2024

Nordamerika - 6. Teil - Kanada - BC

von
veröffentlicht am

16.07.2024 - 05.08.2024

Withehorse verlassen wir voll ausgerüstet am anderen Morgen. Zufällig entdecken wir die Panoramastrasse, die der eindrücklich engen Schlucht des Yukon folgt. Nur ein paar kleine Dampfer schafften es da durchzufahren. Diese blieben danach oberhalb (südlich) und das Transportgut wurde mit einem Pferdetram an die Lände gebracht. Withehorse entstand ja als Durchgangsort in die Klondike Goldfelder. Wir fahren jetzt wieder gemächlich auf dem Alaska Highway nach Südosten. In Teslin besuchen wir eine Art Gedenkstätte der lokalen Nativen Bevölkerung. Und ja, Kunst haben sie auch im Angebot. Der gleichnamige natürliche See ist sehr lang, ca. 150km. Etwa in der Mitte wendet sich die Strasse nach Osten, wo wir am anderen Nachmittag Watson Lake erreichen. Auf Empfehlung füllen wir Benzin und Wasser und verbringen eine angenehme Nacht am See, bevor wir uns auf den langen und «einsamen» Cassiar Highway wagen. Alles «lory Gugelhopf» nach 123km, in Jade City, gab es schon wieder Sprit. Kurz davor geht es hinauf in die Berge und auf einer schmalen Strasse kommen wir nach Cassiar. Der Ort ist seit der Schliessung der Asbestmine kaum mehr existent. Scrappy Larry (er ist noch schrulliger als auf dem Bild) handelt mit dem Schrott aus der Mine, Fahrzeuge und alles was sonst nicht mehr gebraucht wird. Er ist Überzeugt, dass es bald wieder los geht mit dem Abbau, weil die Asbestfaser hier länger und daher nicht so schädlich sei. Das wird mit kräftigem Rotzen und kratzen am Bauch vorgetragen, sehr unterhaltsam. Nebenbei, die Umgebung ist anschaulich und könnte Erholung bieten. In Jade City geht es nun, eben um Jade. Der Stein wird in jeder erdenklichen Form und Gestaltung angeboten. Wer möchte, kann sich im Schneiden, Schleifen und Polieren selber versuchen. Pech haben wir ein paar Kilometer weiter, bei der Suche nach einem Nachtplatz. Über dem Fluss mit nicht sehr hungrigen Mücken und vielen Blumen, dass wurde uns nach einer halben Stunde durch den Schaufellader der Strassenbauer genommen. Der tauchte auf und begann das Gelände für ein Baucamp zu planieren. Umgehend flüchteten wir und vielleicht auch der Schwarzbär?! Der drollige Kerl scheint eher die Graswurzeln oder was daran hängt zu interessieren. Ein paar Kilometer weiter findet sich eine hochliegende ehemalige Kiesgrube, Mückenfrei, also eine Verbesserung!

