2024

Nordamerika - 7. Teil - Kanada - BC & Alberta

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veröffentlicht am

06.08.2024 - 18.08.2024

Williams Lake entpuppt sich als Industrieort. Zentral für Minen und die Holzwirtschaft, aber auch für die Landwirtschaft. Neben den Rindern sind Pferde hoch im Kurs. Das Stadion ist eine Hochburg der jährlich wiederkehrenden Rodeo Veranstaltungen. Es werden Rodeo Königinnen gekürt und die besten Reiter finden Einzug in der Rodeo Hall of Fame, praktischerweise befindet sich diese im Gebäude der Tourist Information. In der Umgebung finden sich auch zwei Betriebe die Häuser aus kompletten Baumstämmen bauen (Schweizer Fernsehen, Beat baut)und weltweit exportieren. Es werden in der Region schöne Lederwaren und Westernsättel für den Bedarf der Cowboys hergestellt. Wir nutzen Wäscherei, Geschäfte und Autobedarf für unsere Zwecke und erholen uns zwei Tage am schmucken Dugan Lake beim 150 Mile House. Weiter nach Süden bis 100 Mile House, da biegen wir auf die 24er nach Osten ab. Eine schöne Fahrt, wie durch den Schwarzwald, mit kleinen Bauern- und Forstbetrieben. Familie Badertscher haben wir für eine Stippvisite angefragt. Gerade beim letzten quäntchen Datenverbindung meldet sich Heinz zurück und schlägt uns noch einen Abstecher in den Wells Gray Provincial Park vor. Heinz hat immer sehr gute Vorschläge! Es ist eine wunderbare Tour hinauf an den Clearwater Lake und es schläft sich prima in der Höhe neben dem Fluss. Den Freitag beginnen wir mit einem Spaziergang an den Clearwater Lake und er ist so was von klar, metertiefe Sicht! Nach der Karte sind im Park unzählige Seen und Seeli, aber nur zwei sind mit einem Auto erreichbar. Hier am Südende des Sees ist ein Baot Slip zum einsetzen von Wasserfahrzeugen. Es ist möglich den Azure Lake mit einer Bootstour zu erreichen, die anderen nur per Pedes oder mit dem Wasserflugzeug. Wir begnügen uns weiterhin mit dem Auto und fahren von einer Wasserschwelle zur nächsten. Osprey, Bailey`s Chute und Redspring. Richtig Schwitzen lässt uns eine 2h Wanderung auf dem verlassenen Pionierhof der Familie Ray. Die Belohnung sind dann die Helmcken und Dawson Wasserfälle. Der Spahats Aussichtspunkt in die Felsformationen der Schlucht lässt einem erschauern, richtig toll! Die Entspannung bringt ein Bad im aufgestauten Fluss in Clearwater, mit angenehmer Wassertemperatur. Es geht nun wieder nach Süden, bei Louise Creek auf einer kleinen Strasse zum Adams Lake. Wunderschön bis zum See, dann leider durch abgebrannten Wald an diesem entlang zur Ortschaft Adams Lake. Hier kommen wir wieder einmal ins Staunen. Das Holz für die örtliche Verarbeitung wird auf dem See angeflösst und verschwindet direkt in der Fabrik. Es wird zu Bretter und Balken zugesägt, der Rest ergibt Holzschnitzel für die Zelluloseherstellung. Am Nachmittag melden wir uns bei Familie Badertscher und fühlen uns sehr gut Aufgehoben. Es wird sehr fein gegessen, intensiv erzählt und Reiseerlebnisse ausgetauscht. Ein wenig wird politisiert und versucht Kanada mit der Schweiz zu vergleichen. Ich denke wir lassen es beim Versuch, die Schweiz kann sechs mal in der Provinz British Columbia untergebracht werden! Da liegen die Bedürfnisse anders als bei uns. Nochmals herzlichen Dank für die Gastfreundschaft!

