2015

Israel - 1. Teil

von
veröffentlicht am

12.05.2015 - 21.05.2015

Alles soll aus dem Auto geräumt werden! Sie lässt keinen Einwand unsererseits gelten, alles kommt raus und wird anschliessend auf dem Gepäckband durchleuchtet! Also sind wir am ausräumen, es ist unwahrscheinlich was wir alles durch Afrika geschleppt haben, aber „fast“ nichts kam uns überflüssig vor. Der nette Herr, der nach dieser Aktion das Auto unter die Lupe nahm, verhinderte das auch noch die Vorhänge und der beinahe „fest“ eingebaute Berge-Seilzug aus dem Wagen mussten. Danke! Später bemerkten wir an losen Teilen des Armaturenbrettes, dass auch dieses zur Inspektion geöffnet wurde. Unterdessen krampfte Theres und ich am Durchleuchtungsband. Erstaunlich wie viel der junge Mann am Monitor über unser Inventar wusste, er konnte sogar den Kompressor auf dem Bildschirm identifizieren und seiner Azubi vorführen! Zwischendurch sind wir ausreichend mit Wasser versorgt worden, man wollte nicht riskieren, dass wir in der Hitze schlapp machten. Nach der Durchleuchtung, auch von uns, wurden wir für drei Monate durch die Migration in Israel willkommen geheissen. Nicht mit einem Stempel wie in Afrika üblich und so wichtig, nein mit einem Strichcode auf einem Papier, so dass der Pass weiterhin für arabische Länder zu gebrauchen ist. Mittlerweile wurde auch das Auto frei gegeben und es heisst alles wieder einräumen! Mit dem fahrbereiten VW geht es weiter zum Zoll, wo uns nach dem prüfen des Fahrzeugausweises und der grünen Versicherungskarte die auf zwei Monate beschränkte Fahrerlaubnis für Israel ausgehändigt wird.

Jetzt aber nichts wie weg hier! Froh dass alles Überstanden ist, rollen wir vorsichtig gegen die Stadt Eilat. Natürlich sind wir fix und foxi. Unser trachten gilt nur noch einem annehmbaren Stehplatz. Der einzige uns bekannte Camping, ist nur für Zelte zugänglich. Nicht einmal auf dem Parkplatz lässt man uns stehen. Bei einem Taucherclub sehen wir ein paar Wohnwagen und versuchen noch einmal unser Glück. Da begreift man unser Begehren auch nicht auf Anhieb, es ist doch alles frei, man stellt sich ans Meer wo ein Platz ist! Überall in Israel ist es so! Aha, das sind für einmal gute Nachrichten! Nahe der Grenze finden wir einen Platz am Wasser, auf der Bergseite graben wir zwei Löcher und stellen so den VW waagrecht für drei Nächte an den Golf von Akaba!

Mit einer normalen Schwimmbrille erkunden wir die Korallenbänke vor unserem Stehplatz. Schon das ist ein tolles Erlebnis!

Der Besuch des Unterwasser Observatoriums im „Oceanarium“ von Eilat ist sensationell schön. Noch ist die Welt hier unter dem Wasser in Ordnung. Allerdings schwebt auch hier immer mehr Abfall, vor allem Plastik im Wasser. Der schmale Golf von Akaba kann so etwas nicht endlos verkraften. Es gilt so schnell als möglich die notwendigen Massnamen zur Verhinderung weiterer Verschmutzung zu treffen!

Von Eilat geht es weiter nach Norden in den Park Timna in der Negevwüste. Wie viele schöne Orte in Israel wird auch dieser Themen und Naturpark durch ein Kibbuz betrieben. Es gibt sehr schöne Felsformationen zu bewundern.

In der kleinen, zugehörenden Oase übernachten wir (zu teuer!). Am anderen frühen Morgen machen wir Wanderungen zu Kupferminen und Kupferschmelzen aus der Pharaonenzeit. Timna war für die Ägypter ein wichtiger Lieferant des begehrten Metals.

