2021

Korsika - 2. Teil

von
veröffentlicht am

23.09.2021 – 11.10.2021

Vier Nächte verbrachten wir am Golfe de Rondinara und liessen die Seele baumeln. Dann führte uns die korsische Schnellstrasse zügig nach Bonifacio. Allerdings, um am Hafen vorbei auf das Strässchen zum «Phare de Pertusato» zu kommen, wurde die Geduld arg auf die Probe gestellt. Jetzt Ende September sind immer noch hunderte Fahrzeuge mit Touristen unterwegs, die am Hafen einen Parkplatz suchen. Mit gutem «Büchsenlicht» gelingen Therese ein Paar gute Föteli von der Stadt auf den weissen Klippen. Beim «Utile» Supermarkt können wir dann gut parkieren und erreichen die Zitadelle von Bonifacio per Pedes durch die «Porta Vecchia». Lange Zeit der einzige Zugang zur befestigten Stadt. Der toskanische Graf Bonfacio di Luca gründete 828 den Ort. Er wollte eigentlich die Meerenge zwischen Korsika und Sardienien besser vor den immer wieder einfallenden Sarazenen schützen. Es lief dann etwas aus dem Ruder. Die Bonifacier fanden selber gefallen am Piratenhandwerk und veranstalten regelmässige «Plünderungsausflüge». Die Genueser störte das Treiben und während einer grossen Feier in der Stadt konnten sie diese einnehmen. Nun wurde richtig geklotzt, Zitadelle und der Hafen ausgebaut und ab 1195 mit genuesischen Familien besiedelt. Es bewährte sich, die Eroberung durch die Aragoner (Spanier) bleiben Erfolglos. Eine in den Kalkfelsen zum Wasser geschlagene Treppe wird diesen Tagen zugedacht, die ist aber nachweislich viel älter. Für den Tourismus jedoch ein weiteres Plus. Wir sind beeindruckt, die Festung, der Seefahrer-Friedhof und die Aussicht auf die Steilküste. Besonders gefällt uns der tolle Blick hinunter in den Hafen. Da liegt ein schöner Dreimaster einer deutschen Kreuzfahrt Reederei…

Unter Kiefern werden wir von Krähen spät am Morgen aufgeweckt und reiben uns zuerst mal den Schlaf aus den Augen. Gestern war ja ein ereignisreicher Tag, einen Übernachtungsplatz konnten wir jedoch lange nicht finden. Endlich in der Bucht von Furnellu, etwas zurückversetzt vom Meer, zusammen mit fünf Kühen, finden wir es OK. Davor die Tour zum Chevanu Plage, zum vergessen! Jetzt wollen wir zu den Menhiren von Stantari, Renaju und dem Dolmen de Fontanaccia. Die Bergwelt von Korsika zwingt uns zu einer langen Fahrt, fast nach Sartene hinauf und dann die schmale D48 / 48a hinunter nahe dem Weiler Nargo. Die 4000 jährigen Zeugnisse vergangener Kulturen sind mit einem schönen Spaziergang über Weiden zu erreichen. Die drei Stätten liegen auf drei Bauernhöfen, woher sich die Namen ableiten. Auf einem weiteren Hof, Pagliaju, sollen in Zweierkolonne über 50 Menhire stehen, der Eigentümer verweigert aber den Zugang. Vor Gericht wird schon seit Jahren darüber gestritten… Die Nacht frei stehen, hinter der Festungsruine und den Verbotsschildern von Tizzano wird es tatsächlich ungestört möglich.

Zurück auf der D48 und dann quer über die Halbinsel auf der D21. Das heisst super schöne Landschaft, aber kaum Platz für den Gegenverkehr ;-). Vor uns der Golf von Valinco in tropisch feuchte Luft eingepackt. Völlig durchgeschwitzt kommen wir auf den Campingplatz in Campomoro. Die altertümlichen Sanitäreinrichtungen können uns nicht vor einer Duschorgie abhalten. Solchermassen erfrischt überwinden wir uns zu einem «Spaziergang» um den Genueser Turm. Es wurde eine fast 2 stündige Bergwanderung, die nicht nur uns ins Schnaufen brachte! Es blieb nur eines, nochmals kalt Duschen. Inzwischen haben wir unser Reisebuch wieder einmal studiert und müssen feststellen, dass wir ein sehenswertes Museum in Levie ausgelassen haben. Die Plakate am Strassenrand vermittelten uns bei der ersten Durchfahrt des Dorfes eine Ausstellung über den korsischen Widerstand im 2. Weltkrieg. Da hatten wir keinen Bock drauf!

