Israel - 2. Teil
von Theres & Danielveröffentlicht am22.05.2015 - 09.06.2015
Von „unserem“ geliebten Sataf Park wollen wir in den Norden des Landes. Streng achten wir auf die „Zonengrenze“ des Palästina-Gebietes. In den dicht besiedelten Landesteilen wird diese tatsächlich durch Betonwände, Stacheldraht oder beides zusammen Markiert, eben wie ehemals die DDR. Es stimmt traurig, dass sich die Geschichte immer wiederholt! Wie sich das Leben in diesen Regionen entfaltet können wir nicht nachvollziehen. Kleine Städtchen und Dörfer sind durchmischt mit unterschiedlichen Religionen, Juden, Muslime und auch Christen scheinen miteinander klar zu kommen. Dennoch sind viele Männer Bewaffnet unterwegs, es ist verwirrend! Zusätzlich das Palästina-Gebiet, das ist nochmals in unterschiedliche Verwaltungszonen unterteilt (auch Jerusalem). Seit dem 6-Tage Krieg „gehört“ alles zu Israel, die Armee ist entsprechend strikt mit Kontrollen. Palästinensische Gemeinden wie z.B. Bethlehem verwalten sich selber und stellen auch die Polizei. Dann gibt es eine gemischte Zone und natürlich immer wieder die fundamentalen jüdischen Siedler, die überall ihre Besetzungspolitik erzwingen wollen. Wie gesagt, für Aussenstehende kaum nachvollziehbar. Wir erreichen auf den durchwegs sehr guten Strassen zügig Megiddo.
In Megiddo, andere Quellen nennen es „Armageddon“, schlafen wir mangels alternative vor dem Tor zum Kibbuz auf einem kleinen Picknickplatz. Wir löffeln gerade die Suppe, da kommt eine Polizeistreife vorbei und nimmt uns in Augenschein. Sie finden alles OK und wünschen uns eine gute Nacht.
Am anderen Morgen lassen wir wieder die Geschichte dieser 6000 Jahre alten Siedlung auf uns wirken! 20-mal ist Megiddo nach kriegerischer Zerstörung wieder neu aufgebaut worden! Am prächtigsten durch die Kaaniter, zuletzt durch König Salamon.
Vieles ist durch Funde belegt, durch Schrifttafeln können Ereignisse nachgelesen werden, so auch das senden von 1500 Kampfwagen mit Pferden an die Perser. Very Interesting!
Von da ziehen wir in die Gilboa Berge. Auf ausgewiesenen 4x4 Strässchen kommen wir ohne Probleme zu schönen Aussichtplätzen. Der Gipfel des Har Giborim bleibt auf der Wanderung aber unerreichbar. Dornengestrüpp und dicht an dicht stehende Kaktusse verhindern dies. Aber auch so breiteten sich die fruchtbarsten Täler Israels, Yizre El und Kharod prächtig vor uns aus. Der Gilboa bietet sich auch als guter und vor allem angenehm kühler Übernachtungsplatz an!
In Gan ha Shlosha, einer Quelle mit drei unterschiedlich frischen Badepfützen können wir uns und wie „gefühlt“ ein drittel der Bevölkerung erfrischen. Das Sonntagsvergnügen steigert sich zum Wellness-Ereignis als die heisse Dusche auf uns niederprasselt!
Der Besuch auf dem Berg Tabor bringt uns wieder der jüdischen und biblischen Geschichte Nahe. Grenzmarke der Stämme Isachar und Zebulon, Treffpunkt der Völker, Sammelpunkt der Soldaten um Deborah und Barrak, Berg der Poesie, verewigt in der Verklärung Christi. Heute mit einer sehr schönen geschmückten Basilika.
Der See Genezareth empfängt uns mit viel Wärme, sehr viel Wärme! Kaum verwunderlich, liegt er doch ca. 200 M unter Meeresniveau. Nahe Ein Gev sind wir am See nicht gerade alleine, aber gegen Abend, beim Eindunkeln, sind die meisten Badenden nach Hause umgezogen. Wir haben den See und leider auch den zurückgelassene Abfall für uns! Am Morgen früh können wir die Stadt Tiberias am anderen Ufer im Morgenlicht bewundern und mit den anrückenden Reinigungskolonnen ist die Welt wieder in Ordnung. Es gibt trotzdem zu Denken, dass nach einem Wochenende hunderte ausrücken müssen, um den Müll der „Gäste“ aufzusammeln…
In Tiberias besichtigen wir die Hammat - Tiberias Ruinen, heisse, schwefelhaltige Quelle mit Badeanstalten. Auch hier, alt, noch älter und ganz uralt. Aus dieser Zeit sind die schönen, freigelegten Mosaikböden zu besichtigen. Leider ist ansonsten nicht viel mehr schönes übrig geblieben, die Stadt präsentiert sich als eine billige Kopie von Monaco. Oberhalb, also ca. bei 0m.ü.M., gibt es einen Schweizerwald, wo tatsächlich zwei Schweizer in angenehmer Kühle Campen konnten!
