2019

Usbekistan

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veröffentlicht am

10.09.2019 - 23.09.2019

Sharisabaz - Samarkand

Wenn jemand eine lange Reise in unterschiedliche Länder unternimmt, ist der Grenzübertritt immer wieder ein interessantes Ereignis. So gibt es auch von unserer Einreise nach Usbekistan eine kleine Geschichte. Nahe dem Städtchen Tursunzade, am grossen Grenzübergang, möchten wir am Nationalfeiertag von Tadshikistan das Land verlassen. Um in das Abfertigungsareal einfahren zu können, musste ein betrunkener Polizist am Abfertigungstor mit einer kleinen Spende für die Feier gnädig gestimmt werden. Das kann ja heiter werden, wenn es in diesem Stil weitergeht… Heiter wurde es allerdings erst nach eineinhalb Stunden warten auf die Internetverbindung der Migrationsbehörde. Denn alle die mit einem Fahrzeug ausreisen wollten, mussten entsprechend überprüft werden. Die leidige Frage wegen der überschrittenen Zeit des Autos im Lande, wurde durch den Zoll generös übersehen. Als die Verbindung endlich wieder stand, ging es sehr speditiv und korrekt weiter! Die Armee, als Betreiber des Abfertigungsgeländes, sorgte penibel für die Einhaltung der Reihenfolge! (Bravo) Die Usbeken folgten dem guten Beispiel, insbesondere das «penible» hat es ihnen sehr angetan. Alles Gepäck und die Fahrzeuge werden durch den Scanner geschickt und von Drogenhunden beschnüffelt. Die netten Beamten fragen uns, ob die Hunde den Wohnbereich abschnüffeln dürfen. Mit dem Hinweis auf Fleisch und Wurst im Auto wurde dann doch darauf verzichtet. Geschätzte zweidrittel der anwesenden Beamten wollte aber in unseren Giovanni schauen. Der nette englischsprachige Offizier entschuldigte sich, hier an diesem Grenzübergang komme praktisch nie ein Camper vorbei… Überrascht stellen wir fest, insgesamt hat das Prozedere doch nur 3,5 Stunden gedauert und es hatte sogar einen gewissen Unterhaltungswert.

Der Weg führt uns durch die dunstigen Ausläufer des Hisa tizim, von Denav nach Baysun. Die bizarre Hügelwelt war recht eindrücklich. Weiter im Westen, bei Ghuzar, nehmen wir die Strasse nach Shahrisabaz. Diese Stadt und das ganze Umland war Zeuge von weltbewegenden Umwälzungen. Alexander der Grosse kam hier vorbei und machte ein «paar Tage Rast» von seinen Eroberungen. Im Einzugsgebiet der Seidenstrasse entwickelte sich diese Stadt positiv. So sehr, dass die Völker aus der Steppe immer wieder ihre Finger danach ausstreckten. 900 Jahre später kommen die Araber und bringen einen neuen Glauben. Dann die Herrscher der Samaniden, diese kümmerten sich endlich intensiv um die Kultur. So etwas lockt natürlich die Mongolen und nach diplomatischen Verirrungen und Intrigen reicht es Dschingis Chan, da schon Kaiser von China. Er sammelt ca. 180'000 Reiter und bereinigt 1219 die Situation östlich des Kaspischen Meeres nach seinem Sinn... 1336 ist nahe der Stadt einer der «verheerendsten Eroberer» geboren, Timur Lenk, auch bekannt unter «Timur der Lahme oder Tamerlan» Er galt als sehr intelligenter und extrem brutaler Räuber. Mit seinen Schandtaten, u.a. lässt er in Bagdad die Köpfe von 90'000 Gefangenen zu einer Pyramide aufschichten «dass der Tribut pünktlich entrichtet werde». So konnte er in kürzester Zeit das grösste Imperium bis an hin ergaunern! Sein Zentralstaat reichte von Bagdad bis Dehli (Indien) und von Tiflis bis Kaschgar (China). Die umgebenden Staaten wie Kairo, Istanbul und die Gebiete an der Wolga zahlten Tribut um von seinen Blutrünstigen Horden verschont zu bleiben! Das Reich der «Timuriden» bricht nach seinem Tod auseinander. Nur zwei Teile existieren als kleine Staaten weiter... Im Historischen Zentrum von Shahrisabaz sind noch die eindrücklichen Reste seines Sommerpalastes zu sehen. Ganz nach seiner Devise: grösser und schöner als alles andere! Es stimmt, alleine die noch vorhandenen Reste der Torbögen sind gewaltig! Der Palast inklusive des Mosaikbodens, alles wurde in feinen Blautönen gehalten um eine «kühle Umgebung» zu schaffen… Im 19 Jh. kommen dann die Russen. Deren Verdienst war es, dass sie den Verfall der Stadt stoppen konnten. Es wurde verboten von den Altertümern Steine und Holz zum Bauen zu entwenden. So bleibt ein kleiner Rest der grossen Pracht erhalten. Karten und Reiseführer zeigen immer wieder verwirrende Ausrutscher. So ist das «sehenswerte» Observatorium von Kitab ein total verfallenes Objekt aus der Sowjet Ära.