Es gibt hier vermutlich der am weitesten im Osten liegende, kleine ägyptische Tempel von Hator. Die in den Felsen geritzten Zeichnungen sind noch zu erkennen.

Mitten durch die Negev, vorbei an Kibbuzen mit ausgedehnten Dattelpalmenkulturen geht es weiter nordwärts. In der Nähe der sehr grossen Militäranlagen sind verschiedene kleine Ortschaften entstanden (logisch, kein Foto). Es sieht schon marchialisch aus, wenn in der Wüste so gegen 20 Abraham Panzer und anderes Sandfarben gestrichenes Material in ihre Stellungen rasen. Ausgeschildert ist der Waffenplatz entlang der Strasse mit 38km.

Der Makhtesh Ramon Crater ist eine der grössten Depressionen Weltweit. Nicht von vulkanischem Ursprung, sondern durch Absenkungen in der Erdkruste entstanden. Bei der Ortschaft Mitspe Ramon suchen wir länger nach dem beschilderten Camping. Es hilft nichts, wir fragen auf der Tankstelle wo den der Platz zu finden ist. Wieder etwas neues, der als Camping ausgeschilderte Platz, ist das von der Gemeinde bereitgestellte und ausgerüstete Gelände zum Piknicken. Der Tankwart meint es sei kein Problem wenn wir da über Nacht bleiben. Also versuchen wir auf dem Camping, der eigentlich ein Picknickplatz ist, zu Campieren. Unter den Pinien schlafen wir herrlich!

Bei Yerukham findet man die nächste Depression, Ha-Makhtesh- Ha- Gadol, wiederum ein sehr Eindruck heischender Platz. Hier wird die Wüste langsam zur Halbwüste, vereinzelt gibt es auch ausserhalb der Oasen etwas Vegetation.

Yerukham hat einen See. Eigentlich ein Brauchwasserbecken für die Gemeinde mit einem angelegten Pinienwald und Sanitäreinrichtungen. Im Ort kann man auch gut Einkaufen und so wird es unbeabsichtigt zu unserem kleinen Basislager. Früh an einem Morgen machten wir uns auf die Socken, den See zu „Umwandern“ Vom Startpunkt war die Krakenartige Form des Gewässers nicht einzusehen, aber unterwegs staunten wir doch, wenn wieder ein neuer, schmaler Seitenarm auftauchte. Diese zu umgehen gestalteten sich nicht immer einfach

Auf der Fahrt zum toten Meer durchqueren wir wieder eine Depression, „Ha Makhtesh Ha Gadol“ Wesentlich kleiner als die vorhergehende, aber dadurch besser einsehbar und spektakulärer.

Der Wüste werden viele Schätze abgerungen, so sehen wir aktive Gewinnung von Kupfer, Soda, Magnesium und nahe am toten Meer wird eine gigantische Chemiefabrik betrieben.

In En Bokek genossen wir ein Bad im toten Meer. Man muss echt aufpassen, dass es nicht zu einem „Dreher“ kommt! Sonst ist ein Schluck der Salzbrühe kaum zu vermeiden! Auch leicht entzündete Weichteile (vom langen Sitzen) freuen sich nicht über das versalzene Badewasser! Eine gute Salbe wirkt danach Wunder. Dennoch ist die Anlage in Bokek toll! Die drei Kurhotels bieten auch einen öffentlich freien Strand mit allem Notwendigen, wie Duschen und Bier zum spülen! Die Hitze vor Ort ist nicht für jedermann. Mit 47°C erfahren wir unseren Spitzenwert auf der Reise! Ist ja nicht verwunderlich, man ist 410 Meter unter dem Meeresspiegel! Zum Übernachten fliehen wir der Hitze in unseren Wald am See!

