2022

Island - 1. Teil

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18.04.2022 – 15.05.2022

Heute am 18.April nehmen wir den Weg nach Island unter die Räder. Die letzten Tage verliefen etwas hektisch, galt es doch die Ostertage und die Reisevorbereitungen unter einen Hut zu bringen. Ich denke es ist uns gut gelungen: Stall geputzt, Schwager im Flieger und wir «on the Road». Mit unserm Giovanni gar nicht so selbstverständlich, aber er schlägt sich wacker mit 80/90 Sachen durch den Ostermontag Verkehr. Nach ca. 400km ist unser Lärm-Soll für diesen Tag erfüllt und in Münzenberg (Hessen) parkieren wir auf dem Stellplatz der Gemeinde. Wunderbares Wetter, das alte Dorf und die Münzenburg verführen uns zu einem Bummel. Die von den Staufern gebaute Burg und das Dorf wird früh Lutheranisch. Jedoch im 60 jährigen Krieg zerstört. Das Dorf wird im 17./ 18. Jahrhundert neu und grösser aufgebaut. Die prächtigen Riegelhäuser zeugen vom Fleiss und Willen der Bewohner. Neben der durch das Land Hessen wieder zugänglich gemachten Burg, sind die zwei Kirchen, die Synagoge und das Rathaus sehenswert.

19. April, von Münzenberg geht es zurück auf die A5. Nach Kassel auf die A7, gerade an der Ausfahrt Mutterberg ist die Autobahn auf allen drei Spuren dicht. Wir können uns gerade noch zur Ausfahrt schleichen und kommen bei Münden hinunter an die Weser. Da braucht es kein langes Überlegen, Hauptsache der Weg führt nach Norden! So folgen wir den unzähligen Flussbögen der Weser entlang und geniessen die liebliche Landschaft mit den blühenden Sträuchern und Obstbäumen. Bei Bodenwerder verrenke ich den Kopf, sehe aber die früher so bekannte Werft nicht (SRN baute einen Teil der Pass-Schiffe hier). Eine grosse neue Fabrik scheint den Platz heute zu nutzen. Auch an Hinweisen zu «Freiherr von Münchhausen» fehlt es nicht! Durch die alte Stadt Hameln kommen wir ohne die Bekanntschaft mit dem «Rattenfänger» zu machen. Den Vorgesehenen Stellplatz neben einem Fähranleger bei Oldendorf ist schon belegt. Ein schöner Schubverband fährt vorbei und mildert die Enttäuschung. So fahren wir hinauf in die Hügel des «Süntel» und Übernachten auf dem Parkplatz der Schillat-Schauhöhle. Auch ohne Flussgeplätscher verbringen wir eine gute Nacht.

20. April, über den Hügelrücken des Süntel und schon können wir die nächste Autobahn «packen». Diesmal ist es die A2, die uns durch Hannover zur A7 weiter in den Norden führt. Nicht lange und die nächste Sperrung ist fällig. Die Umleitung der Unfallstelle auf Nebenstrassen führt uns nicht schneller voran. So üben wir uns in Geduld und versuchen einen Blick auf die Lüneburger Heide zu erhaschen… Um den ewig verstopften Elbtunnel in Hamburg zu umfahren, leitet Theres mich von einer A- zur anderen, so dass es mir fast Schwindelt… Es klappt super und wir stehen schon recht früh vor der Eisenbahnbrücke Rendsburg am Nord-Ostsee-Kanal. Das ist ein Bemerkenswertes Bauwerk die den Eisenbahnverkehr über den Kanal führt (und den notwendigen Raum für die Schiffe lässt ;-) ). Ähnlich den Kehrtunnel bei den Bahnen in den Alpen, sind hier am Kanal weite Schleifen auf Stelzen gebaut worden, um die Züge auf die nötige Höhe anzuheben. Später wurde unter der Brücke noch eine «hängende Fähre» angebaut die zuverlässig 100 Jahre hin und her «Gondelte». 2022 im März wurde diese Konstruktion durch einen Neubau ersetzt... Die Frage der Uniform des Fährmannes ist durch uns nicht geklärt, Lockführer oder Kapitän… Es hat eine Kommandobrücke und ein Radargerät, doch eher ein Schiff…

21. April, Die exklusive Lage des Stellplatzes lohnte sich. In der Nacht sind noch ein paar dicke Pötte vorbei gefahren. Schiffe gucken scheint einen hohen Stellenwert bei den «Campern Rentnern» zu haben, der Platz war voll. Nach dem letzten günstigen Einkauf in der BRD ging es erneut an das Kilometerfressen auf der Autobahn. Die Grenze zu Dänemark ist am Mittag erreicht und dank «Schengen» konnte diese ohne Probleme Überschritten werden. Am Meer, im Naherholungsgebiet von Aarhus, können wir uns auf einem der wenigen Parkplätze wo Campen nicht verboten ist hinstellen. Einige Schritte durch den Wald und am Meer entlang tat uns sehr gut.

22. April, Ihr ahnt es sicherlich, nach einem Tippel am Morgen geht es auf der Autobahn weiter. Das Verkehrsaufkommen ist dünn, nur ein paar Touristen und natürlich LKW sind auf dem Weg nach Hirtshals. Entsprechend früh sind wir da. Theres findet im Netz ein Oceanum, ideal um etwas Zeit zu Überbrücken. Der Schwerpunkt der Aquarien und Ausstellungen zeigt das Leben im Wasser des vor der Tür liegenden «Skagerak» (Meerenge zwischen Dänemark und Norwegen). Es hat super gefallen, besonders die Fütterung der Roben durch zwei hübsche Däninnen… Hinter dem etwas in die Jahre gekommenen Servicegebäude der Marina Hirtshals stellen wir uns für diese Nacht hin. Penibel darauf achtend, nicht etwa den Parkplatz des noblen Fischrestaurants zu stören (nur ausserhalb der Saison möglich!). Der Abendspaziergang führt durch die Marina mit unzähligen mehr oder weniger aktiven Fischkuttern. Es werden Angeltouren zum gelben Riff angeboten. Einem Moränehügel im Meer aus der letzten Eiszeit.

