Mandelblüten in Spanien - 2. Teil
von Theres & Danielveröffentlicht am09.02.2022 - 24.03.2022
An der Provinzgrenze Valencia / Castilla la Mancha ist es wie beim Film:Klappe, neue Szene: Das ganze offene, weite Tal ist voller blühender Mandelbäumchen. Der betörende Duft dringt bis in das Auto und beim Fotostopp ist es wie in einer Parfümerie :-). Aus dem Tal kommt man in eine weite ebene Landschaft mit allen Landes Produkten die Spanien zu bieten hat. Dann, unvermittelt, senkt sich die Strasse und vor unseren Augen öffnet sich eine Schlucht. Gegenüber ein Schneeweisses «Castell» mit zugehörendem Städtchen: «Al-cala del Jucar» dreimal dürft ihr Raten wer die Baumeister waren…
Weiter im Norden, zwischen Villarta und La Pesquera an der Embalse de Contreras, ist ein weiteres grosses Gebiet mit blühenden Mandelbäumchen am Weg. In versteckter Lage am Stausee bleiben wir für die Nacht… Nach dem Frühstück überwinden wir uns und machen einen Spaziergang in der sehr kalten Morgenluft. Die Sonne dringt durch und am Stausee beginnt sich die Natur zu regen. Gestärkt nehmen wir den Tag unter die Räder. Zuerst einmal zur Staumauer am südlichen Ende des Sees mit den imposanten Felsenformationen. In einer kühnen Linienführung, durch Tunnels und Brücken überquert hier die Autobahn A3 den See. Unsere Fahrt setzen wir auf der alten Strasse weiter. Kaum noch ein Fahrzeug ist auf der ehemaligen Hauptstrasse nach Madrid anzutreffen. Uns und den Bauern mit den Traktoren gefällt es so.In Utiel geht es wieder auf einem asphaltierten Weg zum nächsten grossen Stausee «Embalse de Benageber». Im neuen Dorf Benageber fühlen wir uns willkommen. Es wird ein schöner Stellplatz für die Camper geboten, mit Sanitätsblock inklusive warmer Solardusche! Wir entschliessen uns zu bleiben und auf Anraten unseres deutschen Nachbarn machen wir uns gleich auf den Weg zum «Pico (Faschisto) äm Franco». Nach einer Stunde spazieren durch den Pinienwald ist der lohnenswerte Aussichtspunkt erreicht. Das Dorf und der See ist unter der Aufsicht der Forstbehörde Valencia. Diese Provinz setzte den Stausee durch und musste den enteigneten Menschen mit dem Dorf eine neue Heimat bieten. Das Internationale Camper Volk vor Ort, aus D, F, SP, CH und Irland fanden es eine gelungene Sache! Radwege, Wanderwege und Wassersport sind möglich und erwünscht. Am Morgen dann die kalte Dusche. Frisch der Wind und nass die Regentropfen. Tapfer drehen wir wieder eine Fitnessrunde vor der Weiterfahrt und oh Wunder, dass Wetter bessert sich!
Das Strässchen bringt uns hinunter nach Tuejar. In dessen Nachbarschaft, in Chelva, finden wir sogar die römischen Aquädukte. Diese (die Reste) stehen wiedereinmal in einer super Landschaft! Besonders der zweite fordert etwas Muskelkraft um den ex Wasserkanal zu erreichen. Dieser schmale Pfad führt dann direkt auf den Aquädukt. Fester Schritt und Schwindelfreiheit vorausgesetzt!.. Also, wir zwei trauen uns nicht auf dem Aquädukt die Schlucht zu queren! Weiterfahrt in Richtung Valencia. Etwa 40km davor, in Lliria, wenden wir uns nach Norden um den stark frequentierten Küstenabschnitt bei Valencia zu umfahren. Wir schaffen noch den Anstieg zur «Puerto Chirivilla» Hier unter Pinien beschliessen wir den Tag.
