2025

Nordamerika - 12. Teil - Kanada - B.C.

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veröffentlicht am

19.05.2025 - 07.06.2025

Wir starten in Zwingen mit dem ÖV zu unserer Nordamerika Reise 2025. Um Hetze beim Umsteigen von Bus und Bahn zu vermeiden, nehmen wir bewusst immer die nächst folgende Verbindung. Es dauert so etwas länger an den Flughafen Zürich, ist aber Stressfrei. Nach einem guten Flug kommen wir am Nachmittag in Vancouver Airport an. Das Einreiseprozedere gestaltet sich durch die maschinelle Befragung zum Zweck der Reise umständlich und mein kurzer Bart wird als Maske erkannt. Erst das Eingreifen einer Grenzbeamtin überzeugt die Maschine, dass kein Maskierter an der Grenzpforte Einlass begehrt. Danach geht alles zügig vonstatten. Mit Erleichterung klauben wir unsere unversehrten Gepäckstücke vom Band. Der Shuttelbus für unser Hotel können wir jedoch nicht finden, so legen wir die letzten Meter des ereignisreichen Tages mit dem Taxi zurück.

Erwartungsgemäss haben wir in den grossen amerikanischen Betten eine erholsame Nacht verbracht. Mit Spannung besuchen wir Viviane, sie hat uns schon per E-Mail eine Autoversicherung für unseren Dodgli zugesichert. Es klappt einfach super! Mit der gesetzlichen Basis Versicherung und einer zusätzlichen Haftpflicht sollten wir auch für die Ansprüche in der USA gewappnet sein. Jetzt freuen wir uns den Dodgli zu

übernehmen. Das bedingt jedoch, dass der Taxifahrer den Weg findet! Leider sind wir da an ein besonderes Exemplar geraten! Theres muss ihm mit dem Handy den Weg weisen, den er spricht vermutlich nur Pakistani… Das Fahrzeug scheint gut über den Winter gekommen zu sein. Rolf hat den Kühlschrank repariert und das Wassersystem vom Frostschutz befreit. Nur der Motor wollte zuerst nicht Anspringen, es war ihm wohl auch zu kalt :-) Nach ein paar Einkäufen für den Tag erreichen wir mit grosser Erleichterung den Capilano Campground und beginnen uns im Dodgli wohl zu fühlen.

Beim Einräumen stellen wir fest, dass der Kühlschrank tipp topp läuft, dass aber eine Deckenleuchte und der Radio in Streik getreten sind. Die Leuchte ist hinüber (der Schalter) und der Radio hat einen Wackelkontakt. Für den Grosseinkauf geht es wieder in den Süden und da können wir bei Canada Tire in der Camper Abteilung eine neue Leuchte besorgen. Das ansprechende Wetter veranlasst uns zum Besuch der “Capilano Suspensions Bridge”. Da Erleben wir den Touristen-Hammer! 70.- C$ p.P. um eine mittelmässige Fussgänger Hängebrücke über eine Schlucht und ein paar verknorrte Pinien in einem Urwaldrest zu besuchen. Da wenden wir und fahren in den Stanley Park für eine Gratiswanderung im dortigen Urwald, entlang der Bucht und unter der eleganten Lions Bridge hindurch!

Der Wassertank und das System müssen wir nochmals gut spülen. Theres hat noch Spuren des roten Frostschutz im Abwaschwasser entdeckt, nicht ideal für Spaghetti, die schmecken besser mit roter Tomatensauce… Einzelne sonnige Momente veranlassen uns zur Fahrt auf den Mt. Seymour. Frühlingserwachen rund um, oben sind noch Schneereste und die Fernsicht ist leider nicht die Beste. Unseren geliebter Mt. Baker bleibt in den Wolken. Wir besuchen nochmals den Stanley Park, da empfangen uns die blühenden Rhododendron. Ein Teil des Golfplatzes ist mit ihnen eingefasst und der Spazierweg führt uns über eine Stunde lang durch unzählige Arten Rhododendron, prachtvoll! Bei der Rückfahrt gibt der Motor eine Fehleranzeige in Orange, also nicht so tragisch?!

