2015

Kenya - 2. Teil

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veröffentlicht am

01.02.2015 - 04.03.2015

Es ist Sonntagmorgen in Eldoret und wir stecken beinahe Hoffnungslos im Stau fest! Die Hauptstrasse ist durch den Stadtlauf gesperrt. Aber es gibt keine ausgeschilderte Umfahrung und hunderte Fahrzeuge, auch die vielen LKW mit Gefahrgut, zwängen sich durch die Stadtviertel! Es ist eine glänzende Vorstellung vom unfähigen Polizeiapparat! Es grenzt an ein Wunder wie kreativ afrikanische Chauffeure ihre 40 oder gar 60 Tonnen zwischen Marktständen, geparkten Autos und den Menschen hindurch lenken. Meine kreative Leistung endet im Strassenmarkt, aber geduldig räumen die Händler ihre Sachen weg und winken mich durch die Engstellen. Typisch Muzungu denken sie und lachen uns aus, ja Lachen scheint hier die beste Lösung! Nach dem Debakel kommen wir auf die C51, diese Strasse führt uns nach Iten und in einem Bogen weiter auf  Tambach. Beide Orte sind Hochburgen der berühmten kenianischen Läufer. Aus einer dieser Kaderschmieden wird auch der Sieger des Stadtlaufes kommen! Für uns interessanter die erneute Fahrt durch den Grabenbruch hinunter in das Keriotal. Nur dreissig Kilometer weiter nördlich als am Vortag, aber unter richtig guten Strassenverhältnissen.

Die Tugen Hills überqueren wir bei Kabarnet, einem schmucken Städtchen, von da soll Kenyata, der „Landesvater“ herkommen. Viel Geld ist hier sicherlich geflossen, so abseits wie es liegt und dann so viele Banken am Rand der Strasse, das haben wir in Kenya noch nicht gesehen. Die Aussicht von den Bergen, bis zum Lake Baringo im Osten ist einprägend!

Von Kabarnet geht es wieder ca. 1500m hinunter in das Rift Valley. Entsprechend wird es heiss und ändert die Vegetation. Buschland säumt die Strasse, in den Bäumen sind oft Bienenkästen ausgehängt. In einem Dorf lassen wir uns zum Kauf von 1kg Honig überreden, wir haben es nicht bereut.

Auf Robert’s Campsite, am Lake Baringo, verbringen wir drei Tage mit den Toggenburgern und einem Paar aus Bayern. Theres und ich bemühten uns, beim Boggiaspiel als Sieger abzuschneiden.

Wie die Bilder zeigen, umgibt uns hier eine interessante Tierwelt: Krokodile, Hippos, Warane und viele Vögel wagen sich bis in die Nähe der Autos. OK, das Kroki blieb 20m weg im Wasser, die Hippos jedoch grasten beim IVECO vor der Türe!

Links und rechts der Campsite sind einige Häuser vom See wieder erobert worden. Etwas weiter unten stehen die Gebäude des ehemaligen Lake Baringo Club bis zum Dach im Wasser. Der Seespiegel ist in den letzten Jahren beständig angestiegen und niemand weiss genau warum. Messungen zeigen weniger Regentage aber wenn es regnet, ist es viel intensiver als noch vor ein paar Jahren. Da der See keinen oberirdischen Abfluss hat, besagt eine Theorie, dass die gestiegene Sedimentmenge den oder die Abflüsse verschliessen. Ein Blick auf die Karte zeigt das grosse Einzugsgebiet. Der einzige Fluss der Region, der über das ganze Jahr Wasser führt, ist der Kerio. Dieser fliesst nach Norden und sollte sich in den Lake Turkana entwässern. Das gelingt im praktisch nie, er trocknet meistens in der Wüste aus. Der Ewaso Fluss verliert sich im weiten Land Richtung Somalia. Nur das Wasser vom Tana und Galana erreichen den Ozean. Die Niederschläge im Westen des Landes sammeln sich im Lake Victoria, oder fliessen direkt in den Nil. Dieser bringt es tausende Kilometer nach Norden, ins Mittelmeer, Gewaltig!! (Beim nächsten „Bädle“ im Mittelmeer, so ein Wassertropf könnte also durchaus von Tansania stammen!)

Weiter südlich am Lake Bogoria ist dasselbe Phänomen festzustellen, da sind zwei Campsites „Untergegangen“. Die verbliebenen touristischen Einrichtungen, ein Spa Hotel und der NP erwarten nur Finanzstarke Touristen! Sie warten und warten, vermutlich so lange….. bis W. Bush jun. mit Dolly Buster einfahren!! Wie schon so oft in Kenia, haben wir andere Budget Pläne.

Diese führen uns über Nakuru ;-) zur Thomson’s Fall Lodge in Nyahururu. Das Camp kann man zum Übernachten brauchen, für Camper ist es trist.

Südöstlich, über die B5 kommen wir bei Nyeri an den Fuss des Mt. Kenya. Sanft zieht die Strasse hinauf, mit schönen Aussichten zu beiden Seiten. Zur linken die Hügel der „Aberdare Range“ und dann immer dominierender der Mt. Kenya. Das verträgliche Klima lässt nicht nur ausgedehnte Kaffeeplantagen gedeihen, es ist auch der Sitz einiger der grossen Schulen von Kenya.

