2023

Südafrika - Rückführung vom Giovanni - 1. Teil

von
veröffentlicht am

08.08.2023 - 05.09.2023

Mit der tatkräftigen Unterstützung unserer Kinder machen wir uns erneut auf den Weg nach dem Süden von Afrika. Wir hoffen noch einmal eine gute Zeit mit vielen tollen Eindrücken zu erleben. So sitzen wir erwartungsvoll im Flieger Richtung Süden. Mit dieser Reise müssen wir auch für die Rückkehr unseres Reise-Vehikels «Giovanni» sorgen. Nach der tollen Rundreise durch den Süden Afrikas im vergangenen (europäischen) Winter, konnten wir die Hindernisse um das Fahrzeug zurück nach Europa zu verschiffen nicht ausräumen. So stellten wir es im «Transit Kalahari Inn» bei Windhoek für ein halbes Jahr unter. Jetzt soll alles bereinigt sein und einer Verschiffung am 16. September nichts mehr im Wege stehen. Zu unserem typischen Reisefieber kommt das zusätzliche bangen, wie wir wohl unseren Giovanni antreffen werden. Erleichtert von unseren Sorgen können wir das frisch gewaschene Auto mit voll geladenen Batterien und neu gestempelten Zolldokumenten übernehmen, super! Also unser kleines Gepäck aufladen, das Bezahlen nicht vergessen und schon sind wir auf dem Weg nach Kleinwindhoek. Bei unserem geschätzten Brotbäcker wird gleich zu viel des guten geordert, im Supermarkt versuchen wir jedoch Maas zu halten, sind wir doch voraussichtlich nur 6 Wochen «on the Road». Im altbekannten «Urban Camp» können wir uns bequem einrichten und vorbereiten. Nach einem feinen z`Nacht sind uns die Betten willkommen und wir schlafen bis uns die Sonne an der Nase kitzelt. Zuerst werden die mitgebrachten Schrauben und Abdichtungen am Fahrzeug angebracht, letzte Besorgungen erledigt und frisches Wasser gebunkert. Am Abend nutzen wir nochmals intensiv das WiFi, in Namibia sind wir ansonsten nicht erreichbar. Am 12. August wollen wir von Windhoek wegkommen, aber wieder sind Kleinigkeiten zu erledigen. So ist die Armbanduhr von Therese in den Streik getreten und bei meiner sprang der Deckel ab. Also noch über die Stadt zum Uhrmacher und weil es am Weg lag, beim Reifendienst zwei Räder über Kreuz tauschen. (v.R. schlechtes Profilbild). Kurz nach Mittag ist es dann soweit, auf der B1 rollen wir nach Süden, bis Rehobot. Hier am Oanab Stausee findet sich ein guter Übernachtungsplatz mit vielen Wasservögeln. Sehr gut wachen die etwa neun Gänse mit intensivem Geschnatter über unser Wohlsein, Ruhe geben sie erst nach dem vollständigen Eindunkeln. Jetzt im Frühjahr (in Namibia) ist der Stausee nur halb voll und alles ist knochenrocken und ohne grün in der Landschaft. Ein ganz anders Bild als bei unserer Heimkehr im Februar, wo alles kräftig grünte.

Neue Strecke altes Bild, an der B1 bis Mariental ist alles sehr trocken und es hat kaum Verkehr. Erste grüne runde Flecken sind bei der «Aimab Superfarm» zu sehen. Grosse, Kreisrunde Flächen die durch Bewässerung fruchtbar gemacht werden. Das Grünzeug wird von der Superfarm als Futter einer sehr grossen Zahl von Milchkühen verwendet. Die Ställe sind jedenfalls einer Superfarm entsprechend. Hier biegen wir ab um in Stampriet die letzte Nacht in Namibia auf der uns schon bekannten Campsite zu verbringen. Am Morgen geht es auf der Piste 260km dem ausgetrockneten Auob entlang nach Mata-Mata. Etwa alle 10km treffen wir hier unten auf Farmen von vornehmlich deutschen und Burischen «Südwestlern». Sie haben oft fantasievolle Namen die auf die Besitzer hinweisen, «keen Rust» oder einfach «Berlin». Im Trockenfluss sind die Brunnen gebohrt und das Viehzeug muss lange Wanderungen aus der Kalahari zum Saufen machen. Vorteil, der Besitzer kann sie regelmässig ohne gossen Aufwand zählen. In Mata-Mata schickt uns der namibische Grenzer vor der Abfertigung zuerst zur Rezeption der Parkverwaltung über die Grenze. Wir haben keine Übernachtung vorab gebucht. Die Grenze darf jedoch nur mit zwei gebuchten Übernachtungsplätzen im «Kgalagadi Transfrontier Nationalpark» passiert werden. Die nette Rezeptionistin ist mit uns komplett überfordert. Sie löst das Problem für sich ganz einfach und behauptet die Campsite sei voll gebucht, erst morgen Abend sei etwas frei in Twee Rivieren am unteren Ende des Nationalparks. Die zweite Nacht müssten wir wieder in Mata-Mata verbringen. So geht es hin und her und um zu einem Ende zu kommen buchen und bezahlen wir halt wie vorgeschlagen. Der Grenzer grinst als wir wieder vorbei kommen und die Besitzerin der rudimentären Campsite 2km zurück noch mehr. Um 16.00h beginnen wir erneut unsere letzte Übernachtung in Namibia.

