Nordamerika - 13. Teil - Kanada - B.C.
von Theres & Danielveröffentlicht am
08.06.2025 - 26.06.2025
Wir haben schlecht geschlafen und sind sehr gespannt auf die heutige Fahrt mit der BC Fähre “Northern Sea Wolf” nach Vancouver Island. Um 4:00 kriechen wir aus den Federn und trinken Kaffee und schmieren unsere Brote für den Tagesanfang. Am Fähranleger sind wir die ersten und haben Zeit zum Frühstück. Nach und nach trudeln die Mitarbeiter von BC Ferrys auch ein und versuchen die Verladung mit einem Kaffee to go in der Hand zu organisieren. Wie zu Erwarten, wird vor dem Verladen alles “umgeorgelt”, soll heissen, die welche schon in der Reihe stehen werden nach hinten geschickt und andere nach vorne beordert. Ein schwerer LKW vom E-Werk soll als erster einfahren, leider können sie das Fahrzeug nicht starten. Wieder ein hin und her (vermutlich müssen sie eine neue Stabilitätsberechnung erstellen). Dann endlich können die wartenden Fahrzeuge einfahren, streng nach dem Bestimmungshafen geordnet. Da es nur hinten im Schiff eine Rampe gibt, muss auf dem Parkdeck gewendet werden. Gespanne sind rückwärts über die Rampe zu fahren, das gelingt den meisten mit Hilfe des Personals recht gut. Der LKW läuft inzwischen und darf als letzter mit an Bord kommen. Mit einem lauten Fleutensignal geht es dann endlich mit 20 Minuten Verspätung los. Die “Northern Sea Wolf” fährt hinaus in den engen Meeresarm des “Burke Channel”. Wir sind jetzt glückliche Reisende mit sonnigem Wetter und wunderbarer Sicht auf immer neue, oft noch verschneite Berge! Dieses Teilstück der bekannten “Inlet Passage” ist sicher ein Höhepunkt unserer Reise. Insbesondere, da heute das Wetter so gut ist! Die Nordwest Küste Kanadas ist bekannt für seine langen Regen- und Sturmtage. Vor dem “King Island” biegt die Fähre nach rechts, zur Durchfahrt in den Dean Channel ab. Unerwartet für alle Reisenden kommt die Durchsage von der Brücke: Delfine vor uns, sie passieren uns an Steuerbord! Wer die Durchsage verstanden hat stürzt sich an Deck, die meisten auf der richtigen Seite… Jetzt nach dem anschauen der tollen Meeressäuger sind alle locker drauf, so kommen wir mit Simon und Brigitte ins Gespräch. Sie stammen ehemals aus Gstaad und Bern, sind jetzt nach 35 arbeitsreichen Jahren in Kanada pensioniert. Sie geniessen diese spannende Reise besonders. Nochmals ein abbiegen in die Durchfahrt nach Ocean Falls, ein halb verlassenes Kaff, nur zu erreichen mit Schiff oder Wasserflugzeug, am Ende der Welt! Aber dennoch, drei Pick-up mit beladenen Anhängern gehen hier von Bord. Direkt am Fähranleger ein verlassenes Hotel, am Ende des Dorfes eine genau so gespenstische und verlassene Holzzelulosefabrik. Das Postgebäude war oder ist zugleich Gericht und örtliches Büro von BC Ferrys. Über Jahre wurde entlang der Küstenlinie bis hoch in die Berge radikal Holz geschlagen. Die Holzstämme hinunter ins Wasser gelassen und dann zur Fabrik verschleppt, bis zum Niedergang derselben. Nur das Wasserkraftwerk ist bis heute in Betrieb und liefert Strom durch abenteuerlich geführte Leitungen u.a. nach Bella Bella. Hier müssen wir alle die “Northern Sea Wolf” verlassen. Das Schiff fährt mit dem grossen LKW zu einem weiteren Ort am Milbanke Sound. Es herrscht das Chaos! Fahrzeuge die vor uns ausfahren werden zum wenden in die Ortschaft geleitet, wir und andere