Eine schöne, aussichtsreiche Fahrt führt uns über den Tabtakaroa Pass nordwärts nach Samarkand. Diese prachtvolle, ca. 3'000 Jahre alte Stadt war und ist ein Zentrum an der Seidenstrasse. Die vielen Weltenherrscher die sie als Verwaltungszentrum auserwählten, habe ich erwähnt. Für die Entwicklung der Stadt herausragend gilt die Zeit von Timur, besonders unter seinem Nachfolger und Enkel Ulug Bek erblühte die Architektur, Kunst und insbesondere die Wissenschaften! Er lässt die erste Medrese am Registan errichten. Unter seiner Regierungszeit wird das Ensemble weiter ausgebaut. Die Benötigten Handwerker brachte schon Timur ins Land, selten freiwillig. Timur beschäftigte seine Sterblichkeit und er hoffte, die Timuriden mit einem grandiosen Bauwerk unvergessen zu machen. So errichtet er das «Gur Emir», Grab des Gebieters. Da die Infrastruktur des Landes unter den Mongolen sehr gelitten hat, richtet er sein Schaffen auf deren Instandhaltung. Dadurch eignet sich Timur im heutigen Usbekistan prima als «Wilhelm Tell». Das Volk braucht eine süffige Geschichte und eine Vaterfigur und diese wird durch das heutige Regime gerne geliefert. So ist seine geringe Körpergrösse in der Zeit der neuen «Freiheit» schon um 15cm gewachsen und das hinken wird nicht mehr erwähnt...

Bis ins 7 Jh. lässt sich die Nekropole Shohizinda (Gräberstadt) zurück verfolgen. Die Perle an der Seidenstrasse sorgte immer wieder für Geltungsdrang. Entsprechend stellen sich auch die religiösen und privaten Bauwerke dar und sei es in der Grabgestaltung. Herausragend ist die Moschee Bibi- Xanom. Trotz aller Regierungsgeschäften und Bautätigkeiten, Ulug Bek grosse Leidenschaft bleibt die Astronomie! 1428 vollendete er seinen grossen Traum eines geeigneten Observatoriums. In einem ansprechenden Gebäude wird ein Quadrant/Sextant mit 40,5 Metern Durchmesser aufgemauert. Der ermöglicht ihm die notwendigen Berechnungen zur Zusammenstellung des «Sidsh-Guragoni» (Sternenatlas) und weiterer bekannten Forschungsschriften. Bis heute gelten seine Erkenntnisse in der modernen Astronomie. Der Russe Vjatkin studierte die alten Schriften und konnte das Bauwerk endlich 1908 finden und wieder freilegen…

Giovanni, unser Kamel auf der Seidenstrasse, wird ausgerüstet und die Reise geht auf der E40 weiter nach Westen. Es wurde uns erzählt, dass der Dieseltreibstoff in Usbekistan sehr schwer zu bekommen sei. So sind wir über die grosse Anzahl von Tankstellen die den «Dizel» oder «Superdiz» anbieten verwundert. Landschaftlich ist die Landwirtschaft vorherrschend. Auf den Bewässerten Feldern werden Weintrauben, Melonen und Kernobst kultiviert. Weiter weg von den Städten ist es vorwiegend Baumwolle, ab und zu auch etwas Reis, Hirse und Luzerne. Bei Karmana findet sich einen Laden mit ausgesuchten Leckereien. Mit Begeisterung kaufen wir feinen Käse und eine Art Cervelats. In Qiziltepa biegen wir auf die Landstrasse ab um den See Todakol zu erreichen. Das findet das Navi nicht so toll. Immer wieder will es uns andere Strecken aufdrängen mit Umwegen von 160km. Zum Glück ist es eine Maschine, sonst hätten wir noch zusammen gestritten! Nachdem wir so richtig durchgeschüttelt wurden, kommen wir an den See. Die Aussichten holen uns nicht aus den Socken und die Stimmung fällt weiter, als Therese tropfendes Wasser im Bereich der vorderen Tür/Wassertank feststellt. Die Suche nach dem Leck bleibt erfolglos. Es muss sich unter dem Tank befinden. Der ist jedoch komplett durch das Küchenmöbel verbaut und nicht so eben zu erreichen. Jetzt ist die Stimmung so richtig am Ar…

