Nordamerika - 5. Teil - USA - Alaska
03.07.2024 - 15.07.2024
Wir haben die Absicht «um die Ecke» nach Valdez zu fahren. Zuerst nach Palmer, da können wir auf einer Farm Moschusochsen besichtigen. Im Nachhinein muss ich es zugeben, es ist eine Interessante Führung zu den Tieren auf der Weide, die da geboten wird. Es wird vieles über die Art, Herkunft und Lebensumstände berichtet. Die Tiere sind bis in die Urzeit zurück zu verfolgen. Es wird nicht verheimlicht, dass die Moschusochsen hier als Nutztiere gehalten werden. Der Nutzen der Tiere liegt in der Unterwolle der dichten Behaarung. Diese ist wärmer und feiner als Kaschmirwolle. Im Frühjahr wird diese aus dem dichten Winterpelz gestriegelt und verkauft. Natürlich ist der Tourismus ebenfalls ein wichtiges Standbein, wie die Preisgestaltung des Shops zeigt. Die Tiere lebten ursprünglich über dem Polarkreis. Da sie in Alaska ausgerottet waren, haben alle Tiere der Farm einen ausländischen Stammbaum. Diese hier sind eine Mischung aus Kanada und Grönland mit einem Schuss Sibirien. Neu wurden auch Herden in Finnland und Norwegen angesiedelt. Um die seltenen Tiere genetisch frisch zu erhalten ist es üblich, Samenspenden unter den Ländern auszutauschen. Vom Highway aus sind im Gebirgsmassiv der Chugach Mountains einige schöne Gletscher zu erkennen. Besonders eindrücklich ist der Matanuska Glacier, der sich bis an den Fluss hinunter windet. Hier werden wir von einem starken Verkehrsstau überrascht. Nicht der schöne Gletscher ist heute am Nationalfeiertag das Ziel von tausenden Schaulustigen, sondern das traditionelle «Car Cliff jumping». Seit Jahren werden Autos, Wohnwagengespanne ja sogar LKWs über einen Felsen «Entsorgt». Zu Beginn blieben sie da liegen, heute ist der Veranstalter, die Einwohner vom Dörflein Matanuska, für die Entsorgung zuständig. Wir konnten dem Rummel aber nichts abgewinnen und waren froh den Verkehr hinter uns zu lassen und die Berge ohne «Crash» zu bewundern.
Ein hoher Offizier der US Army plante und baute nicht nur den Alaska sondern auch den Richardson Highway. Nach seinem Ableben wurde die Strecke von Valdez nach Fairbanks nach ihm benannt. Mit den schönen Aussichten ist es so eine Sache, es bedingt unter anderem gutes Wetter. Leider haben wir stürmischen Wind und Regen auf unserer Fahrt über den Thomson Passhinunter nach Valdez. Den Worthington Gletscher vor der Passhöhe können wir mehr erahnen als Anschauen. Unten am Prince William Sound ist es für kurze Zeit etwas besser und wir benutzen die kurze Aufhellung um den kleinen Aussichtsweg auf den Hügel vor dem Hafen zu begehen. Der Blick über die Bucht zeigt den heutigen Fischereihafen, Kreuzfahrtschiffe und gegenüber in der Bucht der Endpunkt und die Verladeanlagen der Alaska Pipeline. Hier wird das Erdöl aus der arktischen Prudeo Bay nach 880km Reise «in der Röhre» verschifft. Es wird hier im Ortsmuseum den vielen schlechten Ereignissen der notwendige Raum geboten: Dem Erdbeben von 1964, das den alten Ort vollständig zerstörte. Dem Untergang und der Rettungder Menschendes holländischen Kreuzfahrtschiffes Willhelmstad, dass 20 Meilen weit draussen im Sound durch ein Feuer an Bord bei stürmischer See sank. Dem grossen Ereignis durch das sinken des Supertankers Exxon Valdez, ebenfalls in den 1980er Jahren. Letzteres brachte weltweit Veränderungen im Umgang mit Gefahrengut in der Schifffahrt. Es herrschte «Full House» im Städtchen, wir finden mit vielen anderen Platz im trocken Flussbett.