23. April, Super geschlafen! Nach den Vorbereitungen für das Einschiffen (sollte ja heute passieren) Wandern wir durch die Küstenlandschaft von Hirtshals, vorbei an ehemaligen deutschen Bunkern hinauf zum Leuchtturm. Da sehen wir deutlich die «NORRÖNA», unser Fährschiff, in den Hafen fahren. Es wird also auch für uns langsam Zeit… Es ist immer wieder spannend so ein Prozedere einer Einschiffung mit zu machen! All die Drängler und Spurenwechsler, die am Ende durch das konsequente Personal auf ihre «Linie» gebracht werden :-) Pünktlich um 15.00h läuft sie dann aus, etwa zu einem Drittel belegt. Wir beziehen die Kabine und erkunden die neue Umgebung, die gut gefällt. Drei Restaurants, Bibliothek, Kino, eine super Panoramabar über dem Promenadendeck und diverse Sport- und Bademöglichkeiten. Für die «Hot-Pools» bleibt es zu stürmisch und zu kalt. Diese «Verlustierungen» sind denn leider auch nicht im Fährpreis enthalten… So verpflegen wir uns den mit unseren Eingeklemmten und Gutbürgerlich im Selbstbedienungsrestaurant…

24. April, In der Nacht fahren wir entlang der norwegischen Küste. Nicht dass wir sie gesehen hätte, aber das Handy heisst uns willkommen ;-) Dann Kurswechsel nach Westen und bald sind keine anderen Schiffe mehr am Horizont auszumachen. Essen, Romy spielen, Lesen und etwas über Deck spazieren bleiben als Beschäftigung. In der Lobby hängt ein Bildschirm, der die aktuellen Daten von der elektronischen Seekarte von der Brücke überträgt. So ist am späten Nachmittag bald geklärt, die kleinen Felseninseln die an Backbord vorbei ziehen gehören zu Schottland. Jetzt wird die See deutlich rauer, Nordatlantik eben, aber die aktiven Stabilisatoren der «NORRÖNA» bügeln das weg.

25. April, Der Weckruf für die Passagiere mit Bestimmung Färör Inseln, treibt uns früh aus den Federn. Nicht zum Aussteigen, aber schauen wie hier in der Hauptstadt «Törshavn» angelegt wird möchten wir den schon. Das Manöver gelingt und wir richten uns auf einen Zwischenstopp ein. Aus der Panoramabar können wir den Ort wunderbar überblicken :-) Markant das grosse Stadion, Kirche und der alte Leuchtturm. Interessant der alte Hafen mit seinen Grassoden-Häusern. Immer wieder spannend ist es dem Betrieb im Hafen zuzuschauen. Die «NORRÖNA» wechselt in ein anderes Hafenbecken zum ausführen von Reparaturen, tauschen der Rettungsflösse und Westen, sowie überprüfen der Rettungsboote, Beruhigend! Nach dem Auslaufen am Mittag erwartet uns ein tolles Panorama in der Inselwelt von Färör, die leider nach zwei Stunden am Heck verschwindet…

26. April, Heute geniessen wir ein grosszügiges Frühstück, bald soll es von Bord gehen. Beim einfahren in den Fjord von Seydisfjördur sind wohl alle Passagiere auf den Beinen und bestaunen die kalte Landschaft von Island. Pünktlich können wir von Bord gehen und werden von der Grenzkontrolle freundlich abgefertigt. Langsam gehen wir es an, ATM suchen, schauen wie der Wechselkurs der isländischen Krone steht, etwas Geld ziehen und dann das einzige Lebensmittelgeschäft aufsuchen… (teuer!). Auf dem Camping installieren und dem ungewohnten zwitschern/trillern der Vögel zuhören. Am Nachmittag versuchen wir es mit einer kleinen Wanderung nach Plan. Also den Budararfoss können wir erreichen, der Weg weiter um das Dorf ist für uns zu schlecht. Bei der Rückkehr findet sich eine Tafel am Dorfeingang. Dargestellt und informiert wird über den Erdrutsch von 2020, da löste sich neben dem Wasserfall eine Schuttlawine von 73000 Kubikmeter und verschüttete 13 Häuser. Man vermutet, dass der schmelzende Permafrost und starke Regenfälle die Auslöser waren. So verschwanden das älteste Haus der Gemeinde, das Technikmuseum und unser Wanderweg… Dennoch, der Marsch auf festem Boden tat gut. Seydisfjördur erhält 1895 Stadtrechte und lebte damals ausschliesslich vom Hering Fangen und Verarbeiten. Das Städtchen belegt in Island einige erste Plätze: 1906 die Telefonzentrale mit Anschluss an das Überseekabel, 1913 das Wechselstromkraftwerk mit entsprechender Elektrizität, Basis der Alliierten im 2. WK dadurch auch die erste (und letzte) Kampfhandlung, ein Tanker wird versenkt. Für alle die mit der Fähre ankommen ist es auch der erste Eindruck von Island :-)

