Im Süden Afrikas - 1. Teil - Südafrika
10.09.2022 - 6.10.2022
In diesem Jahr haben wir schon interessante und schöne Reisen unternommen. Immer wieder staunten wir über die Schönheit dieser Erde, vermissten jedoch die reiche Tierwelt, wie sie nur Afrika bieten kann. Bei einem angenehmen Abend unter der spanischen Frühlingssonne kommen wir mit Familie Isenschmied überein, zusammen eine Reise im Süden von Afrika zu unternehmen.
Die Planungen gestalteten sich intensiver als angenommen. Besonders dass wie und wo mit den Reisemobilen wurde intensiv und forderte ein umsichtiges Abwägen. Für Heidi und Bernhard stellte sich die Miete eines Wohnmobil als beste Option heraus. Wir fanden die Verschiffung mit Ro-Ro eine gute Variante. Die Termine und Reisedaten wurden glücklicherweise mit genügend Spielraum gebucht, verspätete sich doch unser Ro-Ro Schiff schon mal um eine Woche. Am 08. August konnten wir unseren «Giovanni» in Bremerhafen den launischen Händen Neptuns anvertrauen. Es vergingen den noch ein paar Tage bis er im schwimmenden Parkhaus «Hoegh Trigger» nach Südafrika fahren konnte.
Diese erste Nacht war sehr kalt und da der Strom über Stunden abgestellt wurde, ohne Heizung. Um zu «Überleben», kuschelten wir uns in alle Decken die wir im Zimmer finden können… Der Sonntagmorgen brachte die Sonne zurück und Unternehmungslustig machten wir uns auf, die paar Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden. Dabei machten wir eine neue Erfahrung mit dem Uber- Taxi. Die Rezeptionistin hilft bei der Installation der notwendigen App. Beim (geschlossenen) Nelson Mandela Kunstmuseum lassen wir uns Absetzen und können mit einem Spaziergang den St. Georgs Park, Kricket Stadion (echt gross und nur für Kricket...) das Donkin Memorial und das Fort Frederick mit seiner schönen Aussicht auf den Hafen und unser wartendes Auto erschliessen. An den schön gestalteten Rathausplatz schliesst die leider sehr heruntergekommene Fussgängerzone an. Es hätte uns eine Warnung sein sollen! Denn beim Marsch zurück zum Gästehaus wird uns ganz übel mitgespielt! Mit einer ausgefallenen Täuschung und Nötigung an einem Geldautomaten wird uns von einer Bande ein rechter Batzen Geld abgeknöpft. Eine wesentliche Rolle spielt dabei, dass es offensichtlich technisch möglich ist, mit einer Sekundenschnellen Eingabe von Ziffern die Karte und / oder den Automaten zu manipulieren. Unsere Sprachschwierigkeiten mit den herbei gerufenen Polizeibeamten erleichtert die Sache auch nicht und wir werden zu einer Vernehmung auf der Wache für den Montagmorgen eingeladen. Die erste Handlung am Montagmorgen ist jedoch die Zollpapiere beim Spediteur abzugeben und die Hafenrechnung zu bezahlen, so dass wir so schnell wie möglich unser Camper-Mobil in Empfang nehmen können. Das anschliessende Protokoll aufnehmen bei der Polizei verläuft genauso, wie es unzählige Komiker schon einmal darstellten! Nur nicht mit Schreibmaschine und Adlersystem, sondern mit einem zerkauten Bleistiftstummel… Zwei Stunden später, beim verlassen des Postens, treffen wir den Ermittler vom Sonntag. Er erkundigt sich nochmals und will uns ein leserliches Protokoll zukommen lassen. Tatsächlich können wir am späten Nachmittag unseren Camper mit der zuvorkommenden Spediteurin im Hafen abholen. Alles ist tip-top in Ordnung und das Auto glänzt als wäre es frisch gewaschen. In den Schränken zeigt das drunter und drüber, dass es Unterwegs wohl einen rechten Sturm gegeben hat, jedoch ist nichts Beschädigt! In kurzer Fahrt erreichen wir den Summerstrand Camping und verbringen eine gute Nacht in unserem Mobil. Beim Frühstück erreicht uns ein Anruf der Polizei, Abteilung Gewaltverbrechen, sie möchten noch einmal eine Befragung durchführen. Auf dem Weg beginnen wir mit den notwendigen Einkäufen, wichtig ist es eine geeignete Gasflasche zu finden. Die Seabridge Spedition hat uns eine Wegbeschreibung für Port Elisabeth mitgegeben, so finden wir leicht die nötigen Geschäfte. Nahe bei ist auch die Polizeikaserne wo wir uns um 09.30h melden. Es ist keine neue Vernehmung, wir müssen viel mehr Detective Sergant M.T. helfen, das Gekritzel seines uniformierten Kollegen zu entziffern… Mit einer leserlichen Kopie mit korrekter Aktennummer verlassen wir bald die Wache und können unsere Einkäufe fortsetzen.