Das «Musee de l`Altta Rocca» jedoch zeigt sehenswerte archäologische Geschichte! Also fahren wir wieder hin. Mit einer Schlaufe für «schöne Aussichten» nicht direkt, sondern über die D19 / D268. Bei der Dorfbeiz in St. Lucie de Talano fallen die Rentner fast von den Stühlen als der Giovanni vorbei schnauft. Das Städtli ist fast ausgestorben, wäre da nicht noch das Franziskaner Kloster. Wir besichtigen aber lieber die alte wasserbetriebene Ölmühle, leider nur von aussen! Dann endlich das Museum in Levie. Es zeigt die komplette Entstehung und Besiedlung der Insel. Höhepunkt ist die schon etwas ältere Dame aus der Nähe von Bonifacio. Sie wurde vor ca. 8500 Jahren unter rotem Sand und Steinplatten von ihren netten Angehörigen beerdigt. 1972 ist das Skelett ausgegraben und in aller Welt untersucht worden. Alleine fünf Universitäten machten Tests zur Bestimmung des Alters und kamen auf unterschiedlichen Wegen zu gleichen Ergebnissen. Sie musste auch in die USA reisen, um die dritte Untersuchung über Gesundheit und Tod über sich ergehen zu lassen. Sie wurde 35 Jh. alt, 154 cm gross, war doppelt behindert von Geburt und Unfall, konnte sich vermutlich vor dem Tod nicht mehr selber ernähren. Leider hat sie auch vergessen regelmässig die Zähne zu putzen und den Zahnarztbesuch wurde sträflich vernachlässigt! Denn sie starb mit grossen Schmerzen an zwei Zahnentzündungen! Also Zähneputzen nicht vergessen liebe Enkel, sonst…

Die Rundfahrt schliesst sich an dem Städtchen Sartene. Es ist kein freundlicher Ort. Der graue Granit der turmartigen Häuser hoch über dem Tal hinterlässt eine beklemmende, mittelalterliche Stimmung. Jede Familie scheint sich ihre Festung gemauert zu haben die sie nach aussen abschirmt. Der König von Algier plünderte und entführte 1583 ein Teil der Bewohner in die Sklaverei, es sollen über 400 gewesen sein. Dennoch, es bleibt eine genuesische Stadt die weiterhin treu zu ihren Erbauern steht und noch im 18. Jh. keinen korsischen Bauern in ihren Mauern duldete. Traurige Berühmtheit erlangte sie als Hauptstadt der Vendetta. Sie soll endgültig besiegt sein, aber eine brutale Mordserie in 2010 ist bis heute nicht geklärt und lässt Befürchtungen aufkommen… Diese Praktiken scheinen auch ein Grund zu sein warum Korsika die EU Statistik der gewaltsamen Tötungen anführt (auf 100`000 Einwohner gerechnet).

Wir entfliehen der Düsternis und machen uns auf die Suche der Ausgrabungsstätte von Filitosa. Es soll das am besten erforschte Gebiet auf Korsika sein und Menhire von starker Ausstrahlung zeigen. Anders als der Hof Pagliaju, hat man hier die Möglichkeiten erkannt und mit grossem Geschäftssinn werden die Besucher auf das Gelände und in das neu erbaute Museum geleitet. So bekommt der Interessierte eine gut verpackte Dosis aus dem Megalithikum, inklusive Restauration und Hotellerie. Für die Camper bleiben Plätze an der Küste, leider zu unanständig hohen Preisen auch in der Nachsaison. So schlagen wir uns zu den (Wild-) Schweinchen in den Wald.

