Korsika - 1. Teil
von Theres & Danielveröffentlicht am28.08.2021– 22.09.2021
Unterwegs in einem ruhigen Moment, können einfache Sprichwörter, die durch den Kopf schweben, Bedeutung erlangen. «Aller guten Dinge sind Drei» in unserem Bezug, es ist unsere dritte Reise auf eine der grossen Mittelmeer-Inseln vor Italien, KORSIKA (wird Frankreich zugesprochen…).
«Wenn einer eine Reise tut, so kann er was Erzählen»...
Gemütlich machen wir uns am 28. August auf den Weg nach Süden. Da wir meine Schwester im Welschland wieder einmal sehen wollten, führte uns der Weg zuerst einmal gen Westen. Die Nacht vor der Alpenquerung verbrachten wir auf dem Parkplatz von Bain de Lavey (ein guter Hinweis ;-) ). Bei der Anfahrt auf den grossen St. Bernhard Pass, bekommen wir zum ersten malKontakt zu einem ehemals mächtigen korsischen Feldherrn: Napoleon Bonaparte. Er übernachtete hier auf seinem Italienfeldzug und bezahlte den Wirt mit einem Schuldschein, der bis heute von der Grande Nation nicht beglichen wurde… Bei schönstem Wetter erreichen wir die Passhöhe und machen unseren täglichen Spaziergang um das Seelein. Bewacht unter den treuen Blicken dreier Bernhardiener Hunde, die nicht von einem Mönch begleitet wurden, sondern von einer netten Betreuerin… Weit und breit kein italienischer Staatsdiener der unsere penibel vorbereiteten Papiere kontrollieren wollte, sind wir fast ein wenig enttäuscht.
Sei es drum, zügig geht es hinunter und durch das Aosta Tal. Bei Ivera dann wieder südlich über Chivasso in die Weinregion von Asti. Am Castel Calosso fanden wir ein Plätzli mit wunderbarer Sicht in die Weinberge. Das Fotografieren verschoben wir in den Morgen, wegen dem besseren Licht… Natürlich war es nicht besser, sondern Nebelverhangen, richtig herbstlich. Im weiteren Vormittag wird es dann wärmer und die Sonne verwöhnt uns bald, so richtig Bella Italia! Bestens gelaunt erreichen wir den Fährhafen von Savona und Erkundigen uns nach dem Billetschalter um ein Ticket zu lösen. Lange Gesichter auf beiden Seiten, es gibt keinen, meint der Hafenkontrolleur Kopfschüttelnd ab unserer Naivität… Ja ja, Lacht uns nur kräftig aus! Aber bis zu diesem Zeitpunkt haben wir noch nie eine Fähre vorgebucht sondern sind immer frei wie Zugvögel durch die Welt gezogen ;-) Also ab in die Stadt zu einem Agenten um eine Überfahrt zu Buchen. Das war den eigentlich auch kein Problem, störend fanden wir es, dass nur noch jeden zweiten Tag eine Fähre Richtung Korsika fährt. So suchten wir den halt ein Plätzchen an der überteuerten ligurischen Küste, um die Zeit abzuwarten. Mama Mia, die liegen hier wie die Sardinen in der Büchse am Meer, sind wir froh um unseren Giovanni, wir können dem entkommen.
Heute am 2. September kräht der Hahn schon um 3.30h! Schnell einen Kaffee und los geht es zum Fährterminal. Super genau um 6.00h werden die Leinen gelöst und das Schiff macht sich mit etwa 1/3 seiner Ladekapazität auf die Fahrt. Bastia erreichen wir nach einer Fahrt von ca. 7 Std. Im recht kleinen Hafen sind fünf grosse Fähren mit warten oder Be- und Entladen beschäftigt! An der Zufahrtsstrasse lange Kolonen von Feriengästen die nach Hause strömen. Der französische Zoll ist mit Stichproben beschäftigt, aber der Verkehr wird kaum gestört. Schnell verlassen wir Bastia und flüchten vor den Touristenströmen gleich in die Berge. Der erste Eindruck täuscht nicht! Es hat Berge und enge Strässchen dazu! Auf der Panorama Route D 31 machen wir uns auf den Weg, das Cape Corse (oben, der Finger) gegen den Uhrzeiger zu umrunden. Wir wurden vorgewarnt das Camperfahrzeuge auf der Insel nicht gerne gesehen sind. Aber gleich an jeder zweiten Ausweichbucht mit einer hohen Busse zu drohen, wenn hier die Nacht verbracht würde, fanden wir den doch etwas «shocking» da wir ja immer sehr brav die Gesetze befolgen, beschliessen wir den ereignisvollen Tag auf dem Camping bei Marina de Sisco. Der mit flachen Flusssteinen bedeckte, malerische Strand verführt uns zu einem weiteren Tag.