Wie Rob es uns Empfohlen hat, biegen wir in Dease Lake nach rechts ab auf die Piste nach Telegraph Creek. Die Piste folgt dem Tanzilla River, der sich jedoch gut in seinem tiefen Bett und hinter Waldstreifen versteckt. Ab dem Zusammenfluss mit dem grösseren Stikine River wird die Berglandschaft interessanter. Unmittelbar stehen wir vor einem tiefen Tal, das sich bald zu einer Schlucht verengt. Die Piste wird jetzt richtig spektakulär und schraubt sich ins Tal hinunter. Die indigene Bevölkerung hält auf Weiden Pferde. Der Weg führt hinaus auf eine Felsnase, beiderseitig fällt es steil hinunter in Schluchten. Vorne an der «Nasenspitze» geht es in mehreren Kurven und 20% Gefälle hinunter an den Zufluss, über eine Brücke und nach ein paar hundert Meter stehen wir am Ufer des Stikine Rivers. Nebenbei, ich habe noch nie einen Weg befahren der mit einer 20% Tafel markiert war. Hoffentlich kommen wir da auch wieder hoch?! Am Fluss sind Familien am Fischen, aber der grosse Run auf die Lachse hat noch nicht begonnen. Am felsigen Ufer sind zwei grosse «Fischgalgen» verankert. Sie unterscheiden sich deutlich zu denen in Basel, zwei lange Holzstangen die am oberen Ende zusammengefasst sind. Da ist das grosse Netz und das Hebeseil befestigt. Es braucht für die Bedienung, schon wegen des Gewichtes, mehrere Personen. Jetzt wird es erst richtig spannend, es geht wieder aufwärts durch die Felswand. Nur an wenigen Stellen ist ein kreuzen mit dem Gegenverkehr überhaupt möglich. Dann kommen wir an den Ortsrand von Telegraph Creek, hier steht auch gleich die Grundschule und der kleine Sportplatz. Der Rest des Dorfes klebt an steilen Hängen mit ebensolchen Wegen. Wiederum über einen Bach und steil hinunter und wir sind im «Zentrum» mit Schifflände, Missionskirche, Lagerhaus und dem ehemaligen Posten der Hudson`s Bay Company, wo heute das Gemeindemuseum untergebracht ist, dass wir besuchen. Dank den guten Erklärungen des Kurators eine spannende Sache. Der Ort war indigene Siedlung, der Handel mit Fellen machte ihn bekannter, dass Gold zog Europäer an und dann wurde er Endpunkt der Heckraddampfer. Der heutige Name wurde in Pläne einer Telegraphengesellschaft geschrieben die der singende Draht über Alaska nach Sibirien und weiter nach Europa verlegen wollte. Dazu kam es nie, das Transatlantikkabel wurde früher erstellt. Immerhin, für ein paar Jahre wurde Alaska angeschlossen. Ab und zu soll noch ein Mast mit Isolatoren in der Gegend zu finden sein. Die Piste die wir benutzten, folgte einem alten indigenen Pfad in die Gegend von Deasi Lake. Später wurde er mit Packpferden benützt. Etwa 1920 kam ein Caterpillar Bulldozer mit zwei grossen Schlitten ins Dorf und bald das erste Auto. Das alles ist im Museum mit Fotos hinterlegt. Am spannendsten fand ich jedoch die Geschichten über die Flussschiffe, die durch den Fjord hinauf fuhren. Heute ist der Ort wieder fest in indigener Hand und wenn die Lachse kommen sind die Familien vollzählig anwesend um der Tradition zu folgen, wenn auch mit dem Pick-up und Wohnwagen.

Die Rückfahrt am nächsten Morgen an den Cassier Highhway gelang ohne Probleme. Ab da geht es weiter nach Süden. Den schönen Tag beschliessen wir am See bei Iskut, mückenfrei. Weiter, in der Umgebung von Bell II stinkt es oft sehr aggresiv nach Chemie. Scheinbar wird diese in den zahlreichen Minen benutzt, aber es ist nie festzustellen, welche Produkte da abgebaut werden. Mangels einer guten Alternative beschliessen wir direkt an den Portland Kanal, nach Stewart / Hyder zu fahren. Im Küstengebirge wechselt das Wetter innerhalb von Minuten und wir dürfen fast alle Varianten erleben. Die steilen Bergflanken mit Gletschereis vermögen zu begeistern! Ein gutes Gefühl stellt sich ein, als wir nach vier Tagen wieder einmal eine Handyverbindung haben! Entsprechend wird dieses genützt. Hyder ist um die Ecke bei Stewart, in Alaska. Es liegt so abgelegen, dass nicht einmal der US Zoll ein Interesse daran findet. Aus Alaska ist es nur mit Fischerbooten zu erreichen. Alle anderen Verkehrswege führen über Stewart Kanada, das über ein Flugfeld und den kleinen Seehafen verfügt. Im Hafen liegt ein Holzfrachter der mit seinem Geschirr die Stämme in Paketen aus dem Wasser an Bord hieft. Die LKW fahren zuerst beim «Bündelhaus» vorbei. Da werden die geladenen Stämme in ein Bündel gepackt, danach auf einer Rampe ins Wasser gekippt und mit einem kleinen Schlepper zum vor Anker liegenden Seeschiff geschleppt. Ein vorgehen, dass mir so nur aus Afrika bekannt war.