Dem nächsten Ausflugsziel am toten Meer nähern wir uns durch die Hintertür. Masada, die Fluchtburg von Herodes liegt versteckt über dem Salzgewässer. Es ist ein grosses Heiligtum der Juden. Die von den Römern zerschlagenen Reste des jüdischen Aufstandes sammelten sich hier zum letzten Widerstand. Die römischen Soldaten brauchten fast zwei Jahre um die Festung zu stürmen. Das gelang schlussendlich über einen grossen, aufgeschütteten Dam auf der Nordseite. Früh am Morgen machten wir es den Römer nach und erstürmten über eben diesen Damm das Denkmal. Zugegeben, unsere Pausen waren etwas mehr in die Länge gezogen als die der Legionäre!

Das frühe Aufstehen wurde mit einem schönen Sonnenaufgang über den jordanischen Bergen belohnt.

In Masada findet man nicht einfach eine Festung, es ist ein Zeugnis der damaligen Zeit mit Palästen und Bäder im römisch- hellenistischen Stiel, Googeln ist sicher lohnenswert!

Wir sind weniger als 100km von Jerusalem entfernt. Die logische Fortsetzung der Reise wäre über die N 90 / N 1 oder N 60 (Hebron, Bethlehem) in die heilige Stadt. Das würde uns aber durch die autonomen Gebiete Palästinas führen und könnte bedeuten, dass wir wieder einem Sicherheitscheck beim Verlassen unterzogen werden. Das möchten wir aber nicht noch einmal mitmachen. So sind wir sehr bedacht diese Gebiete zu umfahren. Mehrheitlich auf Regionalstrassen, durch schöne Wälder und über viele Hügel fahren wir nach Jerusalem.

Da gibt es einiges zu sehen und zu Fotografieren. Besonders in der Altstadt, die wir durch das Jaffator mit dem eindrücklichen Davidsturm betreten.

An der Klagemauer spazieren wir unbedarft in den Abschnitt der den Frauen vorbehalten ist. Die Aufsicht verweisst mich jedoch bestimmt auf die Männerseite.

Durch die Gassen der alten Stadt geht es dann wieder zurück, vorbei an der sehr schlichten Erlöserkirche, die uns sehr beeindruckte.

Um ein paar Ecken kommen wir zur Grabeskirche, hier soll Christus begraben sein, entsprechend sind fünf unterschiedliche christliche Konfessionen an der Stätte in dieser weitläufigen Kirche vereinigt.

Als wir in den Kirchhof kommen, beginnt in unmittelbarer Nachbarschaft der Muezzin mit seinem Aufruf zum Gebet. In Jerusalem handelt sich alles um Religion, es ist die heilige Stadt für Muslime und Christen!

Zum Übernachten fahren wir auf der R 395 aus der Stadt, in den Sataf Park nahe Kerem. Ein super Platz auf einem Hügel mit Pinien und grandioser Aussicht. Nicht zu verachten, der kostenlose Camping mit Trinkwasserversorgung, Sanitäreinrichtung beim Kiosk und Ziegenkäse beim etwas kauzigen ex Franzosen am Fuss des Hügels!

Der Parking nahe dem Jaffator ist einfach zu erreichen und bietet Plätze für hohe Fahrzeuge zu günstigen Tagestarifen. Von hier geht es am anderen Morgen zuerst auf den Ölberg, mit der grandiosen Aussicht auf  das in der Morgensonne liegende Jerusalem. Alles bestimmend der Felsendom mit seiner golden Kuppel. Es ist eine der drei heiligsten Stätten des Islam, von diesem Platz soll Mohamed in den Himmel geritten sein. Etwas versetzt, ein klein wenig bescheidener, die orthodoxe Kirche mit ihren sechs goldenen Zwiebeltürmen.

Zurück am Jaffator besuchen wir das sehr aufschlussreiche, informative Museum im Davidturm! Eine alle Religionen übergreifende Information über die Siedlungsgeschichte von Jerusalem.