Ghana und Elfenbeinküste
31.12.2013 - 18.01.2014
Wie in den vergangenen Jahren, verabschieden wir das alte Jahr mit einem feinen Abendessen. Die Umstände sind aber wesentlich anders. Wir haben uns auf dem Parkplatz (wie ein Garten) von Jean Paul & Christine vor Abidjan eingerichtet, sie betreiben ein Strandrestaurant und Jean Paul hört sich gerne die Geschichten von Reisenden an. Seine lebhaften Berichte über die zurückgelegten Sahara Routen, mit glänzenden Augen vorgetragen, zeugen vom nicht erloschenen Fernweh.
Den Jahreswechsel verschlafen wir beim Meeresrauschen. Früh machen wir uns auf den Weg um Abidjan zu durchqueren. Im Prinzip ein richtiger Entscheid, es hat kaum Verkehr! Leider werden wir und ein kleiner Buss das Opfer eines irren Taxifahrers. Er schneidet uns dermassen den Weg, dass wir seitwärts kollidieren. Der Schrecken ist gross, bohrte sich doch unser Aussenspiegel in das hintere Fenster vom Buss. Zwei der Passagiere haben kleine Blessuren vom geborstenen Glas. Theres leistet erste Hilfe mit Desinfektionsspray, Tupfer und gut zureden. Das entschärft die Situation, alle sind sich einig, dass der Taxifahrer der Schuldige ist. Der Bussfahrer ist froh, dass wir nicht ein Geschrei anfangen und so gehen wir unsere Wege.
Wir fahren nicht die neue Autobahn, wir möchten etwas sehen und Zeit haben wir zur Genüge, dachten wir. Also nordwärts durch Abidjan, Azaguie, Agou, Ananguie, von da einen Knick nach Nordwesten nach Akoupe. Eine tropische Bilderbuchlandschaft wechselt mit Kakao-, Bananen- und Gummibaum Plantagen. Ab und zu Kontrollen von Armee und Polizei. In Akupe eine grosse Kreuzung (ohne Wegweiser) mit einer Strassensperre der Armee. Wir werden mit den Armen und kräftiger Alkoholfahne auf die linke Strasse verwiesen und biegen ab. Eine junge Bananenverkäuferin winkt ab, beim Nachfragen sagt sie, diese Strasse sei ganz schlecht, wir sollen uns besser nach rechts wenden und den weiteren aber besseren Weg nehmen. Also, Bananen kaufen und zurück! Der angetrunkene Posten sieht das aber nicht so, er als Vertreter vom Staat besteht auf die linke Strasse! Seine alte MP und das gezogene Nagelbrett überzeugen uns, unter den strengen roten Augen der Staatsgewalt wenden wir uns wieder nach links, Richtung Kotobi. Das Mädchen hatte recht, die Strasse war miserabel und wird durch schwere Holztransporter immer stärker ausgefranst. Für die 47 Km benötigen wir über drei Stunden.
Von da geht es nach Westen, noch mit „normalen Löchern“ im Strassenbelag, aber doch zügig. Ab Dimbokro können wir normal fahren, die verlorene Zeit ist aber nicht mehr aufzuholen und wir erreichen Toumodi mit grosser Verspätung. Heidi und Sande, empfangen uns aber mit offenem Herzen! Müde und abgekämpft sinken wir früh in einen erholsamen Schlaf. Danke!
Es gibt viel zu erzählen, Grüsse von den Familien und Freunden, wie die Situation sich heute in der Cote d’Ivoire darstellt und wie es vor dem Machtwechsel war. Die Zeit vergeht im Fluge. Sande muss in seiner Heimatgemeinde Angelegenheiten regeln und überlässt uns ganz der Fürsorge von Heidi. Die Kinder sind erstaunt, hören sie doch im ganzen Haus das ungewohnte Schwyzerdütsch. Wir werden mit der feinen Küche verwöhnt, sogar mit Salat, welche Wonne! Mit der Waschmaschine wird dem letzten Sahelstaub zu Leibe gerückt, einfach super! Heidi organisiert für uns einen Ausflug nach Yamoussoukro, der im Bau befindlichen Hauptstadt. Ein Prestige für die Cote d’Ivoire, Prachtbauten, grosszügige Strassen, nur regiert wird noch durch den Präsident in Abidjan.
