Russland - 1. Teil

04.04.2019  – 11.04.2019

Ich möchte doch etwas über den Grenzübertritt nach Russland berichten. Wenn man so wie wir während des kalten Krieges aufgewachsen und all die Spannungen zumindest am Radio mitbekommen hat, ist so eine Einreise in Russland halt schon spannend.
Zuerst werden wir von der Ukraine mit genauester Kontrolle, inklusive einem kleinen Drogenhund in Zolluniform-Mäntelchen, verabschiedet.
Am geschlossenen Tor zu Russland steht, wie kann es anders sein, ein junger Soldat mit Fellmütze.
Er schreibt einen Laufzettel mit Anzahl Personen und der Autonummer und deutet auf die Bahn drei an der Abfertigung vor uns. Zwei Wagen sind vor uns, aber nach ein paar Minuten können wir bis zur Stopplinie vorfahren. Ein weiterer Soldat deutet uns, dass wir einzeln zur Passkontrolle kommen sollen. Bis jetzt wurde nur eine Begrüssungsfloskel gemurmelt, ansonsten gab es Verständigung mit Handzeichen. Ein junger Passkontrolleur nahm meinen Pass und das Autopapier entgegen und fragte etwas auf russisch, er merkte natürlich, dass ich kein Wort verstanden hatte. Er Blätterte weiter durch meinen Pass und fragte, jetzt in perfektem Englisch nach dem Zweck der Reise. Jetzt wurde es schwierig, hatten wir doch ein Business Visa im Pass. Mein gestammeltes «touristische Informationen» scheint er für gut zu befinden. Als er nach der Firma fragt die uns eingeladen hat (für das Visa nötig) Radebreche ich wieder etwas von Tourismus. Wieder blättern im Pass und es wurde mir immer kälter, da zwischen den Abfertigungsbahnen, wo nur eine geöffnet war! Die nächste Frage allerdings machte mir echt warm: Was haben sie im Sudan gemacht? Da begann ich zu erklären, dass wir halt von Äthiopien durch den Sudan nach Ägypten mussten… prompt fragte er warum, weshalb… das Telefon erlöste mich vorerst, denn es standen jetzt schon drei Autos hinter uns. Der junge Mann bleibt unbeeindruckt, kommt aus seinem warmen Häuschen und meint ich solle mit den Fahrzeug zur Seite fahren und mitkommen. Im sehr modernen Abfertigungsgebäude wurde ich in ein Wartezimmer verwiesen, es komme gleich jemand. So schnell ging das nicht, zuerst musste ich ja etwas eingeweicht werden… Inzwischen müsste ich mal dringend, das WC ist ja gleich hinter der nächsten Tür. Wie ich zurückkomme steht da auch ein Major, so stellt er sich vor und es geht in ein Vernehmungszimmer. Der will alles noch einmal genaustens wissen, es wird noch ein wenig telefoniert, dann bekomme ich meine Papiere zurück mit allen notwendigen zum Teil unleserlichen Stempeln. Wieder draussen, darf ich mich in die kleine Autoschlange einreihen und zum Zoll vorrücken. Therese hat in der Zwischenzeit ebenfalls die notwendigen Stempel bekommen. Der freundliche ältere Beamte nimmt die Papiere entgegen und deutet auf zwei Inspektoren die mit mir das Fahrzeug untersuchen müssen. Therese muss ebenfalls aussteigen und es folgt eine genaue Kontrolle von allen Türen und Türchen, Giovanni hat da einige, bei dem von aussen zugänglichen Fäkalientank zucken sie dann doch etwas zurück. Hinter uns warten jetzt schon wieder fünf Autos. Der freundliche Beamte macht sich mittels Handy Übersetzung an das ausfüllen eines Passavant, ein zeitlich beschränkter Importschein für Russland.
Nach etwas mehr als drei Stunden dürfen wir den Laufzettel beim Tor auf der russischen Seite abgeben und sind in Russland. Als letztes haben wir immer wieder die Frage nach einer Versicherung gestellt, aber es wurde immer weiter, weiter gewunken, also gleich nach 500 Meter bei der ersten Tankstelle wieder die Frage. Die sehr freundliche Kassiererin weiss ebenfalls keinen Rat. Also weiter auf einer perfekten Strasse Richtung Sudza, einem sehr sauberen Städtchen.

