Südafrika - 2. Teil
von Theres & Danielveröffentlicht am15.08.2014 - 09.09.2014
Über den Oranje, auch Gariep oder Orange River genannt, kommen wir bei Vioolsdrif nach ZA. (Zuid Afrika) Der Ort ist schön dick in der Karte eingetragen, aber er besteht nur aus ein paar Häuser, Tankstelle mit Laden und eben der Grenzabfertigung. Auf der neuen, guten N7 fahren wir vom Fluss in eleganten Windungen hinauf auf das Plateau des Namaqualandes.
Die längste Zeit meldet das GPS eine Höhe von +/- 800MüM. Wir empfinden die mit blühenden Blumen gesprenkelte Wüstenlandschaft als äusserst sehenswert.
Springbock gilt als Zentrum des Namaqualandes, zumindest die Verwaltungsgebäude zeugen davon. Natürlich auch die Geschäfte, die Kunden von weit abgelegen Schaffarmen anlocken. Wie es der Name andeutet, es gibt in der Umgebung unzählige Schaf, Spring- und Antilopen Böcklein.
Unmittelbar hinter dem Flugfeld (Beton) beginnt das schöne Goegab Natur Reserve! Es ist jetzt in der Blumenpracht ein absolutes „muss“ Der Park bietet auch einiges für Wanderer, oder für Leute die in schöner Umgebung ein Picknick geniessen möchten. Wir haben Glück und können auf dem letzten freien Platz Campen. Das ist ja in ZA ein besonderes Thema. Frei in der Natur zu Übernachten gestaltet sich als kaum durchführbar, es soll auch aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt sein?! Jeder Landeigentümer stellt um seine Ländereien, sei es Halbwüste, Wald, Agrarland, Bauland oder der Hausgarten einen Zaun, auch der Staat. Die Tore sind meistens abgeschlossen und oft findet sich einen Hinweis auf Schusswaffengebrauch beim unerlaubten Betreten. So sind wir halt jeden Abend auf der Suche nach einem guten „Plätzli“
Im Natur Reservat sind auch einige seltene Bergzebras angesiedelt.
Bei der Rezeption hat ein bekannter Biologe einen Sukulenten Garten eingerichtet. Die gezeigten Pflanzen sind alle im Namaqualand heimisch.
Die Köcherbäume waren für die Buschmänner sehr wichtig. Aus deren Holz haben sie Köcher und andere Gerätschaften hergestellt. Durch die intensive Beweidung verschwindet er immer mehr aus der Landschaft. In den NP überleben nicht nur seltene Tiere, sondern auch seltene Pflanzen haben da eine Chance.
Über den Messelbad Pass und den Wildepardehoek Pass, vorbei an ausgedehnten Schaffarmen fahren wir weiter in den Namakwa NP. Die National Parkverwaltung hat von den örtlichen Namakwa Gemeinschaften Weideland gepachtet und einen entsprechend grossen Park geschaffen. In den Teilen, die in den letzten Jahren neu dazu kamen, ist der Unterschied in der Flora deutlich zu erkennen!
Das Wetter schlägt um, mit Regen kommen wir gegen Abend im Besucherzentrum an. Kurz davor empfängt uns eine Herde „Böcklein“ in einer „Blumenweide“
Am anderen Morgen fahren wir weiter auf der N7 südwärts. Bei Vanrhynsdorp biegen wir auf die R27 Richtung Calvinia. Der Besuch des Köcherbaumwaldes auf einer Farm bei Brandkop ersäuft buchstäblich im starken Regen. Calvinia hat nichts mit Wein zu tun, der Ort wurde von Calvinisten gegründet. Zu tun geben hier nur die Schafe und alles was damit zusammenhängt. Ihr habt euch sicher schon über die Ortsnamen gewundert. Hier und in der ganzen Cape Region ist das vom holländischen abgeleitete Afrikaans die erste Sprache. Sie wird von allen Volksgruppen noch sehr ursprünglich gesprochen. Viele verstanden kein englisch (bei unseren Brocken verständlich) sondern nur das Afrikaans oder die Stammessprachen mit den sonderbaren klick / klack Lauten.
Es wurde sehr kalt in dieser Nacht in Calvinia! Gefrorener Reif am Morgen lässt die Blumen leiden.
Der Hantamsberg ist ebenfalls weiss gezuckert.
Im Städtchen findet das jährliche Hantamsfestival statt. Die Veranstaltung preist die Erzeugnisse der Umgebung an. Richtig geraten! Schaffleisch, Schafwurst, Schafwolle und als Leckerei (sagen die hier!) gefüllte Schafsbockhoden?! Uns liegen dazu keine Testergebnisse vor!
Lustig ist die Oldtimerprozession, alte Tracktoren und Autos werden durch das Städtchen gefahren.