auf einen Wendeplatz am Anlieger. Endlich eine Information, es muss neu eingecheckt werden, um mit der nächsten Fähre weiter zu Fahren. Mit einiger Verspätung kommt die fast neue “Northern Expedition” in den Hafen um uns mit zu nehmen. Ein riesen Kasten der uns aufnimmt. Auch hier gehen wir zusammen mit unseren neuen Reisebekannten auf das hintere Sonnendeck und können die Aussichten zusammen mit der weissen Spur des Schraubenwassers geniessen. Schon bald wieder eine Durchsage von der Brücke: Wale blasen an Steuerbord, allerdings weit weg, kaum mehr zu sichten! Interessante Gespräche über das Leben in Kanada und das Austauschen von Erlebnissen lassen die Zeit schnell vergehen. Nach dem Sonnenuntergang wechseln wir bald ins wärmere innere und plaudern bis zur Ankunft in Port Hardy, unserem Zielhafen. Brigitte hat ein Campground reserviert und meint wir können uns Anschliessen, da sei sicher noch Platz. Das hat denn auch gut funktioniert, so sind die freien Plätze am Eingang aufgelistet und wir können endlich um 2:00 in der Nacht unser Ankerplätzli finden.
Diese Nacht haben wir deutlich besser über die Runde gebracht! Feines z’Morge, auf dem Platz anmelden und noch eine Übernachtung dazu buchen, klappte fast ohne Probleme. Die nette Rezeptionistin brachte es etwas aus dem Konzept, dass da jemand zweimal bezahlen will. Mit der hin zugerufenen Chefin wurde dann alles richtig verbucht und Quittiert. Kleine Besichtigung von Port Hardy und ein paar Besorgungen später sind wir Nachmittags wieder auf dem Platz. Da ging ich los um als Holzfäller genügend “Firewood” zu schlagen (kaufen). Nach dem getrennten Abendbrot, bei uns gab es die Pizzaresten vom Jubiläumstag, sitzen wir vier um das wärmende Feuer. Die Unterhaltung bleibt sehr angeregt, wir erfahren sehr viel über den Skisport in Kanada. Team Canada, zum Beispiel, hat nur einen Bruchteil der Geldmittel im Vergleich zur Schweiz. Fast alles wird von privaten Gönnern getragen. Ihr Sohn ist nach einer schweren Verletzung als Trainer im Team Canada tätig. Der Skisport hat einen sehr hohen Stellenwert in der Familie. Wir genossen den Austausch am Lagerfeuer.
Heute nehmen wir wieder einmal ein paar Pistenkilometer unter die Räder. Nach etwa 40 Kilometer weiter in den Westen, kommen wir in Holberg an den gleichnamigen “Inlet”. Ein Meeresarm der fast die Landmasse hier im äussersten Norden von Vancouver Island durchbricht. Holberg hat ein paar Häuser, Tankstelle, Pub mit Shop und zwei Plätze wo Holz-LKW ihre Fuhre ins Wasser kippen können. Die Stämme werden zu Flössen gebunden und weiter nach Winter Harbour verschleppt. Dort wartet meist ein chinesisches Frachtschiff, dass die Bündel mit den 6 Meter langen Stämmen auflädt. Stolz erklärt mir ein Arbeiter, dass ab und zu Flösse zusammengestellt werden die bei ruhigem Wetter bis hinunter nach Washington (USA) verschleppt würden. Bei Kilometer 63 erreichen wir den “Cape Scot Province Park” wo es per Pedes auf einem gut ausgebauten Wanderweg 3km durch den nördlichen Regenwald hinaus an die wilde Küste geht. Im Park sind einige Fernwanderungen die mehrere Tage dauern ausgeschildert. Zurück beim Auto sind wir froh, diesen Spaziergang über die Runden gebracht zu haben ;-) Ein paar hundert Meter weiter um die Ecke findet sich ein gratis Campground vom Park mit Plumpsklo, ansonsten recht angenehm.