Heute ist es anders auf der Strasse: mehr Verkehr, insbesondere die Radrennfahrer verlangen grosse Aufmerksamkeit! Einzeln oder in Gruppen strampeln sie uns entgegen oder überholen uns im Schuss zu Tal! Es ist Wochenende... So kurven wir denn sehr Vorsichtig durch die «Sierra de Espada» und verfahren uns dennoch auf einen noch schmaleren Weg. Kreuzen ist kaum mehr möglich und die Velofahrer staunen ab unserem Gefährt. Auch wir staunen, dass so abgelegen hier im Mittelalter eine Burg gebaut wurde! Da gab es doch sicherlich nur einen Saumpfad durch die Berge. Mit Erleichterung nehmen wir die Wegweiser zur A7 zur Kenntnis. Auf dieser ist das Umfahren von Castello einfach. Aber reizvoll ist es nicht. Zuviel an Zivilisation hier an der Küste. So wenden wir uns wieder dem Hinterland zu. Über die 15er nach St. Pau und da in Richtung Cati zur N232. Sehr Interessant so auf Schleichwegen. Besonders die Finca mit den Kampfstieren bleibt in Erinnerung! Habe ich doch bei uns noch keine Weide gesehen die mit Leitplanken eingezäunt ist… Von da geht es zügig ans Meer hinunter. In Vinaros «geniessen» wir den typischspanischen Touristen Ort.
Bei San Carles fahren wir hinaus in die grosse Ebene des Ebro Deltas. Ein grosses Feuchtgebiet, mit vielen Poldern wo zur Hauptsache Reis angebaut wird, ähnlich der Po Ebene in Italien. Auf einem Stellplatz bei Ambost, direkt an einen Etang in der Vogelschutzzone, hoffen wir auf eine gute Zeit. Die haben wir, trotz des kühlen und windigen Wetters! Am Vormittag Wandervögel- äh- Wanderung zu den Wasservögeln! Nach drei Stunden ein verdientes Mittagessen in der Beiz und am Nachmittag ein überraschendes Wiedersehen mit Familie Isenschmied. Zusammen schmieden wir Pläne für den folgenden Tag und versuchen uns im Kartenspiel. Am Morgen wird der Plan umgesetzt und Familie Spycher mietet sich zwei Fahrräder…!! Die Tour um den Etang darf ruhig als gelungen bezeichnet werden! Sogar Luna (Hundedamevon Isenschmieds) strengt sich an und schlägt mich mit 23km/h auf dem Elektrorad von Bernhard. Der Vorschlag von Heidi, bei den Fischern eben noch Fisch zu kaufen, entwickelte sich zum Tages Höhepunkt! Die vier Schwarzbarsche waren mit Bratkartoffeln ein Gedicht, Danke Bernhard für das Grillieren!Sogar der Himmel hatte ein einsehen und lässt den Wind abflauen und die Sonne scheinen :-) …
Heute Morgen wieder Sturmwinde, die beim aussteigen aus dem Auto zu einem Kampf mit der Türe führen. Unter diesen Umständen sind alle froh noch andere Ziele zu haben. Familie Isenschmied möchte den Heimweg antreten und wir gerne an den Fuss der Pyrenäen, um bei Huesca ein weiteres Gebiet mit Mandelbäumen anzuschauen. Wie nach Rom, führen auch viele Wege nach Huesca. Unserer führt zuerst einmal weiter hinaus ins Delta, an die Mündung des Ebro. Hier draussen an der Küste pfeift der Wind noch stärker und weht den Sand der Dünen hinein in die Strassen von Riumar. Das freut einzig ein paar verwegene Sky-Surfer, die mit akrobatischen Sprüngen über die Wellenkämme sausen…
Von hier haben wir uns vorgenommen, dem Fluss möglichst nahe bis Zaragoza zu folgen. Im Unterlauf recht einfach, indem man der 12er folgt.Diese finden wir jedoch erst nach Tortosa, davor glich die Fahrt eher einer Schnitzeljagd. Tatsächlich folgt die Strasse nun brav dem Fluss. Am letzten Wehr des Ebros können wir von einer Plattform aus das Kraftwerk und die Abflüsse in die Bewässerungskanäle an beiden Ufern einsehen. Das Kraftwerk bekommt ein kümmerliches Wässerchen zur Stromproduktion, der grössere Teil fliesst in die Kanäle zur Landwirtschaftlichen Bewässerung in der Ebene und dem Delta. Wir Staunen und wissen noch nicht, dass bis Zaragoza noch weitere Staudämme folgen, die vermehrt auch der Stromproduktion dienen. Jetzt geniessen wir die Fahrt durch die schöne Flusslandschaft. Unterbrochen durch Bauwerke, wie das «Castell de Miravet». Bei Flix müssen wir auf ein Strässchen ausweichen um weiter dem Fluss folgen zu können. Hinter der Staumauer von Riba-roja, unmittelbar am See, bleiben wir über die Nacht...