Am Dienstag Morgen den 15. August verlassen wir wohl für immer Namibia und Reisen in den Nationalpark ein. Der Park wird von drei Ländern betrieben, unter der Regie der Südafrikanischen SAN Parkverwaltung. Innerhalb der Parkgrenzen ist man so etwas wie Staatenlos, denn erst mit dem verlassen des Parks erfolgt eine Einreise in ein angrenzendes Land. Es geht weiter dem Trockenfluss Auob entlang. Unterwegs an den gebohrten Wasserlöchern sollen wir den das Wild beobachten können. Nach etwa 7km sonnt sich ein mächtiger Löwe auf einer kleinen Anhöhe, nur mit dem Fernglas gut auszumachen. Das aufkommen von Wild ist ansonsten bescheiden. Dreimal Giraffen, mehrere Herden Böcklein, Wilde Beest, Elan und am regelmässigsten Orix Antilopen mit ihren typischen spitzen Hörnern. Richtig Spass hatten wir an einem Honigdachs. Er schnüffelte durch die Büsche und hat uns zu späht bemerkt. Augenblicklich stellt er sich Tot, er wirft sich demonstrativ und schauspielerisch auf den Rücken, ein Vorderbein gestreckt das andere auf die Herzgegend gepresst, jeder seiner Feinde hätte sich Totgelacht! Als seine Freunde Überleben wir knapp und können das Schauspiel beim Weiterfahren gleich noch einmal beobachten. Ein richtig süsser Kerl! Schade dass wir die auf unserer Karte ausgewiesenen kleinen Pisten nicht befahren durften. Zwei Stunden vor Torschliessung erreichen wir das «Twee Rivieren» Camp. Hier melden wir uns nochmals bei der Rezeption, denn wir möchten am folgenden Tag nicht wieder zurück nach Mata-Mata fahren. Die sehr kompetente Dame schüttelt nur den Kopf ab Ihrer Kollegin. Tatsächlich ist nur das Nossob Camp noch für Tage ausgebucht. Sie schlägt uns vor, noch eine zusätzliche Nacht hier zu verbringen und Morgens eine Rundtour im Park zu fahren. Wir sind erleichtert, besonders da es keine zusätzliche Kosten verursacht ;-) Den Abend verbringen wir in netter Gesellschaft mit Renate und Bruno. Der interessante Austausch von Reiseerlebnissen lässt die Zeit im Fluge vergehen.

Die Fahrt führt uns heute entlang des Nossob, ebenfalls ein Trockenfluss, der sich sinnigerweise bei bei «Twee Rivieren» mit dem Auob vereinigt. Diese «Flussläufe» sind interessant, führen sie doch an der Oberfläche nur selten Wasser. Jedoch bildet sich ein Grundwasserlauf, der recht zuverlässig Wasser für gebohrte Brunnen liefert. In der Umgebung von Gemsbock verdunstet allfälliges Oberflächenwasser in verschieden Salzpfannen, es erreicht keinen Fluss oder See. Das Grundwasser erreichen die Kameldornbäume, die sich in dieser Umgebung erstaunlich wohl fühlen. Heute können wir noch ein paar Spezies mehr entdecken. Strausse, Adler und wieder drei faule «Fernglas-Löwen» an der Sonne. Sehr aktiv zeigt sich auch ein Honigdachs, der unermüdlich mit der Schnauze im Erdreich nach Futter sucht. Spannend ist sein Begleiter, ein mittelgrosser Raubvogel, der sich bemüht von der Beute einen Happen zu ergattern. Fast zwei Stunden später auf der Rückfahrt, treffen wir die zwei erneut mit unveränderter Jagdlust. Zum Abschied sehen wir noch die Hinterläufe der sehr scheuen Afrikanischen Wildkatze. Der Nationalpark wird gerühmt für seinen Reichtum an Tieren. Das können wir so nicht bestätigen. Grund ist vermutlich ein sehr ausgedehntes Buschfeuer, dass vor zwei Jahren der Flora und Fauna sehr zusetzte.