27. April, Fahrt über den Pass nach Eglisstadir, am Lagarfljot See. Unterwegs bewundern wir die Wasserfälle Gufufoss und Fardafoss. Auf der Passhöhe wird trotzig im schwindenden Schnee noch eine Langlaufloipe gespurt. Wunderbare Rundsicht, bis zum Vatnajökull Gletscher! Danach wieder eine Preisschockbehandlung im Netto Supermarkt von Eglisstadir: 750gr Brot für 6.- CHF, wir nehmen das von gestern für die Hälfte. Auf der Südost-Seite geht es dem See entlang durch typische Landschaft bis zur ersten Brücke. Wir durchqueren den grössten zusammenhängenden Forst Islands. Für unsere Verhältnisse nicht sehr gross, aber die Isländer sind Stolz auf «Ihren» Wald (die Ur-Urgrossväter haben den ursprünglichen abgeholzt). Unterwegs bestaunen wir Rentiere und Wildgänse auf der Weide. Wir sind verunsichert, sind die Gänse immer hier oder auf der Durchreise? Auf der anderen Seite des jetzt schmäleren Sees, erwartet uns wieder ein isländisches Naturschauspiel… Genau, Wasserfall drei und vier… Auf einem guten Wanderweg geht es entlang der steilen Schlucht hinauf zum Litlanesfoss. In den Felsen sind die ausgeprägten Basaltsäulen gut zu erkennen. Der Hengifoss, ganz oben an der Felsenkante, ist mit 127 Meter Fallhöhe einer der höchsten in Island. Zwei Stunden sind wir Gewandert um das Schauspiel zu geniessen, jetzt suchen wir einen Stellplatz zur Erholung ;-) Den finden wir etwas weiter im Tal neben einem Gästehaus.

28. April, Nach der erholsamen Nacht beschliessen wir weiter in das Tal hinein zu fahren. Das Frühlingswetter lässt viel Schnee schmelzen und wo ein Fels, stürzt sich das Wasser in die Tiefe. Das Wasser wird intensiv genutzt wie das Kraftwerk von Eilifdardraumurinn, erbaut 2008, beweist. Die nahebei stehende Kirche Valpjotfsstadur erzählt eine eindrücklicher Geschichte. Die originale Stabkirche wurde 1966 durch einen Neubau ersetzt. Die alte Türe findet sich heute im National- Museum, der Nachbau ist ebenfalls Sehenswert. Der kurze Gang durch den Friedhof lässt einem staunen, der besondere Grabschmuck oder die Inschriften, ist doch im 19. Jh. kaum einer über 50 Jahre alt geworden… Das Tal scheint kein Ende zu nehmen. Immer wieder Bauernhöfe mit viel Gerümpel um das Haus, eine Scheune für die Maschinen hat kaum einer und die alten, ausrangierten stehen auch noch überall herum… Diese lassen den Schluss zu, dass bis etwa in die 1960er Jahre noch Kartoffeln und Getreide angepflanzt wurde. Jetzt ist Graswirtschaft angesagt, mit Schafen, Rinder und Island-Pferdchen. Vereinzelt stehen noch Grassoden Häuser, die jedoch als Schafställe dienen. Wir umrunden den Lagarfljot See ohne dass das See Ungeheuer «Ormsskrinid» zu sehen oder gar belästigt zu werden. Erste Berichte darüber sind 1750 in Umlauf gekommen… So machen wir uns denn auf den Weg über den Pass zum Fjord von Reydarfjördur. Reizvoll anzusehen, von Schnee bestreuten Bergen umgeben. Wir beschliessen den Industrieort (Aluminiumschmelze) zu durchfahren, in den Seitenarm von Eskifjördur. Das bekannte Fischereimuseum will aber erst im Juni seine Pforten öffnen. Es steht da noch etwas von Besichtigung nach Absprache, tatsächlich gelingt es für Morgen 14.00h einen Termin zu machen, mal schauen… Bis dahin ist noch etwas Zeit. Auf der 954 erkunden wir den Fjord, bis der Weg bei einem verlassenen Hof in Bjarg endet. Fotomotive hat es genug, Berge, Schiffe, die berühmten Island Enten, ja sogar eine Fischzucht. Zurück in Eskifjördur ist der Stellplatz jedoch dermassen in der Duftwolke der Fischfabrik, dass wir das weite suchen! Ab durch den 7,9km langen Strassentunnel nach Neskaupstadur. Beinahe vom Regen in die Traufe, die Fischfabrik hier ist grösser, liegt aber in Lee. Beide Campinganlagen geschlossen, so finden wir beim ehemaligen Baucamp für die massiven Lawinenverbauungen einen hoffentlich ruhigen Schlafplatz…

29. April, Sehr gut geschlafen und alle die noch vorbeigekommen sind (Jogger, Hündeler) haben freundlich gegrüsst. Wir gehen alles sehr gemütlich an. Am späten Vormittag wieder durch den Tunnel zurück nach Eskifjördur. Spazieren und Mittagessen und dann stellen wir uns voller Erwartung vor das Fischerei Museum. Pünktlich etwas zu früh, werden wir denn Willkommen geheissen und können uns die Geschichte der örtlichen Fischerei Anschauen. Sehr beeindruckend, sehr harte Arbeit! Aber die Menschen schauen fröhlich in die Kameras. Wie den Beschreibungen zu entnehmen ist, kommen sie zur Fangsaison von weit her, um sich einen Zustupf zu den bescheidenen Erträgen von z.B. der Landwirtschaft zu verdienen. Aber wie muss es da gestunken haben… bis zu zwölf Stunden an Tag Fische ausnehmen und mit Salz in die Fässer einpökeln… Es erstaunen auch die Mengen, der Jahresrekord in Eskifjördur betrug 73'000 Barrel (Fässer). Dem Dorfhandwerk wird im Dachstock des alten Lagerhauses Rechnung getragen. Erstaunlich, wie vieles noch aus der Jugend präsent ist… 1967 kommt der grosse Wandel. Die Heringe werden immer weniger und die Fischtrawler die überleben wollen müssen immer grösser werden. Es bilden sich Genossenschaften und Firmen, die den Fang und die Weiterverarbeitung übernehmen. Diese sind beinahe in jedem grossen Fjord präsent… Die weitere Fahrt nach Süden erfolgt auf der «Ringstrasse» durch den Reydarfjördur, Stödvarfjördur und Breiddalsvik. Es gibt fantastische Aussichten, ja am Weg treffen wir auf die erste Hütte, wo Stockfisch zum trocknen Ausgehängt ist. Auf dem Hof Berunes bei der Jugendherberge geht der lange Tag zu Ende.