In der Offline-Karte können wir den kleinen Weg weiter verfolgen und nehmen in unter die Räder. Abenteuerlich geht es entlang von Schluchten und über einen Pass, bis wir auf die Strasse nach Mequinenza treffen. Da ist wieder eine hohe Talsperre, die den vermutlich grössten Stausee im Ebro bildet. Weiter über Caspe nach Escatron mit dem Atomkraftwerk. Oder ist es anders herum? Das neue Dorf zum Atomkraftwerk, könnte auch passen. Hier müssen wir den Ebro queren und kommen zügig an den «Mirador de Los Meandros» in Sastago. Malerisch liegt das Städtchen und die Brücke zu Füssen. Die eingetragenen Wassermühlen sind leider zerfallen oder nicht zugänglich… Um Quinto sind Hinweise am Strassenrand auf Aussichtspunkte auf das «Mare de Aragon» Damit ist die weite fruchtbare Flussebene gemeint die sich bis Zaragoza ausbreitet. Lustig sind die vielen Storchennester auf Strommasten oder Antennenanlagen anzusehen. Die Störche fühlen sich sichtlich wohl in Aragon…
Wir sind gut auf dem städtischen Campingplatz Zaragoza angekommen und wollen uns die Stadt näher anschauen. Zaragoza war die Hauptstadt vom Königreich von Aragon und dieses war über einen langen Zeitraum tonangebend in Spanien und dem heiligen römischen Reich. Die Könige wurden durch die Päpste vermeintlich reich belohnt, als sie die Vertreibung von Muslimen und Juden aus dem Land Aragon nach Rom melden konnten. Sie bekamen Sardinien und ein Teil von Korsika zur Ausbeutung. Leider verheimlichte der Papst die Aufsässigkeit der Inselbewohner… Im verschwenderischen Wappen der Könige Aragons finden sich jedenfalls die Mohrenköpfe Sardiniens. Wer nun von wem abkupferte… Mit dem Bus kommen wir bis zur «Porta del Carmen» vor dem relativ alten Stadtviertel. Warum relativ, weil das Heer Napoleons 1808 beim Angriff auf die Stadt sehr erfolgreich Brandsätze mit der Artillerie verschossen hat und sehr viele Bauwerke den anschliessenden Feuersturm nicht überstanden haben… Alte und sehenswerte Bauwerke gibt es jedoch noch zur Genüge. Wir marschieren los, vorbei am Theater, Palacio de la Real, Kirchen, hinaus auf die «Plaza del Pilar» und lassen die mächtige Basilika auf uns einwirken. Fototechnisch erfassen wir die Bauwerke rund um den Platz an diesem Morgen. Kirchen, Paläste mit Museen oder Justizverwaltung. La Lonja und die Kathedrale La Seo. Spazieren weiter an den Ebro, bewundern die vielen Autobusse die über die Fussgängerbrücke fahren?! Können uns da bis zur Mitte durchkämpfen und die Basilika in einem noch besseren Winkel Fotografieren. Wieder zurück auf den Platz bestaunen wir das Wasserspiel und gehen weiter auf die «Piaza Cesar- Augusto» mit dem Römer aus Stein. Am Weg das wenige von der römischen Stadtmauer. Weiter durch das Nordafrikanisch geprägte Viertel «El Gancho» zum «Palacio de la Al- Jaferia / Cortes de Aragon» Grosse Enttäuschung! Weil in dem Bauwerk zugleich das Provinz Parlament seinen Sitz hat, gelten die Öffnungszeiten der Verwaltung… Bis in den späten Nachmittag wollen wir nicht warten und gehen zurück in das «El Gancho» Viertel. Bei einem Reparatur-Shop lässt Therese ihrem Spider- Handy ein neues Display aufziehen und ich mache mich im Barber Shop hübsch… Mit dem Vorsatz am nächsten Morgen nochmals zu kommen machen wir uns auf den Heimweg.