Das Wetter bleibt schlecht und die Aussichten für den Robertson Highhway sind zumindest getrübt. Von der Strasse sind immer wieder Teilstücke der Pipeline sichtbar. Der Fluss des Erdöls wird durch 12 Pumpstationen aufrecht erhalten und Nr. 12 liegt direkt an der Thomson Passstrasse. Zurück in Glennallen ist das auftanken fällig und siehe da, unsere luxemburgischen Nothelfer fahren von der anderen Seite vor. Kurz und intensiv werden die Erfahrungen ausgetauscht. Sie mussten tatsächlich die Fahrt auf dem Dempster Highway. abbrechen und nach Whitehorse zu einem fähigen Mechaniker, der den Getriebeölkühler reparieren konnte. Jetzt sind sie etwas in Eile, sie müssen eine gebuchte Fährverbindung erreichen, um nach Vancouver Island zu kommen. Schade, die Plauderstunde am Lagerfeuer fällt aus. In unserer Fahrtrichtung zur rechten ist der grösste National Park der USA. Er ist grösser als die Schweiz, mit mehr Gletschern, aber extrem unzugänglich und schlecht erschlossen. Ohne Flugzeug ist da kaum etwas möglich und Touren für unseren bescheidenen Fitnesslevel gibt es nicht. Aber hier, nach Glennallen, befindet sich ein sehenswertes Besucherzentrum. Mit Hilfe von Rangern kann da eine mehrtägige Bergtour zusammengestellt werden. Neben der guten Darstellung über die Entstehung der Gebirge, wird einem der Wrangell-St. Elias National Park mit bestem Foto und Filmmaterial schmackhaft gemacht. In einem kurzen Filmausschnitt ist das Eingeständnis zu hören, dass der blaue Himmel wegen den regelmässigen Tiefdruckstörungen vom Pazifik her tatsächlich selten ist! Beim durchqueren der Alaska Ranges bei Paxson, wird es etwas trockener und die Stimmung besser. In Delta Junction geht es auf dem Alaska Highway wieder nach Süden. Beim uns schon bekannten Moon Lake Campground geniessen wir einen Entspannungstag. Bei Meile 1222 verlassen wir vorerst Alaska. Interessant, jetzt werden wir nur von den Kanadischen Behörden kontrolliert.
Theres notiert im Tagebuch: «Strasse weiterhin durch schmelzen des Permafrost stark deformiert und beschädigt, bis Burwash Landing. Hier Besuch des Kulane Hystory Museum, sehr gute Darstellung der Lebensweise von den örtlichen Ureinwohnern und der Tierwelt in der weiteren Umgebung». Das Dorfcafé und die Tankstelle von Haines Junction bekommen von uns einen kurzen Besuch. Danach biegen wir in die Fjorde von Haines, weiter im Süden ab. Die schönen Berge bleiben in den Regenwolken verborgen und auf dem Chilkot Pass ist es richtig unangenehm kalt, obschon nur ca. 1'068 MüM. Von hier geht es kräftig abwärts zur USA Grenzstation. Die Beamtin ist durch ihren Computer schon voll informiert und stellt uns nur ein paar Kontrollfragen. Der erste Weg führt uns ins Visitor Center, wo wir uns über die Weiterreise erkundigen können. Die Auskünfte sind gut, wir beschliessen zuerst für einen Nachtplatz mit warmer Dusche zu sorgen. Danach geht es gleich weiter zum Fähranlieger, da können wir auf der Autofähre «MV Hubart» einen Platz für den nächsten Mittag ergattern.
Weiter, in sehr langsamer Fahrt, geht es am Fjord entlang. Hier sollen sich Bären und Seeadler aufhalten. Wir werden nicht enttäuscht! Zwei halbwüchsige Grizzly kommen unerwartet aus den Büschen. Mein starkes Bremsmanöver macht sie auf uns Aufmerksam und schnell sind sie wieder im Unterholz verschwunden. Wir fahren weiter bis zum Chilkoot Lake. Auf dem kurzen Flusslauf bis zum Fjord sind unzählige kleine Stromschnellen wo sich gerne Bären beim Fischen zeigen. Hier am Flusslauf hat die Fischereibehörde eine Fischsperre errichtet. Nur ein schmaler Durchlass erlaubt es den Fischen aufwärts zu schwimmen. Am Durchlass werden sie gezählt und bis Heute sind nur 491 Lachse in den See hinauf gewandert, die Lachswanderung ist erst am Anfang. Ein Seeadler bleibt so lange sitzen, dass auch wir ihn vor die Linse bekommen. Ein guter Tag heute! Das Jagdfieber treibt uns schon früh aus dem Bett. Zum Frühstücken fahren wir zu der Stelle, wo wir die jungen Grizzly sahen. Nicht lange und sie tauchten wieder auf. Wir konnten sie lange bei der Suche nach Futter beobachten. Spannend, es sind sicherlich Geschwister die ihre erste Selbständigkeit erleben. Eines ist sehr gut in Schuss und dauernd am suchen von Nahrung. Das andere ist etwas mager, sehr verspielt und wie es uns vorkommt ein Tagträumer/in. Recht unbekümmert streifen sie vor dem Auto herum und sehen uns offensichtlich nicht als Gefahr. Zumindest so lange wie das Fenster geschlossen bleibt. Um noch ein besseres Foto zu bekommen, öffne ich ein Seitenfenster, das störte und schwupp sind sie über der Strasse im Unterholz verschwunden.