30. April, Heute ist noch der Berufjiördur und die beiden Buchten von Hamar und Brimilsnes zu umfahren. Wieder ein prächtiges Schauspiel, insbesondere nach Djupivogur! Im Ort haben wir Besorgungen erledigt und bei der Weiterfahrt nach einer engen Kurve kommen unvermittelt die Sandbänke vor den beiden Buchten ins Blickfeld, dahinter die verschneiten Gipfel des Starmyrardalur. So toll und so ärgerlich! Es gibt einfach keine Möglichkeit dieses Schauspiel mit der Kamera einzufangen ;-( Der Aussichtspunkt von Laekjavik entschädigt uns. Hier sind es die schwarzen Basaltformationen am Strand und die Vögel die gefallen. Früh erreichen wir Höfen, wo wir auf dem Camping einiges erledigen wollen. Vom Stellplatz sehen wir gut das kalte Licht der Gletscherzungen Hoffellsjökull und Flàajökull. Der «Hüttenwart» enttäuscht! Duschen die kaum Wasser liefern und wenn denn kalt. Die Absprache zum Wäsche waschen lässt er auch noch platzen. Das Geld / Leistungs- Prinzip hat hier erhebliche Defizite :-(

1. Mai, Wieder kitzelt uns die Sonne aus dem Bett ;-) Auf der Ringstrasse kommen wir schnell zur Abzweigung nach Hoffellsfjall. Der erste Abstecher auf einer reinen 4x4 Strecke. Es geht gut und bald geniessen wir den eisigen Hoffellsjökull. Bei der Rückfahrt in der Furt verschätze ich mich und Giovanni schafft die Böschung aus dem Bach nicht auf Anhieb… Es ist eine faszinierende Fahrt entlang der mächtigen Gletscher. Standfeste Berge drängen das Eis immer wieder zu Gletscherzungen zusammen. Der Breidamerkurjökull bringt das Eis vom grossen Gletscher Vatna herunter in die «Eislagune». Das ergibt ein super Schauspiel! Die «gekalbten» Eisbrocken schwimmen auf der Lagune und beginnen zu schmelzen. Es entstehen faszinierende kleine Eisberge die versuchen in das offene Meer zu gelangen. Kaum einer schafft es, wir sehen gerade zwei kleine Eisschollen die bis ins offene Meer treiben, aber auch diese wird der Schmelztod einholen. Traurig wie der Gletscher immer mehr an Eis verliert… Die Ringstrasse führt uns in einem weiten Bogen um einen der höchsten Berge Islands, den 2110m hohen Hvannadalshnukur. Erst vom Campingplatz im Skaftafell Nationalpark kann die Abendsonne die Wolken von seinem Gipfel verdrängen…

2. Mai, Früh prasselt es auf das Auto. Ein erschreckter Blick nach draussen: Schneeregen hat uns unsanft aus den Federn geholt. Ein guter Grund die Decke nochmals über den Kopf zu ziehen… Es hilft alles nichts, vor der Weiterfahrt müssen die täglichen Pflichtübungen erledigt werden. Einmal Unterwegs ist es den nur noch halb so schlimm und es gibt immer wieder interessante Dinge zu entdecken ;-) Das durchqueren der schwarzen Lavamassen von Skeidararsandur über ca. 35km. Oder die von Eismassen verbogenen Brückenteile, die der Ausbruch eines Vulkans unter der Eismasse des Skeidararjökull in den 1990er Jahren verursachte. Die Brocken sollen bis zu 10x10x20 Meter gemessen haben. Die neue Brücke wird viel tiefer gehalten, so dass ggf. die Eismassen darüber hinweg gleiten könnten… Die Fahrt durch das Lavafeld Eldraun, das beim Laki-Ausbruch 1783 entstanden ist und erstaunliche Formen bildete. Noch erstaunlicher, dass der karge Bewuchs als Weide für Schafe dient. Oder die Basaltsäulen, deren Querschnitt drei bis sechs Ecken aufweisen. Der Höhepunkt ist die Schlucht im Gebiet des Skalarheidi mit den schwarzen, bedrohlichen Wänden und einem «Lochfelsen». Starke Windböen und Regen erleichtern die Entscheidung auf dem noch geschlossenen Campingplatz von Vik zu Übernachten.

3. Mai, Die Ortschaft Vik ist die südlichste in Island, heute ist es dennoch nass und kalt. Von hier werden Gletschertouren auf den Vulkan Katla angeboten. Das ältesten Haus, Brydebuo, ist aus Fertigteilen und wurde von einem Kaufmann Bryde aufgestellt. Hier, in der Touristeninformation bekommen wir die Tickets zu der Ausstellung eines interessanten Schiffes im Lagerhaus gegenüber. Das Schiff wurde im 19. Jh. in Schweden gebaut und wurde kurze Zeit später in Islands Süden als Verbindung zwischen den Küstendörfern eingesetzt (es gab keine Strassen). In einem Film wurde der Hergang einer Warenübernahme dargestellt. Anlanden konnten nur Ruderbote, die im extrem flachen Wasser die Güter weit hinaus bringen mussten. Diese wiederum wurden von Hand beladen, teilweise bis zu den Hüften im Wasser stehend… Beim Ausbruch des Katlas 1918, war es gerade vor Ort. So konnten sich alle Bewohner von Vik auf das Schiff retten. Nur wenige Häuser wurden verschont und die Bewohner waren natürlich von der Rettung sehr angetan. Ebenfalls die deutschen U- Boot Männer, die 1942 an der flachen Küste strandeten und gerettet wurden. Später ist das Schiff noch als Fischkutter unterwegs gewesen und ist dann von einer jungen, erfolgreichen Kirchenschmuck-Künstlerin vom endgültigen Schiffs- Tod bewahrt worden... Die ganze Südküste Islands ist ein extrem gefährliches Gewässer. Die Ausstellung listet 110 Schiffe auf, die im Zeitraum von 1898 bis 1996 hier strandeten. Es waren sehr gute Fischgründe und es wurde ein zu grosses Risiko eingegangen! Einmal festgefahren im feinen Vulkansand und es war vorbei… Im Nieselregen besuchen wir den Heidarvaten (Bergsee), die eindrücklichen Strandfelsen bei Gardar und Dyrholaey. In Skogar angekommen sind wir durchweicht und auf dem Stellplatz hoffen wir auf Entspannung an der Wetterfront.