So verlassen wir etwas ernüchtert den Nationalpark nach der Republik Südafrika. Da wird wieder einmal eine Sonderschiene gefahren. Die Grenzpolizei möchte uns um alles Grünzeug erleichtern. Angeblich ist eine Einfuhr aus Namibia untersagt. Therese überlässt dem Herrn routiniert ein Paar Zwiebeln, Kartoffeln und Karotten aus der Gemüsekiste, den Rest bedeckt sie. Die anschliessende Inspektion verlief für uns erfreulich und wir konnten am folgenden Tag unser Rest-Gemüse geniessen ;-) Es gibt im Anschluss einen recht langen «Rutsch» bis hinunter nach Upington. Die Stadt dient als Service und Verwaltungszentrum für den abgelegensten Teil des «Nothern Cape» und ist ein Verkehrsknotenpunkt. Lebensader ist jedoch der Orange River. Der Fluss bringt sein Schmelzwasser aus den Bergen von Leshoto bis hier in die trockenste Region von Südafrika. Einige der Buren erkannten bald die Möglichkeiten die das Wassers bietet. Tatkräftig begannen sie Kanäle zu bauen und Felder anzulegen. Heute, 130 Jahre später, gilt die Region als Globalplayer für getrocknete Trauben. Auch Tafeltrauben und andere Früchte gedeihen aufs beste. In Keimoes, auf dem Tierberg, ist der Ausblick auf die fruchtbaren Felder und den Orange River vom feinsten. Allerdings ist das Nationale Monument des letzten Wasserschöpfrades der «Fürsorge» der ANC Regierung zum Opfer gefallen… Aber im Ort Kakamas halten verantwortungsvolle Winzer noch vier Schöpfräder für Interessierte in Betrieb. Bewässert wird heute natürlich mit modernster Tropfbewässerung. Auf dem Gut «Die Mas», idyllisch am Fluss, bleiben wir zwei Tage. Von hier aus besuchen wir den Nationalpark «Augrabies Falls». Auch schwingen wir seit langem wieder einmal ausgiebig unsere Wanderstöcke und geniessen die Aussichten am «Arrows Rock» auf den «Two Lakes Fall» und die Schluchten.

Auf der N14 geht es weiter Westwärts durch das Northern Cape, hinein ins «Namaqualand». Extrem trockene Gegend! Niederschlag in 2022 total 38mm … Es gibt aber auch Jahre mit etwas mehr, so dass die Schaf- und Ziegenhaltung noch möglich ist. In Pofadder (Puffotter Schlange) unterstützen wir die örtliche Kunstszene, kaufen drei Warzenschweine, hergestellt aus alten Ölfässern… Hier ist wirklich nichts los! Eine Tankstelle mit Laden und Imbiss (diesen Monat ist Marmorkuchen im Angebot) Liquor Shop und eine Kirche. Unser Künstler ist total glücklich… 60km weiter eine Abzweigung zur Mine Aggeneyes. Für uns ist nicht ersichtlich, was hier aus dem Boden gegraben wird. Die letzten 100 von heute 300km kommen unter die Räder. Kleine Abwechslung, nach einer harten Bodenwelle zeigt uns Giovanni seinen Unwillen. Tacho, Tourenzähler, Tankanzeigen und alle Alarme durch Kurzschluss mal eben ausser Betrieb. Kurze Besserung nach Sicherungswechsel, aber wirklich nur kurz. Dafür entschädigen uns jetzt vor Springbock wunderbare Blumen in gelb, orange, weiss und blau. Die Wüste blüht in den schönsten Farben! Einfach toll. Auf dem Caravan Park melden wir uns für zwei Nächte. Am Morgen stehen wir als erste auf der Matte vom «Goegab Nature Reserve». Beinahe zu früh, denn die Blumen öffnen ihre Blüten erst nach etwa einer halben Stunde in der Sonne. Aber dann, welch eine Pracht… Auf anraten der Rezeptionistin befahren wir einen 4x4 Weg, nicht ohne, dafür entschädigen noch mehr blühende Blumen mit starkem Duft und einzigartige Köcherbäume!