Hotel President, für die VIP Gäste der Stadt.
La Fundation, Gedenkstätte für den ersten (und besten?) Präsident des Landes, mit einer Sonderausstellung zu seinem 20. Todestag.
La Basilisce, grösste Kirche von Afrika, die Kuppel ist grösser als der Petersdom in Rom.
Bei der Einweihung durch den Papst schenkte das Volk das Bauwerk dem Vatikan.
Universität, in sehr weitläufigem Gelände mit vielen Sportmöglichkeiten für die zukünftige Elite.
Camp Polytechnique, technische Hochschule und Kaderschmiede nach französischem Vorbild.
Ganz speziell, das zugehörende Theater.
Am Samstagmittag kommt Fam. Dieter in Toumodi vorbei und bringt weitere liebe Grüsse aus der Schweiz, Danke Esther! Sonntags besuchen wir einen Gottesdienst in der Gemeinde. Ein sehr eindrückliches und bleibendes Erlebnis sind die von Herzen kommenden Gesänge und Tänze mit Trommeln. Diese Gottesdienste sprühen vor Lebensfreude. Der Chor lässt sich stolz mit den Fremden Fotografieren.
Es war sehr schön bei Heidi, Sande und den Kindern in Toumodi, nochmals ein herzliches Dankeschön! Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg nach Abidjan. Diesmal aber auf der neuen Autobahn mit einer zügigen Fahrt.
Sande sorgte sich sehr um uns in der grossen Stadt. Er reichte uns an die Familie Kouadio weiter. Gefunden hätten wir sie wohl nie, aber Sande hat uns ein Mobiltelefon mit gespeicherter Nummer mitgegeben. Vor erreichen des Autobahnknotens im Westen der Stadt rufen wir an und machen ein Treffpunkt aus. Bei der Auffahrt nach der Shelltankstelle warten wir mit gemischten Gefühlen auf das weitere Geschehen. Einen Telefonanruf weiter und schon kommt Yvonne auf dem Rücksitz eines Motorrades angebraust. Eine herzliche Begrüssung, dann werden wir von ihr durch die Stadt gelotst. Zuerst zu ihren Eltern, nach einer kurzen Andacht und einem feinen Nachtessen dann ein paar Strassen weiter in ihre Wohnung.
Am Montag früh machen wir uns zeitig auf um die Visa von Kamerun zu beantragen. Zufällig bemerkt Yvonne, dass die Botschaft aus dem Zentrum in das ruhige, benachbarte Viertel gezogen ist. So sind wir nur einen Katzensprung entfernt und entsprechend früh vor Ort. Der Mitarbeiter der Botschaft ist sehr hilfreich beim Ausfüllen der umfangreichen Antragslisten. Er empfiehlt den Expresszuschlag, ein paar CFA mehr zu zahlen, so können die Visa am Nachmittag schon abgeholt werden.
Also dann eine neue Visa Runde, jetzt von Nigeria. Wieder früh los, in das Verkehrschaos von Abidjan. Beim Taxi organisieren und Preisverhandeln fährt Yvonne ihre eisernen Ellbogen aus. Ebenso in der Botschaft, wo ein grosser Andrang herrschte kamen diese zum Einsatz, es war uns fast peinlich aber der Sache sehr nützlich. Die ausgefüllten Anträge aus dem Internet werden nicht angenommen, es müssen neu Seiten ausgefüllt werden. Diese dann mit unzähligen Kopien eingereicht, auch mit einem Vermögensnachweis für die Reise. Die Visa sollen, wenn den Bewilligt, in zwei Tagen bereit sein. Kaum auf der Strasse klingelt das Handy, der (eigentlich nette) Herr von der Botschaft muss noch eine Afrikakarte mit der zurückgelegten und geplanten Route haben. OK, dann ab in den nächsten vernünftigen Internet Shop, die Karte von Google- Maps ausdrucken, Routen eintragen und vorbei bringen. Dafür bekommen wir die frohe Botschaft, dass die Visa dann morgen um 11.00h fertig sind.
Abends gibt es noch ein feines Z’Nacht beim Vietnamesen, Guillaume hat Geburtstag, Glückwunsch.