4. Mai, Die ist denn auch eingetroffen. Früh machen wir uns auf um in strahlender Sonne mit kaltem Wind die Wasserfälle anzuschauen. Etwas Mühsam ist das Treppensteigen hinauf zur Fallkante des immer noch halb im Schatten liegenden Skogarfoss, aber die Aussicht belohnt uns. Es geht weiter hinauf dem Flusslauf entlang zu den Fällen: Nr. 2 unbekannt, schön, Nr. 3 Fosstorfufoss, schön-plus und Nr. 4 Steinbogafoss, herzig, aber mit guter Sicht auf den eisigen Gipfel des Eyjafjallajokull (letzter Ausbruch 2010). Der Marsch gefällt ausserordentlich. Skogar bietet nicht nur Natur pur, sondern ein sehr empfehlenswertes Museum. Es ist in zwei Hauptausstellungen gegliedert. Das Heimatmuseum, mit den Gerätschaften und der Darstellung des Lebens an der Südküste und dem technischen Museum. Das Leben dieser Pioniere auf den abgelegen Höfen war extrem. Im Winter über Monate von der Welt getrennt und oft tief eingeschneit musste das Überleben gesichert werden. Bis in die Neuzeit hatte die Heimarbeit einen hohen Stellenwert. Da gab es z.B. einen Bauer, der aufgrund einer technischen Zeichnung mit einfachsten Mitteln ein kleines Wasserkraftwerk zusammen schmiedete… Sehr Beeindruckend eine Altardecke! Im 18. Jh. sind algerische Sklavenjäger eingefallen. Eine Frau gelobte im Fall der Befreiung, eine Altardecke herzustellen. Sie kam frei und erschuf ein filigranes Wunderwerk für die Kirche. Das technische Museum zeigt sehr alte und alte Transportmittel. Eine umfassende Darstellung über Telefon, Funk und Mobiltelefone und deren Entwicklung. Erstaunlich, in Island wurden Funkgeräte für Autos und Schiffe als erste eingesetzt und bis 1980 angefertigt. Die Entstehung und weitere Entwicklung des Postwesens, mega Interessant. Die Auslieferung wurde in Konzessionen aufgeteilt. Auf der «Südroute» dauerte es zum weitest abgelegenen Hof 7 bis 10 Tage. Der «Pöstler» startete in Reykjavik mit bis zu 10 Packpferden, natürlich nur im Sommer. Ergibt über den Daumen 5-6 mal Post im Jahr… (aber mit Paket ;-) ). Wir gehen nochmals zurück zum Wasserfall um ihn bei Sonnenschein zu sehen, wie hundert andere Touristen auch… Auf der Ringstrasse geht es weiter mit abwechselnden Aussichten zur rechten, Wasserfälle, Gletscher und stattlichen Bauernhöfen, selten lässt sich das Meer zur linken sehen. Neben den zahlreichen Pferdchen sind heute auch Schafe und Kühe auf den Weiden. Auf den Strassen Nr. 250 / 261 kommen wir nach Hellisholar, wo wir auf der Campsite des Golfplatzes endlich wieder eine Heisse Dusche geniessen können.

5. Mai, Bei durchzogenem Wetter kommen wir in Hvolsvöllur zurück auf die Ringstrasse. Im Supermarkt sind wir mit der Umrechnungstabelle unterwegs und ergänzen die Vorräte. Der genaue Vergleich lohnt sich und wir kommen so in etwa auf das Niveau von der Migros (leider ohne Greyerzer). In Hella geht es auf die Nr. 271 / 26 in den Bereich des Vulkans Hekla. Unvermittelt erhalten wir eine SMS der Polizei, diese macht uns darauf Aufmerksam, dass der Vulkan aktiv sei und wir in der Gefahrenzone. Für weitere Infos bitte auf der Website «sowieso» nachlesen. Ja die können was die Isländer… Rings um nur erstarrte Lava in unterschiedlichen Schichten und Farben. Bedrückende Stimmung wenn die Sonne von den Regenwolken abgedunkelt wird… Auf der Karte sind so malerische Namen mit einem schwarzen Quadrat aufgeführt, man rechnet mit einem stattlichen Dorf. In der Regel sind dies jedoch einzelne Bauernhöfe, mal grösser, mal kleiner oder verlassen. Viele nennen sich Ressort für Golf, Fischen, Reiten oder einfach Wandern. Eine grosse Zahl bietet Gästezimmer oder kleine Häuschen. Schlafen im Auto ist nicht gut angesehen… Bei der Mittagspause stellen wir fehlender Reifendruck hinten rechts fest, also in die Hände gespuckt und Radwechsel ausführen. Entgegen unserem Vorhaben müssen wir jetzt schauen dass wir den Schlauch reparieren oder tauschen können. Wie wir auf die Strasse Nr. 32 treffen, geht es links ab in Richtung Selfoss. Die Lavafelder bleiben hinter uns, es wird grüner mit recht vielen aufgeforsteten Waldstücken und Hecken zwischen den Weiden. In Selfoss wird uns schnell geholfen mit dem Rad und der Campingplatz ist auch in Ordnung…