Am Mittag besuchen wir das älteste Minendorf von Südafrika. Hier in Okiep wurde der erste Stollen in die Hügel getrieben und Kupfer abgebaut. Weiter in Nababeep wollen wir ein Bergbaumuseum besichtigen. Die seit 2008 geschlossenen Mine baute ebenfalls Kupfer ab. Das Dorf für die ehemaligen Bergleute ist recht verelendet und viele sitzen Arbeitslos vor den Hütten. Das Museum ist geschlossen, der optimistischen Beurteilung durch unseren Reiseführer zum Trotz. Der Besuch des «Namakwa» Nationalparks beginnt leider mit intensiven Niederschlägen (wie war das mit der Trockenheit ;-) ). Aber jetzt im Frühjahr lassen die Hügelzüge die tief vom Atlantik heranbrausenden Regenwolken abregnen. Aber eben hier und nicht weiter im Landesinnern. Die Regenwolken trüben wohl auch unsere Orientierung. Denn erst am «Wildperdehoek» Pass bemerken wir, dass wir auf einem Farmweg aus der falschen Richtung am Pass ankommen… Ab jetzt vermögen wir der Parkroute zu folgen und wenn der Himmel aufreisst und die Sonne blinzelt, zeigt sich die Blumenpracht in der eindrücklichen Umgebung. In Kamieskroon bleiben wir für die Nacht. Leider müssen wir feststellen, dass sich Giovanni auch hier nicht mit Bravour schlägt und sich ein wieder mal eine Schraube lose gerüttelt hat. Der Reparaturversuch meinerseits ist leider nicht erfolgreich, so sind wir den froh die Weiterfahrt auf der N7 anzutreten und nicht irgendwo im Nirwana.

Auf der N7 gondeln wir nach Süden. Die Lenkung hält, aber die Sicherung der Alarmanlage ect. brennt bei jeder starken Erschütterung durch. Die Reserven sind bald einmal verbraucht. Auf die Weiterfahrt scheint es keinen direkten Einfluss zu haben, also fahren wir weiter. Vom Vortag ist unser Auto noch schrecklich verschmutzt. So ist es den unser Bemühen, einen »Carwash» zu finden. An der Tankstelle in Vanryhnsdorp verweisen sie uns nach Vredendal, da soll es das geben und mehrere Autoelektriker obendrein. Tatsächlich wird die Schmiere aus dem Nationalpark mit Hochdruck vom Auto gespritzt und auf eine Reparaturmöglichkeit in der Nachbarschaft verwiesen. Der Elektro-Diesel Services (Bosch Dienst) ist uns ja schon von Namibia her ein Begriff. Der Meister kümmert sich, baut das halbe Armaturenbrett auseinander, findet leider keinen sichtbaren Schaden und baut alles wieder zusammen. Nächste Woche hätten sie Zeit um der Elektrik zielstrebig auf den Zahn zu fühlen, zwei Tage müsste ich schon rechnen… Mit einem Tütchen voller Sicherungen ziehen wir den weiter, Wochenende plus zwei Tage ist uns doch etwas zu lange.

Etwas Ausserhalb finden wir die «Draaihoek Farm» mit Stellplatz. Der Jungbauer heisst uns Willkommen und zeigt uns das Plätzli. Es scheint noch alles etwas neu für ihn zu sein, so intensiv wie er sich um uns kümmert. Unser Interesse an der Farm belohnt er mit einer Fahrt über die Felder. 1500 Hektar Boden, die Hälfte mit der Möglichkeit zum Bewässern. Vor einem Monat ist der Fluss «Olifants» über die Ufer getreten und hat seine Traubenfelder etwas unsanft unter Wasser gesetzt, dadurch spriessen sie zu früh und nun müssen sie dringend zurückgeschnitten werden. Die Süsskartoffeln müssten jetzt auch dringend geerntet werden, es regnete viel und zum falschen Moment. Die Saatgutfelder, wo Sämereien für holländische Firmen gezogen werden, bräuchten jetzt ebenfalls viel Pflege. Es werkeln 60 Farmarbeiter, zum Teil von weit her, um alles unter einen Hut zu bringen. Seine 180 Schafe müssten jetzt geschoren werden, denn für die Winterwolle würde es endlich wieder etwas Geld geben. Der Cousin auf der Nachbarfarm regelt das für ihn, der hält etwa 1000 Stück. Die Schafschur und die weitere Verarbeitung der Wolle wird an eine Firma abgegeben. Das Bewässerungssystem hier am Olifant River hätten ab 1916 italienische Kriegsgefangene gebaut. Der Bauer hatte sichtlich Stolz und Freude uns das alles zu Erklären, ist doch der Betrieb schon Generationen in Familien Besitz. Er macht sich Sorgen in Zukunft noch genügend Farmarbeiter zu haben. Die Jugend sei kaum mehr an Feldarbeit zu interessieren, trotz der extremen Arbeitslosigkeit von über 50% im Land…