Auf Anraten geht die Reise weiter in das Okanagan Valley. Dieses erreichen wir über Salmon Arm und wieder einmal auf Nebenstrassen über Silver Creek. Das hat den Vorteil von weniger Verkehr und noch wichtiger, es führt durch eine von der Landwirtschaft geprägten Gegend. Angebautes Getreide wird meist vor Ort an die Nutztiere verfüttert. Die Moderne hat leider auch zum verschwinden der malerischen amerikanischen Höfe und Scheunen beigetragen, alles erscheint sauber und zweckmässig. Am Nordende des Okanagan Sees bleiben wir auf der gemütlichen Westroad. Eine Umfahrung leitet uns um ein brennendes «Wildfire» dessen Rauch schon kräftig in der Nase kitzelt. Es wurde uns schon viel über das Okanagan Tal berichtet. Es ist ein besonders mildes Klima im Tal, bis hinunter in die USA. Die Felsigen Berge, das angebaute Obst und die Weinberge erinnert an Küstengebiete am Mittelmeer. In der Nacht zirpen die Grillen und über Tag schmeckt es nach Thymian und Lavendel. Auch die Temperaturen sind nicht ohne und wir kommen mächtig ins Schwitzen. Im BC Park Bear Creek können wir einen erfrischenden Schwumm im See machen und schlafen unter Bäumen wie die Götter. Am Morgen sind wir schnell in Kelowna, einer geschäftigen und sehr schön angelegten Stadt am linken Ufer. Die Park und Hotelanlagen an der Promenade sind vom feinsten und auf dem See sind die Wassersportler im Element. Bei der Tourist Info erkundigen wir uns nach dem bekannten Trail auf dem alten Trasse der «Kettle Valley Railway». Die Bahn wurde 1910 für den Transport von Silbererz zwischen Midway und Hope gebaut. Bald galt sie als Lebensader im Süden von BC. Sie kreuzt drei Gebirgszüge, spektakulär ist die Strecke durch den Myra Canyon mit drei Tunnels und 28 Holzbrücken. Nach der Stilllegung wurden die Geleise entfernt und zuerst die Strecke durch den Canyon als Radweg populär, später wurde die ganze Strecke an den «Trans Canada Trail» angeschlossen. Wir begnügten uns mit fünf der Bauwerke, das ergab eine kleine Wanderung mit speziellen Ausblicken. Über dem See, bei einem Weingut in Summerland findet sich ein schönes Plätzchen für die Nacht.

In Penticton, am Südende des Sees ist wieder für die Touristen gesorgt. Der indigene Name lautet «Pen-Tak-Tin» (der Ort wo man für immer bleibt). Tatsächlich sind die Rentner hier in Überzahl und betreiben ihre Hobbies, Cabrio- und Motorboot fahren oder Golfen und Schwimmen und im Winter ist die Piste mit bis zu 6 Meter Pulverschnee nicht weit. Neu und total beliebt ist das Mountain Biken (elektrisch natürlich). Wir bestaunen das «Inland Waterway Museum» mit zwei Dampfschlepper und dem mondänsten Heckraddampfer «SS Sicamus» der auf Kanadischen Gewässern unterwegs war. Wie sie noch Wasser unter dem Kiel hatten sind die Schiffe von CN und CP betrieben worden. Die Eisenbahnen brauchten sie als wichtige Zubringer in die damals abgelegenen Gebiete. Wie ein Plakat beweist, sind die Bahnen auch mit dem Landhandel vertraut gewesen und suchten aktiv nach Käufern für die Farmen. Der Okanagan Fluss fliesst gemächlich durch die Ebene und nimmt heute noch Schiffe mit in den «Vaseaux Lake» die dürfen aber nicht zu hoch sein, die neuen Brücken lassen nur noch Sportboote zu. Wie auf der Aare sind unzählige Gummiboote unterwegs, richtig gemütlich geht es zu und her. Wir benützen ebenfalls die gemütliche Seeseite und lassen uns das Obst durch Mund und Nase ziehen. Mit seinen Granitfelsen ist es der schönste See im Tal. In Osoyos, ebenfalls ein See halten wir uns Ostwärts und besuchen das Nk`Mip Desert & Heritage Center. Es versucht, die Gebräuche und Sitten der Blackfoot Indigenen den Besuchern näher zu bringen. Die Blackfoot sind in unzählige Gruppen aufgespalten und stammen ursprünglich aus den Steppen von Montana. Es ist inzwischen fast 40°C und richtig unerträglich. So sind wir froh uns in die Berge absetzen zu können. Verwundert sind wir schon, dass die nächsten 10km den Berg hinauf grosse Gebiete als erschlossenes Bauland angepriesen wird und entweder Eingezäunt oder kameraüberwacht ein Besuch abwehrt. Wie die Seenlandschaft im Dunst verschwindet ist auch das Bauland weg und es folgt Farm auf Farm und in einem Canyon wieder ein kleiner Übernachtungsplatz von BC Parks. Langsam finden wir das BC Parksystem echt gut! Am Morgen stellen wir fest, über Nacht haben wir einen neuen Nachbarn bekommen. Das besondere, es ist das erste «Smart Auto» das wir sehen und es kommt vom anderen Ende von Kanada, nicht schlecht! Bald kommen wir hinunter nach Midway, an den Kilometer 0 der «Kettle Valley Railway». Mit der Bahn konnte auch das viele und gute Obst hier aus dem südlichen Kettle Valley versendet werden (irgendwie zwischen dem Silbererz?!).