Wir beenden für uns das sehr provinzielle Fest und fahren auf der R364 über den Botterkloof Pass nach Clanwilliam. Es soll das Zentrum des Rooibosch Tee sein. Also, einen grossen Verpackungsbetrieb haben wir gesehen, aber das mit den Teepflanzungen ist etwas schwieriger wenn man den Busch nicht kennt. Vorherrschend erkannten wir jedoch die Orangenplantagen.
Auf einer Piste geht es hoch in die Cederberge. Eine wunderbare doppelte Bergkette mit einem Hochtal. Sehr eindrücklich der Uitkykpass. Der Wind bläst den Wassefall Himmelwärts
Die Berge
Der Ort Cederberg entpuppt sich als ein Weingut mit touristischem Angebot.
Unsere Wanderung zum Malteserkreuz wurde zur Kletterpartie. Trotzdem kamen wir bis zum letzten Schnee.
Zum „Radsaal“ (Felsformationen)
Die Felsenzeichnungen der Buschmänner beschliessen einen schönen Tag!
Das Schmelzwasser verhinderte ein durchkommen, über einen Pass und durch eine Schaffarm kommen wir wieder auf die richtige Piste.
Entlang der Swartruggenberge über den Michels und Bains Pass fahren wir in den Frühling von Ceres. Von der Passstrasse sind die vielen Wasserrückhaltebecken gut zu erkennen. Eine Landwirtschaft ist in weiten Teilen von ZA nur mit einer aktiven Bewässerung möglich!
Hier erwarten uns blühende Obstplantagen und grüne Weiden mit weissen Lilien geschmückt.
Die alten Kap Bauernhäuser bilden einen schmucken Kontrast. In Paarl bleiben wir drei Nächte auf einem Campingplatz am Fluss. (mit Waschmaschine)
Von da aus besuchen wir die zweit älteste Stadt, Stellenbosch mit seinen Kap Häusern.
Das Wijnland Automuseum, da werden für die bedeutende Filmindustrie am Cape, zusätzlich Attrappen und Kulissen gebaut.
Das von den Hugenotten gegründete Franschhoek, ist sehr schön, aber auch sehr von Touristen heimgesucht!
Die Weingüter zeugen oft vom grossen Vermögen seiner Besitzer. Ab und zu sind dann auch die Behausungen der Angestellten anständig. Mehrheitlich hausen die Landarbeiter in bedauernswerten Siedlungen abseits der prachtvollen Güter!
In der Nähe ist das Automuseum der Familie Rupert, eine sehr gediegene Umgebung für alte Autos!
Dann wählen wir eine nicht alltägliche Route um das Cape zu erreichen. Zuerst wieder nach Franschhoek, über den Pass und dann südwestlich zum Viljoens Pass. Ein von Bergen eingerahmtes Obstbaugebiet. Das zieht sich noch weit ins Tal, von Garbow bis Botrivier.
Im Osten ist der Ort Caledon. Dieser Ort ist ein Zentrum vom Getreideanbau der Umgebung. Wir wenden uns da nach Stanford und weiter zur Ortschaft Hermanus an der Walker Bay. Der Ort gilt Weltweit als bester Platz um Wale von der Küste aus zu beobachten. Gemütlich gondeln wir in die Ortschaft, da ein Hinweis zu einem Beobachtungspunkt. Aussteigen und unglaublich, 250 Meter vor der Küste bläst eine Walkuh eine Wasserfontäne in die Luft! Das Kalb versucht es ihr gleich zu tun! Extrem Faszinierend!
Wir verweilen lange an der Küste. Später am alten Hafen, kommt eine Kuh mit dem Jungen bis auf 50 Meter unter die Felsen. Wir sind immer noch am hervorklauben des Fotoapparates da gibt es eine Rolle seitwärts und weg sind die beiden. Wir bleiben in Onrus über Nacht und träumen von den weit über zwanzig Walkühen mit ihren Jungen. Bis in die 60er Jahre wurden die Wale von Ruderbooten aus Harpuniert und im alten Hafen weiterverarbeitet. Heute kann man da ein Kanu mieten und mit einem Führer zu den riesigen Säugern paddeln.
Am anderen Morgen geht es auf der Whale Watching Street der Küste entlang. Bei Bettys Bay ist eine Pinguin Kolonie zu besichtigen. In den frühen 80er Jahren tauchte am Strand das erste Pärchen auf, schnell wurden es mehr. Es gab ein Umsiedelungsversuch an einen Strand bei Port Elizabeth, aber nach einer Woche waren alle wieder zurück geschwommen. Die Investoren für eine Ferienhaussiedlung mussten daraufhin die Pinguine gewähren lassen und ihre Pläne abändern. Eine schöne Story an einem schönen Platz!
Auf der Küstenstrasse umrunden wir die False Bay. Falsch, weil viele Schiffe bei schlechtem Wetter die Felsenküste bei Pringel Bay mit dem Cape of Good Hope verwechselten und sich mit den vorherrschenden südöstlichen Winden auf Land setzten! An der Bucht gibt es sicherlich sechs grosse Campingplätze. Keiner war jedoch bereit, uns vor Eröffnung der Saison Übernachten zu lassen!!