Frisch ausgerüstet können wir am nächsten Morgen unsere Südafrika Reise beginnen. Zuerst einmal nach Kapstadt, um Familie Isenschmied zu treffen. Über Nacht bleiben wir bei Albertinia auf der Farm Gouritz am Fluss. Auf der N2 kommen wir zügig ins Western Cape und treffen Isis wie vorgesehen auf dem «Chapmans Piek Campground» bei Noordhoek. Beim ersten «Braai» (Afrikaans für Grillen am Feuer) werden die Reiseziele der nächsten Tage besprochen.
Der Sohn der Betreiberin des Camping anerbietet sich, uns gegen eine Unkostenbeteiligung mit an die «Waterfront» von Cape Town zu nehmen und am späten Nachmittag wieder abzuholen. Klappte prima, auch die weitere Stadtbesichtigung mit dem «Hop-on Hop-of Bus» erleichterte das erkunden von Cape Town erheblich. Der sprichwörtliche Höhepunkt des Tages ist die Gondelbahn Fahrt auf den windigen Tafelberg über der Stadt, es bietet sich eine super Rundsicht!
Am anderen Morgen Besuchen wir die Pinguine in Simon Town an der «False Bai» und wollen weiter an das Kap der guten Hoffnung. Leider haben wir immer noch keine aktuelle «Wildcard» (Besucherkarte für die Südafrikanischen Parks), so lassen wir den sehr kostspieligen Besuch aus und erkunden die Gegend ausserhalb des Nationalparks während Isenschmids dem Kap einen Besuch abstatten. Wir waren ja schon im 2014 dort. Die Region verlassen wir zusammen mit einer schönen Fahrt über den legendären Chapmansdrive nach Norden und über den Kloo Nek auf den Signal Hill, so haben wir zum Abschluss nochmals einen schönen Blick auf Cape Town. Danach durch die Stadt, entlang der Atlantikküste um in Yzerfontain ein Nachtlager zu finden. Beim Dorfbummel am Morgen kommen wir an einer Grabungsstelle vorbei die darauf hinweist, dass an dieser Stelle vor 120`000 Jahren aufrecht gehende Menschen Pic-nics durchführten (krass, oder?).
Der West Coast National Park ist bekannt für seinen Blumenreichtum im Frühjahr. Auch Tiere können wir entdecken, unter anderem die seltenen Cap Zebras. Auf einem romantischen Stellplatz bei Paternoster sind es aber die stark blasenden Wale die uns am meisten beeindrucken. Von hier wenden wir uns den «Cederbergen» zu. Das erste Camp nehmen wir auf der Farm Mertenhof, hinter dem Packhuis Pass. Von da können wir am nächsten Morgen einen Ausflug in die Missionsstation Wuppertal unternehmen und bestaunen die Tatkraft der Missionare vor 200 Jahren in diesen abgelegenen Bergen. Von der 4x4 Piste weiter in den Süden wird mehrheitlich abgeraten. Nach einer weiteren Nacht auf der Farm Mertenhof geht es die gleiche Strecke zurück.
Am Fluss buchen wir beim Farmstall (früher Pferdewechsel, heute Restaurant mit Läddeli) eine Tour auf dem «Sevilla San Rock Trail». An diesem Weg am Fluss entlang, sind an neun Stellen Felsenmalereien der San zu bewundern. Das Entgelt kommt auch der örtlichen San Gemeinschaft zu gute (Ureinwohner Südafrikas). Über Clanwilliam geht es hinein in die schönen Cederberge bis zur Algeria Campsite. Bei Cederberg ist wieder ein Rundgang durch die «Cathedral Felsformationen» ein tolles Erlebnis. Die San Zeichnungen nahebei sind leider eine Enttäuschung.