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Bukhara - Chiwa

Nach einem feinen Zmorge geh es über Kagan nach Bukhara, ein weiteres Highlight an der Seidenstrasse. Zufällig kommen wir am Mausoleum Nagshbandi vorbei und können uns erneut auf prächtige Bauten einstimmen. Dieser Herr war der Begründer einer muslimischen Glaubensrichtung die über weite Teile von Zentralasien verbreitet ist. Beim Rumi Hostel können wir auf dem Parkplatz stehen und die zivilisierten Annehmlichkeiten benutzen. Wieder sind wir besorgt um eine Registration. Eigentlich sind wir nicht sicher, in wie weit dieser sowjetische alte Zopf tatsächlich noch Anwendung findet. Wir gehen einfach davon aus, dass 2-3 Registrierungen bei der Ausreise genügend sind. Bukhara konnte sich unter den Samaniden prächtig entwickeln. Aber mit dem Einmarsch der Mongolen ging die goldene Zeit zu Ende. Dschingis Chan gab die Stadt zur Plünderung frei, dabei ist Feuer ausgebrochen und sie wurde weitgehend zerstört. Timur begann mit dem erneuten Aufbau und realisierte dabei die Erneuerung des Bewässerungssystems mit dem Fluss Serafshan. Erst nach dem Fall des Timuridenreiches konnte sie sich aus dem Schatten von Samarkand lösen. 1740 wurde das Kanat Bukhara vom Perserschah Nadir ausgerufen. Der eingesetzte Stadthalter Muhammed Rahim ruft sich bald als neuen Emir aus und begründet die Dynastie der Mangyten, die bis 1920 am Ruder bleiben. Diese Weisheiten und andere, stammen von unserer, nicht immer bestens informierten Reisefibel! 1920 hatten die Bolschewiki genug von den Sonderzüglein des letzten Emirs und schickten ihn ins Exil. Einer der vielen Gründe, er weigerte sich die Sklaverei abzuschaffen… Heute ist sie eine Verwaltungsstadt und Zentrum der Baumwoll- und Leder Industrie des Landes. Der grösste Teil der Bevölkerung lebt in der sowjetisch geprägten Neustadt.

Ulug Bek war die treibende Kraft die Wissenschaften zu fördern. Entsprechend viel Medresen wurden in der Stadt gebaut. Eine hervorragende ist die Nadir Devon Bebi mit bildlichen Darstellungen von Vögeln und Raubtieren, eigentlich ein Tabu bei Muslimen. Das Gebäude ist als Karawanserei gebaut. Kurz vor der Vollendung kommt überraschend der Emir durch die Strasse und ist begeistert, er lobt diese wunderbare Medrese (Schule). Ein Emir irrt sich nie, so wurde aus der Karawanserei halt eine weitere Medrese… Auffallend sind die in der Altstadt frei liegenden Wasserbecken, die Labi. Zweck war die Verteilung des Wassers in den ansonsten unterirdischen Kanälen. Der Schotte Sir Alexander Burnes beschreibt 1830 in seinem Reisebericht von Zentralasien die Vor- und Nachteile ausführlich. Soviel sei verraten, die Wasserversorgung war schon bald nach der Erneuerung von Fadenwürmern verseucht. Diese konnten nach dem «Ausreifen» im Körper sehr vorsichtig entfernt und auf eine Spule gewickelt werden. Herr Burnes erzählt von Würmern die einen Meter lang wurden und durch die «Frisöre vortrefflich aufgespult würden» Den russischen Kommunisten passte das gar nicht und nach dem Sieg im grossen Vaterländischen Krieg wendeten sie sich diesen Viechern zu. Sie erkannten bald, dass sie das ganze Wassersystem erneuern mussten. So kam Bukhara zur modernsten Wasserversorgung im Sowjetreich, vermute ich...