Der erste Weg am Morgen führt uns von Hyder auf einer Piste hinauf in das Tal vom Salmon River. Am Wildlife Resort sollen Bären beim Lachfischen zu beobachten sein. Sollen, es gab leider nur lange Gesichter zu beobachten. Also weiter die Piste hinauf, über eine kaum feststellbare Grenze zurück nach Kanada und durch eine grosse Goldmine zum Salmon Gletscher. Mitten im Geröll der Mine sehen wir mit Erstaunen und Bedauern, einen etwas verwirrten Schwarzbär. Wir und einige weitere Touristen folgen der ehemaligen Minenpiste immer weiter ins Tal, bis zum Aussichtspunkt etwa einhundert Meter über der Gletscherzunge: Einfach grandios diese Eismasse die sich vor uns ausbreitet. Leider ist es nicht zu übersehen, wie rasant das Eis wegschmilzt! Ein stetiger Wasserfluss ergiesst sich aus der Gletscherzunge zu Tal, erschreckend! Am anderen Morgen in Steward im Dorfladen spüren wir die Unsicherheit der Anwohner. Normal wären jetzt die Grizzly zumindest um das Dorf am Fischen. Diese verdrängen die Schwarzbären in die Wälder. In diesem Jahr ist im Dorf nur ein Wolverine gesichtet worden, der normalerweise vor Bären flüchtet. Die Lachse sollen sich auch verspätet haben und alle hoffen, dass sie noch kommen. Das Ausbleiben der Lachse wäre eine Katastrophe für Mensch und Tier! Wirtschaftlich hängt in Kanada sehr viel am Lachs, um diesen Fisch hat sich eine grosse Fischerei- und Freizeitindustrie gebildet. Alles scheint etwas aus dem Lot zu sein. Die Rückfahrt gestaltet sich zügig und bald sind wir wieder auf dem Cassiar Highhway. Weite Hügelzüge und Wald ringsum, entsprechend sind auch wieder viele Holztransporter unterwegs.

Am Nachmittag, vor Kitwanga, sehen wir vom Aussichtspunkt auf die «Gitwangak Battle Hills» Im 17. Jahrhundert hat ein Kriegshäuptling auf den kegelförmigen Hügeln Festungen errichtet und immer erfolgreich verteidigt. Er konnte ein grosses Gebiet unter seine Kontrolle bringen und Tribut einfordern. Die Indigenen hier sind stolz und selbstbewusst. Die Stätte beweist, dass kriegerische Auseinandersetzungen schon vor dem weissen Mann an der Tagesordnung war. In Kitwanga auf dem Campgound der Gemeinde können wir gegen eine Spende Übernachten. Leider wurden wir durch Saufbrüder in der Nachtruhe sehr gestört und wir zügelten nach oberhalb der Strasse. Vom Regen in die Traufe, denn im Haus hinter den Bäumen fand ebenfalls eine lautstarke Party statt. Nun, hoffentlich gab es einen guten Grund für das Feiern ringsum! Etwas übermüdet setzen wir die Reise auf dem Yellowhead Highway nach Westen fort. Der Skeena River kämpft sich tapfer durch das schroffe Küstengebirge. Im Tal bei Terrace wird es wieder weiter. Der lebendige Ort liegt am Zusammenfluss von vier Flüssen, Strassen und der Bahn. Eigenwerbung: der beste Fisch Spot in Nordamerika, na ja, wenn sie denn kommen. Der Verkehr ist definitiv schon da, für uns nach so vielen Kilometer einsamer Strassen ungewohnt. Ab jetzt ist das Zuggeleise unser Begleiter, im Hintergrund der immer mächtiger werdende Skeena River. Der Fluss wird zum Fjord und die Landschaft sehr ansprechend. In Prince Rupert geht es nur noch mit dem Schiff oder dem Flieger weiter. Der Ort zeichnet sich aus durch den tiefsten eisfreien Hafen von West Kanada und es ist der Ort mit den höchsten Niederschlägen an der Westküste, jedes Jahr deutlich über 3'000mm. Für uns scheint die Sonne, zum Spazieren, Fotografieren und Schnabulieren! Fisch: Am Ende des Spazierweges im Fischereihafen, an der Hafenfront, in den Snackbars und in der besuchten «Old Cannery» im benachbarten Prince Edward. Das wiederum ein Fischereihafen ist, mit ein paar sehr schönen Häusern am Hang. Der neue Hafen in Rupert, wie der Volksmund den Ort nennt, ist dem Container verfallen. Der Kai ist für zwei Mega-Containerschiffe ausgelegt mit den notwendigen Schienen- und Strassenanschlüssen. Da wird der Fähranlieger Komplex für den «Canada Maritim Highway» beinahe übersehen. Von Rupert geht es wieder auf dem Yellowhead Highway zurück nach Osten.

