2020

Italienreise 2020 - 4. Teil - Sardinien

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veröffentlicht am

26.09.2020 – 14.10.2020

Nach dem passieren zweier Raffinerien bei Maddalena, kommen wir über den salzigen «Sagno di Cagliari» (mit Flamingos) am Hafen vorbei in die sardische Hauptstadt. Es ist zum ersten Mal auf der Insel ein Grossstadt-flair zu spüren. Im Umland der Stadt lebt wohl die Hälfte aller Sarden. Theres findet im Netz einen Stellplatz nahe dem Zentrum, hinter dem Zentralfriedhof gelegen. So in der Stadt, am Mittag, käme eine Pizza gerade recht… Voller Freude auf den kulinarischen Höhepunkt marschieren wir los... Pl. Repubblica, Via Alghero, Via Garibaldi zum Pl. Costituzione mit der schneeweissen «Bastione Saint Remy». Schon ein rechtes Wegstück, aber weit und breit sind nur «Café» geöffnet. Die meisten Geschäfte oder Restaurant sind jetzt zur Siesta geschlossen… Am Hafen und an der Via Roma das gleiche, Café, Café, wir können sie bald nicht mehr sehen vor Hunger… Ein bangladeschi Imbiss ist unsere Rettung, es schmeckte super. Der Rückweg führt uns um den Friedhof, vorbei an der eindrücklichen Kirche «Santuario di Bonaria». Genau, Kirchen hatte es deren viele auf unserem ersten Rundgang.

Besichtigen steht heute auf dem Programm… Bei durchzogenem «April»-Wetter, (ausser Schnee war alles dabei) machten wir uns auf den Weg zum Fischmarkt hinter dem Pizza Galilei. Die können schon glotzen, diese Fische und der Geruch kam auch nicht zu kurz. Dann geht es streng aufwärts durch typisch enge Gässlein, immer brav mit Maske, auf den Kastell Hügel. Den betreten wir durch ein massives Stadttor. Da stehen wir quasi im Vorhof der alten Machthaber. Das fotogene «Torre San Pancrazio» verwehrt nochmals den Zugang zur Altstadt. Rechts, in der ehemaligen Zitadelle, befinden sich heute drei Museen. Das Archäologische wollen wir besuchen. Zuerst mal Zettel ausfüllen, wegen allfälligen Convid-19 Kontakten, dann Fiebermessen. Therese hatte 24°C ich kam schon auf 29°C, da konnten wir uns ein paar Sprüche nicht verkneifen. Das fanden diese Beamten nicht lustig. Als einzige Kunden kurz vor Mittag wurden wir auf Schritt und Tritt begleitet. Das Museum zeigt sehr interessante Fragmente über die reichhaltige Geschichte der Besiedlung von Sardinien bis ins 18. Jh. Aber das ewige Geflüster der Aufseher «mascara»… oder «distantza» wenn man angeblich zu nahe an einer Vitrine stand, ging uns schon auf den Wecker…

Nach dem Museum bummelten wir weiter zum «Palazzo Reale» und der Kathedrale, deren Front sehr erstaunte! Ist diese doch erst 1933 erneuert worden. Die Herrlichkeit als Gotteshaus wird nicht durch Tand erreicht, sondern durch ein architektonisches Kunstwerk. In einer Gasse können wir mit einem feinen Fisch den nicht unerheblichen Hunger stillen. Danach wieder hinauf Richtung der Zitadelle und durch die «Porta Christina» hinaus auf die «Plazza Arsenale». Nach dem Anschauen des «Anfiteatro Romano» erneut zurück in die Altstadt. Puh, das gibt langsam Durst! Den können wir dann unter dem «Bastione Saint Remy» in einem «Café» herrlich löschen. Von der Bastion hatte man einen schönen Ausblick über die Stadt und den Hafen mit den Fährschiffen. Hier beschliessen wir die Reise abzubrechen und wieder nach Hause zu fahren. Das Covid-19 zwingt uns immer mehr in die Knie, wir können es mit der ständigen Maskerade einfach nicht mehr geniessen! Dazu kommen die täglich ändernden Auflagen, die wir auch immer erst im Nachhinein vernehmen. Also wird die Heimreise ins Auge gefasst.

Wir fahren zuerst mal in den Hafen und kaufen eine Überfahrt nach Napoli. Der freundliche Herr von Tirrenia stellt uns für den 21.10.20 eine Passage aus und erklärt ausführlich den Zettel für die Covid-19 Erklärung. Etwas Stadtauswärts besuchen wir ein Naherholungspark mit Vogelschutz- Reservat. Es ist eine ausrangierte Saline mit unzähligen Fuss und Radwegen entlang den alten Salzbecken. In denen tummeln sich einige Flamingos, Fischreiher sowie diverse weitere Vogelarten.
Streng entlang der Küstenstrasse nähern wir uns dem «Capo Carbonara» gemäss Übersetzungsprogramm «Speck und Ei». Das wird dem schönen Flecken nicht gerecht! Auf der Ostseite der Halbinsel findet sich ein Campingplatz und auf der Westseite ein Traumstrand, sehr schön. In der Nacht ist es endlich wieder einmal klar, leider aber auch sehr kühl… Wir schlafen aber richtig gut und der neue Tag bringt ein Traumwetter. Mit dem Rucksack, voll mit Badesachen und Verpflegung geht es über «Geissenpfade» auf die Westseite zum Traumstrand mit seinen vorgelagerten Inselchen. Früh am Nachmittag beginnt der kühle Wind zu stören und wir machen uns auf den Rückweg. Der führt uns zum renovierten aber geschlossenen «Fortezza Vecchia». Sind die alten rostigen Geschütze etwa absichtlich auf den Campingplatz hinter der Bucht ausgerichtet?! Würde gar nicht verwundern, scheint doch die Gemeinde Villasimius einen Rekord mit «Camping verboten» Schildern Anzustreben :-(