Zügig geht es jetzt südwärts über den Gydo Pass in die fruchtbare Ebene von Ceres. Hier dominieren Obst und Früchteanbau, die Fruchtsäfte der Marke CERES sind im Süden Afrikas ein Begriff. Mangels Alternative bleiben wir im in die Jahre gekommenen städtischen Forst Ressort über Nacht. Am Morgen fahren wir etwas zurück um das historische Städtchen Thulbag zu besuchen. Die Kerkstraat mit seinen alten, mit Reet gedeckten Kap Häusern sind staatlich geschützt. Die meisten überleben als Hotel, Restaurant oder Bank. Privat leistet sich kaum mehr jemand ein «Museum» Danach geht es flott weiter über die bekannten Weinorte Wellington und Paarl. Hier wollten wir hinauf zu den runden Granitfelsen über dem Tal, landen durch das Navi geführt zuerst einmal in einem Weingut. Nach gestenreicher Erklärung finden wir dann doch noch den richtigen Weg. Es bietet sich eine Interessante Aussicht hinunter ins Tal. Hier oben auf dem Felsen hatte die VOC 250 Jahre lang eine kleine Kanone zur Warnung der Bevölkerung im Tal. Ob vor Fremdlingen oder vor Inspekteuren der VOC gewarnt wurde ist auf der Schautafel nicht ersichtlich…
Hier in Kylemore (bei Stellenbosch) sollen Isis am Montag einen anderen Mietcamper bekommen. Diverse Installationen, u.a. die Gasanlage haben Macken und das Grenzdokument ist für dieses Fahrzeug nicht zu bekommen. Zusammen unternehmen wir am Sonntag einen Stadtbummel in Stellenbosch. Es sind viele der alten Kaphäuser modernisiert und es ist definitiv keine Museumsstadt. Bei der Rückfahrt mit Uber Taxi gibt es ein kleines Problem, der Fahrer kann offensichtlich das Navi weder lesen noch richtig interpretieren. So kommen wir zu einer kleinen Fahrt ins Grüne und mit unseren Handy Angaben findet er den Campground ;-) Am Montag beschliessen wir unserem Giovanni gutes zu tun und spendieren einen Ölwechsel. Dass es sooo lange dauerte fanden wir denn nicht so lustig, mussten wir doch die ganze Zeit ausserhalb der Werkstatt warten, ohne Cafe! Das tauschen des Wagens von Isis zieht sich auch in den späten Nachmittag und als uns Bärbel & Jens aus Flensburg zum «Braai» am Feuer einladen finden wir es toll. Der Eintopf auf dem Feuer fand grossen Anklang und schmeckte sehr gut. Bachus und wir alle geniessen die Geschichten am Feuer…
Heute, am Diensttag, stelle ich beim Fahrzeugcheck wieder gelöste Schrauben an der Hydrauliklenkung fest. Das Problem hatten wir schon mal in Sizilien, ich dachte es sei gelöst?! Also immer schön sanft Fahren und Ausschau nach einer «geeigneten» Werkstatt halten. Beim Motormuseum Franschhoeck finden sich tolle Autos und Rennwagen ehemaliger Südafrikaner, die lenken aber alle auf der falschen Seite :-( Also gibt es hier keine Ersatzteile für Giovanni! Danach machen wir uns auf zur Küste, über Gordons Bay nach Bettys Bay und da ergötzen wir uns an den putzigen Pinguinen. Am nächsten Morgen kommen wir nach Hermanus. Der Ort lebt vom Tourismus und einer Internationalen Rentnerschar sehr gut. Bei den angenehmen Temperaturen das ganze Jahr über nicht verwunderlich. Ausser es bläst der Südostwind, dann wird es am Schatten recht frisch, wie jetzt bei unserem Besuch. Weltbekannt ist der Ort jedoch weil Wale, Orcas und Delfine von der Strandpromenade und wenn gewünscht sogar von einem Cafe aus zu beobachten sind. Wir ergötzen uns an drei Mutterwalen, die mit ihren Jungen im Abstand von 300 Meter vorbei ziehen. Über eine Stunde geniessen wir das Schauspiel. Auf der Fahrt zum südlichsten Punkt Afrikas fahren wir über die alte Mission Elim. Der Ort mit seinen Reet gedeckten Kaphäuschen und Kirche macht einen sehr properen Eindruck. Schon 1834 erklärte die Gemeinde der Sklaverei den Krieg und verbot diese ohne Ausnahme. Das wird mit ein Grund sein, dass ein grosser Teil der Bewohner Kap- Malaien sind. Die Vorfahren wurden für die VOC aus Asien ans Kap von Südafrika verschleppt. Hier unten am Kap Agulhas trennt der 20° Längengrad den Atlantik vom Pazifik (oder anders herum ;-) ). Der beinahe dauernd wehende Wind fanden wir unangenehm.