Es geht nun alles an der USA Grenze entlang durch die Ausläufer der Berge. In einem Seitental in Greenwood sehen wir an der Strasse grosse, schwarze Halden. Im Visitor Center klären sie uns auf, es sind Halden der ehemaligen Kupferhütte. Jetzt ist die Neugier entfacht und wir versuchen die Stelle der Erzverhüttung zu finden. War gar nicht einfach, ist diese doch seit 1918 geschlossen! Wir finden noch einen grossen Ofen mit Kamin und einen Auslaufkanal. Der grösste Teil der Halden ist bis heute nicht bewachsen und das Dorf in der Bedeutungslosigkeit versunken. Es gibt viele solche Orte, die nach der Ausbeutung der Bodenschätze wieder verschwinden. Beim idyllischen «Christina Lake» wollten wir Campieren. Aber alles ist proppenvoll mit anderen Touristen, auch aus den USA! So geht es wieder hinauf in die Berge nahe der Ortschaft Castlegar an den «Lower Arrow Lake». Hier am gestauten Columbia River können wir das Stauwehr mit einer Schleuse von weitem bestaunen. Kleine kräftige Schlepper ziehen die Flösse in und aus der Schleuse bis zu einem gigantischen Holzverarbeitungsbetrieb. Die Stämme werden mit Förderanlage aus dem Wasser direkt in den gierigen Schlund der Fabrik gezogen! Gefühlt liegt der halbe Wald von BC hier im See. Am Aussichtspunkt ist das Flusskraftwerk beschrieben, es soll am Columbia River 400 Staustufen geben! Kein Wunder dass in seinem Einzugsgebiet der Lachs nicht mehr kommt! Der Ort wurde sehr stark von russischen Einwanderern geprägt. Die «Dookhobor» eine religiöse Gruppe, sind im 18. Jahrhundert zuerst in die USA und von da weiter nach Kanada geflüchtet. Die extremen Pazifisten verweigerten immer wieder Kriegsdienste und waren mit der russischen Kirche nicht einig. Es gibt Gruppen in Montana USA, Saskatchewan, Alberta und ab 1908 hier in BC. Die Landbehörden haben ihnen eine Halbinsel im Columbia River zugewiesen. Sie haben extrem hart gearbeitet, in den ersten Jahren haben Frauen auch den Pflug gezogen um das Land urbar zu machen! Es ist ihnen gelungen die Gegend zu relativem Wohlstand zu führen. In der weiteren Umgebung sind 80 Weiler entstanden. Wie viele solcher Gruppen, sind auch diese von einem extrem egoistischen Führer geleitet und verführt worden! Im Besucherzentrum und nahe liegendem Grab wird Peter V. Verigin wie ein Heiliger verehrt. Der Lehrer und Ingenieur Alexander Zuckerberg wird wegen seinen Verdiensten in BC und als Lehrer der religiösen Gruppe ebenfalls sehr verehrt, sein Haus ist einer orthodoxen Kapelle nachempfunden und steht auf einer Halbinsel im Wald.