In Ajaccio werden wir mit bestem Wetter und Sonnenschein begrüsst. Zum ersten Mal auf Korsika, kommt so etwas wie Grossstadt-Flair auf. Propere Busse transportieren uns pünktlich nach Fahrplan ins Zentrum. Es herrscht allenthalben Geschäftigkeit. Unmittelbar vor dem «Palaise Lantivy» (Prefecture) steigen wir aus. Vor dem Fotografieren fragen wir die Wachhabenden um Erlaubnis. Selbstverständlich dürfen wir dass, ist die Auskunft der freundlichen Herren (wir haben schon anderes erlebt…). Der Altstadtbummel ist angenehm und führt uns zuerst zum «Maison Bonaparte», um das Geburtshaus von Napoleon zu besichtigen. Der Urenkel hat das Haus renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Natürlich haben wir keine Reservation und es findet sich erst nach dem Mittagessen ein entsprechendes «Zeitfenster». Macht auch nichts, der Spaziergang durch die Markthalle, entlang des Hafens, vor die geschlossene Zitadelle zur fast zierlichen Kathedrale ist sehenswert. Einzig der protzige «Place de Gaulle» fällt aus dem Rahmen. Die Leistung dieses Herrn an der Befreiung Korsikas von den Faschisten war ja nicht so toll, er kam vorbei zum Rede schwingen, als schon alles vorbei war… Es begab sich zur selbigen Zeit, als der Vater des Imperators Napoleon sich in Ajacco rührte, ein fescher Herr Fesch aus der Schweiz auf die Insel. Sie begegneten sich in derselbigen Stadt und förderten sich gegenseitig ins unermessliche. Die Söhne erreichten zusammen die irdische und himmlische Allmacht! Der eine eroberte beinahe ganz Europa und der Fesch wurde Kardinal. In dieser Funktion konnte er eine bemerkenswerte Kunstsammlung «ansammeln», die im «Musee Fesch» zu besichtigen ist. Der andere, dass ist ja bekannt. Im selbigen Gebäudekomplex lässt er die «Chapelle Imperiale» errichten. Diese ist leider geschlossen, wie die kostbarsten Bilder leider, leider gerade im Ausland zu bewundern sind… Auch der prächtige «Salon Napoleonien» bleibt, pardon, leider der Öffentlichkeit verschlossen… Leider, leider finden wir das Sch..ade!

Nach einer weiteren erholsamen Nacht auf dem «Camping la Mimosas» wenden wir uns auf der D81 nach Norden. Im Golf de Lava machen wir einen Badeversuch. Das Wetter jedoch hat aufgefrischt und die Wellen rollen zu kräftig an den Strand. Stehen können wir auch nirgendwo, Residenzen und Ferienhäuser ohne Ende. So versuchen wir es in der nächsten Bucht. Also Baden geht nicht mehr, zu stark sind Wind und Wellen. Aber einen Übernachtungsplatz unmittelbar am Ufer entschädigt! Die Gischt der Wellen spritzt bis auf das Solar-Paneel. Am Morgen vor der Weiterfahrt heisst es hinauf auf das Dach und Salz abwaschen :-( Auf der Küstenstrasse D81, die angeblich zu enge Kurven und zu schmal sein soll für Camper, (sagte ein Wohnmobilist mit einem 9m Ungetüm…) kommen wir ohne Probleme mit super Aussichten nach Cargese. Das Dorf wurde von griechischen Flüchtlingen (von den Osmanen) erbaut. Heute ist die Orthodoxe Kirche ein Höhepunkt im Ort. Sie wird rege besucht und ist das kulturelle Zentrum für die griechisch Stämmigen. Das Dorf ist mit seinen weiss verputzten properen Häuschen schon ein Hingucker und die korsisch-grauen Familienburgen vermisst niemand!

Der weitere Verlauf der Küstenstrasse nach Porto ist sensationell! Eine der schönsten Landschaften die wir auf Korsika durchfahren durften! Besonders lohnend, die Aussicht vom Punkt 624 bis hinaus zum «Capo Rosso» und die Felsenformationen der «Calanches». Porto, bekannt für seinen Genueser-Hafen mit Turm, der vollständig von Sportbooten belegt ist, lassen wir links liegen und fahren durch die Spelunca Schlucht hinauf nach Evisa. An den schönsten und engsten Stellen warten die Ziegen der Umgebung auf ein «Fotoshoothing» sehr eindrücklich! Auch die Sicht 400m hinunter auf die Genueser-Brücke ist einmalig. Wie kommt diese Brücke so tief in die Schlucht?! Genau, die Besatzer des Stadt-Staates Genua haben sie gebaut, könnte man meinen… Wie ich in der kurzen Übersicht zu der Geschichte Korsikas schreibe, war es jedoch die «Banco di San Giorgio» die diese Infrastruktur aufbaute… Mit dem Kopf voller Eindrücke kommen wir auf dem Campingplatz in bester Aussichtslage hinter Evisa zur Ruhe.

