2019

Kirgisistan - 2. Teil

von
veröffentlicht am

28.07.2019 – 16.08.2019

Uns soll der Weg in die abgelegene Talas Region führen. Bei Ötmök biegen wir nach rechts ab um auf den gleichnamigen Pass zu fahren. Auch dieser Pass ist hoch, 3326m ü.M. Die Berge sind hier im Westen von Kirgistan deutlich kahler und ohne die schönen Tien Shan Fichten. Die Aussicht ist dürftig und es präsentiert sich alles in einer heissen Dunstglocke, sehr Wüstenhaft. Vereinzelt bemühen sich die Hirten auf den kargen Weideflächen die Tiere durchzubringen. Im grünen Talgrund wird kräftig Bewässert. Es scheint in Zentralasien die vorherrschende Möglichkeit zu sein um Landwirtschaft zu betreiben. Regional gibt es Spezialitäten, um Bishkek Körnermais, Luzerne und Melonen, um den Ysyk Köl Obst, besonders Aprikosen. Hier in der Region Talas sind es Bohnen, Bohnen überall. Es fehlt offensichtlich aber an Geld um die alten UDSSR Bewässerungsanlagen in Schuss zu halten. Die in Kirgistan heute wieder freie Landwirtschaft bemüht sich ab und zu mit abenteuerlich aussehenden Hilfsmitteln! Um eine angenehm temperierte Nacht zu verbringen machen wir es wie gewohnt, hinauf in die Höhe, diesmal in den Bech Tasch NP.

Die Kirgisen berufen sich oft auf ihren «Wilhelm Tell» Manas. Im 9 Jh. soll es ihm gelungen sein kirgisische Stämme um sich zu versammeln und die eindringenden Feinde in Heldenhaften Schlachten zu vertreiben. Wie Friedrich Schiller uns Eidgenossen zu einem Helden verhalf, nahmen die Kirgisen ihren Manas Dankbar an. Just in den bewegenden Jahren von Glasnost haben sie ihm ein Mausoleum und eine schöne Gedenkstätte nahe bei Talas geschaffen. Ohne Zweifel ist dieses dem Selbstbewusstsein sehr gut bekommen, sind die Kirgisen doch die einzigen der Stan-Länder, die über die Stränge schlagende und selbstherrliche Präsidenten entsorgen. Das haben sie jetzt schon vier mal durchgezogen und sind zu Recht Stolz darüber. Talas als regionale Hauptstadt ist froh um jede Aufwertung. Denn eigentlich gibt es im Ort ausser einem massigen Theater und einer kleinen russischen Kirche nicht viel Sehenswertes… Zu Mittag gönnen wir uns ein Döner im Teller, dachten wir. Trotz intensiven Gesten und radebrechen mit den Händen, stopfen sie die feinen Pommes Frites in die Dönerrolle. Einen Teller gab es zumindest, aber leider kein Besteck…

Durch intensiv bewässerte Landwirtschaftszone kommen wir nach Kyzyl Adyr und biegen da nach Süden, in Richtung Kara Buura Pass ab. An einer lauschigen Stelle, am gut Wasser führenden Bergbach, finden wir ein schönes Plätzchen um den Sonntag Abend in Ruhe geniessen zu können… Beim Einnachten donnert und rumpelt es durch das Tal. Wir denken schon an eine Springflut des Baches und stürzen aus dem Auto. Nein, es sind leere LKW Muldenkipper die mit hoher Geschwindigkeit bergwärts fahren und eine gigantische Staublawine hinter sich herziehen… Schnell wieder in den Wagen und Tür und Fenster zu um den Staub draussen zu halten! Die ersten 8 LKW Stäuben unseren Giovanni vollständig ein… Ausweichen im engen Tal ist nicht möglich, so versuchen wir uns zu arrangieren und zu schlafen. Die ganze Nacht, etwa alle 20 Min. donnert ein LKW mit einer Staubwolke zu Berg oder zu Tal. Mit roten Augen beschliessen wir am frühen Morgen, bei dem Gedöns mit zu machen und fahren weiter in die Berge. Schwer beladen, schön mit einer Plane abgedeckt kommen sie uns entgegen. Wir Rätseln intensiv was da so wertvolles Richtung Kyzyl Adry transportiert wird. Staunend müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die Muldenkipper bis auf den Pass hinauf fahren um ihre wertvolle Fracht zu Laden. Im letzten steilen Anstieg der mit Serpentinen überwunden wird, können wir von oben in die LKW-Mulden sehen. Sie haben relativ kleine Häufchen geladen, es ist also vermutlich ein schweres erzhaltiges Gestein das abgeführt wird.