Hazelton ist der nächste interessante Ort am Highway. Die Tourist Information gibt uns Hinweise für die Umgebung. In Kitwanga haben wir ohne Störungen Übernachtet und einen Rundmarsch durch den Wald um das Sägewerk herum unternommen. Auf einer Fahrt durch Laubwald kommen wir nach Kispiox, da es auf dem Rodeoplatz eine Konzertveranstaltung gibt. Ihr ahnt es schon, die Menschenmassen Überfordern uns und wir besuchen den historischen Komplex mit Totempfählen. Diese sind in der weiten Umgebung eine bekannte Tradition der indigenen Bevölkerung. Unterwegs sehen wir ein Schwarzbär mit zwei Jungen die Strasse überqueren. In Old Hazelton, das liegt zwischen dem Skeena und Buckley River, wiederum ein indigener historischer Komplex mit Langhäusern und Pfählen der Raben, Wolf, Frosch und Mountain Goats Völker. Es ist nicht gerade einfach die Volksgruppen auseinander zu halten, da helfen die Totempfähle auch nicht viel weiter. Die Pfähle sind keine religiösen Kultgegenstände, das haben wir jetzt gelernt. Auf dem zugehörenden Campground bleiben wir über Nacht und ärgern uns über indigene Sanitäreinrichtungen!

Am Sonntagmorgen spazieren wir durch das koloniale Hazelton, dass sich für uns und ein weiteres Reisepaar herausgeputzt hat. Ausser den Kirchen ist jedoch alles geschlossen. Nach mehreren Versuchsfahrten bis nach Smiters, weiter Flussaufwärts, wurde Hazelton Endpunkt der Dampfschifffahrt. Es bildete ein Stützpunkt für die Telegraphengesellschaft 1866, auf Nebenflüssen wurde Gold gefunden, alles so ähnlich wie an so einigen Orten hier im Westen, aber sehr nett dargestellt. Interessanter eigentlich die Frage, wie wird heute hier Geld verdient?! Zwei Tankstellen, zwei Motels, Dorfladen und ein Bauernmarkt am Highway reichen doch nicht für ein Auskommen für die ca. 5'000 Menschen der Umgebung?! Natur pur auch in New Hazelton mit dem schönen Wasserfall am Stadtrand und der Hängebrücke über die spektakuläre Hagwilget Schlucht. Jetzt hoffen wir heute Nacht hier am Zusammenfluss von Skeena und Buckley River die Grizzlyfamilie zu sehen von der alle sprechen, aber bei Regen werden diese die Lust auf Fisch und Beeren verloren haben?!

Das wurde nichts mit den Bären, nur Spuren im Gras mit ein paar Haufen die beweisen, dass die Beeren der Umgebung ihnen sehr schmecken. Beim Versuchen fand ich die Beeren nicht gerade Lecker und spuckte sie wieder aus. Auf dem Highway 16 geht es weiter bis Houston. Hier wollen wir einen Schlenker auf Forststrassen an den François Lake fahren. Bei der Abzweigung vertun wir uns und landen auf der landschaftlich schönen Bulkley Road. Es herrscht ein Klüngel von Forst- und Minenwegen, so dass uns der Durchblick fehlt. Nach 60km sind wir wieder in Houston und füllen zur Sicherheit das Benzin bis zum Kragen. Mit den richtigen Hinweisen klappt es und am Owen Lake findet sich ein schönes Plätzchen. Es hat in der Umgebung Goldminen, Gasfracking, Holzeinschlag und eben, ein gewirr von Pisten. Die Laster sind die ganze Nacht unterwegs. Die schöne Fahrt am Nordufer des François Lake entschädigt! Der See ist ca. 100km lang und in der Mitte hält eine Fähre den Verkehr ins Hinterland offen. Ich frage nach, ja es wird das ganze Jahr über gefahren und im Winter hilft ein Schlepper das Eis zu brechen. Hier im Fraiser Nechako Basin mit den unzähligen Flüssen und Seen wurde schon immer auf diesen gereist und lange haben es die Trapper den indigenen Völkern gleich getan (siehe auch Huble Historic Farm). Am See gibt es seit langem wieder einmal Farmen zu sehen, die ausschliesslich Viehwirtschaft betreiben. Es geht zurück an den Highway 16, Fraser Lake erreichen wir am Nachmittag. Der Platz ist ideal für den lange hinausgezögerten Unterhalt am Fahrzeug. Seit Tagen haben wir immer wieder bei Autoservice Betrieben nachgefragt, nie wollte jemand Zeit für uns haben, so erledigen wir die Sache eben selber. Ja, es war nötig, sehr sogar!