Noch einmal führt der Weg am Morgen durch die Spelunca Schlucht, nicht minder sensationell! Nur die Ziegen ziehen mit Verachtung an uns vorbei auf die Bergweide, ohne Fotoallüren. An der D81 biegen wir nach Norden ab und geniessen die Aussichten in die Natur. Auf der Halbinsel «La Revellat» nächtigen wir 100m über dem Meer und geniessen einen prächtigen Sonnenuntergang. So exklusive der Platz ist, zum zurückfahren auf die Strasse benötigen wir den 4x4 Antrieb um die rutschigen Wegabschnitte überwinden zu können. In Calvi folgt ein Stadtbummel mit Besuch auf der Zitadelle. Die Stadt nimmt für sich in Anspruch der Geburtsort von Kolumbus zu sein….!!!

Die Weiterfahrt geht jetzt zügig auf der Schnellstrasse bis Lumino. Da biegen wir ab um ein Dorf auf einer Bergspitze zu Besuchen. Einfach spannend wie die Orte nach Möglichkeit «Piratensicher» auf den Felsen errichtet wurden. Heute floriert die Gastronomie und an Stelle der Piraten sind die Touristen getreten, die hoffentlich einen Obolus vor Ort lassen. Noch einmal geht es durch urtümliche Landschaften und enge Strässchen bis an die Schnellstrasse T30. Auf einem Camping im Western Stil finden wir wieder zu den Segnungen der Zivilisation. Wir wollen noch einen Blick in das «Desert des Agriates» werfen und fahren zu diesem Zweck auf den «Bocca di Vezzu» einem Pass an der D81. Diese Wüste soll einzig durch das Fehlverhalten der Menschen verursacht sein. Zuerst die Abholzung zur Gewinnung von Holzkohle und danach noch Überweidung! Das bedeutete das Ende für die dünne Humusschicht! Heute ist der nackte Fels sichtbar. Es kann sich eine karge Vegetation von Büschen halten die kaum Hüfthöhe erreichen.

In I`lle Rousse ist der Herbst in voller Stärke präsent. Es reicht für eine Pizza vor dem Kauf einer Fährpassage auf das Festland. Ein wenig sind wir enttäuscht, die Verbindungen nach französischen Häfen soll für Tage ausverkauft sein… Die nächste Überfahrt ist am anderen Morgen in Bastia nach Livorno in Italien. Also wenn es den sein soll, fahren wir hinüber nach Bastia. Der kalte unfreundliche Herbstwind unterstützt uns bei der Meinungsbildung. Die D81 führt ja schlussendlich in den Hafen von Bastia, so bekommt der Giovanni nochmals die Sporen über die Berge zu spüren… Es wird dann doch nicht ganz so einfach. Zuerst die Frage der Übernachtung, die lösen wir auf dem kommunalen Parkplatz von Erbalunga. Da heisst es früh aus den Federn um den Terminal um 6.00h morgens zu erreichen. Kaum eingetroffen meldet die Fährgesellschaft per SMS eine Verspätung von 1.5 Std. Also nochmals etwas schlummern? Kaum in der Traumwelt angekommen müssen wir doch zur Abfertigung vorfahren wo uns eine erstaunlich genaue Sicherheitskontrolle erwartet… Mit Verspätung beginnt dann die Überfahrt, jetzt zeigt sich auch das Wetter wieder von seiner guten Seite, die Morgensonne lässt Bastia im schönsten Licht erscheinen und es stellt sich etwas Wehmut ein beim verlassen der schönen Insel.