Die freundliche Dame an der Tankstelle konnte uns nur wenig Geld wechseln, so fahren wir ins Zentrum in Sudza und versuchen unser Glück bei der Bank. In einem Büro über der Bank werden auch Versicherungen verkauft. Therese hat das Büro entdeckt, der Sprachkurs vor ein paar Jahren war doch eine gute Sache. Sie geht eine Versicherung posten und ich warte in der Bank auf das erscheinen der Kassiererin. An den Schaltern ist reger Kundenbesuch, jedoch Bargeld wird keines über die Theke geschoben, alles läuft elektronisch und die Einrichtung ist hochmodern! Mein Geldwechsel wird immer wieder hinausgezögert, bis es mir dämmert, sie können mir nicht sagen dass Geldwechsel nicht möglich ist, es wird einfach vertröstet und wieder vertröstet. Bei Therese läuft es auch nicht besser, die Versicherungsvertreterin versucht die Daten von Giovanni in Ihren Computer einzufüllen. Das russische Versicherungsprogramm verlangt aber Einträge die im Schweizer Fahrzeugausweis nicht zu finden sind. Bei mir kein Geldwechsel, bei Therese keine Versicherung, da ist die gute Stimmung bald etwas eingetrübt. Ein Lichtblick, der Bancomat, der auch auf russisch Bankomat heisst, spuckt auf Anhieb die notwendigen Rubelchen aus.

So machen wir uns wieder auf den Weg nach Osten. Ungefähr 40km vor Kursk finden wir wieder ein angenehmes Birkenwäldchen. Auf dem Feldweg, entlang von Birken können wir sogar noch einen Spaziergang in der Abendsonne machen. Dabei entdecken wir eine Anzahl von Birken, die wie ein Gummibaum angezapft sind. Kleine Rinnsale tröpfeln in die Plastikbehälter, die zum Teil schon überlaufen. Die Verwendung des Saftes entzieht sich unserer genauen Kenntnis, denke aber schon, dass es als «Getränk» weiter Verwendung findet.

Am Vormittag fahren wir in die Landeshauptstadt Kursk. Nicht gerade ein Schmuckstück, aber eine glänzende Zwiebelkuppenkirche und einige protzige Verwaltungsgebäude kann es vorweisen. Einer der dominierenden Hügel der Stadt wird von der sehr grossen Garnison eingenommen. In der Nähe, bei der Tram- und Busshaltestelle, parkieren wir mal den Giovanni. Er ist gut bewacht von einem T-34 Panzer auf einem Sockel. Mit einem Taxi finden wir zu der angegebenen Versicherung um endlich die Haftpflicht abschliessen zu können.

Es wird immer schwieriger! Nach einer Stunde sind sich die vielen Damen und deren Vorgesetzte einig, dass eine «notarielle Übersetzung» benötigt wird. Mit der entsprechenden Adresse ausgerüstet machen wir uns auf den Weg. Bald dämmert es uns, ohne Russischkenntnisse finden wir das nie. Überall wird uns das Handy vorgehalten um die Frage zu Übersetzen, darauf entstehen die kuriosesten Antworten, dann halt wieder ein Taxi. Das findet auch den grossen Block, aber das Übersetzungsbüro ist kaum auffindbar. Die Hausmeisterin, sie ist dabei schmutzige Schneereste zum Auftauen aus dem Schatten in die Sonne zu befördern, sieht unsere Ratlosen Blicke. Sie will wissen was wir suchen, so zeigen wir ihr den Zettel. Heftig tippt sie auf die Telefonnummer, die wir denn halt anwählen (€3,80 min. kostet dass!). Ein Schwall von Wörtern und ihr Gesicht hellt sich auf. Heftig winkt sie uns um zwei Hausecken und wir stehen vor der Tür des gesuchten Büros. Wieder mit Hilfe des Handyübersetzers wird eine Vereinbarung getroffen, eine Anzahlung geleistet und der Abholtermin kurz vor zwölf vereinbart.
Wir stehen wieder auf der Strasse und entdecken in der Nähe ein modernes Spital. Da könnte man doch sicher ohne Probleme die Sanitäreinrichtung nutzen, es war Luxuriös! Beim Bummeln kommen wir am Fussballstadion vorbei. Im Einkaufstempel daneben machen wir ein MTS Laden aus. MTS ist die am weitesten verbreitete Telefongesellschaft in der Russischen Föderation. Da findet sich sogar ein englisch sprechender Verkäufer und endlich können wir unsere russische prepaid Datenkarte erstehen. Das Datenpaket soll einen ganzen Monat abdecken, für echt kein Geld. Es stellt sich schon die Frage, warum das Internet hier einen 10tel von dem in der Schweiz kostet!! Da ist doch etwas nicht sauber!!