Heute soll es weiter gehen. Das beginnt wie üblich mit Abwasser entsorgen, Frischwasser, Benzin und Gas befüllen. Im Ort besorgen wir noch ein paar E-Sicherungen. Der freundliche Garagist kann ich überreden, mit dem Auslesegerät die Motorstörung zu suchen. Es zeigt ein Leck im Treibstoffsystem, ein kräftiger Schreck! Mit einem Grinsen im Gesicht behebt der Garagist die Störung, der Tankdeckel ist schlecht geschlossen! Tatsächlich, richtig zudrehen und der Fehler ist weg! Abschätzig winkt er ab und meint ein oranger Fehler ist kein Fehler… Endlich verlassen wir Vancouver auf dem Highway 7 Richtung Osten. Verlässt man das urbane Gebiet im Tal des Fraser River, sind ausgedehnte blaue Beerenfelder links und rechts der Strasse auszumachen. Bei der Anfahrt zum Cascade Wasserfall bricht aus einem der weitläufigen Grundstücke ein Schwarzbär aus den Büschen auf den Weg. Er ist genauso Erschrocken wie wir! Ich versuche zu stoppen, er springt über das Strässli in den nahen Wald und weg ist er. Der Cascade Fall ist angenehm im Wald und erfordert einen Spaziergang zur Besichtigung, das kommt gerade richtig! Bei Hope biegen wir auf die alte Trans Canada ab, hinein in den Hells Gate Canyon. Der Fraser River hat sich hier eng und tief in die Berge gegraben. Der sehenswerte Canyon ist mit zwei Eisenbahnlinien und der Strasse ein Nadelöhr für den Verkehr. Beeindruckend wie die gewaltigen Wassermassen unter der alten Strassenbrücke, die wir anschauen, hindurch schiessen. Beim Ort Lyton mündet der Thomson River in den Fraser River. Die Bahnlinien und die Strasse folgen ihm, hinein in den nächsten Canyon. Hoch über diesem finden wir einen Nachtplatz mit bomben Aussicht.

Die ganze Nacht sind die Güterzüge unterwegs. Die Canada North mit Kohle, Mineralöl und Getreide zum Hafen Vancouver, die Canada Pazifik fast ausschliesslich mit Container von dort ins Landesinnere oder in den Osten von Kanada. Am frühen Morgen beobachte ich einen Containerzug der doppelstöckig beladen ca. 198 Wagen (also fast 800 TEU) mit drei Diesel Lokomotiven nach Osten zieht. Die Loks sind vorne, in der Mitte und hinten im Verband am arbeiten, faszinierend. In Spencer Bridges verlassen wir das Geschehen und machen einen Schwenker durch ein von Landwirtschaft geprägtes Tal, nach Merrit. Im Monk Province Park am See findet sich wieder ein schönes Plätzli.

Heute Sonntag lassen wir es gemütlich angehen. Durch Hügel, ähnlich dem Jura, fahren wir nach Kamlops. Hier können wir nochmals das notwendige Einkaufen und kommen am Nachmittag nach Notch Hill, zu Familie Badertscher. Es ist ein freudiges Wiedersehen und wir geniessen die Gemeinsamkeit sehr! Bis spät am Abend wird angeregt Erzählt, natürlich auch über die Familie.

Es erwartet uns ein feines z’Morge, Danke Heinz und Norine. In der Werkstatt von Heinz können wir div. Werkzeuge benutzen und unser Dodgli auffrischen: Türe vom WC reparieren, Alte “Wild West” Aufkleber vom Vorbesitzer entfernen und neue hinten und vorne anbringen. Neben dem Schweizerkreuz ist das Kanada Ahornblatt genau so wichtig ;-) Mit angenehmen Gesprächen und einem feinen z’Nacht geht der Tag schnell zur Neige.

Wir Verabschieden uns herzlich von der Familie Badertscher und Danken nochmals für die tolle Gastfreundschaft die wir geniessen durften! Es geht zuerst wieder Westwärts, auf dem Hwy. 1 über Kamlops nach Cache Creeck. Hier biegen wir nach Norden ab, auf den Highway 97 bis 70 Mile House. Auf der Nebenstrasse weiter zum Green Lake, wo wir recht einsam die Nacht verbringen.