Etwas anders sind die Wettereinflüsse in Livorno. Wegen des starken Windes benötigt die Fähre Schlepper Unterstützung, es gelingt alles bestens und zügig können wir von Bord fahren. Heidi und Bernhard wollen wir in Saturnia treffen, um ein paar Tage zusammen zu verbringen. Das gelingt tatsächlich und bald sitzen wir beim feinen Reis mit Pilzen von Heidi zusammen. Am folgenden Tag baden wir im Thermalwasser und im Gewitterregen. Der «Pizza to Go» funktioniert leider nicht!!! Beim Erlebnisse austauschen klingt der Tag aus und die nassen Sachen trocknen wieder.

Für die folgende Übernachtung legen wir einen gemeinsamen Platz in Santa Fiori fest. Unser Weg führt uns zuerst nach Pitigliano und Sovana. Beide Orte sind mit Tuffsteinen erbaut. Dieses Baumaterial ist leicht in der Masse und einfach zur Bearbeitung. Leider nicht ausgesprochen haltbar, so sind an den tausendjährigen Gebäuden immer wieder Reparaturen notwendig. Der Tuffstein ist schon von den Etruskern beim Anlegen von Gräbern verwendet worden, wie die Nekropolen bei Savona zeigen. Vor dem Znacht machen wir in Santa Fiori noch einen Bummel zu einem speziellen Fischteich. Der örtliche Regent liess den Teich bauen um Störe zu züchten. Vermutlich war er ein Liebhaber von Kaviar… Der Teich ist schön, liegt aber so einiges unterhalb der Stadt. So haben wir uns das Znacht redlich verdient!

Endlich bessert sich das Wetter, so können wir für den folgenden Abend beim Kloster San Galgano etwas auf den Grill legen. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir denken an die Heimfahrt. Wir verabschieden uns und nehmen den Weg nach Hause unter die Räder. Übernachten tun wir noch zweimal, bei einer Mineralwasserquelle vor Modena und bei Brivio auf einem Stellplatz für Ausflügler. Vor der Einreise in die Schweiz müssen wir ja scheinbar einen neuen elektronischen Fözel ausfüllen. Wider Erwarten gelingt es und wir staunen was die in Bern so alles wissen wollen. Sogar ob die Absicht besteht länger als 4 Tage in der Schweiz zu bleiben. Bei einer wunderschönen Fahrt über den Gotthardpass überlegen wir uns das intensiv.... also wegen dem Bundesrat und seinen dummen Fragen bleiben wir sicher nicht! Aber unsere Lieben wieder zu sehen und die Bergwelt, das hat schon etwas Positives! Bis zur nächsten Reise bleiben wir, versprochen ;-)