Der See Genezareth ist bekannt durch das wirken Jesu. Die Kreuzritter und die sie begleitenden Geistlichen haben an den in der Bibel beschriebenen Stätten Kapellen und Kirchen gebaut, die heute ein Zeugnis dieser bewegten Zeit sind. So auch die Brotvermehrungskirche am nördlichen Ufer. Zuerst eine Kapelle, mit den Römern nachempfundenen Stiel herrlicher Mosaikböden, später erweitert zu einer stattlichen Kirche.
Ganz im Norden speist der Jordan den See. Der Fluss spielte immer eine wichtige Rolle bei allen politischen Auseinandersetzungen in der Region. Jetzt im späten Frühjahr ist die Wasserführung kläglich, kaum der Rede wert, wir sind enttäuscht!
Mag sich noch jemand an die Nachrichten über die Kampfhandlungen bei den Golanhöhen erinnern? Heute ist es da eher ruhig und es gibt einige „Grenzkibbuzim“ die in den Golanbergen versuchen die jüdische Lebensart zu festigen. Vornehmlich wird Vieh auf weiten Weiden gehalten und es gibt viele Plantagen mit Steinobst. Mit Staunen betrachten wir die ehemaligen syrischen Stellungen, davor die immer noch sehr ausgedehnten Minenfelder und natürlich die sehr hohe Militärpräsenz von Israel. Immer wieder der Warnhinweis auf Panzer, die überraschend die Strasse kreuzen könnten. Ab und zu begegnen uns auch Fahrzeuge der UN und das macht uns klar, wie fragil der Frieden im Golan eigentlich ist. Die Nacht im Golan ist für uns sehr friedlich und Heimelig, auf der Weide, unter einer kleinen Gruppe Eichenbäumli als Schattenspender und Rinder die sich beim Eindunkeln um den VW scharen, wir schlafen wie die Götter!
Nun sind wir ganz im Norden angekommen, vor uns sehen wir den Berg Khermon. In den Tälern ringsum sind die Bauern mit der Kirschenernte beschäftigt. Das Kibbuz Neve Ativ betreibt auch eine Seilbahn und präpariert im Winter Pisten zum Skifahren. Wobei entlang der Strasse sieht man eigentlich mehr Hinweise für den Apré Ski als für eine sportliche Betätigung.
Das Fort Nimrod liegt unweit der alten Strasse nach Damaskus in strategisch sehr guter Lage. Grundstein legten die Kreuzritter, aber nach deren Vertreibung bauten die arabischen Heerführer die Anlage noch weiter zu ihrem Nutzen aus. Erdbeben und die Türken haben das Fort so geschwächt, dass es schlussendlich aufgegeben wurde.
Ein weiterer Abstecher führt uns auf den Tell Hazor. Ebenfalls eine Geschichtsträchtige Stätte. Ihre erste Blüte erlebte sie im 17. und 18. Jhr vor Christus. Erstaunlich, wie in Megiddo, ist das ausgeklügelte Wassersystem. (Es lohnt auch hier zu Googeln!)
Monfort, an unserem Weg an die Küste, schmückt ebenfalls eine Burganlage. Diese ist von Christen bewohnt und die zur Gemeinde gehörende Marien Kirche ist ein rege besuchtes Pilgerziel.
In Akhziv, kommen wir zum ersten Mal wieder ans Mittelmeer. Mit etwas Heimweh im Herzen, meinen wir, weit hinter dem blau- grünen Wasser das Alpenglühen zu sehen?! Im Ernst, es war ein gutes Gefühl wieder am Mittelmeer zu stehen, somit war faktisch unsere Afrikareise hier zu ende. Nur Geduld, zum Erzählen bleibt noch etwas übrig. Hier gibt es ebenfalls eine verfallene Kreuzritterburg wie in weiteren Orten an der Küste.