Zurück beim Übersetzungsbüro müssen wir noch auf den Stempel vom Notar warten, natürlich etwas länger, dann halten wir die Übersetzung in den Händen. Jetzt aber im Eilschritt zur Haftpflichtversicherung zurück. Da beginnt das Spiel von neuem. Der Drachen der uns zu bedienen hätte, blättert wieder ratlos in den Papieren und der Übersetzung. Sie kommt dann zu der Erleuchtung, dass wir noch das Auto technisch Untersuchen müssten (Freitag um 14.00h). Wir haben es schon geahnt: Lassen wir die den ganzen Tag etwas rumlaufen und für uns, die Versicherungsangestellten, löst sich das Problem von selbst. Genau das hat es, wir packen alles zusammen und bedanken uns etwas genervt und fahren mit dem Bus zurück zum Fahrzeug. Wir entschliessen uns noch eine Anfrage bei unserer Autoversicherung zu machen, aber das sind die Brüder und Schwestern der hiesigen Schreibtischtäter und ohne ein Quäntchen kreatives Geschäftsgebaren. Wir fahren aus der Stadt Kursk Richtung Voronez am Don. Beim verlassen der Stadt grüsst uns eine Stalinorgel, Gott sei Dank von einem Betonklotz herunter!

OSAGO soll die Automobil Haftpflichtversicherung heissen. In grösseren Ortschaften sind deren Vertreter im Supermarkt oder in der Nähe von Automärkten zu finden. Auto zu verkaufen oder kaufen, der durchschnittliche Russe geht damit zum Marktplatz. Um diesen sind alle möglichen Dienstleister angesiedelt, die der Automobilist so braucht, öfter auch eine «Autoapotheke» ein Paradies für einen Schrauber! Zweimal bemühen wir uns noch zu einer OSAGO, immer ohne Erfolg, unser Fahrzeugausweis ist nicht kompatibel. Unser Sohn, mit dem wir jetzt, dank der Datenkarte sehr intensiv Korrespondieren, gibt uns noch Adressen aus dem Internet von Versicherungen, die auch englisch verstehen können…

Die weitere Fahrt führt uns wieder durch weite, Landwirtschaftlich intensiv genutzte, Landschaften. Schöne dunkle Erde wird mit riesigen Maschinen für die Aussaat vorbereitet. Es sind vornehmlich sehr grosse Betriebe, deren Mitarbeiter in der Nähe im einfachen Dorf wohnen. Da haben wir Zeit uns weiter mit unserem Problem zu befassen. Es setzt sich die Überlegung durch, dass am internationalen Flughafen Voronez weitere Informationen zu bekommen sind. So fahren wir auf direktem Weg zum Flughafen. Zur Autoversicherung gibt es keine Aussage. Dafür werden wir über den Migrationszettel in unserem Pass aufgeklärt. Wir haben immer wieder gelesen, Unterwegs müsse man zur Polizei um sich zu melden. Die mehrsprachige Dame verneinte dies, der an der Grenze abgestempelte Zettel müsse bei der Ausreise vorhanden sein, dass sei sehr wichtig.
Auf der weiteren Fahrt nach Tambov ändert sich wenig an der Landschaft. Jedoch ist ein verlassen der befestigten Strassen nicht mehr möglich, alles ist extrem nass und es liegt im Schatten noch recht Schnee. Von den Dörfern und Betrieben kommen die Leute mit dem Traktor oder 4x4 Lastwagen zur Busshaltestelle an die Strasse. Vor der Stadt Tambov Übernachten wir wieder auf einer Tankstelle. Mit guten Sanitäreinrichtungen, Restaurant u.s.w. Kostet so etwas um die drei Franken, für diese Nacht löhnen wir 75 Rappen, dazu gehört dann einfach ein umbautes Loch im Boden...