Recht früh stehen wir am Fähranlieger in der für uns vorgesehener Spur. Die Fähre kommt pünktlich und beim ausladen des «Gegenverkehrs» können wir sie in Ruhe bestaunen. Bald werden wir eingewiesen. Da auf der Seite ein-/ausgefahren wird, müssen wir in der Einfahrt wenden und in der zugewiesenen Spur Rückwärts einparken. Das Parkdeck wird voller Fahrzeuge gestellt, die Wohnwagengespanne oder die Camper mit Anhänger haben es recht schwer, um Rückwärts ein zu fahren. Das Personal ist aber super hilfreich! Wenn das gemacht wird was sie vorgeben klappt es sehr gut. Dennoch haben wir 30 Minuten Verspätung bis alle an Bord sind. Bei der einstündigen Fahrt sind leider die Berge rundum in den Regenwolken versteckt. Der Fjord ist recht schmal und wir staunen bei der Ankunft in Skagway nicht schlecht, liegen doch schon vier Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Der Fähranlieger, ein grosses Ponton, liegt genau dazwischen und beim anlegen kommt man sich klein vor zwischen den Giganten. Über den Winter hat Skagway weniger als eintausend Einwohner, die Kreuzfahrtschiffe bringen sicherlich 10'000 zusätzliche Personen! So ist denn die «Altstadt» über drei Strassenzüge proppenvoll! Skagway erlebt zur Zeit seinen zweiten «Gold Rush», jetzt in Form von zahlungskräftigen Touristen. Wir suchen angestrengt eine Tankstelle, denn seit dem an Bordfahren bittet unser Dodgli energisch um Sprit. Da haben wir erstmals Probleme den etwas verworrenen Bezahlanweisungen an der Tanksäule zu folgen. Mangels anderer Möglichkeiten frage ich um Hilfe im nahen Pup. Der Chefe ist sehr hilfsbereit und gibt uns die notwendige Unterstützung, obschon die Tanke nicht zu seinem Betrieb gehört. Wir revanchieren uns anschliessend mit einem Besuch, es schmeckte gut. Frisch gestärkt machen wir unseren ersten Bummel in der Stadt und erleben die lautstarke Einfahrt des Zuges der White Pass & Yukon Linie. Natürlich wird mit dem kräftigen Hupen auch der letzte Tourist auf eine mögliche Zugfahrt hingewiesen. Genau wie im «Gold Rush» von 1898 bevölkern Menschen aus aller Welt die Strassen. Diese sind heute Asphaltiert, niemand versinkt im Schlamm und verliert seine Schuhe, wie anno domini. Wir flüchten aus der Stadt und nehmen die aus den Felsen gesprengte Piste nach Dyea im Nachbartal. Vor dem historischen Chilkoot National Monument findet sich ein Platz für die Nacht. Feiner Regen vergällt heute Morgen beim Besuch der «Stätte» die Laune und nur zögernd wandern wir hinaus ins blumenübersäte Delta.