Ihr wundert euch über die Visa Geschichten, es ist bei Afrika durchfahrenden ein Dauerthema! Trift man einander Unterwegs oder liest die Berichte, immer wieder die Hinweise wie, wann und wo man ein Visa ergattern konnte. Deshalb auch an dieser Stelle diese Ausführungen. Also wie bestellt sind wir dann um 11.00h in der Botschaft, bekommen die Visa aber nicht. Aber jetzt ist Yvonne im Element, die Ellbogen kommen zum Einsatz und der nette Herr bekommt verbal sein Fett ab! Mit der Zusicherung, dass es um 15.00h klappt ziehen wir von dannen. Tatsächlich bekommen wir die gewünschten Visa für Nigeria, gültig ab sofort für drei Monate, Yvonne sei es gedankt. Auf dem Rückweg besichtigen wir die Kathedrale von Abidjan, ich kann nicht widerstehen und besteige den einem Kreuz nachempfunden Turm bis zur ersten Aussichtplattform auf dem Querbalken. Musste dann nach den vielen Treppenstufen recht schnaufen, dafür entschädigte die Aussicht auf die Stadt.
Guillaume und Yvonne sind engagiert in einem christlichen Verlag. Sie haben keine eigenen Kinder, betreuen Strassenkinder mit ihrer Gemeinde und versuchen deren Schicksal zu lindern. Besonders die traumatisierten Vergewaltigungsopfer (die nicht selten von den Eltern verkauft wurden!) brauchen ihre Fürsorge und Nestwärme. Theres bekommt Unterricht im afrikanischen Kochen und Yvonne wie sie das von ihr heissgeliebte Raclette zubereiten kann, Guillaume und ich sind die Nutzniesser der Kochkünste.
Der Abschied schmerzt, doch das Neue lockt, so ist unsere Stimmung zwiespältig als wir uns wieder auf den Weg nach Ghana machen. Herzlichen Dank an die Lieben, die uns so verwöhnt und umsorgt haben! Leider müssen wir wieder durch die Innenstadt (Plateau) von Abidjan fahren. Die Schnellstrassen sind mit Fahnen reichlich geschmückt. Über die Lagune kommen wir recht zügig voran, dann werden wir von der Verkehrspolizei in Quartierstrassen umgeleitet. Der ganze Verkehr zwischen Plateau und Airport kommt zum erliegen. Die geschmückten Strassen waren nicht für uns, sondern für den Staatsbesuch des japanischen Premierministers. Es dauerte Stunden bis sich alles normalisierte und wir weiter kamen. Wir beschliessen wieder Jean Paul zu bemühen und verbrachten die Nacht am Meer.
Zügig kamen wir zur Grenze, und am Abend konnten wir bei Cape Coast Übernachten. Von Xenia bekommen wir eine Nachricht, dass sie uns gerne Wiedersehen und ein wenig über das Reisen plaudern möchte. Bei Anomabo, vor Accra, treffen wir uns und schnacken von Südamerika, ihrem Wunschziel. Theres ist im Element, so werden wir nach Accra zum Nachtessen eingeladen. Ich wollte nicht mehr ausserhalb von meinem VW schlafen, aber die Frauen können so Überzeugend sein! Xenia, es war super, vielen Dank! Weiter ging es am anderen Morgen über die Hügel bei Aburi zum Staudamm am Voltasee. Unterhalb des Dammes sehen wir grosse Schilder, die den geplanten Binnenhafen in den schönsten Farben loben. Das soll notwendig sein?! Für die paar Säcke Kaffe und Kakao einen Hafen neu bauen. Ich fände es wesentlich gescheiter die bestehende Strasse in einen fahrbaren Zustand zu bringen, aber da wird wohl zuwenig daran und darum verdient. Am Abend erreichen wir Wli bei Hohohe und finden einen Platz zum Campen in der Waterfall Lodge.
Das Klima ist hier super. Nachts kühlt es richtig ab und wir brauchen zwei Decken zum Schlafen, es ist sehr erholsam. Es locken die Wasserfälle und die tropische Natur in der Umgebung. Die täglichen Wanderungen beginnen wir sehr früh und liegen dann über die Mittagszeit am Schatten. Leider gibt es hier keinerlei Internet empfang. So wird denn der Bericht versendet, wenn wir über die Berge (Hügel) nach Togo unterwegs sind, also bis dann.