Hier draussen an der St. Josef Bay gab es Versuche von dänischen Siedlern das Land urbar zu machen. Zwischen 1896 und 1906 konnten sie sich halten um dann fast spurlos in Vergessenheit zu geraten. Geblieben sind einige verrottete Holzbalken von der Kapelle und einem Laden. Bernt Ronning blieb der einzige der sich tief im Wald eine Heimstadt aus dem Urwald rodete. Vermutlich um Abwechslung zu haben, kam er auf die Idee, auf der ganzen Welt um Samen von Bäumen zu bitten. Ronning scheint ein begnadeter Gärtner gewesen zu sein. Bei seinem Ableben in den 1960er Jahren hinterlässt er einen sehenswerten Garten mit Bäumen und Blumen aus aller Welt. Besonders eindrücklich eine grosse Blutbuche und ein riesige Arauakie die sich kräftig vermehrt. Absolut sehenswert und die kleine Spende zum Unterhalt des Gartens ist sicher gut angelegt. Wenn ihr mal vorbeikommt unbedingt Anschauen! (Port Hardy, 80km Piste durch den Wald, dann den Karrenweg nach rechts nehmen, 1km weiter beim Parklatz beginnt die Schau!). Zurück in Port Hardy geht es ein Stück nach Süden um in Baer Cove auf dem Highway 30 nach Port Alice zu fahren. Sehr angenehmes Örtchen mit einigen Ferienhäusern und ein Campground um die Ecke am Lake Alice.
Dodgli verursacht uns Sorgen. Er will einfach nicht anspringen… Dann, nach einigem herumhebeln am Schalthebel kommen die acht Zylinder ins bluppern, alles scheint wieder OK. Am grossen Highway 19, in Port Mc Neil, kontaktieren wir eine Werkstätte. Der freundliche Mechaniker ist sich aber nicht so ganz sicher und meint, die Batterie eher nicht aber vielleicht der Anlasser oder doch die Freischaltung vom Getriebe… Prima, also weiter bangen und hoffen. Am Nimpkish River Camp vom Forstbetrieb der Region können wir mal wieder umsonst Übernachten.
Das Skigebiet am Mt. Cain lassen wir links liegen und fahren in den Schonen Lake Provinz Park. Nur mit dem Wandern wird es wieder einmal nichts. Man benötigt eine Motorsäge um sich in diesem Urwald zu bewegen. Oder, wie ein paar Verwegene, ein Boot. Nach dem obligaten See-mit-Berg Foto geht es zurück nach Woss. Hier besichtigen wir noch die zwei alten Lokomotiven der ehemaligen Englewood Railway. Es war die letzte Forsteisenbahn in Nordamerika. Es zeigt auf, welch extreme Mengen Holz hier auf Vancouver Island abgeholzt wurden, wenn für den Abtransport in den Hafen von Baer Cove eine 90km lange Eisenbahn gebaut wurde. Es wird immer noch sehr intensiv Holz geerntet, heute sind sie beim Wald der dritten Generation. Sayward an der Johnstone Strait, die engste Stelle zwischen der Insel und dem Festland, ist wieder ein hübsch anzusehender Hafen mit Holzwirtschaft, Fischerei und Anleger für Jachten. Der idyllische Campground mit Sicht auf die Szenerie ist leider Ausgebucht. 70km weiter an der Küste findet sich dann ein Plätzli für uns.