 

Auch hier gibt es einen Registan. Es ist allerdings nicht ein Biojux wie in Samarkand, sondern eine mächtige Festung die eindeutig die Staatsgewalt repräsentiert. Ein Biojux ist die dahinter liegende Moschee Bolo Hauz, filigran mit Holzpfeilern an eben so einem Wasserbecken erbaut mit einem schönen, dazu passenden Minarett. Erwähnenswert ist sicher die einmalige Moschee Chor Minor mit ihren vier Minaretten, die die Weltreligionen repräsentieren sollen?! Oder das Mausoleum der Samaniden, eine Krönung der arabischen Baukunst…

Im Jahr 980 erblickte im Dorf Afshona, nahe bei Bukhara, Abu Iben Sina das Licht dieser Welt. Bei uns auch unter dem Namen seines Standartwerkes, Avicenna, bekannt. Nachdem es im 12 Jh. ins Lateinische übersetzt wurde, galt es in Europa für 700 Jahre als das herausragende medizinische Standardwerk. Wir besuchten das nett aufgemachte Museum auf dem Gelände der, wie könnte es anders, medizinischen Hochschule in dem Dorf. Bedauernswerte Studiosi, so weit weg vom angenehmen Stadtleben… Wer möchte, kann sich einmal den Film «Medicus» reinziehen, da wird Sina in seiner letzten Wirkungsstätte, in Ishfahan Persien dargestellt. Als er dort mit 57 Jahren starb, hatte er 250 Bücher geschrieben. Er behandelte auch Themen über Physik, Mineralogie, Zoologie, Philosophie, Jurisprudenz sowie arabische Sprachwissenschaften. In Zentralasien sollten sie ruhig wieder einmal seine Werke studieren, da steht eventuell auch etwas über Schlaglöcher oder Müllverwertung...

Die Tankanzeige erinnert uns an die Notwendigkeit für Nachschub zu sorgen. Das wird in und um Bukhara recht schwierig. Was uns in Samarkand noch nicht als Problem erschien, kann sich aber doch langsam aber sicher zu einem entwickeln. Hier wird ausschliesslich mit Propan- oder Methangas gefahren. Sogar die alten Kamaz Laster sind auf einfache Art zu «sauberen» Stinkern geworden (auch mit Gas qualmen sie unverdrossen weiter). Zwei junge LKW Fahrer verkaufen uns 60 Liter aus mitgeführten Kanistern zu einem beinahe europäischen Preis, 1U$ für einen Liter. Um beim Thema zu bleiben, in Nukus finden wir noch eine alte Tanke, die den bei Ausländern so begehrten Saft führt. Alte Traktoren und Baumaschinen sind nicht alle umgebaut. So sehen wir zwei Tank-LKW die aus Kasachstan Nachschub ins Land bringen. Gutes Diesel-Management vorausgesetzt und einer Tank-Kapazität für 1000km, so wird kaum jemand in eine Notlage kommen.

Chiwa, die jüngste Städte mit den bekannten Prachtbauten, zeigt sich uns in voller Pracht. Hier haben sie ein anderes System um den Obolus von den Touristen einzufordern: Am herausgeputzten Eingang zur Altstadt muss an einer zentralen Kasse ein Ticket gelöst werden, mit diesem ist ein Besuch fast aller historischen Stätten möglich. Eine Moschee und ein Mausoleum, von vielen, bleiben aussen vor. Es ist alles sehr nett und herausgeputzt. Eigentlich zu professionell und die Souvenierverkäufer eine Spur zu aufdringlich um es unbeschwert geniessen zu können. Auch hier leben die meisten Menschen ausserhalb in ihren Quartieren und nicht in der alten Stadt.

