Mali - 2. Teil
22.11.2013 - 01.12.2013
„Die Surprise von der Surprise“ Mali zum 2.
So 28km vor Sikasso. fahren wir sehr gemütlich südwärts. (wegen der grossen Löcher im Asphalt) Ein Aufschrei von Theres, stopp, stopp, Elefanten! Fahre zurück, schnell! Ich gehorche meiner Frau in dieser Tonlage immer sofort, aber Elefanten, hier? Beim Rückwärtsfahren fragt sich auch Theres gut vernehmlich, sind die echt? Ja, sie sind echt! In einem Wasserloch, 20 Meter hinter Büschen und Bäumen suhlen sich drei Elefanten im Wasserschlamm, so richtig wohlig. Natürlich die Kamera schnappen und über die Strasse, zum Fotografieren. Das macht Lärm und stört beim nachmittäglichen Bad, es gelingen jedoch ein paar schön spannende Fotos der mächtigen Tiere. Spannend, weil die alte Leitkuh (vermutlich) sich schützend vor die beiden flüchtenden stellt und beginnt Drohgebärden in meine Richtung zu machen. Da nehme ich die Kamera runter und setze meinerseits deutlich zurück. Dabei geht der Blick einen Moment von den Elefanten weg und im nächsten Augenblick waren auch die Tiere geräuschlos verschwunden, einfach weg, als wäre es ein Spuck gewesen! (weitere Bilder in Galerie)
Wir sind also in Sikasso, Mali und lassen die Eindrücke noch einmal am inneren Auge vorbeiziehen. Die ursprünglichen Reisepläne haben wir schon wieder geändert, aber es ist halt schon etwas mulmig, wenn man hört wie es in der Grenzregion von Guinea / Elfenbeinküste zu und her gehen soll. Banden von ex Militär finanzieren sich und ihre Drogen durch brutale Überfälle auf Durchreisende, dafür haben wir kein Bedarf! Mali zeigt sich dafür für uns von der besten Seite, zumindest im Rahmen des jetzt möglichen. Es gibt jetzt auch Friedensgespräche in Gao, bis zum 1.Dezember?! Alle hoffen das beste und Mali auf die Rückkehr der Touristen, die leider ausbleiben. In Bamako konnten wir den ersten Malibericht ins Netz setzen, dann machten wir uns auf den Weg weiter Nordwärts, zum Nigerdelta. Der Nigerfluss hat einige geografische Besonderheiten: Die Quellen liegen in der gefährlichen Grenzregion von Guinea / Elfenbeinküste. Er fliesst dann aber in einem weiten Bogen nach Nordosten, Guinea, Mali, Niger und in Nigeria, an der Küste, ist das zweite grosse Delta. Nach der Regenzeit überflutet er zuerst grosse Teile von Mali, dabei bildet er das Niger- Binnendelta. Das kann sich sehr gross ausbreiten, fliesst doch auch der Bani- Fluss bei Mopti dazu. (und noch andere) Es entsteht so ein zumindest Nassgebiet von Segu bis Timbuktu. Da wendet er nach Osten und wird zum berühmten „Wüstenfluss“
Segu, ehem. Sitz der französischen Kolonialverwaltungen präsentiert sich noch heute als sehr angenehme Stadt, mit alten Bürogebäuden, breiten Alleen und Flusshafen.
In San bewundern wir ungestört von Schleppern und Touristenfängern die prächtige Moschee. Lehmgebäude, im sogenannten Sudan- Stiel, entspricht der Bauart im ganzen Binnendelta.
Unterwegs beobachten wir die Erntearbeiten von Sorgo und Hirse. Es wird auf dem Feld gedroschen und mit Wind die Spreu vom Korn getrennt, im Delta gibt es sehr viel Reis. Sogar China soll sich grosse Flächen von der Regierung gekauft haben. Bezahlen müssen sie es durch das sanieren von Strassen und Brücken.
Die Hirse muss zum nachtrocknen in das Dorf gebracht werden, dort wird sie auf spez. Tische geschichtet. Vom Mais wird nur der Kolben ins Dorf gebracht. Anders bei Hirse, da kann das Stroh wenn nötig zum bedecken von Dächern genutzt werden.
Djenne, gehört zu den ältesten Städten am Delta. Arabische Universitäten im frühen Mittelalter für Religion und Medizin, ist sie mit Timbuktu und Atar (Mauretanien) gleich zu stellen Die ganze Stadt ist noch sehr ursprünglich erhalten, die Moschee musste jedoch im 19 Jahrhundert neu aufgebaut werden. (soll gleich sein wie die vorherige)
Gegen Gebühr können wir auf ein Dach am Platz steigen und etwas von der Umgebung Fotografieren. Für den Besuch der Moschee als „Nichtgläubige“ ist der Obolus schon etwas höher, dafür bekommen wir dann auch einiges erklärt. Bemerkenswert, am Moschee Vorplatz steht ein Schild, für nicht Muslime verboten. So sind alle über den Hintereingang froh.