An der A2 wenden wir uns nach Norden. In Naro Moru schrammt die River Lodge gerade so am Budget, deshalb geniessen wir den schönen Garten doppelt. Von hier machen sich viele auf den Weg, den Mt. Kenya zu erklimmen. Wir verabschieden uns für eine längere Zeit von Stina und Turi, sie erwarten Familienbesuch, an der Küste.

Unsere Pass-Warte-Schlaufe führt weiter um den Mt. Kenya herum, zur Timau River Lodge. Das ist endlich wieder ein Camp nach unserem Geschmack! Einfach, sauber und freundlich und mit einem kleinen Wasserfall. Das indische Besitzerpaar, weit im Rentenalter, gibt sich Mühe den Betrieb aufrecht zu erhalten. Der Einbruch im Touristensektor sei noch nie so durchschlagend gewesen wie heute, erklärt der Mann: „der Tourismus in Kenya ist Tot“.

Das Camp ist aber noch recht lebhaft, Pfauen, Gänse, Enten, Truthähne und die Wachhunde streichen regelmässig um Auto und Tisch und versuchen etwas zu ergattern. Auch eine richtig grosse Schildkröte macht uns einen Besuch.

Wir fahren danach nicht direkt nach Meru, sondern nehmen eine kleine Strasse, die uns über Land führt. Durch die Getreidefelder von Farmen und kaum überschaubare Blumentreibhäuser in der Ferne.

Die abwechslungsreichen Hackanbaufelder der lokalen Bevölkerung sind eine Augenweide.

Besonders Eindrücklich die Fernsicht nach Norden! Unendliche Landschaft und doch immer wieder Höhenzüge die durch den Dunst scheinen

Von Meru bis hinunter nach Nembu wieder ein anderes Bild: Tropical pur, alles grün bewachsen mit Bananen, Kaffe, Mango und Papaya. Die schöne, Kurvenreiche Strasse ist aber gespickt mit unzähligen „Humps“. Es kommt einem vor, als dürfe jedes Haus ein paar dieser „Automörder“ auf die Strasse pflastern. Der Mt. Kenya ist kaum mehr zu sehen bis wir im NW von Embu in den Wald des Castle Forest fahren. Bei der Lodge ist ein wunderbar gelegenes Camp, natürlich mit Wasserfall!

Die Lodge ist das alte englische Verwaltungsgebäude mit einer Terrasse um das halbe „Castle“ „Mr. Englishman“ scheint eben vorgestern abgereist zu sein. Aber ein Näschen für schöne Plätzchen hatten die Herren aus Old England ohne Zweifel!

Der VW „macht Geräusche“. Die Antriebswelle vorne links, zuletzt in Cape Town repariert, scheint mir viel Spiel zu haben. Im Internet finden wir Ersatzteile in Nairobi, bei einem indischen Importeur. Also zurück nach Nairobi, schauen dass alles in Ordnung kommt. Vor Thika kommen wir an einer Ananasplantage von Del Monte vorbei. Weit breitet sie sich aus, ab und zu von Waldstreifen oder kleinen Weilern unterbrochen, eine Superlative! Auf einem Höhenzug ein Rastplatz mit Tankstelle, mit einem „View Point“ auf die Felder.

Mit den Ersatzteilen kommen wir wieder ins JJ’s und lassen alles von Chris durchsehen. Er findet alles im „grünen Bereich“ So packen wir die Teile unter das Auto, ins „Schmuggelkästli“ Die weitere Kenia Tour führt uns nun nach Westen. Zuerst zum schon bekannten Lake Naivasha und von dort über Narok in die „Loita Plains“ Hier ist Massai Land, mit ihren Herden ziehen sie durch das weite Land, nur behindert von den allgegenwärtigen Dornenbüschen. Die B3 wendet sich hier nach Nordwesten. sanfte Hügelzüge bestimmen die Landschaft und es wird sehr viel Getreide angebaut. Ein stimmungsvolles Bild bieten die Getreidefelder mit Schirmakazien.

Fieberhaft werden die Felder mit den unterschiedlichsten Geräten für die neue Saat vorbereitet. Die harte Erde wird mit Hacken, Ochsenpflug oder Scheibenpflug aufgebrochen. Auf einem Feld eine grosse Sämaschine, die sprengt das gewohnte Bild und wir möchten mehr darüber wissen. Es wird Weizen gesät, die Sojabohnen sind gut am wachsen, nur braucht es jetzt Regen wird uns erklärt. Da kommt ein Massai mit seiner Herde zwischen den Feldern. Nein eigentlich gäbe es keine Probleme mit den Viehherden der Massai, berichtet der weisse Farmer. Ernteausfälle verursachen aber die grosse Anzahl von Zebras die hier frei  herum streifen sollen (haben wir später noch gesehen). Wenn die Saat spriesst und alles grünt, müssen die Felder mit farbigen oder blinkenden Zäunen geschützt werden. Kilometer weit. Nebenher gibt er seinem indischen Vormann Anweisungen für die anstehende Arbeit. Er entschuldigt sich und rauscht mit seinem „Bakkie“ von dannen.