Wir lösen den Vorsatz ein und besichtigen als erstes La Lonja mit seiner tollen Deckenkonstruktion. Die Ausstellung einer örtlichen Künstlerin, Eva Armisé wird natürlich auch mit besichtigt. Von der Kunst angehaucht, Besuchen wir gleich die Ausstellung von Goya, er ist ein Sohn Aragons. Das beste Bild war ein Porträt seines Sohnes, sehr lebendig und eindrucksvoll. Seine Radierungen in sehr grosser Zahl zeigen die vielen depressiven Lebensabschnitte. Gott sei Dank auch Anzeichen eines ausgeprägten Humors. Therese stellt fest, dass seine besten Werke wohl im Ausland gezeigt würden, unter anderem in Riehen.Wir achten natürlich darauf, für den Besuch des «Palacio de la Al-Jaferia» pünktlich zu sein. Die verschiedenen Eroberungen sind dem Palast nicht gut bekommen, ist doch viel der originalen Bausubstanz zerstört. Im 20. Jh. ist man sich der Freveltaten bewusst geworden und hat sehr intensiv, nach Möglichkeit Originalgetreu renoviert. So wurde die Front mit den Türmen praktisch neu erbaut. Der Thronsaal und Festsaal der Könige sowie das ehemalige Schlafzimmer der späteren Königin Isabella sind dank der toll verzierten Decken sehenswert.Die Muselmanen würden Staunen, welche Funktionen ihr ehemaliges «Schloss der Lustbarkeiten» im laufe der Jahrhunderte durchlaufen hatte… (Höchstwahrscheinlich auch die katholische Isabella, residierte sie doch in einem ehemaligen Harem :-) )Die Ausfahrt aus der Stadt bereitete keinerlei Probleme.
Immer wieder in Staunen versetzt die interessante Topografie in diesem Land. Bei Piraces z. B. folgen wir einem Hinweis zu «Arte y Naturaleza».Das Kunstwerk steht an einer super Stelle mit Blick in einen eindrücklichen Canyon. Im Hinterland von Huesca, bei den Dörfern Bolea, Anies, Ayerbe und Loarre treffen wir wieder auf grosse Pflanzungen von Mandelbäumen! Scheinbar sind wir hier etwas zu früh um die volle Blütenpracht zu sehen. Dennoch, vom «Castillo de Loarre» ein wunderschöner Anblick! Am anderen Morgen sind Spychers froh, das «Castillo» gleich bei der Ankunft besucht zu haben. Es ist deutlich unter Null und von den Bergen weht ein strammer Wind. Unser Auto erscheint uns super kuschelig, so dass wir kaum die Nase hinaus strecken und umgehend die Heimfahrt antreten.
Diese führt uns hinauf in die Zentral-Pyrenäen. Vor Santa Maria erfreuen wir uns an den 275 Meter hohen «Malos de Riglos» die sich Lämmergeier, Falken und Adler zur Wohnstatt auserkoren haben. Gruppen von Homo Sapiens versuchen ebenfalls die «mahnenden Finger» zu bezwingen. Das soll sich schwieriger gestalten, da die Flügel fehlen… Kurz nach dem Dorf fahren wir hinein in das Tal vom Rio Gallego und gleich anschliessend des Rio Guara. Ein wunderschöne Fahrt durch einsame Wälder und Schafweiden bis nach Boltano. Höhepunkt des Tages, der erste Blick auf die verschneiten Bergspitzen an der «Puerto Serrablo» (1291MüM)
Am folgenden Morgen geht es weiter über Bielsa durch den schmalen Tunnel mit Einbahnverkehr hinein nach Frankreich. Die Route nach Hause planen wir in etwa wie flogt: Wie im Kochbuch «man nehme» einen Bleistift, die Strassenkarte von Frankreich und zieht einen eleganten Bogen von den Pyrenäen hinüber nach Genf. Danach gilt es die naheliegende Strasse zu suchen und grosse Städte zu umfahren… Im spähten Nachmittag, nach einer interessanten Fahrt, kommen wir nach Grenade bei Toulouse. Unterwegs haben wir wieder Blühten gesehen. Gelbe Mimosen künden vom nahen Frühling. Der Ort selber hat sicherlich schon bessere Zeiten gesehen! Davon zeugen die ehemals prächtige, heute düstere Kirche und die Markthalle aus dem 12 Jh. Der Stellplatz jedoch ist auf dem neuesten Stand und soll helfen Touristen anzulocken. Jetzt sollte zumindest ein Cafe geöffnet haben, aber Pustekuchen… Auf der D17 weiter hinauf nach Figeac und auf der N122 nach Aurillac im Cantal. Die Berge werden wieder höher (bis 1855MüM) und die Kühe zahlreicher. Wie wir feststellen stimmt die Qualität des Käses ebenfalls! Nach einem kleinen Tunnel liegt überraschend Schnee am Rand der Strasse. Auf die Montaines du Cantal folgen die grünen, erkalteten Vulkankegel des Puy de Dome. Auf der A75 erreichen wir recht spät einen Platz in Issoire... Im Reisetagebuch steht für Heute: Von Issoire bis Mijoux (vor der CH Grenze beim Valle de Joux) quer durchs Land, schön aber ein langer Tag… Nach dem Besuch meiner Schwester am Fusse des Waadtländer Jura kommen wir gut nach Hause…