Wieder haben wir Starterprobleme am Dodgli. So fahren wir vorerst nach Campel River und kaufen eine neue Batterie und finden Ersatz für den Radio. Ein kleines Maritim Museum bietet Interessantes über den Fischfang. Die div. Motoren finde ich aber noch ansprechender. Nach der Abzweigung vom Highway 28 machen wir und viele andere Touristen einen Spaziergang zum Elk River Wasserfall. Von einer Hängebrücke ist er am besten einsehbar. 90km führt die Strasse mehrheitlich durch Wald, bis hinunter zum ehemaligen Minenort Gold River. Der Ort versucht sich nach der Schliessung der Mine im Tourismus. Mit den Bergen rundum sicher ein Erfolg, besonders im Winter mit den ausgedehnten Loipen. Der Campground ist aber noch ausbaufähig!
Die Starterprobleme werden langsam zu einem ernsten Problem. Dodgli hat ein Einsehen und wir können doch weiter fahren bis zum Ende des Highway 28. Hier, an der Muchalat Marina, können wir wieder ein Flosshafen für Holz, Fischzucht, Jachthafen und zwei Wasserflugzeuge bestaunen. Eines macht sich Lautstark mit einem Touristenpaar auf den Weg, noch weiter hinaus in die Einsamkeit. Wir beschliessen wieder zurück in die Zivilisation von Campel River zu fahren. Heute leisten wir uns für zwei Nächte einen richtig schönen Campground am Nordende der “Strait of Georgia”. Ab und zu zieht ein grosses Fährschiff oder ein Kreuzfahrtschiff vorbei, das lässt einem staunen. Insgesamt ist die dichte des Schiffsverkehrs aber nicht mit europäischen Wasserstrassen zu vergleichen.
Ruhiger Start in einen ruhigen Tag im Browns Bay RV Ressort. Spaziergang hinunter zum Fischereibetrieb und beobachten wie ein LKW frischen Fisch im Tankcontainer anliefert. Unsere Neugierde wird belohnt, ein Mitarbeiter auf Raucherpause berichtet, dass täglich 35 Tonnen Fisch von verschiedenen Fischfarmen angeliefert wird. Der Fisch wird eingefroren oder eingepackt und weiter zum Verbraucher versendet. Am spähten Nachmittag lassen wir unseren Gaumen mit “Seafood Fetuccini” verwöhnen, dem besten Essen das wir bis an hin in Kanada geniessen durften!
Wie uns Schwager Bernhard am Telefon gestern erklärte, wird dem Starter heute Morgen mit dem Beil auf die Sprünge geholfen (mangels eines Hammers). Die Nachbarn bekommen so etwas für den Tag geboten, ich unter und Theres im Auto, zum starten des Motors… Es klappte und wir machen uns direkt auf den Weg nach Campel River, zur Firma Penner Autoelektrik. Sind etwas Wortkarg, aber morgen können wir einen neuen Anlasser abholen. Für den Einbau müssten wir 8 Arbeitstage warten, also wieder einmal selber zur Arbeit antreten! Gleiche Auskunft für das beheben der Autoradiostörung. Also fahren wir in den Courtney BC Park und verbringen den Rest des Tages mit einbauen von Radiolautsprechern, funktioniert leider nur beinahe und es klingt keine unserer CD im Fahrzeug.
Hol es der Kuckuck, heute Morgen startet der Motor ohne Zicken, mit Fragezeichen im Hinterkopf fahren wir zur Firma Penner und können dort Tatsächlich einen neuen Anlasser entgegen nehmen. Im Baumarkt Utensilien für die Lautsprecher besorgt und danach Esswaren im Walmart. Auf dem Parkplatz des Visitocenters (gutes Netz) sendet Theres den ersten Teil des Berichtes. Auf der Küstenstrasse geht es weiter nach Süden, durch ansprechende Orte mit schönen Häusern und Gärten. Über Land sind es vornehmlich kleine Farmbetriebe, die alles sehr europäisch aussehen lassen. Am Strassenrand wird Obst, Eier oder Honig zum Kauf angeboten, idyllisch.