Etwas weiter im Süden liegt die bekannteste Kreuzfahrer Festung, Acre (Akko) Der für die Seefahrer günstig gelegene Ort, wurde schon in Vorzeiten besiedelt und befestigt. Die Kreuzritter haben ihn zu Ihrem strategischen Zentrum im heiligen Land mit viel Raffinesse ausgebaut. Der Felsenhügel wurde nicht einfach mit einer Festung überbaut, sondern mit Gewölben und Laufgängen bis in den Hafen erweitert. Diese unterirdischen Bauwerke sind heute noch zu besichtigen, wer möchte kann sie ablaufen. An der frischen Luft gibt es den Hafen mit seinen Fischerbooten zu sehen und feinen frischen Fisch zu kaufen.
Von der Burg kann man bis nach Haifa schauen. Seit kurzem ist uns bekannt, dass die Grimaldi Reederei den Fahrplan umgestellt hat und wir ab diesem Hafen nach Europa fahren. Die weitere Wartezeit auf das RoRo Schiff verbringen wir also noch mit dem Anschauen von diversen Touristenzielen. So besuchen wir die alte Römerstadt Zipori, nahe von Nazareth. Da sind bei Ausgrabungen herausragend erhaltene Mosaike gefunden worden! Bekannt unter dem „Nilhaus“ und „Mona Lisa von Galiläa“ Ebenso Beeindruckte uns das noch im Original erhaltene Stück der Hauptstrasse und die Wasserversorgung in den römischen Häusern, da könnte so mancher Ort in Afrika etwas lernen!
Die Warteschlaufe führt uns noch einmal nach Jerusalem, insbesondere in das Rockefeller und Israel Museum. Unterwegs wurden uns diese Museen empfohlen. Wir fanden besonders das Israel Museum sehr gelungen und interessant!
Durch die ansprechende Frühlings-Landschaft ging es wieder an die Küste bei Ashkelon. In den Dünen fanden wir ein Camp, das uns mit Sanitären Einrichtungen lockte. Wir wurden aber enttäuscht. Die Wellen waren so hoch und der Strand zerklüftet, Baden war für uns nicht möglich. Beim Einnachten kommt ein Auto ums andere, mit dem überlauten Bass auf voller Lautstärke versuchen sie einander zu übertönen. So haben wir bis in den frühen Morgen kaum ein Auge zumachen können. Beim Aufstehen ein weiteres Ärgernis, die Kunststoff- Sandalen aus Kenia sind mir abhanden gekommen. So bleibt uns das Revier zwischen den Industriestädten Ashkelon und Ashdod in zwiespältiger Erinnerung.
Sehr angenehm Old Jaffa bei Tel Aviv. Schön restaurierte Häuser, gepflegt und mit mediterranem Flair kann sie die Gäste betören. Wir sind sehr angetan, der Inhalt des Geldsäckels jedoch bekommt da schnell die Schwindsucht! Der Grossraum Tel Aviv ist sehr modern und aufgeräumt, trotz seiner Urbanität, ein Stadtgebilde mit Lebensqualität.
In Cäsares lassen wir uns noch einmal in die zeit von König Herodes entführen. Er hat hier den grössten Hafen nach Alexandria am Mittelmeer gebaut. Mit einer erstaunlichen Technik wurden die Hafenmauern und Wellenbrecher in das Meer eingelassen und auf dem Festland eine moderne römische Stadt erbaut. Mit Äquadukten zur Wasserversorgung, Theater und römischer Zirkus zur Belustigung der Bevölkerung. Die Byzantiner und die Kreuzritter konnten sich noch an ihr erfreuen. Aber die muselmanischen Eroberer waren so über die Wehrhaftigkeit erbost, dass sie nach der Bezwingung der Kreuzritter die Stadt schleiften. Erst als im 19 Jh. Vertriebene aus Bosnien hier angesiedelt wurden, kam sie wieder ins Bewusstsein der Menschen. Der franz. Baron de Rotschild legte die Stadt wieder frei und gründete in der nahen Umgebung neue Siedlungen. Für uns ist es die letzte alte Stätte im Land, die Wartezeit auf unser RoRo Schiff verbringen wir im Mont Carmelgebirge (Hügel) im Hinterland von Haifa.
Die Zeit füllen wir mit Spaziergängen, Abkochen auf dem Feuer (das Gas ist leider alle) und Reisberichte verfassen. An Bord werden wir kaum Internetverbindung haben, der Bericht über die Reise auf der „RoRo MV FIDES“ wird etwas später von zu Hause ins Netz kommen.