Das Reisegepäck voller neuer Eindrücke und 5kg frischer Süsskartoffeln machen wir uns auf den Weg zum Cape Columbine, weiter südlich bei Vredenburg. Alle sind putz und munter, sogar die Elektrik von Giovanni scheint gut drauf zu sein! Munter ??? Der Haus- und Hofgockel beim Jungbauern krähte uns schon um halb drei zum ersten mal aus dem Bett und dann immer wieder, bis wir entschlossen zum Gegenangriff übergehen und unsere Federbetten ausschüttelten. Entlang des Olifant und Clanwilliam Rivers gehören die Früchteplantagen zum dominierenden Bild. Es ist regnerisch und teilweise sind die Spuren der Überschwemmungen gut zu erkennen. Der Clanwilliam Staudamm hat die Hochwassertore geöffnet und in grossem Bogen schiesst das Wasser zu Tal. Vor 11 Monaten, auf der ersten Tour, klagten uns die Leute über die hohe Trockenheit… Der Stellplatz im Columbine NR finden wir echt super! Steinformationen am Strand, mit hohen Wellen, die mit Gekröse herein donnern. Leider auch starker und recht kühler Wind. Seit wir in Afrika sind haben wir jeden Morgen unsere Heizung gestartet, Morgentoilette bei 4-5°C ist nicht gerade unsere Stärke… Wir fahren zur Saldanha Bay um den Erzhafen anzuschauen. Es ist der tiefste natürliche Hafen im Süden Afrikas und an der Verladepier machen Schiffe von über 200'000 Tonnen fest. Das Eisenerz kommt aus dem Zentralen Northern Cape per Bahn und LKW. Das Reisebuch erzählt von den schwersten Zügen weltweit, die hier auf einer speziellen Trasse bis in den Hafen mit konstant gleich geringem Gefälle anrollen… Auf dem Hausberg von Saldanha können wir alles bestens Überblicken.

Gegenüber in Langebaan an der Waterfront essen wir feinen atlantischen Fisch. Danach fahren wir durch den West Coast NP entlang der Bay hinunter nach Yzerfontain. Am Aussichtsberg können wir noch einmal die volle Pracht der Wildblumen erleben! Super schön! Der Stellplatz war uns bekannt, aber der deutsche Bäcker am Sonntagmorgen, eine Offenbarung des Brotgenusses… Der Besuch im Freilichtmuseum nahe bei ist sehr interessant. Die San Völker (die mit den Klicklauten in der Sprache) sind die wirklich Indigenen Menschen im Süden von Afrika! Alle anderen, Schwarze wie Weisse, sind zeitgleich später angekommen. Die Portugiesen, die vorerst nur Wasserquellen für ihre Schiffe interessierten, noch vor den Bantu Völkern aus dem Norden. Aber wie so oft auf dieser ungerechten Erde, sind gerade die Indigenen San die heute am meisten benachteiligte Volksgruppe. Da spielen viele Faktoren eine Rolle, ein wichtiger ist sicherlich der unkontrollierte Alkoholkonsum. Es entsteht der Eindruck, dass die staatlichen «Likor Shops» dies noch unterstützen… Erstmals lässt die Witterung einen angenehmen Strandspaziergang zu dem wir den auch ausgiebig frönen.