Heute Morgen macht der Kühlschrank Zicken. Das Theater mit der Technik macht uns langsam zu schaffen! Bei Amazon suche ich eine 12 Volt Kompressor Kühlbox. Am Weg, im nahen Courtenay, besuchen wir das Museum mit der Gastausstellung über Versteinerungen auf der Insel. Sehr interessant, auch die Nachbildung eines Sauriers der sein Unwesen im flachen Meer getrieben hat. Diese Gattung ist in der Gegend zum ersten mal Ausgegraben worden. Solchermassen beschäftigt, haben wir uns schon etwas beruhigt. Unterwegs findet sich beim zweiten der vielen RV Händler, ein Fachmann. Es ist das erste mal, dass ein Gefühl von Fachwissen vermittelt wird! Der Inhaber besänftigt mich und lobt die Vorzüge eines Gaskühlschranks (die es gibt). Er bringt einen Luftschlauch mit Düse und entstaubt systematisch den hinteren Teil des Gerätes durch die Lüfterklappen, insbesondere den Bereich des Brenners. Danach empfiehlt er, die nächsten 2 Stunden den Betrieb auf höchster Stufe. In dieser Zeit, könnten wir im nahen Erholungsgebiet “Englishman Fall’s” einen Spaziergang machen. Wenn der Kühlschrank wieder seiner Erfahrung nicht arbeitet, dürfen wir gerne am nächsten Morgen vorbei kommen und das weitere Vorgehen besprechen. Gut der Mann, seither funktioniert der Kühlschrank wieder prima. Der Spaziergang durch den Wald zum Wasserfall konnte auch begeistern.
Wir fahren wieder einmal quer durch die Insel. Auf dem Highway 4 durch fast ausschliesslich Wald in die Region von Tofino und Ucluclet. Ein “Pass” und zwei Seen sind in den grauen Wolken kaum auszumachen. Die Pazifikküste zwischen diesen zwei Orten ist durch einen National Park geschützt und gilt als Unesco Welterbe. Für einmal erweist sich ein Typ aus dem Reiseführer als richtig. Im ruhigen Uculelet finden wir auf dem Campground der Gemeinde einen bezahlbaren Platz. Inzwischen sind auch die Wolken verflogen und mit Sonnenschein können wir den berühmten Weg um den Leuchtturm begehen. Die Tolle Rundwanderung von beinahe 3km ist wie für unsere alten Knochen gebaut. Schön präparierter, flacher Weg durch den Urwald, mit Aussichtsinseln auf die wilde Küste des Pazifiks, ganz toll! Das bessere Wetter und die prächtigen Aussichten, wir fühlen uns wieder gut.
Der Ausflug nach Tofino mit seinen super Surfstränden verspricht heute nochmals einen super Tag. Leider ist das mit dem schönen Wetter schon wieder vorbei, starke Bewölkung und ein kalter Wind trüben die Stimmung. Der Ort ist voller Touristen, kaum ein Parkplatz ist zu bekommen. So müssen wir halt beim Coop etwas kleines Einkaufen. Das erlaubt uns einen schnellen Ausblick auf die Bucht und ein kurzer Besuch im Ortsmuseum nebenan. Der Zugang zu den Stränden ausserhalb des NP ist schwierig bis unmöglich. Sehr viele Noble Unterkünfte in der Küstenzone erlauben den Zugang nur den jeweiligen Gästen oder Eigentümern. Zurück im NP können wir uns zweimal einen Strandblick “Erparken” Die vielen Surfer in Neoprenanzügen lassen sich vom Wetter kaum beeindrucken. Der Sand und die feinen Wassertropfen im Wind trüben unser Erlebnis und wir ziehen uns zurück. Auf dem “Radio Hill” sind wir beinahe alleine Unterwegs. Auf dem Aussichtspunkt stand bis vor kurzem eine Radarstation der Streitkräfte. Zurück am Campground kocht Theres etwas feines und ich wechsle endlich den Anlasser, erfolgreich!