Wir Schlafen herrlich. Fahren früh los und sehen den Morgen erwachen. Die Nacht war Eiskalt und so verwundert der viele Schnee der noch auf den weiten Feldern liegt nicht. Bäche und Flüsse sind noch mit einer Eisschicht bedeckt. Mit den Birken im Hintergrund ergibt das ein romantisches Bild. Therese sagt sehr treffend «Dr. Schiwago»-Land. Es zeigt eindrücklich die Grösse Russlands. Getrübt wird es von hunderten LKW die in Pulks vorbei röhren.

In der Schmucklosen Industriestadt Penza fahren wir zu der Versicherung die uns Urs angegeben hat. Tatsächlich finden sich zwei Damen die gutes Englisch sprechen. Noch wichtiger, die Büroleiterin versteht was wir wollen, ein schönes Versicherungspapier mit grossem Stempel oder zwei, dass die Polizeikontrollen überzeugt. Mit Elan nehmen sich die Damen der Sache an und umgehend sind wir im Besitz einer wunderbaren rötlich eingefärbten Versicherungspolice für die Haftpflichtversicherung. Ein anderer Kunde meinte, es ginge auch mit den rötlichen Rubelscheinen direkt an die Polizei… aber so sind wir auf der sicheren Seite.

Penza verlassen wir in Nordöstlicher Richtung, um bei Uljanovsk an die Wolga zu kommen. So kommen wir von der Hauptachse nach Osten weg und sofort wird der Verkehr weniger. Bald sind wir von ausgedehnten Wäldern umgeben und es dominieren Forstbetriebe. Die wenigen Dörfer scheinen noch aus der Zarenzeit zu stammen. In dieser idyllischen Umgebung ertönt ein durchdringendes Gequietsche aus dem Motorenraum. Bald steht fest, es ist die Wasserpumpe. Die 250 Meter zurück auf einen eben davor passierten Parkplatz muten wir dem Giovanni noch zu. Dann beginnen wir wieder einmal mit der Demontage der Wagenfront und beider Kühler, so dass die Pumpe ausgebaut werden kann. Einer der wenigen LKW stoppt neben uns und der Fahrer kommt sich die Sache anschauen. Eine Verständigung ist fast nicht möglich. Er telefoniert und hält uns den Hörer hin. Der Angerufene erklärt uns auf englisch, Andrej werde uns helfen wenn wir einverstanden wären. Natürlich sind wir und Andrej macht ein paar Fotos. Sein Kollege ruft wieder an und erklärt, dass Andrej am nächsten Tag auf der Rückfahrt die beschädigte Pumpe mitnehmen wird. So geschieht es und wir bleiben im Wald, 38km von der nächsten nennenswerten Ortschaft entfernt. Bald bemerken wir, dass Passanten zur «heiligen Quelle» unterhalb des Parkplatzes kommen, ein paar benützen auch die nahebei liegende Treppe um an das gute Wässerchen zu kommen. Also sind wir nicht ganz soo alleine. Abends meldet sich eine Eule, jedoch nach dem Eindunkeln wird es sehr ruhig. Es gab da doch ein Schild vor ein paar Kilometer, mit Hase, Wildsau, Elch und Wolf…