Die weitere Reise soll uns ins Zentrum des Lands bringen. Zu den Himmelsteleskopen bei Sutherland im Nothern Cape. Ost West Verbindungen sind rar im Land. So planen wir denn die Fahrt vorerst nach Südosten bis Paarl. Von da soll es den Nordöstlich weitergehen. Die Getreidefelder, der gelb blühende Raps, sowie die Gebirgszüge in der Ferne erinnern an europäische Landschaften. Wir finden diese Fahrt über Darling, Malmesburry hinunter nach Paarl am Berg River, sehr angenehm. Nach div. Besorgungen, auch noch Gasflasche auffüllen, geht es weiter auf der R101 über den Toitskloof Pass durch die Hex River Mountains nach Worcester. Ab hier müssen wir die N1 benützen und staunen wieder über die ausgedehnten Fruchtplantagen. Bei De Doorns passieren wir auf dieser Reise erstmals grosse Slum Dörfer mit extremer Armut. Tafeln am Strassenrand warnen vor dem Anhalten, wir sind schockiert. Zügig kommen wir nach Matjesfontain. Ein Historisches Dorf, das durch einen begüterten Hotelier in den 1970er aufgekauft und vollständig renoviert wurde. Luxuszüge wie der Blue Train halten hier zur Ergötzung der Passagiere. Es gibt den neben den Gaststätten auch ein Verkehrs- und ein Historisches Museum. Es wird alles aus der Gegend Thematisiert, von Nachttöpfen über Apotheke bis zum Leichenwagen, sogar die Feuerwehr. Hier biegen wir den nach Norden auf die R354. Auf den Kämmen der Komsberge, noch im Western Cape, wird ein Gigantischer Windpark erstellt. Wir passieren drei zentrale grosse Bauplätze. Entsprechend ist eine enorme Staubfracht in der Luft. Spät kommen wir nach Sutherland auf den Campingplatz.

In dieser Nacht versuchen wir dem Lichteinfluss auf dem Camping mit einem Spaziergang zu entkommen, um den hier so bekannten Blick auf die Sterne zu erhaschen. Daniel, Daniel, jetzt bei Vollmond sind kaum Sterne zusehen, es ist fast Taghell! Ein krasses Beispiel von fehlerhafter Reiseplanung… Am Morgen fahren wir die 35km zu Afrikas grösstem und stärksten Teleskop. Eigentlich eine Gruppe von elektronischen Teleskopen, die nach Plänen eines russischen Himmelsforschers aufgestellt wurden. Durch diese spezielle Aufstellung soll sich die Winkelgenauigkeit entscheidend verbessern. Das hilft dann die Entfernungen genauer zu berechnen… Zurück in Sutherland findet sich ein Café mit unzähligen alten Autos auf dem Gelände. Wir fragen für eine entsprechend alte Autonummer. Der Eigentümer und erster Stockcar Fahrer vor Ort (zweiter ist seine Lebenspartnerin) lädt uns ein, selber auf die Suche zu gehen. In der Folge kommt es zu einem Sturz von Theres in einen Services-Graben zwischen zwei alten Autos. Wie es geschehen konnte weiss nicht einmal Theres. Sie war einfach weg und dann finde ich sie ohne Bewusstsein in diesem Graben… Schock, Angst, Panik, alles auf einmal. Die Frau reagiert aufs erste und telefoniert der ersten Hilfe. Die Autos müssen auseinander geschoben werden und da ... endlich ein unverständiges Zuschauen von Therese signalisiert uns LEBEN. Die zwei Sanitäterinnen beginnen dann mit den Abklärungen über den Zustand des Opfers. Welch eine Erleichterung als das Aufstehen gelingt und Theres auf den eigenen Füssen aus dem Graben steigen kann. Etwas schlotterig, aber dem Herrgott sei es gedankt ohne Brüche. Der Empfehlung der Sanitäter folgend legen wir Theres im Auto aufs Bett. Es folgen noch weitere Anweisungen wegen Kopfschmerzen, ggf. möglichem Erbrechen und es wird uns ein Besuch auf der örtlichen Krankenstation empfohlen, da gibt es eine Krankenschwester. Therese lehnt das strikte ab!? Das nächste Spital mit Arzt, Röntgengerät und einer Apotheke ist 230km entfernt in Worcester. Es zeigt sich eindeutig, die grösste Gefahr auf einer Reise ist ein Unfall und nicht die bösen Buben…