Auf dem Highway 4 geht es zurück an die Ostküste und weiter nach Süden. In Cedar möchten wir am Mittag im “besten Pub der Insel” ein Häppchen zu uns nehmen. Diesen “Geheimtyp” scheint allen bekannt zu sein und dem Wirt ist der Erfolg in den Kopf gestiegen. Er lässt die Gäste ohne Reservation böse auflaufen und verweigert den Zutritt. Im Garten könnten die wartenden Gäste ruhig ein Glas trinken und dabei auf das Essen warten, aber nein, draussen bleiben. Alles ist im englischen Stil gehalten, das Haus, der Garten und das Pub. Da wir vermuten auch das Essen, verzichten wir ohne grosses Bedauern auf den Besuch.
Bevor wir den Moutainaire Camping verlassen, machen wir einen kurzen Spaziergang hinunter an den Nanaimo River. Den Spaziergang haben wir aus rein gesundheitlichen Gründen begonnen, mussten aber bald feststellen, dass das bewaldete Schwemmland am Fluss durchaus seinen Reiz hatte. Von kurz war dann auch nicht mehr die Rede, er dauerte über eine Stunde. Die kleine Stadt Duncan besuchten wir wegen den schönen Totempfählen die am alten Bahnhof aufgestellt sind. Bald bemerkten wir, dass im weiteren Umfeld des Bahnhofes noch viele mehr dieser “Familien Pfähle” aufgestellt waren. Der Clou, vom ehemaligen Bahnhof sind alle durch gut sichtbare Fussabdrücke miteinander verbunden. Eine sympathische Propaganda für den prächtig mit Blumen geschmückten Ort. Die Eisenbahn schlägt uns hier wieder einmal in ihren Bann. Im nahe beiliegenden Weiler Kinsol, nehmen wir auf dem ehemaligen Bahndamm den Weg zu einer eindrücklichen Brücke. Genau einen Kilometer weiter ist dieses Holzkunstwerk der Bahntechnik für die Nachwelt erhalten geblieben. Kurz vor dem ersten Weltkrieg erbaut, ist der Bahnverkehr in den 1970er Jahren wieder eingestellt worden. Das Bahntrasse dient heute über weite Strecken als Fernwander- und Fahrradweg. Nach all den erbaulichen Wanderungen heute, fahren wir wieder durch ausgedehnte Wälder ins Landesinnere. Im Pine Point BC Parkk am Ufer des Cowichan Lake findet sich ein schöner Übernachtungsplatz. Den Tag lassen wir am Lagerfeuer ausklingen, denn all unser Feuerholz muss noch verbrannt werden.
Im Ort Cowichan Lake versorgen wir uns nochmals um auf dem “Pacific Marine Highway” erneut an die Westküste zu fahren. Vom See geht es zuerst einmal hinauf auf einen kleinen, flachen Pass und dann durch das Cowichan Valley stetig abwärts an die Küste. Das als Landschaftlich reizvoll beschriebene Tal ist stark abgeholzt und eigentlich alles andere als reizvoll. Vor erreichen der Bucht Port San Juan wird die Landschaft wieder angenehmer und durch eine BC Parkzone sogar wieder sehenswert. Juan de Fuca hat sie als erster Seefahrer beschrieben und James Cook war der erste Engländer, der bei seiner Suche nach der Nordwestpassage in die Bucht gefahren ist um Süsswasser zu befüllen. Wir haben keine solchen Anstrengungen und konnten die Reise auf der fürchterlich welligen Strasse nach Südosten in Richtung Victoria fortsetzen. Leider können wir auf der Küstenstrasse kaum einmal einen Blick auf das Meer (Juan de Fuca Strait) erhaschen, zu dicht ist der Wald. Einige Stichwege führen hinunter an das Wasser, aber die sind fast ausschliesslich Privat. So erreichen wir ernüchtert die Vororte von Victoria, der Hauptstadt von British Columbien. Der erste angefahrene Stellplatz gegenüber dem Zentrum ist leider voll belegt. Wir weichen aus, auf den Platz beim Fort, der hat ein etwas lärmiges Plätzli für uns.