So Einsam war es dann doch nicht, einige der millionen Mücken wollten partout bei uns Übernachten. Auf Nebenstrecken geht es heute weiter, auf Pisten entlang von vielen kleinen und grösseren Seen. Viel durch den Wald und vorbei an Farmbetrieben die auffallend oft Pferdezucht betreiben. Es ist schön und ruhig hier draussen. Zum anschauen der Cannin und Mahood Wasserfällen geht es zu Fuss über einfache Wege, das tut uns gut. Am Ende der Gravelroad werden wir durch den schönen Mahood Lake belohnt, da bleiben wir gleich über Nacht auf dem Campground des BC Provinz Park, eine gute Sache!

Das Wetter ist leider umgeschlagen und es Regnet. Zum Teil schmiert es recht kräftig auf den Naturstrassen, so sind wir uns schnell einig, den Highway 97 auf kürzestem Weg zu erreichen. Beim 100 Mile House kommen wir wieder auf die grosse Strasse und können zügig weiter nach Norden fahren. Die Gegend ist abwechslungsreicher und schnell erreichen wir den beliebten Dougan Lake. Der Campground füllt sich zusehends auf das verlängerte Wochenende, gut dass wir so früh da waren und den Platz aussuchen konnten. In den BC Province Parks gilt: wer zuerst kommt hat den Platz.

Es ist heute morgen Bewölkt aber trocken. So können wir unbeschwert einen Spaziergang durch den schönen Wald am Seeufer entlang unternehmen. Im Anschluss geht es nach Williams Lake um unter anderem eine BC Fischerlizenz für 8 Tage zu organisieren. Bei einem “Quickly Oil Change” will ich das Automatenöl wechseln, die freundlichen Serviceleute machen einen Test und sind der Meinung es ist noch OK “for a long Way”. Danach werden alle Flüssigkeiten kontrolliert und wo nötig aufgefüllt, gratis! Zurück am Dougan Lake fängt es doch noch an zu Regnen. Also nichts mit Werkeln am Auto.

Heute Samstag sieht das Wetter wieder schlecht aus! Es schiffte die ganze Nacht und alles wird klamm, auch die Stimmung. So gehen wir halt wieder in Williams Lake shoppen und Wäsche waschen. Beim “Dumpen” am Rodeo Stadion sehen wir viel Betrieb und so gehen wir uns das Anschauen. Recht Unterhaltsam wie die Landjugend versucht mit Lasso vom Pferd aus Kälber oder kleine Rinder zu fangen. Ausgerüstet wie Lucky Lucke sitzen sie stilvoll auf ihren Rössern und lassen sich von den Erwachsenen anfeuern. Nur einer der etwa 20 Jungen und Mädchen schafft es das Lasso gut zu platzieren, aber oh weh, dass kleine Rindvieh ist schlau und mit einer abrupten Wendung befreit es sich wieder aus der Schlinge, die Zuschauer sind begeistert. Noch spannender wird das umwerfen der diversen Rindviecher! Die angehenden Cowboys müssen diese von der Seite am Kopf packen und durch drehen und gleichzeitigem Vorderbeine stellen zu Boden werfen. Das schaffen immerhin drei Jungs, Mädchen sind bei dieser Sportvariante nicht vertreten. In 3.5 Sekunden warf der schnellste sein Vieh auf den Boden. Der 3. Sieger brauchte 13.7 Sekunden. War ein Interessanter Blick auf das Leben hier im Landkreis Cariboo, den Land der Cowboys und Holzfäller. Zurück am See versuche ich mein Glück beim Fischen, leider bleibt es ein Versuch…