Weiter über teils schmale Strassen kommen wir zum nördlichsten Dorf von Korsika, Tollare. Das Fischerdörfchen hat sich voll dem Tourismus verschrieben und zur Zierde noch ein paar alte Boote als Fotomotiv am Strand belassen. Der Platz bei einer Strandbar finden wir nicht sehr einladend und der neu erstellte Camperstellplatz (eine sterile Betonplatte für ca. 30 Fahrzeuge) eine Zumutung. Wir beschliessen weitere Berge zu überqueren.Auf der Passhöhe vom «Col de la Serra» unternehmen wir einen Spaziergang zu einer Windmühle, diese scheint von einer bekannten Weinbrand Destillerie instand gestellt, der Schriftzug leuchtet weit über die Lande. Eine Traumaussicht wird uns geboten! Inklusive der Insel Elba, echt super! Nahe Centuri-Port, einem historischen Kriegshafen seit über 2000 Jahren, finden wir unser Plätzchen. Der schöne Hafen mit Booten, einer Fischerei-Genossenschaft für fangfrische Langusten und die Restaurants ziehen sehr viele Touristen an. So konnten auch wir nicht widerstehen, in der besonderen Ambiente ein kleines Mittagessen zu uns zu nehmen. Der Fussmarsch in den Hafen und zurück sowie das Schwimmen im angenehmen aber sehr flachen Meer entsprechen unseren Fitness Ansprüchen.
Die neue Woche beginnen wir mit einer Fahrt entlang der Küste nach Süden. Auf der wunderbaren, kurvenreichen und engen D80 kommen wir nach Nonza. Der kleine Ort mit seinem mittelalterlichen Flair und kleiner Festung, liegt auf einem schmalen Felsensporn hoch über dem Meer. Die Strasse führt Hangseitig hinter dem Ort durch. Durch das kreuz und quer Parken der Touristen ist ein durchkommen eine Lotterie, insbesondere wenn ein Lastwagen und ein Car ausgerechnet hier aufeinander treffen, wird es spannend. Diese aussergewöhnliche Verkehrsschau, insbesondere über das Unvermögen französischer Rentner ihr Auto rückwärts zu fahren, wurde uns für 15 Min. gratis geboten. Die Ende der 1960er Jahre stillgelegte Asbest-Mine ist glücklicherweise hinter ein paar Kurven versteckt. Wenn man früh an einem geeigneten Platz parkiert, (z.B. Friedhof) ist Nonza spannend und sehenswert. Es ziehen immer dichtere Wolken auf. Diese bescheren uns keinen Regen, sondern einen prächtigen Sonnenuntergang in Marina Farinole.
Das Cap Corse ist umrundet und die Reise geht jetzt in der Region Barbaggio weiter. In Patrimonio ist eine bekannte Menhirstatue zu besichtigen. Da auf unserem Navi der Standort nicht genau ersichtlich ist und es auch keinen Wegweiser gibt, fragen wir uns halt durch… Die Suche und der Rückmarsch zum Auto erfüllte wieder einmal unser Soll der täglichen Bewegung… Die ca. 3000 jährige Menhirstatue ist bemerkenswert wegen den noch gut erhaltenen Gesichtszügen. Der massive Unterstand mit Eisengitter für die nächsten tausend Jahre lässt aber leider kaum ein vernünftiges Foto zu :-( Die Aussicht auf dem Col de Teghime entschädigt für alles! Beiderseitig grüsst das Meer und ringsum schöne Hügelzüge. Hier biegen wir rechts ab auf die D82. Durch das Bergland erreichen wir den Col de San Stefano, wieder eine Traumaussicht!
Etwas weiter unten auf der D5, bei Murato, steht die «Eglise de San Michele de Murato» Eine Kirche aus dunklem Serpetin und hellen Kalksteinen (baugleiche Kirchen finden sich auch auf Sardinien). Sie wird der pisanischen Romanik zugesprochen, ca. 12 Jh. An der Dachtraufe sind Skulpturen aus der Tier und Fabelwelt dargestellt. Das innere der Kirche war uns nicht zugänglich, soll aber sehr sehenswert sein. Da sie frei auf der Wiese steht, ergibt sich ein sehr harmonisches Bild. Weiter abwärts kommen wir in das bekannte Golo Tal.
Der Golo ist der grösste und längste Fluss von Kosika und hat einiges zu bieten. Beim Ort Ponte Novo treffen wir, wie der Name es ankündigt, auf die eine neuere Brücke. Interessanter ist die zum Teil zerstörte Genueser Brücke. Auf dieser Brücke mussten die Korsen den Traum ihrer 10 jährigen Selbständigkeit 1769 endgültig begraben! Der französisch General Comte de Vaux besiegte das korsische Heer unter Pasquale Paoli dank seiner starken Artillerie vernichtend. Paoli und einigen Mitstreiter gelingt die Flucht nach London ins Exil. Korsika hat seine kurze Selbständigkeit wieder einmal verloren. In den folgenden Jahren etabliert sich Frankreich als Nachfolger Genuas mit strenger Hand. Wer genau hinschaut bemerkt bis heute eine Spannung zwischen Korsen und Franzosen. Hier im zentralen Bergland sind alle französischen Wegweiser überstrichen und an Mauern abfällige Slogans gegen Frankreich geschmiert. Das wie und weshalb, ob gerechtfertigt oder nicht, sei dahingestellt. Detail am Rande: die alte Genueser Brücke wurde erst 1943 bei einem Gefecht mit den Nazi Faschisten zerstört… Auf der Schnellstrasse T20 sind wir schon nach 8km in Ponte Leccia. Dieser Verkehrsknotenpunkt ist einmalig auf Korsika. Grosszügig bemessen treffen sich hier fünf Strassen, fünf Flüsse und zwei Bahnstrecken. Da ist es nicht verwunderlich, dass der Supermarkt gleich am zentralen Kreisel liegt. Frisch ausgerüstet fahren wir zuerst auf der D147 in das «Asco Tal».
Auf einem angenehmen Campingplatz mit Pool, romantisch am Flüsschen gelegen, kommen wirzur Ruhe. Heute erwarten uns gleich zwei enge aber sehr schöne Schluchten. Am Morgen fahren wir durch die «Georges de l Asco» und den ausgedehnten «Foret de Carozzica» hinauf zum Skiressort Haut-Asco. Beim Spaziergang auf 1600MüM treffen wir auf den anspruchsvollen Fernwanderweg GR20. Er führt von Nord nach Süd immer entlang der höchsten Gipfel der Insel, vorausgesetzt die Kondition stimmt… Nun wir müssen mit unserem Giovanni wieder hinunter ins Golo Tal. Der Fluss begleitet uns bis zu unserer Nachtstation in Calacuccia.
Hier staut sich der Golo an einer mächtigen Talsperre, leider ist der Stausee schon über die Hälfte leer… Vor unserer Weiterfahrt können wir eine Rundwanderung durch Alpweiden, vorbei an Bächen, kleinen Schluchten und man glaubt es kaum, über «Weiden» der halb zahmen Wildsauen (oder eher halbwilden Haussauen) unternehmen. Im Dörfchen Korsika ist alles was nicht für die Schweine ist, eingezäunt! Das führte zu saumässigen Begegnungen ;-) Nach verteilen des Pausenapfels unter den kleinen Ferkeln haben sie uns sofort als neue Futterquelle adoptiert und wollten nicht mehr von uns lassen... Auch in diesem Tal sehen wir die neuen, vermutlich subventionierten, Ställe und Scheunen mit Solarzellen als Dach. Eng windet sich die D 147 durch eine Schlucht, die «Scala di Santa Regina» und dasausgedehnte Waldgebiet «Foret de Valdo Niolo». Das ist den auch der Name der Region, Niolo. Vermutete Nachkommen der Sarazener sollen hier leben, sagt der Reiseführer. Auf der Passhöhe des «Col de Vergio» kehren wir um, wieder zurück in das Golo Tal.
Das Wetter ist schlecht geworden und die Aussichten der nächsten Tage ebenso. So fassen wir den Entschluss die teilweise frei gegrabene Römersiedlung in Aleria an der Ostküste zu besuchen. Dazu wählen wir nicht den direkten Weg, wäre ja zu einfach;-) Nein es geht zurück bis Ponte Leccia und da auf die D71 nach Südosten. Eine einmalige Fahrt über den «Col de Prato» in das Gebiet der «Castagniccia». Es soll die ärmste Region auf der Insel sein, schreibt unser Reiseführer. Landschaftlich ist es fantastisch und Beeindruckend wie sich die Strasse unter den mächtigen Kastanienbäumen aus dem 19 Jh. hindurch schlängelt. Das Klima wird fast Subtropisch feucht und warm, je näher das Meer kommt. Bei Prunette Übernachten wir unter Olivenbäumen. Das nächtliche Gewitter erlöst uns von der feuchten Hitze. Der Wind schüttelt aber die Oliven von den Bäumen, es knallt im Giovanni wie in einem Hagelsturm. So müssen wir den mitten in der Nacht «verholen», um zumindest etwas Ruhe zu haben. Auf der T10 kommen wir nach Aleria wo wir zuerst das Museum im Fort Matara (Genueser Stil) anschauen. Es liegt wie die römische Siedlung auf einem Hügel über den ehemaligen Sümpfen des Küstenvorlandes. Das Museum nimmt Bezug zur Umgebung und der Geschichte. Funde deuten auf eine erste Besiedlung vor 6000 Jahren. Die griechischen Phokäer kamen um 565 v. Chr. und bauten einen Handelsposten mit Festung. Das Fort soll die Kontrolle der Küste ermöglichen. Das wiederum störten die Etrusker und Karthager. Vor «Alalia» kam es zu einer mächtigen Seeschlacht mit ca. 80 Galeeren. Die Griechen konnten sich stark dezimiert behaupten. Danach übernehmen schon bald die Römer und stellten noch die Stadt dazu. Im Mittelalter wurde die sumpfige und Malariaverseuchte Küstenebene unbewohnbar. Die Ortschaften baute man im Hügelland, ca. 100 MüM. Wo sich heute die Touristen in der Sonne rösten, holte man sich noch vor 80 Jahren der Malariatod! Also Vorsicht beim Renaturieren… Die Ausgrabungsstätte an sich ist nicht gerade der Burner. Augusta Raurica bietet mehr! Da die Wetteraussichten sich bessern, beschliessen wir wieder in die Berge zu fahren, nicht dass wir da im Oktober noch eingeschneit werden ;-)
Auf der T50 düsen wir der ehemaligen Hauptstadt Corte im Zentralgebirge entgegen. Unterwegs, bei der Kirche San Giovanni, steht eine frisch renovierte Genueserbrücke. Wir kämpfen uns durch das Gebüsch um eine Belastungsprobe durchzuführen, sie hält… Nahe dem Zentrum von Corte, auf einem Campingplatz in einem ehemaligen Bauernhof, machen wir Station. Am Morgen früh strahlendes Wetter mit guten Aussichten für den ganzen Tag. Schnell machen wir uns fertig um weiter in die Berge zu fahren, dass heutige Ziel, der Lac Melo.Durch die «Georges de la Restonica» auf der wirklich schmalen und kurvigen D623 beginnen wir die Bergfahrt. Es geht denn auch ohne Probleme bis zur Zahlstelle unterhalb der «Bergeries de Grotelle» Dort werden wir von der Strasse gewunken da oben «auf der Alp» schon alles voll stehen würde. Wir lassen uns nicht entmutigen und nehmen den längeren Aufstieg in Kauf. Bis zu der Ansammlung der Alphütten auch noch ohne Probleme. Hier scheint der Sommer Schlussverkauf ausgebrochen zu sein, mindestens vier Hüttenbeizli versuchen das gleiche Sortiment an die Bergwanderer zu bringen… Wir kämpfen uns, zugegeben stark schnaufend, den Bergweg hoch. Der Weg ist oft von grossen Felsbrocken versperrt über die geklettert werden muss. Eine starke Beanspruchung unserer diversen Titangelenke! Wir schaffen es bis oberhalb der «Bergeries Lac Melo» nach einem guten, leider viel zu kurzen Wegstück türmen sich erneut die Felsbrocken vor uns auf. Unsere exklusiven Gelenkteile treten zusammen mit der fehlenden Fitness in den Streik. Solchermassen gezwungen mussten wir also nach fast ¾ des Weges die Wanderstöcke strecken :-(
Am Sonntag Besichtigen wir Corte mit seinen engen, bis fünf Stockwerke hohen Häusern. Stockwerkeigentum möchte man meinen, führen doch oft separate Treppen zu den Eingängen der Wohnungen. In Corte wohnt die «korsische Seele». Auf die Hauptstadt zur Zeit der Unabhängigkeit fallen immer noch die Schatten der Vergangenheit und der Kampf um Freiheit. Immerhin konnte sich die von Pasquale Paoli mitgegründete einzige Universität Korsikas bis heute behaupten. 1984 ist sie mit einem neuen, futuristischen Gebäudekomplex erweitert worden. Die Zitadelle mit seiner mächtigen Genueser Burg von 1419 zeigt deutlich wer hier das Sagen hat. Deshalb wurde der Komplex von den Franzosen übernommen und durch zwei Kasernen erweitert. Die «Caserne Padoue» beherbergt seit 1981 die Kunstabteilung der Universität und div. Institutionen. Die «Caserne Serrurier» war bis 1983 Sitz der Fremdenlegion. Seit 1997 ist hier das sehenswerte «Musee de la Corse» untergebracht. Die Ausstellungen (u.a. von Henry Matisse) und ein guter Film über die Wirtschaft Korsikas vom 18. bis ins 20. Jh. zeigen deutlich, dass Frankreich Fluch und Segen für die Insel brachte! Dem Industrie Wahn franz. Investoren vielen ein grosser Teil der Wälder zum Opfer. Die gewonnene Holzkohle wurde exportiert oder auf der Insel zur Eisenproduktion verwendet. Das fällen des alten Baumbestandes erfolgte für den maximalen Profit. Es führte zusammen mit der Überweidung durch Vieh, zu der heute bekannten Versteppung und grossen Flächen von «Macchia». In nur zweihundert Jahren änderte sich das Bild der Insel, zum heutigen Bild. Ein paar Stockwerke tiefer befindet sich die Altstadt mit zwei Interessanten Plätzen. «Place du Poilu» mit dem «Palais National» (von Korsika) ehemaliger Regierungssitz, Paolis Wohnung und erstes Universitäts Gebäude. La Grande Nation machte flugs bis ende des 19. Jh ein Gefängnis daraus. Etwas abgedrängt das Geburtshaus von General Arrighi di Casanova, Herzog von Padua. Bis 1769 lebte auch die Fam. Bonaparte unter diesem Dach. Schwanger mit Napoleon zog Letizia Bonaparte und Familie zuerst ins Niolo und dann nach Ajacco. Nach so viel düsterer Geschichte folgte am Abend noch ein Blitz und Donnerwetter mit etwas reinigendem Regen.
Nach einer Verpflegungsrunde im Supermarkt nehmen wir die T20 unter die Räder. Diese Hauptverbindung zwischen Bastia und Ajacco ist gut ausgebaut und schwups ist man schon auf dem «Col de Vizzavona» Die «Cascades des Anglais» werden erwandert, ein hübscher Gebirgsbach an der bekannten Wanderroute GR 20. Der Pass ist günstig für einen Einstieg auf derselben, ist doch die Zugverbindung zwischen den zwei grossen Städten noch intakt. Bei einem kleinen Bahnhof unterwegs sehen wir einen Panorama Zug, ähnlich der Rätischen Bahn. Hinunter geht es in den südlichen Kanton der Insel. Im Ort Bocognanosuchen wir erfolglos das Haus, wo gemäss unserem Reiseführer Napoleon als junger Offizier der Nationalgarde unter Arrest gestellt wurde. Der Bürgermeister war ein Freund der Familie und hat ihn in derselben Nacht wieder auf freien Fuss gesetzt. Das wurde nicht vergessen, später als Kaiser spendete er der Gemeinde ein kleines Palais für seine Freunde, heute das Dorfmuseum. Bei Poggio verlassen wir die T20 und fahren durch Wald mit Kastanien, vereinzelten Holzapfelbäumen, Stein- und Korkeichen auf der D27 hinauf zu einem Namenlosen Pass auf 1100 MüM. Auch in diesem grossen Waldgebiet treffen wir auf Wegweiser für die Feuerwehr. In der Regel zeigen sie den Standort von Löschflüssigkeit (ein Chemie Gemisch) die über die Wälder verteilt sind. Ein Tank fasst in der Regel 30 Kubikmeter, also ein LKW voll. Etwas weiter stehen wir überraschend vor einem Natur Campingplatz (?! ist wie andere auch) wir beschliessen hier zu Übernachten.Am nächsten Vormittag finden wir ohne grosse Probleme den ausgewiesenen Wasserfall, leider ohne Wasser;-(
Durch die typische Landschaft treffen wir auf die grosse T40 und wenden uns nach Süden. Auf dem breiten Asphaltband will unser Giovanni fliegen… aber am «Col St. Georges» hat er dann doch Atemnot. Um ihm weitere Versuchungen zu ersparen, geht es auf die D126 durch Santa-Maria- Sicche gleich hoch zum «Col de Grance». Pustend schafft er noch den Aufstieg ins Dörflein Guitera les Baines, da gönnen wir ihm eine lange Mittagspause. Weiter unten, in Bains de Guitera soll es ein paar alte Badewannen mit Schwefelwasser geben, vermutlich aus der Belle Epoche. Hier oben gibt es feines von den Schweinchen, die wir den ganzen Tag unter den Büschen im Wald gesehen und gerochen haben, es war Saumässig fein! So gestärkt kommen wir bei Zicavo auf die D69 auf der es nun südwärts nach Aullene geht. Zweimal kommen wir noch auf 1000 MüM. Zur Linken werden die Bergzüge deutlich flacher, zur Rechten Aussicht auf die bewaldeten Hügel. Bei Zonza an der D420 lassen wir den Tag ausklingen. Die Waldesruhe und das plätscherndes Bächlein lassen uns bis in den späten Morgen hinein Schlafen. Danach wollen wir zum «Piscia di Ghjaddu» Wandern. Wir sind von der Natur begeistert. Der Felsen oberhalb «Rocher sentinelle» fasziniert durch die Erosion von Wind und Regen!