6. Mai, Heute sehen wir ein paar Highlights von Island. Wunderbares Wetter begleitet uns auf der Strasse 35 nach Nordosten. Bald schon sind wir im kleinsten Vulkansystem von Island, Kerid. Ein typischer Vulkankratersee in karger Umgebung. In unserem Rücken werden die Wolken immer dichter und dunkler. So sind wir den zügig unterwegs um den berühmten Gullfoss noch bei gutem Licht zu erreichen. Vor uns noch von der Sonne bestrahlt, die Eismassen des Langjökull und der prägnante, stolz aus der Ebene ragende Hofsjökull. Die Lichtverhältnisse sind am Gullfoss gerade noch brauchbar und wir hoffen auf ein paar schöne Bildli. Es hat ein Temperatursturz gegeben und bei der Rückfahrt zum Geysir gibt es Graupelschauer und Schnee. Das geologische Wunder, die einmalig kräftige heisse Wassereruption, der Namenspate für alle ähnlichen in der Welt, er ist am Ende angelangt! Der Stein, wo sein Name GEYSIR gut leserlich eingeschlagen ist, das ist ein Grabstein. Sein Nachfolger ist der «Geysir» STROKKUR. Aber ehrlich, der muss noch gut üben bis er die Leistung des alten erreicht! Vermutlich verursacht das den Hoteliers und Touristik-Fachleuten ab und zu Sorgenfalten :-( Da die angegebenen Campsites noch im Winterschlaf sind, geht es weiter nach Laugarvaten am Laugarvaten (See). In der Gegend sind heisse Quellen nicht selten, die dann auch kommerziell genutzt werden. Im Thermalbad Fontana lassen wir den Tag ausklingen und wenn wir Glück haben hilft es gegen ein paar Zipperlein…

7. Mai, Auf die Laugarvatnshellar (Höhlenwohnung) treffen wir etwas abseits der Strasse nach Pingvellir. Die weiten Lavafelder der Umgebung sind schon recht alt und etwas Bewachsen, so dass gegen Ende des 19. Jh. Schafzüchter versuchten hier zu überleben. 1920 wurde der Höhlenhof verlassen, aber die Schafweiden werden immer noch genutzt. Der Ausblick in die verschneiten Berge ist erfrischend… Pingvellir ist nicht nur für Isländer etwas Besonderes. Es ist ein Platz mit herausragender Bedeutung für die Natur, Geschichte und Geologie in Island: Der See ist der grösste Islands und hat das klarste Wasser. Die Landschaft mit den Schneebedeckten Bergen und dunklen Lavafelder ist schön anzuschauen. In der Almannagja Schlucht soll der Grenzverlauf der Eurasischen und Amerikanischen Kontinentalplatten sein. Jährlich soll sich hier Amerika um 8mm von Europa entfernen… Hier auf dem Thingplatz, tagte das erste Isländische Gericht. Von 930 bis 1262 konnte jeder sein Anliegen dem Lögretta (Rat) darlegen. Der wurde gewählt und hat Gesetze erlassen und Gericht gehalten, also eine demokratische Regierung. Hier wurde in 1000 beschlossen, das Christentum anzunehmen. Die Lögretta musste auch den Beschluss fassen sich selber abzuschaffen und sich dem norwegisch / dänischen König zu unterwerfen. Das wurde schon bald als Joch empfunden, wurde doch der Angliederungsvertrag vom König schon nach 9 Jahren gebrochen. Im 19. Jh. kommt es zu Aufständen, die mit einer «partiellen Eigenständigkeit» endeten. König Christian IX überträgt 1874 die neue Verwaltung und der «Thing» wurde wieder eingeführt. 1918 wurde der Rechtsstatus Islands geändert und eine eigene Flagge eingeführt. Die Kriegswirren helfen bei der Entscheidung den alten Vertrag mit Dänemark zu kündigen und am 17. Juni 1944 wird hier die Republik ausgerufen. Einiges an Trubel löste die Präsenz der US Truppen aus. Diese wollten im kalten Krieg eine Basis im Land behalten. Nach einigem hin und her gab es den Beitritt zur NATO, die das fehlende Militär ersetzt und die USA behält ihren Stützpunkt. So in etwa ist es wie bei uns auf der Rütliwiese…

8. Mai, Kurz nach dem Wegfahren sind wir schon in «Amerika»;-) Symbolisch, haben wir doch den Kontinentalgraben überquert… Ein Stück auf der Str. 36 und dann nach links, auf der Str. 360 dem See entlang. Eine super Seenlandschaft, leider ohne Sonnenschein… Zurück in Selfoss erledigen wir das nötige beim Camperservice und holen noch ein Brot. Dann auf der Str. 39 hinunter an die Küste. Im Fischerdorf Stokkseyri finden wir ein altes Haus einer Fischerin. Eine Frau gründete und leitete diese sehr erfolgreich bis ende des 19 Jh. Die Ruderer und Fischer wurden in der Saison jeweils fest angestellt und erhielten den Lohn fast ausschliesslich in Naturalien, unter anderem auch Kaffee und Zucker… Im Nachbarort Eyrarbakki essen wir bei der neuen Kirche unser Schnittchen und Staunen, dass um 13.00h die Glocken zum Gottesdienst rufen. Bekannte Künstler und ein ebensolcher Architekt aus Dänemark erstellten das Bauwerk zusammen mit Kirchenmitgliedern. Weiter in Porlakshöfen drehen wir eine Besichtigungsrunde durch den neuen Hafen, der sehr aufwändig mit Betonsteinen gegen die Fluten des Nordatlantik gesichert wurde. Beim Abstecher an den Kleifarvatn kommen wir an den heissen Quellen von Krysuvik mit seinen farbenprächtigen, dampfenden Erdlöchern vorbei. Auf dem Rückweg wollen wir noch den Greanavatn Fotografieren, leider ist er nicht grün, sondern wie fast alles im Nieselregen grau... Bevor wir die Campsite von Grindavik anfahren, gibt es ein kleines Abenteuer zu bestehen. Von der Strasse zweigt eine Piste zu drei Fischerhäuser ab. Die letzten 500m geht es zu Fuss weiter durch die Lavafelder mit viel Schwemmholz (65% Sibirien-Kiefern). Dann, wir glauben es kaum, stehen wir vor den Ruinen. Irgendwann im 14 Jh. erbaute Fischerhütten, die im 19 Jh. wieder aufgegeben wurden…