Ausgerüstet mit Rucksack, Regenjacke, dickem Geldbeutel und Touristenkarte nehmen wir mit dem Bus den Weg in die Stadt. Klappt eigentlich alles erstaunlich gut und bald stehen wir am alten Hafen in Victoria. Sogar das Wetter macht mit und lässt die Sonne scheinen. Nach der ersten Besichtigung und diversen Fotos begeben wir uns zur Fährgesellschaft um eine Fahrt nach Port Angeles zu buchen. Es erweist sich als richtig, dieses zuerst zu erledigen. Für Freitag sind nur noch Plätze am frühen Morgen oder am Abend zur Verfügung. Der frühe Vogel frisst den Wurm, also entscheiden wir uns für die Passage um 6:10. Danach erkunden wir die Down Town und Spazieren langsam in Richtung China Town (Chinesenviertel). Etwas erstaunt nehmen wir zur Kenntnis, dass das erste Restaurant ein Indisches ist… Also noch ein paar Schritte weiter und wir können unseren Gelüsten nach einem chinesischen Mittagsmenü nachkommen. Wir dachten in Sache chinesischem Essen schon alles erlebt zu haben, aber es gab wiederum eine Überraschung. Das Restaurant war sehr gut besetzt und es kommt niemand zur Bestellungsaufname an unseren Tisch. Ein freundlicher Kellner bringt Tassen und einen Krug Tee. Schon ist er wieder weg und wir haben noch nicht bestellt. Da kommt eine Kellnerin mit einem Rollwagen und zeigt ihre Köstlichkeiten, schwupps haben wir zwei Portionen vor uns stehen und können mit dem Mal beginnen. Kurz können wir eine Gabel und eine Speisekarte ordern, aber schon wird mit der nächsten feinen Speise vorgefahren. Bestellen gelingt uns nicht, aber immer wieder ein anderes Wägelchen mit sehr feinen Sachen. Nach der vierten Runde sind wir satt und der Tee ist ausgetrunken. Mit dem Zettel wo die feinen Portionen notiert sind, begeben wir uns gespannt zur Kasse. Was soll ich sagen, dass Mittagessen war sehr ungewohnt und sehr gut! Bei der zu bezahlenden Summe staunten wir, es war günstiger als Schnipposa zu Hause. So gestärkt geht es zurück ins Zentrum. In einer Parallelstrasse zur Fussgängerzone treffen wir dann auf das Elend der grossen Städte hier in Nordamerika, sehr viele von den Drogen zerstörte Menschen in Eingängen der Häuser vegetierend, schreckliche Zustände ein Strassenzug neben dem touristischen Glanz. Im BC Royal Museum werden wir wieder auf andere Gedanken gebracht, wieder einmal ein sehr gutes und interessantes Museum! Auf dem Rückmarsch zum Bus stärken wir uns mit einem feinen Kaffee, da konnte die Bedienung nicht sehr Überzeugen. Sehr Müde kommen wir zurück auf den Stellplatz und sind froh über unseren Dodgli.
Es fehlt uns der Durchblick im Nahverkehr von Victoria. So machen wir uns mit dem eigenen Fahrzeug auf den Weg. Etwas ausserhalb des Zentrums besichtigen wir zuerst die Kathedrale, eine eindrückliche Kirche, die sich von aussen wie ein unförmiger Klotz darstellt und in keiner Weise so alt ist wie sie aussieht. Danach im Bacon Park zum Flaggenmast, und zur überdimensionierten Giesskanne die sogar etwas Wasser verspritzen könnte. Weiter zur Meile 0 des Trans Canada Highway und der Strassen von British Columbien. Entlang der Waterfront, vorbei an Kreuzfahrtschiffen in das schon bekannte Zentrum. Danach in einen Supermarkt um den Rest an Canada Dollar zu verbrauchen ;-) Zurück am Stellplatz wird alles für die Passage in die USA vorbereitet, hoffen wir.