In Vanderhoof geht es links hinauf nach Fort St. James. Hier am Highway 27 sehen wir die ersten gelben Getreidefelder. Ein kurzer Stopp soll uns die Getreidesorte zeigen. Leider können wir es nicht benennen, wir erkennen diese Sorte Getreide nicht, Schade. Das Fort ist eine der ältesten Niederlassungen im Nordwesten von Nordamerika. Es wurde im Auftrag der North West Company von Simon Fraser gegründet. Von hier wurden weitere Gebiete für den Pelzhandel erschlossen. Der Einfluss des Forts reichte von Alaska bis hinunter ins Gebiet vom Staate Washington an die Mündung des Columbia Rivers. Später ging es an eine andere Handelsfirma, die Hudson Bay Company. Diese englische Gesellschaft regierte der ganze Norden von Kanada im Auftrag des Königs über Jahre. Die HBC sprach Gerichtsurteile und bestimmte das Geschehen der Menschen von Geburt bis Tod. Eine sehr fragwürdige Konstellation, die erst mit der Gründung der berühmten Royal Canadian Mounted Police zu Ende ging. Diese Macht, die von Fort St. James ausging, ist heute kaum mehr nachvollziehbar. Einige der Gebäude und deren Inhalt wird von Canada Parks als Museum von Nationaler Bedeutung den Interessierten gezeigt und es ist interessant! Der «Trade Store» ist im Stil und mit Waren von 1884 bestückt. Lange habe ich nicht geschnallt, dass der Preis in Biberfellen angeschrieben ist. Zuerst dachte ich, die Firma Biber sei der Hersteller der Handelsware. Aber die Frauen, das Einkaufen gewöhnt, klärten mich über die geltende Währung auf. Die Artefakte sind real, getrockneter Fisch, Pulver und Blei, ja sogar die Pelze.

Zurück am Highway 16 erreichen wir zügig Prince George. Ein Verkehrs und Wirtschaftsknoten von grosser Bedeutung für den Staat British Colombia. Es ist vorbei mit dem gemütlichen Verkehr, alle scheinen es sehr eilig zu haben. Am Strassenkreuz wenden wir uns nach Süden, auf den Cariboo Highway 97. Dieser Highway verbindet Alaska mit Washington in den USA. Auch diesem Verkehrsgeschehen sind wir ein Hindernis. Es kommt uns vor als wären wir die einzigen mit Interesse an der ansprechenden Landschaft beiderseits der Strasse. Alle sind erleichtert als wir in Quesnel auf den Highway 26 abbiegen um den Bowron Lake Prov. Park zu Besuchen. Beinahe haben wir das Historische «Staging House» in Cottonwood verpasst. BC Parks betreibt die ehemalige Pferdewechselstation mit Hotelbetrieb als Museum weiter. Von 1860 bis 1962 gehörte die Station durchgehend derselben Familie. Es gibt heute einen guten Einblick in die Verkehrsentwicklung der letzten 100 Jahre. In Wingdam können wir die Einrichtungen des «Troll Ski Resort» bewundern, ein Doppelskilift mit ein paar Pisten durch den Wald, ich denke es fehlt am notwendigen Publikum. Im nächsten Dorf Wells findet sich ein Platz für zwei Nächte. Der Nachmittag verbringen wir in der historischen Stadt «Barkerville». Wie könnte es anders sein, auch diese Stätte verdankt die Existenz den Goldfunden in der Umgebung. 1886 fand Billy Barker Gold im Williams Creek. Das findet seinen geordneten Weg zur Regierung, so dass es keinen «Rush» auslöste. Dennoch strömten ca. 100'000 Menschen in die Cariboo Region und Barkerville blühte bis nach dem ersten Weltkrieg. Noch heute ist in der Cariboo Region der Bergbau ein wichtiger Wirtschaftszweig, aber das Zentrum liegt in Williams Lake. BC Parks bietet einen tollen Blick zurück in die «Goldenen Jahre». Es ist eine aktive Ausstellung mit Schmied, altem Handwerk, Geschäften und Pub sowie Postkutsche die im ¾h Takt herumfährt. Wir besuchen ein Theaterspiel und wenn wir die Pointen verstanden hätten, wäre es recht lustig gewesen. So erfreuen wir uns am Minenspiel der Theaterleute und einigen Besuchern. Alle die eine Rolle im Stadtgeschehen spielen sind auch ausstaffiert wie vor 150 Jahren.