9. Mai, Also das mit der Sonne die an der Nase kitzelt, ja das hatten wir schon einmal. Aber kaum anders zu beschreiben. Christine gab uns einen guten Typ mit dem «Bömketil Pool». Die Winterstürme haben allerdings den Zugang zum Pool zusammengeschlagen und das Meer ist heute stürmisch. Aber die Bilder vom Wasser das auf die schwarze Lava einschlägt, toll! Ja es gibt schon wieder heisse Quellen zu sehen, richtig heiss, finden wir ;-) Vom Leuchtturm in Reykjanesta geht es zurück auf die Str. 43 vorbei an der «Blue Lagoon» einem hübschen See mit warmem (Ab-)Wasser vom Geothermischen Kraftwerk. Sehr aufwändig wird hier ein heilendes Bad betrieben. Aber halt ohne uns, das Preisgefüge ist ausserordentlich schädlich… Bevor wir die Campsite in Reykjavik aufsuchen, versuchen wir den Aussichtspunkt gemäss Karte zu finden… Die Aussicht ist unbefriedigend. Auf der Campsite dann eine recht warme Abendsonne die zum ersten auspacken der Campingstühle nötigte…

10. Mai, Heute Nacht gab es recht starken Regen, der schon die schlimmsten Befürchtungen weckte. Aber dann kommt wieder das mit der Sonne und der Nase ;-) Selbständig mit dem ÖV geht es bis zur Markthalle. Von da zu Fuss durch die Laugavegur bis zur Turi Info. Der nette Mensch gibt uns einiges an Typs für Island auf den Weg und wir revanchieren uns mit dem Kauf eines Tickets für den «Hop On-Hop Off» Bus. Dann setzen wir unseren Weg fort und kommen durch die Altstadt (nicht sehr alt..) zur Hallgrimskirkja. Diese Eigenwillige, sehr beeindruckende Kirche ist von 1945 bis 1986 mit Spendengeldern gebaut worden. Das schlichte Kirchenschiff mit seiner sichtbaren Orgel lässt kaum jemanden kalt… Hier steigen wir in den «Hoppi» Bus. Mit dem Superplatz vorne, an bester Aussichtslage, beschliessen wir zuerst mal alle 16 Stationen abzufahren. Wir hören viele Details der Architektur und Geschichte der Stadt. So ganz halten wir unseren Vorsatz den doch nicht durch, am alten Hafen gibt es Fish and Chips und eine Show über Waale. Da sind die Isländer ja sehr bewandert, jagen sie die Tiere ja immer noch :-( Der nächste Stopp legen wir am Perlan ein, ein richtiger Aussichtspunkt mit Kultur auf ehemaligen Warmwassertanks… Praktisch dass der Bus bis zur Campsite fährt, so kommen wir gut zurück…

11. Mai, Aller guter Dinge sind drei, auch bei der Morgensonne! Besonders da die Aussichten von Schneetreiben berichteten… Aber das mit den 24 Std. «Hoppi» Bus ging in die Hosen! Er kommt einfach nicht um die Ecke gebogen. Schlussendlich geben wir das Warten auf und nehmen den «Giovanni» in die Pflicht. Er bringt uns zum National Museum. Hier findet sich neben unzähligen Exponaten tatsächlich die originale 800 jährige Kirchentür von Valpjotfstadur. Deutlich wird auch die allgemeine Armut der Bevölkerung vor dem 2. Weltkrieg ins Licht gesetzt. All die schönen Trachten und der prächtige Schmuck stand nur wenigen «besseren» Familien zur Verfügung. Erst die Stationierung von gleich vielen Britischen und USA Soldaten wie Isländische Stadtbewohner, löste eine wirtschaftliche Explosion aus. Diese fand erst einen Dämpfer mit der Finanzkrise 2008. Die scheint heute Überwunden zu sein, wie die Neubauten und teuren Autos glauben lassen… Ein weiteres Interessantes Detail ist der Anteil von landwirtschaftlicher Nutzfläche. Seit dem 13. Jh. wird im «Landnamabok» das Übernehmen von Land durch Bauern und ggf. Details zur Familie festgehalten (alle Bücher sind noch erhalten). Daraus ist ersichtlich, dass 50% der Landfläche und 85% der Waldfläche bis ins 20. Jh. verloren gingen. Der Wald zum grössten Teil durch Menschenhand und das Land verschwand unter der Asche und Lava der Vulkane Hekla und Katla. Drei weitere Vulkane halfen mit wenig Anteil die zum Teil Meterhohen Schichten auszuspucken... Der Giovanni ist gut geparkt, so gehen wir zu Fuss in das «Regierungsviertel» an nördlichen Ende des Hijömskalagardurinn, mit Stadthaus, Parlament und ganz speziell, dem «Bürohaus» des Präsidenten. Da ist es nur noch ein Katzensprung zur «Harpa» einem neuen Kongress-Zentrum und Tonhalle mit sehr viel Glas an Wänden und Decken! Die Struktur der Glasscheiben hat den gleichen Grundgedanken wie die Säulen der Hallgrimskirkja, die in Islands Natur so präsenten eckigen Basaltsäulen… Am späten Nachmittag sind wir zurück und machen mit Föteli, Berichten und Plänen für Morgen weiter.