Übersicht über die Geschichte der Insel

Korsika wurde von aussen Besiedelt, das beginnt vor etwas mehr als 8500 Jahren. Danach, vor 3500 Jahren, kommen die «Torreaner» und bauen einfache Steintürme, zeitgleich beginnt auch das Aufstellen der Menhire. Die strategisch wichtige Lage lässt immer wieder Völker vorbei schauen und einzelne Siedlungen errichten. So die Libyer im Süden und die Phönizier im Osten. Dann kommen die Griechen und errichten 565 v. Chr. eine Kolonie und der Raubbau an Bodenschätzen beginnt. Seit der Zeit wurde alles aufgeschrieben und so wissen wir, dass auch die Etrusker und Karthager ihr Stück vom Kuchen haben wollten. 259 v. Chr. im ersten Punischen Krieg können sich die Römer unter Scipio an den Küsten etablieren. Aber nicht nur ein kleines Gallisches Dorf leistet ihnen Widerstand, sondern auch die sturen Korsen im Innern der Insel. Ab etwa 70 v. Chr. gilt die Insel als «Befriedet» 456 kommen dann die Vandalen und sind mit dem Zerstören beschäftigt, das ebnet der päpstlichen Kirche den Weg um die Insel zu Übernehmen. Das stört so einige Machthungrige und es gibt Kriege mit Byzantinern, den Goten, wieder Byzantinern bis Pippin der Kurze dem Papst seinen Besitz sicherte. Bald beginnt eine schwere und chaotische Zeit, Terror und Anarchie beherrschen die Insel und aus Nordafrika fallen die Sarazenen und Mauren ein und rauben und plündern was sie unter die Finger bekommen. Aus dieser Zeit soll das Landessymbol, der Mohrenkopf stammen. Noch nicht genug, beginnen die grossen Familien die Insel unter sich aufzuteilen, allen voran die Feudalherren Malaspina. Jetzt wütet der Krieg auch im Innern der Insel und fordert erneut viele Opfer. In dieser Zeit soll die Vendetta ihren Ursprung haben. Die Kirche findet kein Rezept gegen die Anarchie. Gregor der VII übergibt die Insel als Lehen an die Stadtrepublik Pisa. 1092 bestätigt Papst Urban II den Lehensvertrag. In der nun folgenden Zeit blühte die Insel auf und kann sich von den schrecklichen Jahren erholen. Pisa verfolgt eine vorausschauende Politik und organisiert das Gemeinwesen zusammen mit der Kirche neu. Noch heute ziehen sich die Gemeindegrenzen und Talschaften nach diesen Vorgaben. Natürlich werden sehr viele Kirchen gebaut. Nur dem Adel (den Feudalherren) und der Stadtrepublik Genua gefällt die Sache nicht, da sie den Geldsäckel nicht voll bekommen. Es folgte wieder Mord und Totschlag. 1284 erlangen die Genueser endgültige die Macht. Der Papst setzt jedoch auf den König von Aragon und das Übel nahm erneut seinen Lauf. Die Korsen wehrten sich erfolglos. Im Gegenteil, in Frondiensten mussten sie die Festungen und Türme zur Machterhaltung bauen und wurden zwischen den Fronten aufgerieben. Genua konnte seinen Verpflichtungen an den Adel nicht mehr nachkommen und musste seine Ansprüche auf Korsika verpfänden. 1453 trat Genua alle Ansprüche an die «Banco di San Giorgio» ab. Die Herren der Bank gingen rigoros mit eigenen Truppen vor und setzten ihre Vorstellungen eines funktionierenden Staatswesens durch. Für die nächsten 100 Jahre war Ruhe auf der Insel. Die Bank investierte und legte neue Strassen und Brücken an. Sie sicherte die Küsten und förderte Landwirtschaft und Handel. Vor den Augen des umstrittenen Adels führte sie das Land nach den Regeln der Marktwirtschaft zum Erfolg. Der Adel sah die Pfründe schwinden und suchte Hilfe. Der französische König hatte nichts gegen eine Ausweitung seiner Macht und sendete erfolgreich Truppen zur Eroberung. Erstaunlicherweise billigte Frankreich den Vertrag von Chateau-Cambres und trat 1559 Korsika an Genua ab. Der lange Kampf um Selbständigkeit der Korsen begann von neuem. Sampiero Corso gelingt es, Genua an den Rand einer Niederlage zu bringen. Der geniale General der korsischen «Truppen» (hungernde, zerlumpte Gestalten) fällt jedoch einer Vendetta zum Opfer und kann seine Pläne nicht beenden. 1729 kommt es zum zweiten korsischen Unabhängigkeitskrieg der fast 40 Jahre andauern soll. Nur die Kirche zeigte Verständnis und entband die Korsen der genuesischen Verpflichtung. 1735 wird die unabhängige Republik Korsika ausgerufen. 1755 wird Pasquale Paoli zum Anführer gewählt und er wird eine neue Symbolfigur der Korsen. Er konnte die Wiederstandsgruppierungen einigen, etablierte ein demokratisches System, führte die Schul- und Militärpflicht ein, bekämpfte die Vendetta und gründete in Corte die erste Universität. Aber es gibt kein Happy End! 1768 verkauft Genua seine «Rechte» an Frankreich. Die Korsen fühlen sich verkauft wie eine Herde Schafe und proklamieren noch einmal «Guerra! La liberta o la morte!» Es folgte la morte, die Korsen müssen sich der Macht Frankreichs beugen und Paoli geht nach London ins Exil. Der Stolz der Korsen ist legendär und der Freiheitswille, zumindest teilweise, ungebrochen. Gemäss Reiseführer zeigt der Comic «Asterix und Obelix auf Korsika» Humorvoll die Seele der Korsen…

Persönlich bin ich der Meinung, dass Korsika mit seiner regionalen Unabhängigkeit das Beste aus den Möglichkeiten machte. Die fortwährenden Rufe nach einem eigen Staat sind unrealistisch. Es bildet keine tragende Grundlage für einen erfolgreichen Staat, die Verkehrsschilder auf der Insel zu übermalen oder gar zu «erschiessen».