Auf den Höhenzügen von Kericho  bis Kisii ist der Teeanbau dominierend. Ein riesiger Teegarten breitet sich aus, nach der örtlichen Aussage, das grösste Teegebiet der Welt?!  Schön ist es anzusehen und schmecken soll er auch, sagen die Teeliebhaber. In Kericho brummt der Bär, es werden Strassen und Häuser gebaut wie wild. Das Tea Plantage Hotel, von „Mr. Englishman“ verlassen, verströmt seinen morbiden Kolonialduft. Es hat aber in weiter Umgebung den einzigen, halb zerfallenen Campingplatz  zu bieten.

In Kericho beschliessen wir mit einen Umweg über Kisii an den Victoriasee zu fahren. Die Hügelzüge um das Städtchen sind sehr dicht mit kleinen, verstreuten Gehöften besiedelt. Die grosse Anzahl Menschen die durch Hackwirtschaft versucht ein Auskommen zu erarbeiten verwundert uns immer wieder.

Kisumu am Victoriasee ist sehr lebhaft. Die landwirtschaftlichen Güter werden in Industriebetrieben zu Konsumgütern verarbeitet. Ja sogar eine kleine Raffinerie am Hafen sendet noch Rauchschwaden in den Himmel. Für die Beamten und höheren Angestellten des Distriktes gibt es eine gute Hotelinfrastruktur. Die Touristen kommen aber schon länger nicht mehr in die Gegend. Ein entsprechendes Camp mit Jachthafen, Ausflugsboot und Restaurant verlottert vor sich hin.

So wird es ein recht langer Tag bis wir den Kakamenga Forest erreichen. Da benützen wir wieder einmal unsere Beine. Auf einer schönen Wanderung durch den Urwald erholen wir uns vom „gerüttel“ auf den Strassen. Die „Humps“, in die Strasse eingelassene Schwellen zur Geschwindigkeitsreduktion, nerven uns in der Gegend besonders. Schade, dass es scheinbar kein anderes Mittel gibt um die Raserei in den Ortschaften zu unterbinden.

Bei der Weiterfahrt durchqueren wir den Wald und kommen fast am Äquator wieder einmal auf die A104. Dieser folgen wir Richtung Nairobi, aber bei Naivasha biegen wir in die Aberdare Ranges ab. Den Kinangop mit 3901MüM immer vor uns, windet sich die Piste auf das „South Kinangop Plateau“ hinauf. Da, auf ca. 2400m, ist eine kleine Wasserscheide. Entlang des „Thika River“ geht es über das karge und kühle Plateau, um dann sanft in ein grünes, tropisches Hügelland über zu gehen. Bei Thika wenden wir uns nach Norden und erreichen über Murang’a zum zweiten Mal die „Castle Forest Lodge“

Bei täglichen Spaziergängen geniessen wir die „Bergwelt“ hier am Fusse des Mt. Kenia.

Bei der Rückfahrt nach Nairobi können wir noch einmal über die vielfältige Natur staunen. Nach  der „Voralpen“ Zone kommt bei Embu der ausgeprägt tropische Landwirtschaftsbereich mit den entsprechenden Früchten. Da fahren wir einen weiten Bogen an die Stauseen, die im Südosten des Mt. Kenia aufgestaut wurden. Fünf dieser Wasserreservoire liegen hier in Knochentrockenem Land und liefern neben Wasser auch Strom für weite Teile von Kenia. Nach einer Nacht am Masinga Reservoir schliesst sich der Kreis wieder bei Thika. Beim durchqueren der Del Monte Farm können wir ein paar Schritte des Ananasanbau beobachten. Da läuft nichts mehr mit der Hacke oder Ochsenpflug! Mit grossen Maschinen wird das Feld vorbereitet.

Wie bei allen Monokulturen, muss auch mit der chemischen Keule für den optimalen Ertrag gesorgt werden. Eine Feldspritze mit dem zugehörigen Chemie LKW wird zum Feld gefahren.

Von Thika  erreichen wir bald das schon bekannte JJ’s Camp in Nairobi Karen. Erleichtert können wir die Pässe mit einem brandneuen Visum für Äthiopien entgegen nehmen. Noch ein gang zur Botschaft vom Sudan und die leidigen Visageschichten haben endlich ein Ende. Bei einem erneuten Check des VW stellen wir ein defektes Radlager hinten rechts fest. Mit vereinten Kräften kann die Reparatur ausgeführt werden. Der „Inder“ liefert das entsprechende Neuteil, garantiert Made in Germany, das beruhigt doch ein wenig für die Weiterfahrt. In ein paar Tagen werden wir mit den Toggenburgern Stina und Turi Richtung Äthiopien aufbrechen. Ein noch sehr „urchiges“ Land, mit wesentlich eingeschränkter Kommunikation. Es wird einige Zeit vergehen bis wir uns wieder melden können. Warteschlaufen oder ähnliches sind nicht vorgesehen, so hoffen wir auf einen interessanten Äthiopienbericht.

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