Burkina Faso
02.12.2013 - 06.12.2013
Wie im letzten Bericht beschrieben, verbringen wir ein paar Tage in Sikasso. (Mali)
Durch die kurzfristige Änderung der Reiserouten sind wir zu früh um in Burkina Faso einreisen zu können. Mangels einer vernünftigen Campingmöglichkeit landen wieder in einem schönen Hotel mit Pool. Die Zeit wird ausgefüllt mit Wäsche waschen und einem kompletten Ölwechsel am VW Buss. Bei einer Tankstelle mit sehr hilfreichem Personal können wir über eine Servicegrube fahren. In ein paar Minuten sind wir die Sensation des Tages. Wann sehen die Leute auf der Strasse schon einen halb nackten Toubab (weisser Mensch) unter einem Auto?! Dann wird der vom Öl und Fett auch noch schwarz weiss gefleckt, alle hatten ihren Plausch. Ich muss aber festhalten, schlussendlich war es der dunkle Helfer der den Ölfilter lösen konnte! Leider stelle ich Mängel an den Gummibälgen der vorderen Antriebswellen fest und bei den Achsschenkellagern lösen sich ebenfalls die Gummibälge auf. Es bilden sich zusätzliche Schweisstropfen, haben wir doch einen umfangreichen Service vor der Abreise ausgeführt und jetzt so etwas! Entsprechende Teile finden sich weder in Mali noch in Burkina. Das Internet erzählt uns aber etwas über eine VW Niederlassung in Ghana.
So zuckeln wir noch gemütlicher als bis anhin durch die Gegend, immer schön den LKW Geschwindigkeiten angepasst. Der Ausflug zu den „Grottes de Missirikoro“ nahe bei Sikasso führt uns zu dem mystisch geprägten Ansichten von schwarz Afrika. Es sind einfach schöne Auswaschungen von Wasser und Wind in einem recht weichen Vulkangestein. Sowohl eine muslimische Sekte und Vertreter von Naturreligionen fühlen an dem Ort heilige Kräfte. Sie haben den Felsen unter sich aufgeteilt und benützen diesen für ihre Zeremonien. Den Opferplatz ist für uns etwas befremdlich, liegen doch Tierreste und Federn mit der entsprechenden Duftnote herum.
Am 2. Dezember machen wir uns auf den Weg nach Burkina Faso. Ab Sikasso fahren wir zuerst einmal durch eine 25 Km lange Strassenbaustelle, hier leiten Ingenieure aus Korea die arbeiten. Im Anschluss ist die Strasse dann durchgehend neu. Beim Dorf Farako besuchen wir die Wasserfälle, diese wurden in der Michelinkarte hervorgehoben. Ein netter Platz, würde sich zum Übernachten anbieten, aber es ist ja Vormittag und wir haben an diesem Tag noch etwas vor.
Beinahe Überraschend sind wir an der Grenze zu Burkina Faso. Die Abfertigung ist sehr korrekt. Wir haben scheinbar einen Altersbonus, ich muss doch wieder einmal in einen Spiegel schauen! Hilfreich ist sicher auch mein grünes, nach Theres ein sehr hässliches Käppi, da steht sehr deutlich Top Agrar (so bin ich Bauer?) es zeugt von unserem harmlosen Wesen und das ist wichtig. Den Typ mit dem Käppi müssten wir an die LKW Fahrer geben, es gibt welche die bleiben Tage an einer Landesgrenze hängen und warten auf irgendwelche Papiere.
Entlang der Strasse nach Bobo Dioulasso sind öfter Rückhaltebecken, kleine Stauseen mit Wasser, für die trockene Zeit zu sehen. Die Frauen der Lobi, so heisst das Volk in der Region, sind sehr mit rösten von Nüssen beschäftigt. Neben den Erdnüssen werden in der Umgebung auch Cashewnüsse geerntet. Das sind die Samenkapseln von eindrücklichen, grossen Bäumen.
Beim Dorf Dieri biegen wir rechts ab, um auf einer Piste die „Chutes de Tourni“ zu erreichen. Im Dorf selber war der Weg extrem schlecht, ausserhalb wurde es erheblich besser. Richtig toll fanden wir das französische Erbe von Kilometersteinen, sowie die sehr angenehmen Baumalleen. Für eine Piste zwischen Dörfern hat da ein Baumeister sein bestes gegeben! Aber ab dem nächsten Ort war der Traum wieder vorbei, es ging für den VW wieder einmal richtig zur Sache! Es war wie in einem Bachbett, einmal vorne, dann wieder hinten Räder frei in der Luft drehend, schlimm aber so wohl dosiert, dass man nicht umkehrte. Um das nächste Dorf zu erreichen brauchten wir mehr als eine Stunde, wohlgemerkt, für 12,5 Km! Dann wieder alles vorbildlich, die Piste schön geplättet, wie ein Bügelbrett.
Der schöne Wasserfall ist einem Stauseeprojekt zum Opfer gefallen. Die umliegenden Gemeinden schätzen das Wasser und den Strom sicher auch mehr, als die paar Touristen die sich dorthin verirren. Also fahren wir einen weiten Bogen um dann in südöstlicher Richtung Banfora zu erreichen. Die Lobidörfer sind ja sehr nett zu schauen, aber in so einem Dorf Übernachten, bei den vielen Kindern, die uns mit einer TV Serie oder mit einem Geschenkpaketboten verwechseln? Nein, wir ziehen ein Buschcamp vor und schlafen herrlich unter einem Sternenmeer.