Das Wetter ist uns nicht mehr hold. Es schifft wie aus Kübeln und zum zweiten mal ist unser Dogdli eine eine tropfende Höhle. Es sind die hinteren Fenster über dem Bett, die bald als ursächlich enttarnt sind. Dabei haben wir uns so viel von der Schlaufe durch die Berge, von See zu See versprochen. Als wir beim Ort New Denver den «Ducke Lake» verlassen, wird es besser und besser. Zwischen den Bergen hinunter nach Kaslo am «Kootenay Lake» herrscht wieder Sonnenschein und Wärme. Hier in Kaslo gibt es neben den Bergen ringsum ein besonderes Leckerli zu bestaunen. Es ist der älteste Heckraddampfer von BC der hier an der ehemaligen Lände an Land gezogen wurde und heute als Museumsschiff zu bewundern ist. Es gibt prächtigere und von der Geschichte mehr verwöhnte «Sternwyler» in Kanada. Aber die «S.S. MOYIE» ist die, die am längsten treue Dienste für die Menschen am Kootenay Lake geleistet hat! 1898 durch die CP Eisenbahn in Betrieb gestellt ist sie durchgehend bis 1957 in Betrieb gewesen. Das besondere für uns, es ist das am besten präsentierte Dampfschiff! Die Ausstellung ist sehr gelungen und lebendig, besonders wenn man die Dampfpfeife selber durchs Städtli dröhnen lässt. Wobei, ein Dampfarbeitsboot der Schifffahrtsverwaltung in Vancouver leistete bis Ende der 1980er Jahre seinen Dienst. Ein weiterer Höhepunkt folgt 20km weiter im Süden. Auf der Fähre von Balfour hinüber nach Kootenay Bay. Eine 45 Minuten dauernde Fahrt bei herrlichem Wetter mit einem grandiosen Bergpanorama, Spitze! Auch auf dieser Seeseite sind die Übernachtungsmöglichkeiten rar und wir müssen noch ein paar schöne Kilometer anhängen bis zu einem angenehmen Plätzli.

In Creston vor der «Border» kommen wir wieder auf den Highway 3 nach Osten. Er macht hier einen Schlenker nach Norden und wir ziehen noch etwas weiter hinauf bis Kimberley. Wie die Namensschwester in Südafrika ein alter Untertage-Bergbauort in dem bis Ende der 1990er Jahre Erz ans Tageslicht befördert wurde. Zu diesem Umweg veranlasste uns der Reiseführer, wie so oft halt ein Märchenbuch. Er versprach uns viel deutsche «Restkultur» von der jedoch nur noch der Namen des Dorfplatzes übrig geblieben ist. Am «Platzel» gibt es nicht einmal ein Schnitzel! Die guten Schneeverhältnisse bringen viel Wintertouristen und so prosperiert der Ort weiterhin. In Wasa erfolgt die Richtungsänderung nach Süden und kurz danach erreichen wir Fort Steele. Das Fort ist als Stützpunkt in den «East Kootenay Mountains» für eine Kompanie der «North West Mounted Police» unter dem Kommandanten Steele gebaut worden. Sie hatten die Aufgabe die «aufmüpfigen Blackfoot Indianer» zu befrieden und für Ordnung in der Region zu sorgen. Das scheint aus Sicht der Engländer gelungen zu sein und bald entstand ein Dorf neben den Militärbaracken. Heute ist es eine Nationale Gedenkstätte, ich denke nicht für die Blackfoot, die ja heute auch Kanadische Bürger sind!