Heute beginnen wir wieder mit dem Campground Spaziergang, es sind immerhin 2km rund um. Danach packen wir zusammen und machen uns auf, Richtung Bella Coola an der Westküste. Auf dem Highway 20 verlassen wir Williams Lake nach Westen. Die ersten Kilometer geht es kräftig aufwärts in das weite Land auf 1200-1350 MüM. Die Jura ähnliche Landschaft ist geprägt von Viehzucht und Waldwirtschaft. In regelmässigen Abständen kommen uns die Holztransporter entgegen. Wir wundern uns, wo die wohl alle herkommen?! Die zwei sehr grossen Holzverarbeiter in Williams Lake haben ein unersättlichen Hunger nach den Baumstämmen. In Hanceville verlassen wir den Highway 20 und nehmen die Piste nach dem gelobten Chilco Lake. Zuerst haben wir etwas Mühe die richtige der vielen Naturstrassen zu finden. Dann endlich ein Wegweiser der uns die Piste in das dem See vorgelagerten Nemaiah Valley weist. Über eine lange Strecke ist der Wald im Tal in einem bedauernswerten Zustand! Ganze Hügelzüge sind von toten, mittelgrossen Bäumchen bedeckt. Wie mahnende verkohlte Finger zeigen sie in den Himmel. Der originale Wald wurde in etwa vor 20 Jahren geschlagen und kaum hat er sich etwas erholt, wird er 2017 ein Raub der Flammen. Es war eine der grössten Waldbrandkatastrophen in BC bis heute. Erstaunlich, das Leben startet von neuem, Bäumchen schiessen und es gibt wieder Leben im Wald. Wir sehen am Weg Karibu, Adler und sogar das Hinterteil eines Bären. Für die 80km in den Ort Nemaiah Valley brauchen wir 4 Stunden! Einheimische sind wesentlich schneller unterwegs, wie die Autowracks am Strassenrand beweisen. Nemaiah ist der Name der hier lebenden indigenen Bevölkerung und der See beim Dorf hat praktischerweise auch die gleiche Bezeichnung. Die Regierung hat hier viel Investiert. Es ist eine neue Schule, Krankenstation und Kulturhaus in den letzten Jahren entstanden. Ansonsten sind die Behausungen in der Regel sehr bescheiden. Nach weiteren 12km kommen wir an den Chilco Lake und können die wunderbaren Berge rund um den See bestaunen. Der heilige Berg Mt. Tatlow zur linken, Mt. Queens Bess, mit 3313 Meter der höchste, zur rechten Seite. Dazwischen liegen noch zwei schneebedeckte Gipfel ohne Bezeichnung. Selbstredend sind das die englischen Namen, die Indigenen haben eigene, für uns unaussprechliche. Auf dem sehr einfachen BC Park Campground können wir direkt am Seeufer stehen und den Tag ausklingen lassen.

Die ganze Nacht war es klar und entsprechend sehr kalt! Die Heizung musste fast durchgehend in Betrieb sein. Sie war kaum in der Lage eine angenehme Temperatur zu halten, also nichts mit Wintercamping! Wie die Sonne über die Bergspitzen scheint wird es angenehm und wir machen uns auf unseren Morgen Tippel. Der Hund vom Platzwart hatte seinen Spass mit uns mit zu laufen und die Umgebung zu erschnüffeln. Alles Rufen vom Cheffe wird ignoriert, als dieser jedoch sein Side by Side startet verschwindet er wie ein Blitz durch die Büsche und geht nach Hause. Wir “erklimmen” einen nahen Hügel, wo uns ein praktisches Bänkli zum verweilen einlädt. Die Sicht auf den See und die überzuckerten Berge, super toll. Von Reisebekannten wurde uns die Chilkot River Lodge empfohlen. Von unserem Traumhügel können wir fast hinschauen. Eine Lehrerin aus Nemaiah Valley erklärt uns, dass die Piste um den Hügel nur von einem sehr guten 4x4 zu befahren sei. Wir sollten besser wieder zurück an den Highway 20 und bei Tatla Lake wieder hinein fahren. Das gleiche erzählen sie auch an der Tankstelle, da bleibt wohl nicht anderes übrig als den Empfehlungen zu folgen. Das wird eine strapaziöse Fahrerei heute! Tatsächlich ist der Weg von Tatla Lake aus gut ausgeschildert und wir finden die Lodge von Housi, stammend aus Rubigen Kt. Bern. Der Schwarzbär kurz vor der Lodge mag uns zu begeistern. Die Tochter Ronja begrüsst uns mit Kaffee und bedauert die Abwesenheit vom Vater, aber klar wir können, wenn wir uns selber versorgen, bleiben. Das finden wir prima und richten uns auf dem Campground der eher rustikalen Lodge ein.