Die Passhöhe ist einfach toll! Die LKW-Stäuber biegen endlich nach rechts ab zu der nicht einsehbaren Mine. Wir können ungestört das prächtige Bergpanorama um uns geniessen. Immerhin stehen wir hier auf 3302 MüM in der Nordwestlichen Fergana Kette. Linker Hand, die 4000er der Chatkal Kette, rechts die 3000er der Chalandasch Kette. Da hinunter wollen wir, in das einsame Chatkal Tal, das sich bis nach Usbekistan ausdehnt. Vorerst schauen wir nach einem wirklich ruhigen Plätzchen! Wir werden schon am frühen Nachmittag am Chatkal Flüsschen fündig. Waschen uns den Staub aus den Haaren und der Wäsche. Ein berittener Hirte schaut auch noch vorbei und ist auch ohne Verständigungsmöglichkeit ganz gelassen. Der Platz war sehr Erholsam.

Entlang des Flusses geht es durch das sehr spärlich besiedelte Tal. Mit einfachen Mittel wird Landwirtschaft betrieben und kräftig Heu geschnitten und geerntet. Die Blumenpracht auf den mageren Wiesen und die Farben der Landschaft sind beeindruckend. Auf einen Schlag sind wir wieder in der Neuzeit. Im Fluss wird Gebaggert und mächtige Haufen von Geschiebe durchgesiebt und ausgewaschen. Die Maschinen lassen auf ein Goldmine schliessen. Also nicht mit der Pfanne im Wasser stehen, sondern mit Caterpillar und Co. den Talgrund durchschaufeln… In Korgon Say vor der Milizkaserne im Schatten, müssen wir wieder einmal ein Loch im Pneu reparieren. Die Miliz war verständig und das Loch ist dicht.

Im westlichsten Zipfel von Kirgistan ist der schlecht zugängliche Besh Aral Naturpark. Da wir noch im Land bleiben möchten, machen wir (die Strasse) einen Bogen nach Südosten, um die Chatkal Kette zu überqueren. Auf der Passhöhe des Tschaptschuma Passes (2841m) geniessen wir die Berge rundum und können den weiteren Strassenverlauf gut einsehen. Nach einer steilen Abfahrt sind wir im engen Talgrund wie eingefangen. Gerne möchten wir einen angenehmen Nachtplatz ergattern, es wird aber recht schwierig. Therese schaut in die Overlander App und es scheint da etwas zu geben… Nach einer weiteren Goldmine fahren wir in das angegebene Seitental und stehen erneut vor einer Goldmine. Also wenden und sich neben die Piste zwängen. Es war dann auch nicht so schlimm, ein paar Autos die (alle langsam) vorbeifahren und eine Einladung zum Besichtigen der Mine später und es wurde doch noch eine ruhige Nacht. Früh am Morgen weckten uns die Bagger von der Mine. Vor Abfahrt machten wir einen Spaziergang hinauf, um diese Anzuschauen. Ist recht schlimm zu sehen, mit wie viel Dreck und Gift (u.a. Zyanid) das glänzende Gold gewonnen wird. Es geht hier nur um den Profit! Die giftige Brühe wird in einfach zusammen geschobenen Becken gelagert. Leider fliesst der Bach durch die Becken und die Brühe ist bald auf dem Weg in das Ferganatal, wo die Bauern das Wasser zum bewässern der Felder benötigen. Wissen, oder wollen sie es nicht wissen welche Wirkung Zyanid, Arsen und Quecksilber auf die Konsumenten ihrer Feldfrüchte haben… Es zeigt deutlich den Nachteil einer «schwachen» Regierung, wenn gierige Goldgräber (Chinesen) schalten und walten dürfen wie sie wollen. Es ist hässlich, bis zum Stausee bei Ala-Buka wird oder ist der Talgrund versaut und nach Gold ausgewaschen.