Wieder auf dem Highway 3 kommen wir nach Sparwood, eine noch sehr aktive Minenstadt. Ganze Berge von Kohle wurden in der Umgebung abgetragen und mit der Bahn zum Pazifik transportiert. Die Steinkohle verschwand fast ausschliesslich in den Hochöfen Japans. Beim Visitor Center wird der angeblich grösste Kipplaster der Welt ausgestellt. Er konnte 350 Tonnen Laden. Bis zu einem irreparablen Schaden war er durchgehend Tag und Nacht in Betrieb. Es wird viel renaturiert. Biker, Snowboardfahrer und Langläufer lieben die Region. Es geht hinauf auf den Crowsnest Pass (1395m) und hinein in die Provinz Alberta. Die Strasse führt durch ein langgezogenes Hochtal mit vielen Minen, auch stillgelegte. Erschreckend der Anblick des «Turtle Mountain» beim ehemaligen Dorf Frank. Am 29. April 1903 um 04.00h stürzten 30 Millionen Kubikmeter Felsgestein in die Tiefe. In 90 Sekunden begrub der Bergsturz das Dorf und die Mine unter den Felsmassen. 70 Menschen fanden den Tod. Unvorstellbar, es passt so gar nicht zu der ansprechenden Umgebung! Sanft neigt sich das Tal nach Osten und schon nach wenigen Kilometer lassen wir die Gebirgszüge hinter uns und wir sind erstaunt über die völlig veränderte Landschaft! Getreidefelder und Weidenland sind schnell dominierend und die Hügel versinken in der flachen Prärie. Das reife Getreide und die trockenen Grasfelder, alles vermischt sich in gelben Farbtönen. Dann stellen wir schnell fest, die Prärie ist nicht einfach eben, sie ist eigentlich wie ein Meer mit sanften Wellen. Diese werden unvermittelt von Flussläufen unterbrochen, dass lässt wieder Staunen. Am aufgestauten Old Man River findet sich ein Campground von Alberta Parks mit dem sehr zutreffenden Namen «Windy Point».

Getreide so weit das Auge reicht, ab und zu von einem Fleck Grasland unterbrochen. So kommen wir zum «Heritage Acres Farm Museum» in Pincher. Es soll vor Augen führen wie die Farmer vor 1940 mit den Pferden gearbeitet haben. Da sehen wir einiges das wir so noch nicht kannten. Ein Scheibenpflug mit 16 vorgespannten Pferden, mehrere Heusammler für zwei Pferde oder eine von Pferden gezogene Heuballenpresse! Grundsätzlich wird einfacher Heu gemacht als zu Hause. Die gemähte Mad bleibt liegen, es wird nicht gezetet, gerührt und gewalmt. Ist das Gras durch getrocknet wird es eingesammelt und gestapelt. Bis heute der gleiche Vorgang, nur die Maschinen haben sich enorm verändert. Der Wandel zur motorisierten Landwirtschaft bis Ende des 20. Jh. wird ebenfalls mit vielen Exponaten dargestellt. Für Schulen oder andere Gruppen werden Gerätschaften auch aktiv vorgeführt. Weiter durch die weite Prärie kommen wir bei Fort MacLeod zum «Head- Smashed-in Buffalo Jump». An dieser Felsenklippe wurden schon zu Urzeiten Tiere in den Tod gestürzt. Ein sehr gut aufgestelltes Museum mit vielen ausgegrabenen Artefakten gibt uns sehr viele Informationen zu dem Jagdgeschehen. Der gezeigte Film ist so authentisch, dass Tierschützer gegen das Umbringen von Bisons für einen Film protestierten. So wird jetzt im Vorspann darauf hingewiesen, dass für den Film kein Tier sein Leben lassen musste (nur für die Bison-Burger im nahen Ort). Eine indigene Volksgruppe zeigte die unterschiedlichen Tänze, die das Jagdglück positiv beeinflussen. Ich dachte, die Schwester von Winnetou sei auch dabei! Theres verneinte es jedoch energisch! Sie hat natürlich recht, Winnetou war ja Apache und kein Blackfoot! Wenn ihr uns in Polarstep folgt, an diesem ereignisreichen Tag war auch das Navi etwas überlastet, es schickte uns kreuz und quer zu verschlossenen Weidegattern. Deshalb zeichnete Polarstep so viele unverständliche Wege auf. Dank der guten alten Karte fanden wir den Campground am Stausee St. Mary.