Den ganzen Tag sind wir mit den vier Hunden allein und geniessen die absolute Ruhe. Wenn etwas Wind aufkommt rauschen die Bäume und die grösseren verursachen knarzende Geräusche. Wer die Einsamkeit liebt ist hier genau richtig. Der Spaziergang um die zwei grossen Koppeln und an dem Fluss entlang tut gut. Wir erkennen, dass vieles gebaut wurde, dass heute nicht mehr genutzt wird. Am späten Nachmittag kommt Ronja mit Vater Housi aus Williams Lake zurück. Er musste im dortigen Spital zur Nachtkontrolle seiner beiden operierten Hüften. Das zeigt die Probleme vom einsamen Trapperleben mehr als deutlich. Ein Spitalbesuch bedeutet 370km Anfahrt… Housi erzählt dann ein wenig aus seinem Abenteuer in Kanada. Das aufbauen des Gästehauses mit drei Blockhütten zum Übernachten dauerte 10 Jahre. Danach florierte das Unternehmen mit unterschiedlichst ausgerichteten Touristen wie Angler, Reiter Touren, Kanu Touren oder einfach Ruhe suchende. Mit den starken Schmerzen in der Hüfte musste er ein Angebot nach dem anderen streichen, entsprechend liefen die Geschäfte schlechter. Die letzten Jahre war er nicht mehr in der Lage für den Winter genügend Holz zu schlagen. So verbrachte er diesen bei der Tochter in Williams Lake. Inzwischen erreichte er das Rentenalter und er wird das mühsam erkämpfte Anwesen an den Staat verkaufen (fast verschenken) müssen. Da das Land inzwischen den Indigenen Zugesprochen wurde, ist ein weiterführen des Betriebes kaum mehr möglich.

Beim Aufbruch kommt der Leithund vorbei und will nochmals getätschelt werden. Seine nassen Augen rühren das Herz, ist er traurig dass wir schon wieder wegfahren? Man glaubt es kaum, an der gleichen Wegstelle ist auch der Bär wieder am Blumen fressen und lässt sich ablichten. Zurück am Highway 20 geht es weiter nach Westen und nach Anahim stetig leicht Aufwärts. Heute ist Bärentag, es lassen sich nochmals 2 Pezze an der Strasse sehen. Auch Hirsche (Cariboo?) und in einem Tümpel eine Elchkuh mit einem Jungen. Kaum macht sie unser stehendes Auto aus, schlägt sie sich in die Büsche. Kurz vor der Passhöhe des Heckman Passes wird die Strasse zu einer “Gravelroad”. Sie ist in einem guten Zustand und lässt uns gut vorankommen. Der Pass ist eher eine Abbruchkante und vor der “gefährlichen Abfahrt” Informieren einige Schilder über das richtige Fahrverhalten. OK, mit einem 28 Tonnen LKW eine schmale, bis 14% Gefälle oder Steigung aufweisende Piste zu befahren benötigt schon einiges an Vorsicht und Information. Auch der normale Verkehrsteilnehmer sollte sich seine Gedanken machen! Es geht danach schon richtig ins “Tobel” hinab und die Spitzkehren sind eng und unübersichtlich, aber es kam uns nur ein Fahrzeug entgegen, das macht es für uns einfacher. Am Bella Coola River, am Fishers Pool vor Stuie machen wir früh Feierabend. Theres kocht etwas feines und ich versuche mich zum letzten mal mit Fischen, wie üblich ohne Erfolg. Der Flussabschnitt ist ebenfalls Bärenland und entsprechend wird auf Tafeln gewarnt. Der Platz war vor langer Zeit ein Zeremonienplatz der Indigenen. Sie mahnen ebenfalls auf Tafeln zu anständigem Benehmen in dem von ihnen zur Verfügung gestellten Schutzhaus. Es ist mit schön geschnitzten Stammeszeichen geschmückt.