In Ala-Buka müssen wir wieder stark nach Norden Ausweichen. Ein Zipfel von Usbekistan schiebt sich hier weit nach Kirgistan hinein. So geht es den hart an der Grenze entlang. Man glaubt es nicht, die wird Richtig streng bewacht, mit Soldaten auf Türmchen und zum Teil mit einem Zaun… Von Kerben fahren wir auf Regionalstrassen in das Sary Chelek Naturreservat. Da erleben wir wieder einmal die unlogische Logik der Stan-Länder. Mit dem Camper dürfen wir nicht im Park Übernachten. Hätten wir ein Zelt oder etwas in der Richtung, kein Problem. Die Kasachen und Russen fahren alle in den Park zum Zelten, wir müssen uns vor dem Tor einen Platz suchen… Pünktlich zur Öffnungszeit stehen wir am Eingang und Hupen mit Genuss, so dass der verschlafene Ranger wohl oder übel herbeieilen muss um den Zugang frei zu geben. Das Strässchen schraubt sich durch den Wald von Walnussbäumen, Fichten und wilden Apfelbäumen. Viele der uns bekannten Kernobstsorten stammen im übrigen aus Zentralasien. Wir haben einen geschützten Naturpark erwartet, das trifft es hier bestimmt nicht! Im Park wird Heu gemacht, Nutztiere geweidet und die Imker lassen die Bienen hart arbeiten. Es sind auch Jurten auszumachen wo die Milch der Stuten und Kühe verarbeitet wird.

Auf dem Parkplatz angekommen möchten wir wieder einmal etwas Wandern. Angeblich ist das rund um die drei Bergseen wunderbar möglich. Das sollte wohl so sein, aber leider sind kaum Wege oder Hinweise auszumachen! Wir haben einfach keine Lust uns durch brusthohes Farn, Gestrüpp oder was weiss ich was zu kämpfen. Glücklich finden wir einen Pferdestieg, den diese nehmen um an die guten Gräser weiter in der Höhe zu kommen. So sehen wir zumindest auch noch den zweiten Bergsee und das war es denn auch wert. Das Gross der Touristen ist absolut glücklich in einer der zahlreichen Jurten gut zu essen und leider mehr als nicht, zu Saufen. Nach unserem 2 Stunden Trip waschen wir uns noch ausgiebig im Bergbach, (es war ja echt heiss) dass lässt doch die zufälligen Passanten schon staunen. So erfrischt geht es wieder zurück um auf sehr guten Regionalstrassen die Stauseen des Narynflusses bei Tash Kömür zu erreichen. Die Strecke ist Landschaftlich ein Genuss. Es gab auch viel zu sehen. Bauern mähten Gras an steilen Abhängen grossflächig mit der Sense. Trockenes Heu wurde zu «Birligen» aufgeschichtet. Im krassen Gegensatz stehen die schon Jahre stillgelegten und überwucherten Tagebau-Kohleminen, oder die noch bestehenden Minen werden durch Familiengemeinschaften weiter betrieben. An einer verfallenen Anlage prangt noch weit sichtbar ein typisch kommunistisches Wandgemälde zur Aufmunterung des Proletariats… Am Naryn dann der Stausee Nr. 7 mit dem gut in Schuss gehalten Wasserkraftwerk.