Lehmgebäude haben gute und schlechte Eigenschaften, gut ist die Beschaffung vom Baustoff, Ackererde wird mit Hirsestroh und Wasser gestampft, mit der Pampe macht man Bausteine die an der Luft getrocknet werden. Wieder mit Pampe baut man die Mauern und auch das Dach besteht in der Regel aus Lehm auf Holzgerüst mit Schilf. Nachteil, Regen schadet diesen Gebäuden sehr, es muss alle Jahre, vor der Regenzeit nachgebessert werden. Hohe Gebäude haben oft die Gerüstbalken noch in der Mauer, oder viele Löcher in den Wänden um sie einzusetzen. Moscheen werden bei einem jährlichen Fest in Stand gehalten, da sollen nicht nur die Gebäude die Pampe abbekommen! Es Regnet selten, dann aber kräftig!
Die Kolonialtruppen veranlassten den Bau eines Dammes und eine Brücke über den Bani vom höheren „Festland“ aus nach Djenne. Die Brücke wurde weggespült, eine Fähre mit einem starken Aussenbordmotor hält die Verbindung heute aufrecht.
In Mopti besichtigen wir natürlich den Hafen (ein richtiges Hafenbecken mit Chefe, jawohl).
Extrem malerisch, aber leider nicht geruchsneutral!! Die Belästigungen durch Guides ist sehr unangenehm, aber es bleibt immer freundlich. Erstaunlich von wie weit die Kähne kommen, es wird noch sehr viel gestakt, gerudert und gesegelt. Die grossen Pirogen haben meistens einen Aussenborder.
Zusammenfluss von Niger und Bani vorne, (Niger mit sauberem Wasser im hinteren Bereich)
Der Binnentanker, erbaut auf der Ruhrorter Werft 1978, Baunr. 614, ist wenn es friedlich zugeht auf dem Niger unterwegs. Ich habe mich zu einer Besichtigung eingeladen, Schiffer verstehen sich ohne grosse Worte.
Von Mopti wenden wir uns Ostwärts, nach Bandiagara, um das „Dogonland“ zu besichtigen.
Über das Volk der Dogon kann man sehr viel im Internet erfahren, auch Filme auf Youtube. Also diese Rundreise zeigte uns und dem VW Buss die Grenzen des möglichen.
Über die Hochebene zur Falaise de Bandiagara, auf der Piste Richtung Bankass.
Unterhalb der Falaise nordöstlich durch Dörfer der Dogon.
Im Dorf Ennde werden wir von jungen Burschen herumgeführt, sie erzählen interessante Details über das Leben im Dorf. So ist der Palaverplatz absichtlich in tiefer Position mit einem Schattendach versehen, das soll das impulsive aufspringen und gestikulieren von vornherein unterbinden.
Besichtigung des alten Wehrdorfes in den Felsen der Falaise, es ist ein Speicherplatz und auch die sehr kostbaren Zeremoniemasken werden hier trocken und sicher unter den Felsen gelagert. Es gibt ein spezielles Dogonfest, ca.alle 64 Jahre. Den Zyklus bestimmt der Mond vom Sirius. Auch die Dogon sehen ihn nicht, wissen aber genau Bescheid wann es soweit ist und der Mond wieder hervortritt, sie haben sich noch nie geirrt!? Die Schlange wird als gut verehrt, das Krokodil ist schlecht.
Die Wege sind nicht mehr klar ersichtlich, schlussendlich bleiben wir in sandigen Abschnitten stecken. Wir wollen Umkehren und in einem Dorf einen Führer organisieren. Den finden wir auf Anhieb. Er kennt die Pisten (Eselkarrenwege) sehr genau, er ist immer überzeugt auf dem richtigen unterwegs zu sein. (wir nicht) Also brettern wir nach den Handzeichen von Abdel durch die Landschaft. Er weisst uns zuerst ca. 20 Km nach Südosten um dann einem grossen Bogen linksherum wieder nach Nordwesten zu fahren und tatsächlich finden wir den Aufstieg durch die Falaise bei Gulmini. Insgesamt mussten wir die grosse, bewachsene Sanddüne in der Gondoebene mit einem beinahe 50 Km Umweg umfahren.
Den Aufstieg durch die Falaise machen wir schon im Dunkeln, Pistenfahrten bei Nacht sind extrem gefährlich! Oben erreichen wir bald den Ort Dourou, mit seiner tollen Hotelanlage, ha, ha! Die Bilder der Auffahrt sind vom nächsten Tag!
Im „Hotel“ haben wir dann im Hof gut geschlafen, wir waren auch fix und foxi. Über das Essen können wir keine Klagen vorbringen, wurde doch extra für uns um 20 Uhr das Holzfeuer angezündet um Reis mit Zwiebelsauce zu kochen, schmeckte gut. Zwei 10 Litereimer genügten eigentlich auch zur Dusche. Nicht gefunden haben wir einen Ort um andere Bedürfnisse zu erledigen. Der fünfjährige Junior Hotelmanager machte es einfacher, er Schiffte mit den Schafen in den Hof.
Es ist sehr interessant bei den Dogon und wir möchten das Abenteuer nicht missen! Aber es fehlen halt auch die Annehmlichkeiten unserer Gesellschaft. Jeder der möchte und fit genug ist, kann da auch auf Schusters Rappen Unterwegs sein. Finde ich eigentlich die beste Art dort zu Reisen, aber diesen Fitnesstest hätten wir nicht bestanden.