12. Mai, Bei kaltem, durchzogenen Wetter geht es heute wieder auf Achse. Bis Mosfellsbaer, dann auf der Str. 36 bis zur Str. 48 Hinüber an den Hvalfjödur und um ihn herum. Wunderbar vom Schnee bestäubte Berge mit Wasserfall am Weg. Bald stellen wir fest, heute ist die Schneefallgrenze bei ca. 250 MüM, kaum vorstellbar als Mitteleuropäer! Bei Saurbaer geht es den nach rechts auf die 520er, der wir folgen. Entlang von Bächen und kleinen Seen und durch ein paar Farmen kommen wir auf der Naturstrasse bis zur Str. 50. Durch intensiv genutztes Farmland erreichen wir Reykholt. Im Radius von 10km sind am Ort viele, sehr heisse Quellen, die intensiv genutzt werden. Treibhäuser liefern Gemüse und Fernleitungen Wärme bis nach Akranes und Borganes. Es gibt Gärtnereien die Verkaufen Tomaten ab Platz. Aber es sind auch stark beschädigte Treibhäuser zu sehen die nicht mehr florieren, gibt es doch zu starke Konkurrenz aus Übersee?! Kurz vor dem weit verstreuten Ort Husafell besuchen wir die sehenswerten Wasserfälle Barnafoss, der gewaltig durch seine enge Schlucht hinab donnert, sowie den sanften Hraunfossan, der sich über 250m breit aus unterirdischen Quellen in den Fluss ergiesst. Also beschliessen wir den typischen Island Tag auf dem Gelände der noch geschlossenen Campsite…

13. Mai, Heute Nacht zerrte Odins kalter Wind an unserer Behausung. Mitten in der Nacht ist alles weiss um uns, nur die Heizung, die kommt ins Schwitzen… Wo wir dann wegfahren ist die Pracht noch an den Bergen zu Bewundern. Nicht verwundern müssen wir uns ab der Kälte, bereiten sich doch gerade mal vier Gletscher vor uns aus. Der Uhr folgend: Eiriksjökull, Langjökull, Porisjökull und der kleinste, Ok… Am Hof Kalmanstunga macht die Strasse einen weiten Bogen zurück nach Westen und folgt nun dem Fluss Hvita auf der anderen Seite. Im Bad Krama, im 43°C warmen Vulkanwasser, versuchen wir die Batterien neu zu laden. Am Nachmittag besuchen wir das «Settlement Center» in Borgarnes. In einer lehrreichen Audioschau wird die Landnahme von Island erklärt. Direkt am Wasser des Borgarfjördur werden wir versuchen die Nacht zu verbringen.

14. Mai, Heute Morgen ein prächtiges Wetter! Der Borgarfjördur und die Berge im Hintergrund, toll. Nach dem Frühstück ist uns das Wasser im Fjord abhanden gekommen, das Watt breitet sich weit hinaus… Auf der Weiterfahrt von Borgarnes beinahe grünes Farmland um uns und auf drei Seiten die verschneiten Berge ;-) Bald wächst der Ringwallkrater Eldborg aus der Ebene vor uns. Er war zuletzt vor 1100 Jahren aktiv, so berichten es die alten Schriften. Der Krater ist nur 50m hoch, hat jedoch 200m im Durchmesser. Danach erfolgt ein Abstecher in das Lavafeld Raudhalsahraun mit seinem hohen Anteil an roter Lava. Die Basalt Säulenwand vom Gerouberg und die beiden kleinen «roten Krater» (vorsicht ein Zungenbrecher) Raudamelsölkelda sind ebenfalls schön anzuschauen. Weiter hinten im Tal ist es fast wie auf einer Alp, jedenfalls gut für eine Kaffeepause. Kurz vor Budir kommt der Snaefellsjöküll zum ersten mal dominierend ins Bild. Der kleine Ort Budir (Kirche, Hof, Hotel), mit der wohl am meisten fotografierten Kirche Islands, ist hier ein Begriff. Jede isländische Braut träumt hier das Jawort zu hauchen… Vor Generationen weigerte sich die Bäuerin des Hofes die Kirche zu schliessen. Sie lässt ohne Einwilligung der Landeskirche 1847 das Kirchlein neu erbauen. Wie recht sie hatte, beweisen die vielen Trauungen heute und das Hotel vor Ort… Vor Arnarstapi zweigt eine Hochlandpiste zu dem ewigen Eis des Snaefellsjöküll. Wir versuchen so weit wie möglich in den Schnee hinauf zu fahren. Beim «Skizirkus» eines örtlichen Veranstalters ist Schluss. Der Zubringerbus verstellt den Weg, der vom Pistenfahrzeug kräftig mit Schnee zugedeckt wurde. Einige Betuchte lassen sich mit dem Pistenfahrzeug weiter hinauf Fahren und «Stembögele» dann durch den Nassschnee hinunter. Zwei junge Frauen fallen sich in die Arme als sie glücklich ihre Skitour auf den Snaefellsjöküll bei diesem super Wetter abschliessen können… Der Berg ist in vieler Hinsicht einmalig Sagenumwoben, Glücksbringer, Kraftort ect. So wählte in Jules Verne als Pforte in die Unterwelt… In Arnarstapi steht auch so eine Sagenfigur, den Berg fest im Blick. Wir blicken lieber in die schroffe Küstenlandschaft mit den in die Felsen gebauten Vogelnestern und den herzigen Fischereihafen.

15. Mai, Schon früh werden wir von den vielen Vögeln aufgeweckt. Aber oh je, das Wetter… Kissen über den Kopf und weiter Schlafen wird wohl das beste sein. Weiter der Küste entlang kommen wir zur Bucht von Dritvik. Vor 150 Jahren ein sehr bekannter Saisonaler Fischerplatz mit 400 Einwohner. Heute leben nur noch tausende von Wasservögeln in der wilden Bucht. Die Krater Öndverdarnesholar und Saxhöll fordern uns schon etwas mehr, konnten wir doch den ersteren auf unzähligen Treppenstufen ersteigen. Auf einer weiteren Jeeppiste erreichen wir den westlichsten Punkt der Halbinsel mit seinem Leuchtturm. Vor Olafsvik fahren wir zum netten Kerlingarfoss. Um den Tag zu beschliessen erscheint es uns noch zu früh. Nach einer Tour durch den Hafen fahren wir weiter um die «Ecke» nach Grundarfjördur, auf die noch geschlossene Campsite. Da sind wir keineswegs alleine.