Nach Fish Hoek wieder eine Überraschung durch eine Gruppe von Walen. An der Strasse verursachten die hier unerwartet aufgetauchten Riesen ein kleines Verkehrschaos. Mittlerweile wurde es recht spät und wir waren erleichtert, als uns ein Verwalter eines Kindercamps eine Adresse geben konnte die 100%ig zu einem offenen Campplatz gehört. 20km und eine Stunde später, auf der anderen Seite der Cape Halbinsel, konnten wir uns beruhigt in unsere Campingstühle setzen!!
Über Boulders machen wir uns dann auf den Weg weiter nach Süden. Da können wir noch einmal die unterhaltsamen Pinguine Beobachten
Die alten Häuser in Simons Town wurden aufwändig renoviert. Die meisten sind heute Hotels. Der Hafen ist Stützpunkt der ZA Marine.
Im Cape NP besichtigen wir die Steinkreuze da Gama und Diaz. Die Portugiesen haben hier als erste Europäer einen Fuss an Land gesetzt. Portugal hat längere Zeit den Weg nach Indien geheim gehalten und so seine Vormacht zur See ausbauen können.
Am 6.9.2014 um 13.00h erreichen wir den Cape Point. Die letzten Meter sind wir mit einer Gruppe junger Algerier zum Leuchtturm hoch marschiert. Das Bähnlein haben wir tapfer links stehen lassen! Der „Point“ ist der Felsen vor dem Leuchtturm und den erreichen wohl nur die Sturmerprobten Vögel.
Das „Cape of Good Hope“ liegt ein paar Meter südwestlicher (wir bemerkten keinen Unterschied)
Über den imponierenden „Chapman’s Drive“ fahren wir an diesem wunderbaren Tag mit hunderten von Velofahrern nach Cape Town. Direkt hoch über den Klofneck, auf den „Signalhill“ gegenüber dem Tafelberg. Wir hatten eine wunderbare Sicht über die Millionenstadt!
Am Montag haben wir so einige Besorgungen und Besichtigungen zu absolvieren. Das Tageshoch sind die Lautstarken Kanonen „Noon Gun“ der Lion Batterie am Signalhill. Jeden Werktag Punkt 12:00h lässt die Marine hier hoch über dem Hafen eine Kanone krachen! Nachdem die Engländer die Zeremonie einführten macht die ZA Marine jetzt schon über fünfzig Jahre einen eindrücklichen Krach. Gezündet nach der Uhrzeit des Observatoriums, der genauesten Uhr des Landes.
Der Dienstag wird durch anstehende Autoreparaturen beinahe ausgefüllt. VW traut sich selber nicht und schickt mich zu einem freischaffenden Betrieb. Der Werkstattleiter hat Spass an der Aufgabe und schickt seinen Boy los um die neuen Achsschenkelbolzen zu beschaffen. Es reicht dann doch noch zum Sonnenuntergang auf dem Signalhill
Früh stehen wir am neuen Nachgebauten Zeitturm an der Waterfront, um mit der Fähre nach Robbeneiland überzusetzen. Wir besichtigen die berüchtigte Gefängnisinsel, die eine eindrückliche Geschichte hinter sich hat. Es hat sich hier schon so einiges abgespielt, Leprastation, Festung, dann wieder Quarantäneinsel, Gefängnis und heute ein nationales Denkmal.
Bedrückend ist der Bericht von ehemaligen Häftlingen. Dann zeigt man uns die Zelle, in der Nelson Mandela gefangen gehalten wurde. Eine grosse Anzahl der politischen Häftlinge hat hier einen Hochschulabschluss nachholen können. Die Anhänger der ANC nannten die Insel auch „die Universität“
Später am Nachmittag reichte die Zeit um noch ein paar Fotos der Innenstadt zu schiessen.
Auf der N2 Autobahn fahren wir aus Cape Town und so bekommen wir wieder das zweite Gesicht von ZA zu sehen. Ausgedehnte „Townships“ das grösste hier soll gegen 800'000 Einwohner haben. Die Zeitungen beschreiben täglich den Krieg der kriminellen Banden.
Bei Gordons Bay nehmen wir wieder die schöne Küstenstrasse. Wale sehen wir auch jetzt, aber der starke Wind lässt sie nicht so lange an der Oberfläche verweilen. Eindrücklich die Sicht in die Bucht vom Steenbrasdamm, hoch oben über der Küste.
Von Stanford nach Bredasdorp durchfahren wir wieder ein grosses Getreidegebiet. Werden die Hügel steiler, werden Schafe gehalten. Nach Bredasdorp ist die Landschaft sehr flach und mit Polder durchzogen. Die vielen Vögel und Rinder erinnern an die Camarque in Frankreich.
Am 12.09.2014 um 12.00h sind wir am südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinentes angekommen! Wir freuen uns riesig das Ziel erreicht zu haben! Wir danken allen die uns mit Rat und Tat zur Seite standen und danken Gott für das Erreichte.