Die Bergwelt hat sich hier in der westlichen Fergana Kette wieder geändert. Sehr kahl, schroff und stark rötlich eingefärbt gibt es zu den blauen Stauseen einen Wunderbaren Kontrast. Mal ist der Narynfluss nahe und dann lange nicht mehr zu sehen. Nach Kara-Köl sehen wir seit Kiev zum ersten mal wieder Wohnmobile. Im lockeren Verband kommen die Belgier und Holländer uns entgegen. Etwas verbissen dünkt mich, kann doch keiner auf unser Winken reagieren… Am grössten Stausee, dem Toktogul, finden wir einen schönen Platz. Später stellen wir fest, der Uferbereich ist verschlammt und wir müssen auf das Baden verzichten. Der See wird grossräumig umfahren und nach der Stadt Toktogul geht es stetig weiter aufwärts zum 3188 MüM hohen Ala-Bel Pass. Dann bei Ötmök, hat sich der Kreis geschlossen. Unsere Rundfahrt durch den Westen von Kirgistan möchten wir nicht missen! Weiter durch das Tal, in dem es deutlich weniger Nomaden an der Strasse hat als bei der Hinfahrt, kommen wir nach Suusamyr. Nach Kyzyl-Oy verengt sich das Tal zu einer Schlucht. Diese hält auf der Ostseite eine farbenträchtige Überraschung bereit! Sandsteinberge mit tollen Farbtönen, wir sind wieder einmal baff! Die Piste führt uns weiter über den Kyzart Pass bis kurz vor Kochkor. Auf der «nigelnagelneuen» A365 biegen wir ab nach Süden.

Für einmal keine Piste, es ist ein Genuss. Nach dem Dolon Pass geht es nach rechts in die Bergwelt.
Die Piste führt über zwei Namenlose Päss und nach etwa 35km liegt vor uns der Song-Köl. Es ist wohl der Star unter den kirgisischen Bergseen. Etwas grösser als der Bielersee, liegt er auf ca. 3000 MüM. Er wird vor allem geliebt wegen seiner Alpweiden und den Pferden und Rindern. Die Bergspitzen in der Runde sind leider nur noch vereinzelt mit Schnee bedeckt. Das mindert in keiner Weise die grosse Touristenschar! Um diese unterbringen zu können, gibt es eine Anzahl Jurtendörfer, die durch ihre Masse eher negativ auffallen. Die spektakuläre Hoch- und Runterfahrt vom See finden wir allemal Interessanter. Die Lenkung bockt immer stärker, beim Mittagskaffee sehe ich die Bescherung: Der Giovanni verliert Öl aus der Servolenkung. Schon ein kleiner Schock! Jetzt steht jedoch die weitere Route fest, 90km nach Naryn im Osten und eine Reparatur versuchen… Zweimal müssen wir das Niveau ergänzen und erreichen am Nachmittag ein Guesthaus in Naryn.

Da treffen wir auf viel Verständnis und Hilfsbereitschaft. Gerard und Elisabeth aus Chamonix finden tröstende Worte, Danke. Der Worte viele komme ich kaum mit der Reparatur zu Rande. Aber wir sind doch froh als wir am nächsten Vormittag feststellen, dass es an einem durch gescheuerten Schlauch liegt! Der Gerant des Hauses fährt mich zu einer Autoapotheke und schnell ist Ersatz besorgt. Beim Probelauf sind involvierte und Gäste des Hauses anwesend und alle freuen sich über den Erfolg… Die nigelnagelneue A365 führt ja in Naryn vorbei Richtung Kaschgar (China). So nützen wir es aus und fahren wie Könige nach Kara Suu, zur Besichtigung der ehem. Lehmfestung von Koshoy Korgon mit einem guten Museum anbei. Von da war es dann nur noch einen Katzensprung zur berühmten Karawansei Tash Rabat. Nicht oft sieht man ein Bauwerk, dass seit 2000 Jahren seinen Dienst tut. Die Wissenschaft ist sich nicht ganz einig, aber es gibt nachvollziehbare Hinweise, dass es ursprünglich von nestorianischen Christen als Fluchtburg erbaut wurde. Chinesische Quellen und der geschätzte Marco Polo weisen eben halt auf eine Karawansei. Jedenfalls ist es beeindruckend wenn man sich vorstellt, dass eben hier im grossen Saal Marco sein Süppchen schlürfte...