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Ruinen - Nukus - Aralsee

Zurück geht es durch die Industriestadt Urgench, wo sich am Bahnhof die gepflückte Baumwolle zu Bergen auf türmt und auf die Weiterverarbeitung wartet. Seit der grosse Fluss Amurdarja, u.a. mit dem Wasser aus dem Pamir, zur Gänze hier in Usbekistan fliesst, wird er sehr intensiv für die landwirtschaftliche Bewässerung genutzt. Über den Fluss und die grosse Strasse E40 nach Nordosten, kommen wir nach Bostan. Im Hinterland der Ortschaft sind vier Festungsruinen in der heutigen Halbwüste verstreut. Toprak, Qizil, Koi Kyrlgan und Ayaz Kala. Die Archäologen sind der Ansicht, dass in den Jahren der Blüte dieser Bauwerke aus getrockneter Lehmerde, die Umgebung deutlich besser mit Wasser versorgt war. Die Bewohner aus der Kuschanzeit, in den Jahren 100- 400 AC haben schöne Mosaiken, Handmalereien und gebrannte Gefässe hinterlassen. Die Zeugnisse ihrer Handfertigkeiten sind in Tashkent und in der Ermitage St. Petersburg zu besichtigen...

Auf der E40 zurück, weiter nach Nordwesten, kommen wir nach Nukus, Hauptort der autonomen Republik Karkalpakstans. Es ist eine von den Sowjets erbaute Industriestadt. Schon bei Annäherung setzt sie ihre eigene Duftnote. Sichtbar werden dann Chemiekomplexe und verarbeitende Grossindustrie. Die schmucke russische Stadt, die sich gerade aus einer tiefen Depression zurück in die Wirtschaftswelt meldet, muss man gezielt anfahren. Hier im Zentrum verstecken sich in zwei Museumsgebäuden bemerkenswerte Kunstschätze. Der Maler und Museumskurator Igor Savitsky nutzte die grosse Entfernung zu Moskau und sammelt was nur möglich war. Insbesondere avantgardistische Kunstwerke hatten es ihm angetan. Nach Glasnost war dies nicht mehr verpönt sondern heiss begehrt. So hat sich den auch die Tochter des verflossenen «Präsidenten» im «Ausleihen» von Kunstschätzen hervorgetan. Tatsächlich sind wunderbare Kunstwerke zu sehen. Persönlich fand ich die Bilder vom Fluss Amurdarja aus den 1920 / 30er Jahren sehr ansprechend.

Der grosse Fluss Amurdarja sucht sich in Bögen weiter im Norden seine Bestimmung, den Aralsee. Diesen See hat er zusammen mit dem Fluss Sydariya, heute in Kasachstan, am Leben erhalten. Etwas nach dem «grossen Vaterländischen Krieg» kommen «kluge Köpfe» in Moskau auf die Idee in den Halbwüsten im Süden des Aralsees Baumwolle anzupflanzen. Das Flusswasser speiste jetzt nicht mehr den damals noch richtig grossen See, sondern wurde zusammen mit einer kräftigen Portion Kunstdünger in den Baumwollfeldern zur Bewässerung verwendet. Im genannten Krieg mussten auch viele Soldaten durchgefüttert werden. Auch da erinnerte man sich des Fischreichtums im Aralsee und gründete u.a. in Moynak eine Fischereikolchose mit Fischkonservenfabrik. Etwas abseits der Fischfabrik wurden Sanatorien zur Erholung eben dieser Soldaten errichtet. Das ging eine erstaunlich lange Zeit recht gut. 1970 bemerkte man einen kräftigen Rückgang des Wasserspiegels. Kurz danach konnte die Fischfangflotte nicht mehr den Hafen verlassen und die Sanatorien verloren ihre Grundlage. 2000 waren 2/3 des Aralsees in den heissen Sommern verdunstet. Eine ganze Region hat wegen der im Übermass angepflanzten Baumwolle ihre Existenz verloren. Die durch den extensiven Anbau versalzten Felder sind heute ausgelaugt und kaum mehr Nutzbar. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei…

Nach dem Schreckensszenario in Moynak sind wir etwas Sprachlos unterwegs nach Nordwesten, nach Kasachstan. Die intensive Gasförderung in der Region ist für uns nur an den Gaskraftwerken entlang der E40 erkennbar. Ein Gewirr von Stromleitungen kreuz und quer. Bei Aqshalaq, da wo die Strasse einen grossen Bogen um ein Salzabbaugebiet macht, steht ein grosses Chemiewerk. Frage an den Leser: Sehr viel Strom und Salz ergibt? Sorry, ich auch nicht, aber irgendwas werden die da sicherlich Kochen… Da wo die Halbwüste immer Wüstenhafter wird ist Usbekistan zu Ende. Für uns bedeutet es wieder einen Grenzübertritt, um zweiten mal Reisen wir nach Kasachstan ein...

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