Es wird jetzt etwas schwierig den weiteren Weg zu beschreiben. Denn es ist immer noch flach mit vielen Getreidefeldern, dennoch Eindrücklich! So haben wir aus erster Quelle erfahren, dass die Mähdrescher eine Balkenbreite von 35 Fuss (10.66m) haben und ein LKW-Getreideanhänger 22 Tonnen trägt (sehr oft fahren sie mit zwei). Der Fahrer der uns diese Information gab, gehörte zu der Milford Colony, an der wir vorbei kamen. Hier, südlich von Lathbridge sind wir an zwei Kolonien der Hutterer Bruderschaft vorbei gefahren. Diese pazifistische, streng gläubige Bruderschaft kommt aus dem Süddeutschen Raum zuerst nach den USA und haben später auch in Alberta Fuss gefasst. Wie die vorbildlichen Farmen bezeugen, es sind hervorragende Bauern und Unternehmer! Jede Kolonie hat bescheidene Reihenhäuser für die Familien, jedoch die modernsten Gerätschaften für die Betriebe und alles ist tip top in Schuss! Gegen Mittag erreichen wir «Writing on Stone». Der Milk River hat hier vom Präriewind tatkräftig unterstützt über zehntausende von Jahren die seltsamsten Formen aus dem Sandstein gespült. Den Indigenen ist das Tal heilig und sie haben Ereignisse und Wünsche in die Felsen geritzt. Es sind einige der Stellen auch für uns erreichbar. Insgesamt ist die Erosion am Gestein so hoch, dass die ältesten Darstellungen stark verblasst sind. An ein paar Stellen musste die Parkverwaltung gar Käfige errichten um Vandalen abzuhalten. Die Natur ist auf dem besten Weg die Künste der Menschlein zu tilgen. Es ist absehbar, dass schon in naher Zukunft nichts mehr sehbar ist. Gegenüber der Kulturstätte ist ein alter Grenzposten der Mountain Police zu sehen. Sie versuchte den Schmuggel von Pferden und Vieh hier an der Grenze der USA zu unterbinden. Mit geradem Rücken und strengem Blick haben die in rotes Tuch gekleideten Polizisten an der Grenze ihren sicherlich nicht einfachen Dienst aufrecht erhalten.

Heute sind wir in Cardstone und besuchen das «Alberta Carriage Museum». Es ist schon erstaunlich mit wie viel Tatkraft ein Bürger des Präriedorfes ein so anschauliches und interessantes Museum aufbauen konnte. Alle Besucher sind hier auf der Durchreise, die meisten von Nord nach Süd, also zwischen Kanada und den USA. Das «Kutschen» Museum zeigt in etwa alles was um die vordere Jahrhundertwende auf Rädern in Nordamerika unterwegs war. Insbesondere jedoch die Fahrhabe die von Pferden bewegt wurde. Gut dargestellt und mit Filmen unterlegt, die auch den Verkehr von New York oder Montreal zu dieser Zeit nicht auslassen. Wie gesagt, erstaunlich, es ist ja etwas abgelegen hier in Cardstone! Gegen Abend erreichen wir die Bergketten der Rocky Mountains. Sensationell wie sie sich aus der Prärie erheben! Am kleinen Payne Lake beziehen wir Station, 14 Kilometer vor dem Eingang zum «Waterton Lakes National Park». Zwei Tage machen wir leichte Wanderungen und Spaziergänge an den schönen Seen in den Bergen im Park. Cameron Lake, Akamina Lake und Red Rock Canyon. Der schönste Spaziergang führte uns durch eine tolle Natur zum bescheidenen Blakistone Wasserfall! Gute Berggänger können die tollsten Touren unternehmen und bis zu fünf Tage durch die Berge ziehen. Uns ist es nicht mehr möglich, haben aber die zwei Tage beim schönsten Wetter sehr genossen. Zum Abschied besuchten wir die zum Park gehörende Herde Bisons die friedlich dem Präriegras zusprachen. Danach folgen wir dem Ruf der Berge in Montana USA.