Am anderen Morgen lassen wir es uns nicht nehmen, noch auf den Ak Beyit Pass (3282m) zu fahren und einen verschleierten Blick auf die 5000er Bergkette an der Chinesischen Grenze zu werfen! Ohne ein Borderpermit ist hier Endstation und wir müssen umkehren. Etwa 25km zurück biegen wir links ab auf eine Piste die uns nach Baetov führt. Hammermässig toll!! Inklusive einer Übernachtung. Auf dem Markt in Baetov gibt es wieder Früchte und Gemüse. Tanken geht nur mit dem Notgenerator der Tanke, dass ganze Städtchen ist mal eben ohne Strom. Es ist wieder einmal ein Routenentscheid nötig. Über Kazarman wollen wir nach Jalal-Abad fahren. Wir können rechtsum zum Narynfluss oder direkt durch die Fergana Kette. Unwissend entscheiden wir uns für den Weg am Naryn «entlang» In Ak-Tal schliesst sich wieder einmal eine Rundreise. Es geht denn auch kurz dem Fluss entlang. Danach zieht sich die Piste ins Hinterland, immer höher und höher. Auf keiner Karte haben wir einen Hinweis gefunden, dass zwischen Kök-Jar und Dödömöl wieder mehr als 3000m Höhe zu Überwinden sind. Am anderen Morgen erreichen wir den das Hochtal um Kazarman, eine malerisch von der Landwirtschaft geprägte Gegend. Durch das Städtchen führt eine neue Teerstrasse, die sich ohne Wegweiser in unsere geplante Fahrrichtung ausbreitet. Ausserhalb der Ortschaft wird noch das letzte Finish angebracht. Wir geniessen das Dahingleiten auf dem Flüsterbelag, bis ein Baggerfahrer wild Hupt und winkt. Er klärt uns auf, diese Strasse ist noch nicht durchgehend, der im Bau befindliche Tunnel nicht fertig erstellt… Also wieder ein Stück zurück und die nicht Ausgeschilderte Abfahrt für die Piste suchen ;- (

Man glaubt es kaum, was für ein Karrenweg die bis an hin einzige Verbindung zur Provinzhauptstadt Jalal- Abad ist. Nun ist verständlich, warum der Reiseführer von Monatelangem eingeschlossen sein im Winterhalbjahr schreibt! Die Berge sind sehr steil, jeder Platzregen löst Murgänge aus und es wird eine unheimliche Menge Geröll in die Bäche gespült. Lawinenkegel vom letzten Winter sind noch gut sichtbar. Es ist auch einiges los am heutigen Tag. Wir treffen jüngere Polen und Tschechen in einem Mietwagen, liegen geblieben mit Reifenpanne. Der Vermieter hat es unterlassen das Reserverad zu Pumpen, den Wagenheber und den Radschlüssel einzupacken… Ein Sprinter Fahrer konnte mit Schlüssel und Heber aushelfen, wir übernahmen dann das Aufpumpen. Wir hoffen, dass sie gut durchgekommen sind! Im nächsten steilen Anstieg treffen wir auf einen Velofahrer aus Rumänien. Dankbar nimmt er etwas zu Trinken an. Er denkt, dass nun die Abfahrt kommt und diese ihn direkt nach Kazarman bringt. Vorsichtig bringen wir ihm bei, dass er aber nochmals auf 3000m Höhe steigen muss und er wohl besser im Talgrund Übernachtet. Wir überlassen ihm noch etwas Brot und Wurst damit er nicht nur Energieriegel futtert, obschon er diese sicher noch nötig hat, die Energie... Nun ist es an uns ein vernünftiges Plätzchen zu finden. Das gestaltet sich aber recht schwierig im engen Tal. Beim erkunden von Möglichkeiten werde ich leichtsinnig und fahre durch Gesteinsbrocken ein steiles Wegstück ins abseits. Ein leider schon zu bekanntes Knall/Zisch Geräusch von entweichender Luft holt uns in die Realität zurück. Der Reifen ist über mehrere Zentimeter unbrauchbar geschlitzt. Den Tag beschliessen wir also mit Radwechsel unter schwierigen Bedingungen. Gott sei Dank habe ich zwei Hydraulikheber! Total unnötig das ganze! Einen Kilometer weiter gibt es ein schönes Plätzchen am Bach… Nun steht es fest, als erstes müssen wir Reifen besorgen, am Sonntag.