Am Samstag machen wir einen Ausflug zum Bowron Lake. Er, und viele andere Seen, liegen in den Cariboo Bergen. Für Kanuten und andere Wassersportbegeisterte ein Paradies. Sechs Seen bilden ein grosses Viereck um zwei Berge. Kanufahrer können alle oder einzelne befahren. Eine Tour über alle Seen dauert eine Woche, je nach Fitnesslevel. Der Clou liegt ja zwischen den Seen, da muss man sein Kanu und den Proviant tragen. Ein Abenteuer wie Lederstrumpf und andere Trapper es erlebten ist also garantiert! Unser Fitnesslevel lässt einen Spaziergang zu, der aber nur sehr eingeschränkt am Bowron Lake möglich ist. Das Ufer ist unzugänglich oder in privaten Händen von Campingplätzen und Lodges. Da könnte man dann am Ufer vom Campingplatz spazieren?! Wir entspannten uns auf einem Bänkli an der öffentlichen Bootsrampe und bewunderten die Künste der Freizeitkapitäne, die es meist gut drauf hatten. Zurück in Wells belohnten wir uns mit einem feinen Eis.

Die Fahrt am Sonntag Morgen auf der Piste der «Goldrush Circle Tour» begann leider sehr traurig. In den Hügeln hinter Barkerville befanden wir uns in einem Gebiet mit frisch gelöschten Waldbränden. Es ist äusserst deprimierend 20km durch ein Tal mit abgebranntem Wald zu fahren. Die Feuerwehr löschte noch immer rauchende Brandnester wo sie erreichbar waren. Offensichtlich ist Bakerville nur knapp einer Brandkatastrophe entgangen. Jetzt verstehen wir auch die Standleitungen mit Sprinkler auf die Dächer der Häuser! Eine Woche hat man gegen die Feuersbrunst gekämpft, dennoch gingen tausende Hektaren Wald verloren. Es schmerzt auch das Schicksal all der Tiere, haben doch die kleineren kaum ein Chance zum Überleben. Wie es wieder grünt und spriesst kehrt auch die gute Laune wieder zurück, zumeist. Denn die Broschüre die uns von der Tourist Information mitgegeben wurde entpuppte sich als minderwertigen Pfusch. So fanden wir von den drei Wasserfällen nur einer, der war schön, inklusive des Bergsees der nicht verzeichnet war. Ein paar verlassene und wieder aktiviert Goldminen «verzierten» den Rand der Piste. Beeindruckend sind die «Holzernte Plätze» Je nach Alter sind sie ganz kahl oder doch schon wieder als Wald zu bezeichnen. Zuverlässig sind die kleinen und grösseren Seeli, diese vermögen immer wieder zu erfreuen wenn wir sie durch die Bäume zu sehen bekommen. Den Übernachtungsplatz am Cariboo Lake haben wir nur durch Zufall gefunden. Insgesamt eine lehrreiche Tour durch ein kanadisch kommerzielles Waldgebiet. Beim Ort Likely lernen wir noch eine weitere Variante der Goldgewinnung kennen. Hier wurde bis in die 1970er Jahre mit Wasserdruck ganze Hügel weggeschwemmt und das Gold ausgewaschen. Heute präsentiert sich der Ort für Wassertouristen (Seen). Am Cariboo Highway finden sich einige Farmen, die Big Lake Ranch finden wir sogar auf unserer Karte als Ort eingetragen.