Wie auf Eier geht es wieder auf den Campingplatz, wo wir einen freien Tag einlegen. Rückblickend wohl eine gute Entscheidung! Die üblichen Kopfschmerzen bei einer Gehirnerschütterung bleiben aus. Aber die vielen Blutergüsse und besonders das Brustbein bleiben sehr schmerzhaft. Nach der Erholungszeit zieht es beide weiter. Vor der Weiterfahrt melden wir uns nochmals im Café und verabschieden uns. Wir bekommen noch eine Autonummer, zwei Kaffee Tassen und gute Wünsche mit auf die Reise. Es wird uns nahe gelegt nach Prince Albert zu fahren, dass sei sehr schön und habe sicher einen Doktor im Ort. So machen wir uns den auf den Weg durch die «Groot Karoo». Es folgen grosse Schaffarmen auf noch grössere. Viel wüstenhafte Landschaft und nur wenig sichtbare Schafe ;-) und immer wieder schöne Wildblumen. Man hat uns nicht zu viel versprochen, Prince Albert ist ein Bijoux eines Burenstädtchens in der Karoo. Etwas ausserhalb, am Fuss der «Swartberg Mountaines» finden wir ein richtig schönes Plätzli auf einer ehemaligen Farm. Heute, Freitagmorgen sind die Schmerzen am Brustbein von Therese noch nicht abgeklungen. So gehen wir denn auf Arztsuche. Der erste an der Hauptstrasse domizilierte ist schon im langen Wochenende. Bei seiner Vertretung sind wir etwas verunsichert, denn der nette Herr ist alt und schon sehr unsicher auf den Beinen.Aber bei der Visite geht er sehr kompetent zur Sache und wir sind sehr beruhigt über seine Aussage. Bruch kann er keinen feststellen, findet es aber an sich nicht nötig, dass eine über siebzig jährige Frau in eine Grube fällt... Therese bekommt ein Rezept für stärkere Schmerzmittel, dass sie in der Nacht einnehmen soll um «gut zu schlafen». Der Hammer des Tages kommt in Form einer E-Mail von «Sea Bridges» die uns mitteilen, dass die Reederei wegen des Schiff-Brandes vor der holländischen Küste nur noch fabrikneue Fahrzeuge transportieren will und uns «ausgeladen» hat. Wir finden das natürlich eine Sauerei und sind an diesem Abend emotional sehr aufgeladen… Wir schieben noch einen Ruhetag ein und spazieren etwas durch die Anlage um die Heilung zu fördern. Senden ein paar freundliche und auch böse E-Mails wegen einer möglichen Schiffspassage durch die Gegend und sind in einer richtig miesen Stimmung…

Durch die «Swartberg Mountaines» führt der Weg durch die schöne und sehr gut ausgebaute «Meiringspoort» Schlucht nach «de Rust». Therese hat die Brust fest mit einem Schal zusammen gebunden um die Bodenwellen besser bestehen zu können. Leider ist es noch nichts mit Rasten, der Platz auf einer Straussenfarm ist zu stark mit Geruch behaftet. So ziehen wir weiter durch das Tal des Olifant Rivers (ein beliebter Flussname) zur linken die Kougaberge, zur rechten die Titsikammaberge, ein sehr schönes Tal. Hier im Tal sind sehr viele Obstfarmen und die ersten Obstsorten (Birnen) sind in voller Blühte. Übernachten können wir auf einem einfachen Platz beim Obstbauer nahe Harlem. Die Bäuerin empfiehlt den Spaziergang hinunter zum «Wasserfall» ein schöner Badeplatz, wenn den nicht wie jetzt, der kalte Wind alles im Griff hält. Ab Kareedouw werden die Obstplantagen weniger und je mehr wir aus den Bergen kommen die Weiden grüner. Mega Milchfarmen bis hinunter nach Jeffreys Bay. Auf dem schon bekannten Camping direkt am Pazifik lassen wir den Tag ausklingen. Auf der Weiterfahrt über die alte R62 werden wir nochmals so richtig durchgeschüttelt, hier im Estern Cape haben sie es nicht so mit guten Nebenstrassen… Das E-Mail von Sea Bridges ist endlich wieder ein Aufsteller! Frau Berger hat ein Schiff für uns gefunden, Abfahrt einen Tag später. So ziehen wir den gleich durch zum Verladeagenten. Mit Natascha besprechen wir die ganze Geschichte und machen fixe Termine für Zoll, Inspektion und Fahrzeugabgabe. Zuversichtlich fahren wir nach Addo auf die Homestade Farm.