Da ist bald klar, in Jalal- Abad werden wir keinen passenden Reifen finden. So riskieren wir noch einen Sonntagsausflug ohne Reserverad. Wir möchten noch die Walnuss Urwälder bei Arslanbob und im benachbarten Tal bei Kyzyl-Ümkür sehen. In Kyzyl Finden wir einige Walnussbäume, aber es sind sicher nicht die ursprünglichen Urwälder! Am anderen Morgen versuchen wir es noch in Arslanbob mit Urwäldern und Wasserfällen. Ehrlich, da fühlen wir uns echt verschaukelt! So einen primitiven Touristenabriss wie hier haben wir noch selten gesehen. Genervt machen wir uns auf den Weg nach Osh, wegen den Reifen und so. Dank Internet finden wir einen kompetenten Händler, der unsere Objekte der Begierde im ersten Lagergestell vorrätig hat. Trotz des negativen Bescheides der unterwegs angefragten Händler, schafften wir den Wechsel noch am selben Abend. Die Bettschwere in den Hügeln über der Stadt war an diesem Abend gesichert! Die kulturelle Bedeutung der Stadt Özgön haben wir mit dem Reifengestürm glatt Übersehen. Also opfern wir nochmals ein paar Kilometer um dieses nachzuholen. Ein vollständig erhaltenes Minarett und drei schöne Mausoleen aus der Karachaniden Zeit, 11 und 12 Jahrhundert, lohnt den Aufwand. Es ist eine Gastfreundliche Stadt, lagerten doch vor den Toren schon die Heere von Alexander dem Grossen und von Dschingis Khan. Die Stadtväter verhielten sich sehr klug, so dürfen wir den heute die alten Bauwerke bewundern, anders als in Osh…

Im Guesthouse TES in Osh warten wir auf unser bestelltes Regelerventil der Heizung. Das löste verschiedentlich Erstaunen aus, braucht ihr denn eine Heizung bei dem Wetter? Zumindest noch nicht, aber über dieses Ventil läuft ein grosser Teil des Motorkühlwassers. Deshalb sind wir bis hier mit einer Notlösung (Sanitär Wasserhahn) gefahren. Truck Parts aus Bishkek sendete uns Pünktlich das original Ersatzteil zu, wir hoffen auf gute Funktion… Grabungen und alte Schriften zeigen auf, Osh ist seit ca. 3000 Jahren eine Siedlung. Doch das unkluge Verhalten gegen die Mongolen rächte sich bitter. Diese schleiften die Stadt mit einer Gründlichkeit, dass kein Stein auf dem anderen blieb. Die Händler der Seidenstrasse wendeten sich daher vermehrt den Städten Buchara, Samarkand und Kokand zu und Osh wurde unbedeutend. Der russische Zar besiegte 1876 das Khanat von Korkand und setzte die Stadt wieder als Hauptstadt des neu geschaffenen Fergana Oblast ein. Die Geschichte fand eine Fortsetzung mit dem «Great Geam» der Aufteilung der schwer zugänglichen Gebirgsregionen zwischen Russland und England, die bis 1900 abgeschlossen war (Quelle: Reiseführer). Die Stadt wurde immer mehr ausgebaut und diente der Erschliessung des Pamir Gebirges. Ein Muss ist heute der Besuch des «Sulajman Too» ein von weit herum sichtbares Felsenmassiv das von der Stadt umschlossen wird. In und um die drei Felsen sind religiöse Verehrungsstätten bis -1200 BC gefunden worden, auch christliche Nestorianische. Die Aussicht ist auf alle Fälle toll, auf den empfohlenen Sonnenuntergang warten wir jedoch nicht. Im schattigen Guesthouse erledigen wir noch ein paar Arbeiten, um dann in das Pamir Gebirge ein zu fahren...

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