder einen Weiler. Viele, viele Menschen, sie roden kleine Felder und leben von den Erträgen. Ein wenig Bargeld können sie mit Holzkohle erwirtschaften. Am Strassenrand wird diese dann Angeboten. Zum Übernachten schlagen wir uns in den Busch. Eigentlich wollten wir das frieren in Südafrika vermeiden, aber in der Nacht sinkt das Thermometer auch hier auf 5°C, also nicht eben warm!
Beim Wasserfall von Mutanda finden wir eine Freizeitanlage. Wir können neben dem Parkplatz Campen und in einem Zimmer die Dusche benützen. Das entspricht mehr unserem Bedürfnis als die netten Fälle zu bewundern.
Über Slowezi erreichen wir Chingola im Copperbelt. Hier rauchen die Schlote was nur möglich ist! Die Welt ist geil auf die Edelmetalle der Region! Die Erzgruben in der Nähe sind erschöpft aber mit grossen, speziellen LKW wird das Erz aus der weiteren Umgebung zur Verhüttung gebracht. Dreck, Staub und Abraumhalden wie vor dreissig Jahren im Ruhrgebiet! Auch das ist ein Gesicht von Afrika! Hier sind wir sehr nahe an der Grenze zu D.R. Congo, mit der Provinz Shaba. Da soll es im Kampf um die Bodenschätze ja richtig hart zu und her gehen. Hier in Zambia ist es dagegen sehr geordnet und es bewegt sich alles mit englischer Coolness.
Erstaunliche Gegensätze sind hier zu beobachten! Nach der Durchfahrt von Kitwe, wie alle grösseren Orte eine Minenstadt und recht modern, wird eine Kuhherde in einen Vorort getrieben. So Krass, den gleich geht es auf einer neuen Autobahn weiter!
Im Nsobe Game Camp, 70km Südlich von Ndola hat Turi die Angel wieder ausgepackt, mit Theres mache ich lange Spaziergänge und wir bewundern besonders zwei Waldgiraffen, (kleiner mit dunkler Zeichnung) die genau genommen uns beim Orangen essen gefunden haben! Auch die Wäsche wird mal wieder gewaschen und ich schreibe ein wenig vom Geschehen. (ja seht her, so ergeht es uns in Afrika!)