Etwas weiter im Norden an der Costa Rei finden wir einen Stellplatz direkt am Strand, richtig herrlich. Es ist als wolle sich das Wetter für die Pein in den vergangenen Tagen entschuldigen… Aber nach 14:00h sinkt die Sonne schon deutlich und es wird für die Badehosen zu kühl. Am «Capo Ferrato» unternehmen wir wieder einmal eine Wanderung mit toller Aussicht zum Leuchtturm. Die Küstenstrasse führt uns in einen etwas vernachlässigten Abschnitt der Küste, wo wir zum letzten mal auf Sardinien einen Schwumm im Meer machen können. In einem weiten Bogen durch die von Maccia Büschen überwucherten Berge kommen wir in den Minenort Burcai. Gutes Einkommen wird nicht mehr in den Minen erzielt, sondern mit Arbeit in der nahen Hauptstadt. Die Gemeinde kümmert sich um gut zu begehende Wander und Spazierwege, die wir noch ein wenig Nutzen. Pünktlich erreichen wir danach den Fährterminal und können zum angegeben Zeitpunkt in den Bauch der Fähre einfahren. Interessante Beobachtung: Die Fähre ist aus Griechenland angemietet, die grosse Zahl an LKW übersteigt den Touristenstrom deutlich und die Nachtfahrt setzt uns mehr zu als gedacht.

Bei der Hafeneinfahrt in Neapel ist die schlechte Nacht schnell vergessen. Wir bestaunen aus grosser Distanz die vorgelagerten Inseln Ischia, Capri und den Vesuv. Ist es ein Wölcklein oder doch etwas Dampf aus dem Vulkan, es ist nicht geklärt, aber schön zu schauen. Danach wenden wir uns dem Panorama der Stadt zu und bestaunen die trotzige Festung über dem Hafen. Der hat heute Attraktionen zu bieten, das beeindruckende Kreuzfahrtschiff «Costa Esmeralda» liegt an der Mole und die griechische Fähre aus Sardinien fährt elegant in den Hafen. Eine Stunde später sind wir alles andere als elegant im Verkehrsgewühl von Neapel unterwegs. Diese chaotischen Verkehrsverhältnisse sind wohl kaum zu überbieten, so wird uns erstmals das Parkiren im Kreisel vorgeführt… Erleichtert kommen wir im Archäologischen Park von Pompeji an und stärken uns mit einem feinen Kaffee. Danach werden wir von der römischen Vergangenheit eingeholt und staunen wieder einmal über den gelebten Luxus 300 Jahr v.Ch. Die Gegenwart ist leider etwas enttäuschend, wegen der leidigen Covid-19 Geschichte bleibt das Museum geschlossen. So können wir eindrückliche Gebäude bewundern aber die berühmten, zu Stein erstarrten Mumien und viele Fragmente bleiben uns verschlossen.

Das Loskommen von Pompeji ist ein Kampf gegen überbordendes Verkehrsgebaren in der Region Neapel. Ab Mercato ist es wieder gewohnt ruhig und wir geniessen die Hügelzüge mit vielen Hasel- und Baumnuss Pflanzungen im farbigen Herbstgewand. Bei Benevento machen wir einen Schlenker nach Nordwesten und erreichen gegen Abend den Montecassino. Es bleibt regnerisch und sehr trübe, die Sicht in die umgebenden Bergzüge und Täler ist stark eingeschränkt. Früh sind wir wieder auf den Beinen und besuchen den polnischen Friedhof. Eine Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten am sinnlosen Krieg um den Berg in 1943/44. Im Anschluss besucht Theres noch die protzige Kirche der Benediktiner Abtei.

Auf guten und weniger guten Staatsstrassen, wo viele Brücken repariert und kontrolliert werden, erreichen wir am Abend die Stadt Perugia. Die Stadtbesichtigung am Morgen gestaltet sich zu einem Gewaltmarsch mit 400 Meter Höhenunterschied in drei Stunden… Liegt doch der Stellplatz am Fluss und die Altstadt 200 Meter darüber. Die Blüte der Stadt wurde im 13 Jh. erreicht und zeigt sich in ähnlichem Glanz wie Siena oder Florenz. Der Dom San Lorenzo, die Fontana Maggiore, der Palazzo dei Priori mit dem Saal der Notare und die Porta der Etrusker zeugen von der glanzvollen Vergangenheit. Sie bleibt aber immer etwas im Schatten von Rom gefangen und kann sich nie auf die Stufe der bekannten Stadtstaaten Italiens erheben. Aber so oder so ist es sehr Eindrücklich!

Nach dem Besuch von Perugia lassen wir die kulturellen Stätten Italiens links liegen. Unser Streben ist das nach Hause fahren, nach Möglichkeit ohne eine der langweiligen Autobahnen zu benützen. Wir geniessen die herbstlich eingefärbten Hügel des Apennin auf der SS 3b. Verlassen Umbrien und kommen bei Cesena in die andwirtschaftlich intensiv genutzten Ebenen der Emilia Romagna. Übernachten vor Bologna, umfahren Mailand südlich auf Nebenstrassen und finden ein Plätzli am Ticino bei Magenta. Vor Varese führt uns das Navi doch noch auf ein Stück Mautstrasse. Daran haben wir zu knabbern, müssen wir doch selber die Website der Lombardischen Autobahnen mit den Bezahlungsmodalitäten suchen um die 1.34 Euro zu begleichen. Danke Urs für deine Hilfe... So geht unsere schöne und eindrückliche Italienreise etwas früher als geplant zu Ende. Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben…