2014

Simbabwe & Sambia - 3. Teil

von
veröffentlicht am

14.10.2014 - 24.10.2014

Verunsichert, mit gemischten Gefühlen, machen wir uns an die Grenzabfertigung für Simbabwe in Beitbridge. Natürlich haben wir noch einmal intensiv den „Spar Supermarkt“ vor der Grenze in ZA besucht. Jetzt stellt sich die Frage, wie bekommen wir das alles über die Grenze?! Nun, es klappte erstaunlich gut. Die Regierung stellt Helfer ab, die den Touristen beim Papierkram behilflich sind. Es dauerte nur seine Zeit, bis wir verstanden, dass es kein Schlepper mit einer neuen Masche ist. Obschon?! Alles funktionierte so reibungslos, auch die Besichtigung durch den Zoll als letztes, er stempelte den „Gate Pass“ nachdem er verwundert unser Bett und die Kochgelegenheit im VW musterte. Gleich machten wir uns auf zum Gate, da sind wir umringt von Jungen aggressiven Männern, die den Lohn für die Bemühungen mit den Behörden einfordern. Mit Pokermine erklären wir, es ist ja alles Gratis, besten Dank. Den Zollhof verlassen wir ruhig, das Tor fest im Blick, ohne weitere Probleme.

Auf der A4 kommen wir zum Bubye River, da machen wir früh, in einem praktischen Camp Feierabend. Hier sind die ZA Camper bekannt und es hat eine gute Feuerstelle mit Holz. Das wird genutzt zum anbraten von Fleisch, Abendessen Kochen und mit der letzten Glut gelingt uns noch ein feines Brot! Es trifft noch ein Overlanderbuss ein, er bringt Sturm und ein paar wenige Regentropfen. Der Fahrer gibt uns einen guten Typ für die Übernachtung bei den Ruinen von Great Simbabwe.

Bis Rundu geht es weiter nach Norden, durch schöne, typisch afrikanische Landschaften mit Rundhütten und Steinformationen. Es ist Knochentrocken, aber die kräftig grünen Bäume, die blauen Blüten des Jacaranda, die roten und gelben Blüten von diversen Sträuchern, ja die Vegetation im allgemeinen verkünden sehr deutlich den bevorstehenden Sommer! (Regenzeit)

In Ngundu nehmen wir die A10 nach Osten. Praktisch an jeder nennenswerten Ortschaft ist bei der Ein- und Ausfahrt eine Polizeikontrolle. Alle verlaufen sehr korrekt, das grösste Interesse richtet sich auf die Haftpflichtversicherung und auf vordere und hintere Strahler. Diese scheinen das Programm der Woche zu sein. Jedes Auto soll hinten und vorne Strahler haben, wie bei uns am Velo. (wenn Nacht’s ohne Licht gefahren wird, sind auch die Strahler nicht hilfreich) Diskussion ist nicht erwünscht, wir haben vorne keine und bezahlen wieder einmal eine Busse von 20 U$, immerhin gibt es eine Quittung. In einem Dorf sehen wir eine Werkstatt und besorgen uns umgehend die Strahler. Auf den Besuch des „Hippo Vally“ verzichten wir, es wäre wieder eine rüde Pistenfahrt geworden. Mangels eines vernünftigen Platzes, fahren wir bei Chienzi südlich in den Gonarezhou NP zu einem Bushcamp. (gute Piste)

Der Fluss ist beinahe ausgetrocknet, aber in den verbliebenen Wasserlöchern können wir vom Camp aus die Elefanten beim Baden beobachten. Jungtiere gehen sogar Tauchen! Nur der Rüssel schaut dann wie ein Periskop aus dem Wasser. Die Leitkuh scheint beunruhigt, von uns oder von den dicken Krokodielen? Bald bricht sie das Badevergnügen ab und die Gruppe zieht sich in den Bush zurück.

Die elefantösen Erlebnisse nehmen kein Ende! Nach dem Sonnenuntergang sitzen wir vor dem Auto und geniessen die nächtlichen Geräusche der Tiere um uns. Dominant das Gegrunze der  Hippos. Da schreckt uns das brechen von Holz aus den Träumen, wieder und wieder. Jetzt hört man die deutlichen Essgeräusche wenn die Holzzweige zwischen den Zähnen zermalmt werden, von welchem Tier? Schnell die grosse Taschenlampe geholt und beim nächsten Geräuschen in die Büsche geleuchtet. Zwei Elefanten schnauben unwillig in unsere Richtung, keine 10 Meter von uns weg sind sie am Bäume und Sträucher abschälen und mampfen die Blätter und abgelöste Rinde. Schnell löschen wir die Lampe und geniessen das Schattenspiel im Mondschein, mit stark erhöhtem Puls verfolgen wir das treiben. Theres schleicht in das Auto um den kleinen Sack mit den Äpfeln in die Kühlbox zu stecken, wir haben genug Schauergeschichten gehört, was diese Tiere anstellen können um an die Äpfel zu kommen.

Nach einer guten Stunde ziehen die Tiere weiter und wir gehen ganz aufgewühlt zu Bett. Früh geht es am Morgen aus den Federn. Wie jeden Tag ist als erstes ist ein Gang zum Sanitärblock angesagt. Ich biege um das Autoheck und sehe Überraschend eine kräftige Katzenspur unmittelbar dahinter. Oh, da hat uns jemand besucht heute Nacht! Ich war doch so gegen zwei Uhr schon einmal in den Büschen?! War das ein Leopard, die Spuren könnten stimmen, also noch schnell ein Foto machen. Jetzt drängt es mich aber doch, aber der Sanitärbereich ist mittlerweile durch den kleineren Elefant vom letzten Abend besetzt. Er versucht einen Pneu vor dem WC Eingang zu fressen und wird recht ungehalten als das nicht so geht wie er es sich vorstellt. Wieder den Fotoapparat holen, aber er lässt den Reifen liegen und wendet sich den Büschen neben dem Auto vom vergangen Abend zu. Mich drängt es immer mehr, so schlage ich den einen grossen Bogen um zu dem WC zu kommen. Nun ja, das Wasser ist alle und der Elefant trennt mich weiterhin vom Auto. Also noch etwas abwarten um mit einem noch grösseren Bogen bei einer günstigen Gelegenheit zurück zu kommen. Wir Frühstücken im Auto und starten dann für die Abfahrt. ER scheint über die Störung doch unwillig, aber die unbekannte Grösse des VW beeindruckt dann doch und ER lässt uns ziehen.

Zurück an der Hauptstrasse tanken wir in Nandi. Es scheint kein Mangel zu herrschen, vorausgesetzt es ist genug im Geldbeutel. 1998-99 sei die Versorgung am schlechtesten gewesen erzählt der Tankstellenbetreiber. Da hätte es nicht genügend Diesel gegeben um die Ernte einzubringen und die Geschäfte blieben in der Zeit leer. Es gibt hier entlang der zahlreichen Flüsse grosse bewässerte Ebenen mit Zuckerrohr Plantagen, alles unter der Kontrolle des Staates. Der Zucker wird in den Fabriken von Chienzi und weiter im Norden, in Chimbuwe gewonnen. Zu diesen Orten wird das geschnittene Zuckerrohr mit grossen LKW’s gefahren. Besonders entlang der „Save“ dem grössten Fluss der Region, erscheinen die Plantagen unendlich gross.

Bei „Birchenough Bridge“ geht es wieder über die Save nach Westen. Hier werden uns Zuckerrohrstängel oder gebratene Maiskolben zum Essen angeboten. Die Fleischbeilage lässt uns schon etwas leer schlucken, gegrillte, kleine Vögel mit Pfefferschotten. Wir sind froh dass die Brückenampel auf grün springt, so wird uns eine Entscheidung über die Zusammenstellung des Mittagessens abgenommen. Ganz so üppig scheint die Versorgungslage in der Region nicht zu sein, haben wir doch beobachten können dass Frauen von weit her in die Dörfer kommen um einen Plastiksack Mehl für die Familie in Empfang zu nehmen!

Gegen Abend erreichen wir das Wunderschöne Camp „Norma Jeans Garden“ nahe dem Masvingo See und den Ruinen von „Great Simbabwe“ Mit genügend Wasser und viel Fleiss hat Norma ein kleines Paradies geschaffen, tatkräftig von ihrem Mann und unterstützt. Seit langem das erste Camp wo alles funktionierte, es stimmte alles!

Das einzige Bauwerk südlich der Sahara, das von einer hohen Kultur zeugt sind die „Great Zimbabwe Ruins“

Die Besichtigung muss mit einem Führer unternommen werden. Der Rundgang dauert drei Stunden. Es gibt unterschiedliche Interpretationen über die Geschichte der Erbauer. Zurzeit vermitteln die Führer die Geschichte die am besten zur Politik des Herr Mugabe passt. Er hat geschickt das Bauwerk für die Identität des Landes benutzt. 

Königspalast

Gweru ist unsere nächste Station. Mangels alternative bleiben wir hier schon früh am Nachmittag. Die Felder werden von Hand oder mit Ochsenpflügen auf die Aussaat vorbereitet. Zum ersten Mal beobachten wir, dass der gedüngte Boden der Viehkrals als Mist auf die Felder gefahren wird. Leider haben wir einfach zuwenig Platz im Auto, so tolle Spielsachen, schade!

Zügig erreichen wir Kariba. Hier wurde der Zambesi zu beginn der 70er Jahre zu einem eindrücklichen See aufgestaut. Heute bietet der See auch grosse touristische Möglichkeiten, die aber von den Anliegerstaaten nur zögerlich genutzt werden. Am Erfolgreichsten scheint die Idee von Hausbootsafaris, die Tierwelt mit allem Komfort vom Boot aus zu betrachten scheint einen eigenen Reiz zu haben.

Unterhalb der Staustufe drängt sich der Fluss dem Meer entgegen.

In Kariba führt uns der Weg wieder nach Sambia um auf der „Old East Route“ weiter nach Malawi zu kommen. Ein typischer „Rastplatz“ entlang der Strasse

Der „Fehlerteufel“ hat es auf den VW abgesehen! Wie schon bei Kimberley, ohne Vorwarnung, steht der Motor still! Ein netter Herr ist bereit uns zu einem Strassenbaucamp von Motaengil zu schleppen. Diese Firma baut im Auftrag der EU die Strasse neu. Wir erhoffen uns Hilfe durch die Werkstatt des Camps. Aus Sicherheitsgründen werden wir jedoch nicht eingelassen. Vor dem Camp dürfen wir stehenbleiben und den Fehler suchen. Inzwischen hat sich eine Menschentraube um die Kühlerhaube gebildet und jeder verweisst auf ein anderes Problem. Wir sind schon am Überlegen, wie das Auto zurück nach Lusaka gebracht werden kann, als sich ein besonnener Mann meldet. Er ist Überzeugt dass er bis zum Problem vordringen kann. Nun gut, schauen kann ja nicht schaden! Ich mache den anderen klar dass er mir helfen wird und wir keine weiteren Ratschläge mehr benötigen. Zahnriemen beim TDI Motor, das heisst komplett ausbauen von drei Kühlern und diversem Platzversperrendem Zeugs bis man nur den Arbeitsplatz frei gemacht hat. Dann liegt der Schaden vor uns, eine abgebrochene Spannrolle und der angefressene Zahnriemen.

Ein freundlicher Portugiese aus dem Camp beschafft uns eine Akkubohrmaschine und „mein Mechaniker“ der sichtlich einiges an Talent hat, beginnt mit dem ausbohren des Schraubenrestes. Das festsitzende Schraubenteil beginnt sich zu drehen und nun ist es recht einfach diesen hinaus zu „kläubeln“ Der Portugiese schenkt uns aus dem Werkstattfundus noch eine beinahe passende Schraube. Die Spannrolle wird wieder „gängig“ gemacht, der Riemen aufgezogen, erster Startversuch (ohne Kühler und restlichen Kram) kein Lebenszeichen. Einspritzleitungen lösen, jawohl es kommt Sprit. Der Einspritzzeitpunkt… kann es daran liegen? Wo sind die Markierungen (jedenfalls nicht dort wo es mein teuer erstandenes Wartungsbuch beschreibt!) aha, hier hat der Mechaniker in Kimberley etwas mit Permanentstift aufgemalt. So vergehen die extrem heissen Stunden im Fluge. Nach dem X ten Versuch meldet sich der Motor mit sehr kräftigem Dieselgeräusch zurück, die Erleichterung ist greifbar! Mein Mechaniker meint, es sei auch in Malawi möglich einen VW zu Reparieren und da der Weg nach Lilongwe wesentlich kürzer ist als zurück nach Lusaka, setzen wir den Weg nach Malawi fort. Es zeigt sich bald dass der Motor wohl läuft, allerdings fehlt es ihm wesentlich an Kraft. Das freut die Busslifahrer, können sie doch an den Steigungen endlich auch einmal einen „Muzzu“ (Weisskopf) Überholen. Wir sind glücklich das es weiter geht, wenn auch noch gemächlicher als bis anhin. Wir freuen uns auf Malawi.

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