Die Waldesruhe geniessen wir diesmal auf dem Camping Municipale Zonza, der ist echt der beste in der Region. Die torreanischen Ruinen «Cucuruzzu» die grössten dieser Art auf Korsika, lassen uns zur Überzeugung kommen, dass hier und auf Sardinien eigentlich die selbigen Menschen im Altertum gelebt haben… Die gefunden Steinwerkzeuge sind aus Obsidian von Sardienien, hier auf Korsika sind noch keine Vorkommen dieser Art gefunden worden. Am späten Nachmittag erreichen wir noch Porto Vecchio (Portivechju auf Korsisch).
Heute am Samstag besichtigen wir die Altstadt innerhalb der Zitadelle per Pedes. Der Höhepunkt ist die Aussicht von der «Bastion de France» ins Umland und auf die Bucht. Die «Porta Genuese» früher der einzige Zugang zur Stadt, ist leider in der neueren Zeit mit an und Umbauten etwas verschandelt worden. Nach der Antike (Siedler aus Sirakus) war kaum mehr etwas los hier an der bis 1946 Malaria verseuchten Bucht. Besatzung der Zitadelle (1539) musste von den Genuesen Zwangsverpflichtet werden… Heute ist die Umgebung der Stadt, eine der begehrtesten Touristendestination auf Korsika. In der Neustadt sind heute leider auch arbeitslose Emigranten aus Nordafrika, die nach der Algerienkrise von Frankreich angesiedelt wurden und zusammen mit Landflüchtigen Korsen sozialer Sprengstoff bilden. Wie die Medien berichten, knallt es ab und zu recht heftig. Die sozialen Konflikte und der Drang nach Freiheit sind ja seit hunderten von Jahren ein Dauerthema auf der Insel. So sind ende 19. Jh. 200`000 Menschen Ausgewandert. Unbelastet dieser Probleme gehen wir am Sonntag einkaufen und machen uns auf den Weg.
Gegenüber Porto Vecchio, auf dem Punta di Barra, können wir nochmals einen Blick in Bucht werfen, Spitze! Weiter gilt es, die Behausungen aus der Steinzeit zu suchen. Fündig werden wir bei «Site Prehistorique de Tappa» wo wir ein Fort der Torreaner erklimmen. Ein paar Kilometer weiter, bei Cani, sind Höhlen in ausgewaschenen Felsbrocken zu sehen, die vor ca. 6500 Jahren den ersten Menschen auf der Insel als Unterschlupf dienten. Man ist sich einig, Korsika wurde von Süden aus besiedelt.Die am besten erhaltenen sind von Hirten alsStälle und Unterstände gebraucht worden. Die grösste Höhle dieser Art wurde vor noch nicht langer Zeit mit Kalk verputzt… Wir suchen und suchen immer wieder ein schönes Plätzli, wo wir frei stehen können... Es will einfach nicht gelingen, Steinmäuerchen mit Absperrgatter, wilde Maccia, grosse Steine im Weg, oder gar Traumvillen verunmöglichen unser Ansinnen. So begnügen wir uns vorerst mit dem Camping am «Golfe de Rondinara» Von hier aus sind schöne Spaziergänge und Baden an einem «Traumstrand» möglich.