Gemütlich trudeln wir durch das grüne Tal nach Bella Coola. Unterwegs hat es viele kleine Höfe mit grossen Gärten. Oft sind diese zu weiten Rasenflächen vor den Häuschen gewandelt und die bunten Rhododendro Büsche in allen Farben geben ein schönes Bild. In Bella Coola überwiegen die Häuser der Indigenen, deren Gärten sehr oft mit Unrat und Schrott verziert sind. Das älteste Haus (war ein Museum) datiert von 1892, wurde von norwegischen Kapitän Thorsen gebaut. Bella Coola ist nachweislich mehrere 1000 Jahre von Indigenen besiedelt, die mit ihren seetüchtigen Kanus an der ganzen Westküste Nordamerikas unterwegs waren. Bei Ankunft der Siedler lebten sie in Langhäusern an deren Front hohe Totempfähle standen. Kurz nach der Ankunft der Siedler wurde das alte Dorf durch Erdrutsche ausgelöscht. Danach wurde in gemeinsamer Arbeit am südlichen Flussufer das heutige Bella Coola aufgebaut. Aber es wird deutlich, die Siedler aus Norwegen suchten sich ein Zuhause weiter hinten im Tal, ihr Zentrum ist Hagensbourg. Die Indigene Volksgruppe ist wie seit altersher mit Fischfang beschäftigt. Im Hafen liegt ihre bemerkenswerte Fischkutterflotte. Wir fahren hinaus zum Fähranleger um uns über den Ablauf am Sonntagmorgen zu informieren, finden jedoch keinen Ansprechpartner obschon die Fähre schon vor Ort ist. Zurück im Ripp Rapp Campground spazieren wir noch etwas am Fluss entlang, das Bewegungssoll ist aber heute nicht erfüllt.

Wir planen einige Spaziergänge im Tal, müssen aber erkennen, dass die meisten zu weit entfernten Zielen führen oder aber für unsere Knochen zu steil oder zu unwegsam sind. Den Clayton Wasserfal finden wir, aber er ist so nahe an der Strasse, dass es bewegungstechnisch kaum ins Gewicht fällt. Dafür entdecken wir einen lecken Ablasshahnen am Wassertank. Im Baumarkt, der sehr gut bestückt ist, findet sich aber kein passender Ersatz. So posten wir halt einen Blindstopfen. Zurück auf dem Campground ist er gut zu montieren und erfüllt den Zweck. Die Canada Legion (Armee Veteranen) organisieren heute Abend ein kleines Fest in ihrem Clubhaus und alle sind gegen Unkostenbeteiligung dazu eingeladen. Im Clubhaus wird an einem schwarzen Brett den Gefallenen des “West Coast Mountaineers Battalion” vom ersten Weltkrieg bis zum Falklandkrieg gedacht. Es ist Erstaunlich wie grosser Anklang das Fest heute findet, aber Indigene sind kaum dabei. Die günstigen Getränke und Hamburger finden grossen Zuspruch. Ebenfalls die grosse Leinwand mit der Übertragung des Final des Stanley Cup (Eishockey) findet Begeisterte. Mit Erstaunen muss ich feststellen, dass kaum jemand wusste, dass in Europa gerade eine Eishockey Weltmeisterschaft zu Ende gespielt wurde. Alle Sportarten mit grossen Clubs finden Sponsoren und hohe Fernseheinschaltquoten und entsprechend eine Fangemeinde, der Rest sind Randerscheinungen.

Heute sind wir 50 Jahre verheiratet. Das soll durch ein gutes Essen (nochmals) gefeiert werden. Um die nötige Leere im Magen vorzubereiten machen wir am Vormittag eine Rundwanderung durch den Walker Urwaldpark. Tatsächlich finden sich einige Baumriesen und eine Fauna wie sie nur in den nördlichen Regenwälder zu finden ist. Staunend marschieren wir 1.5 Stunden durch die schmalen Pfade. Jetzt ist genügend Raum für unser Feiertagsessen. Fredy’s Restaurant, das einzige im Tal, soll unseren Gaumen verwöhnen. Nun, ihr könnt es sicher schon ahnen, es war eine böse Enttäuschung. Die Speisekarte bietet die üblichen Hamburger die wir nicht wollen. So bestellten wir uns Pizza und das wurde wegen der Sprachdifferenzen und nicht-verstehens ein Fiasko. Also man könnte es auch etwas weniger nett ausdrücken, aber jemand der zwei Personen bedient sollte auch ohne Sprachkenntnis verstehen dass diese nicht zwei Familien Pizzas verdrücken! Fast das selbe erlebte ich schon vor fünfzig Jahren, damals beim Hochzeitsessen verlangte ich einen Nachschlag von allem, auf dem Teller fanden sich aber nur ein Berg Kohlrabi an weisser Sauce. Ich habe mir in Bella Coola geschworen, es gibt für mich kein Hochzeitsessen mehr an einem 7. Juni.