Es erscheint mir notwendig, die historischen Vorkommnisse vor Ort zu erzählen: Zwei kleinere Dampfer sind im Frühjahr 1898 aus Alaska in San Francisco eingetroffen und löschen an der Pier Jutesäcke mit Gold im Wert von deutlich über zwei Millionen Dollar. Bald lässt es sich nicht mehr verheimlichen, tausende wollen mit den Dampfern zum gelobten Klondike Plateau in Yukon, Kanada. Der kürzeste Weg führte über Dyea in Alaska, Chilkoot Pass, Bennet Lake, die angrenzenden Seen und Flüsse um dann auf dem Yukon in das Land zu kommen wo das «Gold in Eiergrösse» auf dem Boden liegt. Die ersten Goldsucher werden aber im natürlichen Hafen Skagaway an Land gebracht, im benachbarten Tal. In beiden Orten leben wenige Indigene, diese kennen die Handelsrouten ins innere des Landes und ein schrulliger Trapper der das ganze ins Rollen brachte. Drei Monate nach Ankunft der ersten Schiffe lebten schon tausende, vornehmlich Männer vor Ort. Diese machten sich auf, über die Berge ins gelobte Land. Geschäftstüchtige erstellten in kürzester Zeit zwei Dörfer mit allem was der einsame Goldsucher zur «Zerstreuung» brauchte. Von Seattle und San Francisco fahren regelmässig Dampfer und bringen bis ende Jahr ca. 20'000 Menschen an Land. Wer es sich leisten konnte, zog mit Packpferden über den «White Pass» Der Rest streitete sich um Plätze in Ruderbooten um nach Dyea zu kommen. Von hier aus ging es zu Fuss über den Chilkoot Pass. Da standen mittlerweile Englisch-Kanadische Beamte und erhoben nicht nur Zoll, sondern wiesen jeden ab der nicht Lebensmittel und geeignetes Material vorweisen konnte, um ein Jahr zu Überleben. Die Liste war lang und der Transport sehr mühselig. Jeder musste ca. 680kg über den Pass zum ersten See schleppen. Es gab Indigene Träger, die kosten aber Geld, wer keines mehr hatte, musste in Etappen sein Material transportieren. Es gab Hunger, Krankheit, Erschöpfung und Tote am Wegesrand, unvorstellbare Mühe und Entbehrung! Im ersten Jahr wurden 30'000 an Land gebracht. Wer zu spät im Herbst kam, musste Überwintern. Dyea und Skagaway boomten. Keiner wusste, dass im Frühjahr 1899 schon alle Claims (Goldfelder) vergeben waren. Inzwischen wurde schon an einer Eisenbahn über den White Pass gebaut, im steilen Aufstieg zum Chilkoot Pass wurde eine Kabelbahn für Material installiert, eigentlich alles schon Umsonst, das grosse Geld war vergeben und wer zu spät kam bestrafte das Leben und das war sehr hart! In einem sehr spannenden Vortrag haben wir dieses durch einen Ranger des «Skagaway-Chilkoot National Parks» vernommen. Von den tausenden wurden 400 reich, unter anderem «Dagobert Duck» und der schrullige Trapper. (Literatur: Alaska Kid von Jack London!)
Wieder in Kanada, führt uns der Weg auf der Strasse über den White Pass. Eindrücklich, auf der anderen Talseite ist die Bahn zu erkennen jedoch keine der steilen Berggipfel. Wie gehabt sind sie in Regenwolken gehüllt. Das zerklüftete Plateau auf dem Pass ist ein Naturschauspiel erster Güte und wenn wir denn eine Felswand erblicken, erscheint diese in heller Farbe. Also nicht nur wegen dem Schnee ein weisser Pass. Entlang der Seen und Flüsse erreichen wir Carcross. Hier weicht die Strasse vom Yukon ab und sucht sich einen direkten Weg. Unmittelbar an der Kreuzung sind die grössten Sanddünen von Kanada zu sehen, die nicht am Meer liegen. Schon eigenartig, hier im hohen Norden vor Sanddünen zu stehen. Wir sind dann doch recht früh in Whitehorse und suchen ein Plätzli für uns, mit Dusche und Waschmaschine, muss ja auch einmal sein. Zuerst fahren wir zum Yukon Tranportation Museum und bewundern all die alten Kisten von Land, Wasser und Luft. Haben wir gut gemacht, sind doch morgen Montag alle Museen zu. Also Montag wird gewaschen und geputzt, dann machen wir uns auf die Suche nach einer Werkstätte um das Motorengeräusch nach dem Anlassen zu lokalisieren. Wir werden nicht fündig, alle Werkstätten sind auf Tage ausgebucht, es bleibt einzig ein Hinweis, es etwas weiter im Süden zu versuchen. Auf der Rückfahrt zum Campground sehen wir einen der tollen LKW mit einem Schweizerkreuz auf der Fahrerseite. Sven aus dem Kanton Schaffhausen fährt seit 8 Jahren mit den Super Trucks durch Amerikas Westen und fühlt sich hier Pudelwohl. So bin ich jetzt auch informiert über die Leistung, maximale Fahrzeiten und Tonnage der «Brummer». Die Fahrzeiten, also das finde ich schon etwas happig mit der Sicherheit, die hier so ins Zentrum gelobt wird, hat das nichts mehr zu tun! (70h Woche durchgehend Mo-So, erste Pflichtpause nach 8h) Danach finden wir auch noch einen Mechaniker weiter im Süden, der richtige? Er ist Überzeugt das Problem liegt beim (brüchigen) Riemen und dem Spannerpulli, letzteres hat er auf Vorrat, der Riemen soll ich mir noch weiter im Süden besorgen. (Also am besten in der USA;- )