Am anderen Morgen beginnen wir den Tag mit Frühsport. Der Strasse entlang zum Weg der Quelle, von dieser die Treppe hoch zu unserem Auto und schon ist der Kreislauf in Schwung. Andrej braust so gegen Mittag auf den Platz, freut sich über die Schokolade, schnappt sich die Pumpe und schon ist er weg. Da der Motor schon mal so schön frei liegt, schraube ich weiter und Kontrolliere wie schon in Frankreich einmal, den Spanner und die Halterung der Steuerkette. Mit kleinen Beschäftigungen versuchen wir die Wartezeit zu überbrücken, so recht gelingt es jedoch nicht. Ab und zu werden wir von Vorbeikommenden gefragt ob wir Hilfe benötigen, woher und wohin unsere Reise führt, aber es bleibt sehr ruhig. Am Abend meldet sich noch einmal der Kollege und teilt uns mit, das Andrej alles geregelt habe, er aber nicht mehr vorbeikommen könne. Es werde jemand anderes die reparierte Pumpe bringen. Nach einer weiteren kalten Nacht bei den Hasen gibt es ein zusätzliches Sportprogramm: Wasser von der Quelle hoch tragen und unsere Verbrauchstanks befüllen. Nach ca. 50 lt. spürt man sogar etwas die Beine! Dann werden wir tatsächlich erlöst: ein freundlicher junger Mann bringt uns die Wasserpumpe aus Penza. Da war er aber ein gutes Stück unterwegs zu uns in den Wald. Wir möchten den Aufwand von Andrej, den jungen Mann und die Pumpe Bezahlen. Nein, nein, sagte er, Andrej schenke uns die Pumpe?! Wir können das vorerst gar nicht akzeptieren. Alles zureden und versuchen, zumindest die Benzinkosten von ihm zu übernehmen scheitern und wir sind recht beschämt. Schlussendlich nimmt er nach intensiver Diskussion Schweizer Schokolade für seine Kinder mit nach Hause. Christine bitten wir, von zu Hause eine Zuwendung an die Adresse von Andrej zu senden. Das russische Herz ist gross, Danke Andrej.

Am frühen Abend läuft der Giovanni als wäre nie etwas gewesen. Ich lasse ihn mit 1200 U/min vor sich her brummeln derweil das Werkzeug wieder sauber an seinen Platz kommt. Beruhigt können wir noch eine Nacht auf dem Platz verbringen. Am Morgen, als wir abfahren wollen, stinkt es schlimm nach Diesel. Genau die Verschraubung wo ich die zwei neuen Kupferringe einsparen wollte pisste und versprühte Diesel. Also vor der Weiterfahrt wieder Schrauben…
Bald erreichen wir den Ort Nikolsk wo wir uns neu Verpflegen können. Alles ist sehr sauber und sogar das Militär ist abkommandiert um das Strassenbild nach dem langen Winter wieder ansehnlich zu machen (der Winterdienst räumt selten schwarz in Russland). Mit dem Schneepflug wird, so gut es geht, die weisse Pracht weggeschoben und danach die Fahrbahn mit einem feinen braunen Sand bedeckt. Das wiederholt sich den ganzen Winter, entsprechend gibt es dann im Frühjahr eine mehr oder weniger grosse Sauerei auf den Strassen. Je nach Möglichkeiten wird der Sand dann wieder aus den Orten befördert. Die Fahrzeuge werden alle mit diesem Schlampes vollgespritzt und sehen dann fürchterlich aus.
Vereinzelt stehen im Ort sehr alte, gepflegte Holzhäuser.

Nach der Oblast- (Kanton/Bundesland) Grenze lichtet sich der Wald. Jedoch dominiert weiterhin die Holzverarbeitungsindustrie und Viehzuchtbetriebe. In Inza staunen wir ab der neu renovierten Kirche (oft sind diese aus UDSSR Zeiten verfallen). Beim Bahnhof, auf einem grossen Verkehrskreisel, steht eine Dampflok aus der Gründerzeit der Bahnstrecke. Ehe wir es begreifen haben wir den Ort hinter uns gelassen. Kaum merklich aber stetig geht es abwärts, dem berühmten Strom Wolga entgegen.

So kommen wir zu der bekannten Industriestadt Uljanovsk. Es gibt sie immer noch, die Flugzeugwerke von Anatov und Tupolev, mit den zugehörenden High-Tech Betrieben. Im frühlingshaften Wetter begegnete uns tatsächlich ein Harley Fahrer, er machte sich die Mühe uns lässig zu Grüssen. Der erste grosse Führer der Sowjetunion, Lenin, grüsst ebenfalls alle die über die Wolga aus der Stadt fahren möchten. Er wurde hier geboren und besuchte die Grundschule.
Bei der Fahrt vom Stadthügel hinunter sehen wir sie endlich, die immer noch Eis führende Wolga! Wir wurden ganz kribbelig, aus unserer Wahrnehmung ein ganz toller Moment. Auf Wiedersehen in der Republik Tatarstan.

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