Bei Sindu kommen wir in die Ebene von Banfora hinunter. Der sanfte Abstieg ist gesäumt von bizzaren, sehr schönen Felsen, den „Aiguilles de Sindu“ Was gibt es da nur an Schätzen zu holen? Zwischen den beiden Orten ist die USA mit dem Bau einer neuen Strasse beschäftigt. Leider wird die dann nicht mehr durch eine Allee führen, aber sicher weniger Staub aufwirbeln und Fahrzeuge durchrütteln.
n Banfora ist eine Zuckerraffinerie, entsprechend wird intensiv Zuckerrohr angebaut. Richtung Bobo Dioulasso geht es wieder aufwärts auf die Hochebene. Diese Falaise wird sanft auf einer sehr guten Strasse überwunden. Es geht alles recht schnell, schon sind wir in Bobo Dioulasso und durchfahren die propere Stadt nordöstlich um das „Mare aux Hippopotames“ bei Satiri zu erreichen. Vorbildlich die guten Verbindungsstrassen, führen sie doch um die Dörfer, ohne die grosse Anzahl „schlafender Polizisten“ (Bodenwellen) die eine Fahrt sehr behindern können. Insbesondere die LKWs können diese Schwellen nur im Schritttempo durchfahren, sonst rums und es fehlt ein Rad oder die ganze Achse!
Das „Reserve de Biosphere de la Mare aux Hippopotames“ ist ein grosser natürlicher See, dessen Uferzone total verschlammt ist und zur Freude der Hippos ihr Lieblingskraut nur so spriessen lässt. (das rötliche Kraut auf den Fotos)
Am Zugang zum Reservat muss eine Gebühr bezahlt werden, diese schliesst einen Führer und fünf Fischer für eine Fahrt im Boot zu den Hippos mit ein. Wir hatten die Meinung, diese Fahrt sollte am Morgen früh stattfinden, die Leute überzeugten uns jetzt gleich am frühen Abend noch auf Safari zu gehen. Mit einem flachen Aluminiumboot Stakten die Fischer das Boot durch den Schlamm. Wir wurden durch den Matsch und „Hippo- Krautsalat“ geschoben um nach ca. 100 Meter das freie Wasser zu erreichen. Nach ein paar Meter schoben die Fischer den Kahn wieder in das Kraut und schon hiess es, da ist bitteschön ist eine der Hippofamilien. Also zuerst sahen wir eigentlich nichts, der Kahn wurde weiter geschoben und das bemerkten die Tiere. Sie begannen uns ebenso zu begucken wie wir sie. Wie sie da im Schlammwasser suhlten, grunzten und rülpsten war sehr eindrücklich! Leider mahnte der Führer schon bald zur Rückkehr, alle waren wir zufrieden, der Führer für die frühe Heimkehr, die Fischer über das Trinkgeld und wir über das Erlebte.
Mit der Erlaubnis des Wildhüters (wieder ein anderer, mit einer Flinte bewaffnet) konnten wir am Ufer des Sees Campieren. Das war ein richtiger Hammer! Bald nach dem Eindunkeln, auch die Fischer sind zurück ins Dorf, sind wir alleine am See. Die Geräuschkulisse um uns ist einmalig! Es wurde stockfinster, wir sitzen vor dem Auto und horchen in die Umgebung. Es beginnt ein Gemampfe der fressenden Hippos, dazwischen röhrt ein Bulle von der rechten Seite. Als Zweige von Büschen brechen und das Gerülpse lauter wird, ziehen wir uns in den VW zurück. Der Lärm irritiert die Tiere nur kurz, dann geht es draussen weiter. Die Hippos latschen durch den Sumpf an Land, der Bulle spielt sich auf, die Herde gibt Kommentar und dazu wird Gemampft, Gerülpst und (Pardon) Gefurzt dass das Auto zittert. (Oder waren wir das?)
Wir sehen in der Nacht keines der Tiere, aber sie waren 30 Meter von uns weg auf ihrer Weide, einfach ein super tolles Erlebnis. Am nächsten Morgen konnten wir die Spuren der Nacht Fotografieren und waren gleich noch einmal weg vor Begeisterung!
Gemütlich fahren wir nach Bobo Dioulasso und suchen ein Quartier. Im Garten vom angestaubten „Clup Afrika“ können wir Campen und in der Umgebung Besorgungen erledigen. (ja, auch Autowaschen!) Am folgenden Morgen weckte uns der Muezzin schon um fünf Uhr. Also wirklich, wir reiben die Augen und fügen uns der angemahnten Tagwache.
Bald sind wir auf dem Weg, bei Bondigui gibt es zwei Forstreservate. Forret de Dan und Reserve de Nabere. Mit Entsetzen staunten wir über die grossen Flüchtlingslager, die sich entlang der Strasse in den geschützten Waldzonen gebildet haben. Es sind Vertriebene aus der Elfenbeinküste, Burkinis, die dort Jahrelang gearbeitet und mit ihren Angehörigen gelebt haben und dann über Nacht vor der Verfolgung flüchten mussten. Endlich sahen wir auch die UN - Vertreter bei einer vernünftigen Hilfeleistung! Ansonsten hat man den Eindruck, sie fahren nur die neuesten und teuren weissen Geländewagen spazieren. Hier versorgen sie die Flüchtlinge mit dem Lebensnotwendigen.
Weiter ostwärts, über Diebougou geht es nach Quessa. An der Abzweigung nach Hamale (Ghana) fragen wir bei der Gendarmerie über das Prozedere für die Grenzabfertigung. Ja dass wird alles an der Grenze erledigt. Stimmt beinahe, der Zoll, der sollte allerdings in Quessa erledigt werden!
Der Zollbeamte, seiner Leibesfülle entsprechend nett und fröhlich, kramte dann doch noch einen Stempel aus einer Uniformtasche und das Auto hat Burkina Faso auch offiziell verlassen.