Jetzt müssen wir (logisch) wieder nordwärts fahren. Über Bredasdorp, wo wir im Landwirtschaftlichen Zentrum endlich die richtigen Schrauben für die Lenkung finden, (die Traktoren waren uns zu gross) durch ein Meer von div. Getreidefedern nach Schwellendam. Ein Stück über die N2, dann «durch den Tradouwspass». Kein eigentlicher Pass, sondern eher eine Durchquerung in einer eindrücklichen Schlucht. Hier, auf der nördlichen Seite der Küstenbergkette herrscht eine andere Klimazone und wir sind in einer Halbwüste unterwegs. Little Karoo wird sie genannt und wenn Nutzpflanzen gedeihen sollen müssen sie bewässert werden. Das wird denn oft mit grossem Erfolg gemacht, wie der bekannte Karoo Wein beweist. Auf die alte Verbindungsstrasse R62 von Kapstadt nach Port Elisabeth treffen wir bei Barrydale. Sie hat einen ähnlichen Kult Status wie die Route 66 in den USA und ist in der Little Karoo touristisch gut erschlossen. Auch wir besuchen die kultigen Raststädten «Diesel and Cream» (super Kaffee und Kuchen) und 40km weiter «Ronnis Sex Shop» der nichts mit Sex zu tun hat, jedoch mit sehr vielen gekühlten Biersorten… Die kann man denn über der Strasse im «Warmwaterbad» bequem wieder ausschwitzen. Das macht müde und so Übernachten wir hier auf dem Camping.
Am nächsten Morgen geht es weiter auf der R62 mit einem Abstecher auf den Seweweeksport Pass, wieder durch eine wunderbare Schlucht. In Oudtshoorn finden wir ein gutes Camp unter alten Bäumen. Von hier brechen wir zu einer Rundfahrt durch die Swartberg Mountains auf. Die «Cango Caves» soll die grösste Höhle in Südafrika sein, ist jedoch durch die vielen Besucher sehr belastet. So sind an den Tropfsteinen oft Spuren von Schimmel ersichtlich. Mit geschickter Ausleuchtung wird davon abgelenkt. Über den Swartbergpass kommen wir zur R407 und durch die Meiringspoort Schlucht auf der N12 erreichen wir wieder unseren Lagerplatz in Oudtshoorn. Der gut ausgeschilderte Wasserfall in der Schlucht könnte mit mehr Wasser sicherlich besser gefallen, aber es ist trocken, sehr trocken in der Karoo! Das stellen wir auch auf der Straussenfarm am nächsten Morgenfest. Hier erfahren wir Wissenswertes über die Laufvögel und ergötzen uns an ihrem ulkigen Gehabe. Der Tierschutz zeigt einiges an Wirkung, so sind Reiten und Wagenrennen heute nicht mehr «in». Die Strausse sorgten bis zur grossen Depression 1929 für grossen Reichtum, wie die Stadt- Paläste der Farmer beweisen. Danach sind die Straussenfeder Boas «out» und heute ist das Fleisch der gefragte Teil der Vögel…
Nochmals lockt das Meer. Über den Robinsonpass kommen wir an die «Gardens Route» in «Mossel Bay» Der örtliche Fischfang ist der Renner! Im Barthalomäus Diaz Museum ist die Replika seines Segelschiffes sehenswert. Zur 500 Jahr Feier der portugiesischen Ankunft in der Bucht segelten Wagemutige 1988 von Lissabon mit dem ausgestellten Segler nochmals die Strecke. Da der Weg von Anfang an bekannt war, in der Hälfte der Zeit. Baden ist hier am Indischen Ocean wegen den grossen Wellen kaum möglich. Einige Wagemutige versuchen es mit Wellen Surfen, wegen dem kalten Wasser dick in Neopren eingepackt. Wir begnügen uns mit kleiner Strandwanderung und Leuchtturm Besuch und können dabei ein paar Wale ausmachen. Der R102 (ehemaliger Ochsenpfad) folgend fahren wir über George nach Knysa, der eigentlichen Hauptstadt der farbenprächtigen Garden Route. Die blütenreiche Umgebung vermag nicht die Slums der farbigen Bevölkerung zu verstecken, die grossen Probleme des Landes bleiben Sichtbar! Die Natur zeigt sich aber im Garden Route NP von der Eindrücklichsten Seite, Gelbwood Bäume in XXXXL Ausführung! Der grösste ist 33m hoch, 30m in der Krone und am Stamm 15m Umfang… Die Heads, die mit ihren zwei Granit Felsen ein Schutztor für die Bucht von Knysa bilden, sind in der Abenddämmerung eindrücklich und bieten eine tolle Rundsicht! Nach Plettenberg müssen wir ein Stück über die N2 und dann hinunter in den «Roppberg» NP. Da sind wir den ganzen Morgen auf dem kurzen Rundwanderweg am rumkraxeln. Diese «leichten» Wanderungen sind für uns recht anspruchsvoll und ermüdend. Am nächsten Morgen geht es weiter in den Tsitsikamma Nationalpark zum «Storms River Mouth» Hier bildet der Fluss eine eindrückliche Schlucht, die mit sehr vielen Treppenstufen und drei Hängebrücken zu besichtigen ist. Leider können wir hier nicht Übernachten und müssen mit all den Treppenstufen in den Beinen noch weiter auf den Campground in Jeffrey`s Bay.