2013

Marokko - Hoher Atlas

von
veröffentlicht am

19.09.2013 - 01.10.2013

 

Die Todrhaschlucht haben wir über die R702 in einer Tagesetape vom Erg Chebbi aus erreicht. Am Morgen früh starten wir in Tinehir um die Schlucht und das Hinterland zu durchfahren. Es erwartete uns wieder ein sensationelles Erlebnis! (Siehe Fotogalerie)

Ait Hani ist die erste grössere Ortschaft oberhalb der Schlucht. Es ist ein von der Oasenlandwirtschaft geprägtes Landschaftsbild. Jeder Flecken entlang des Flussbettes wird bewässert und vorwiegend mit Mais und Luzerne bepflanzt. Zusätzlich wird  das Hochtal sehr intensiv Beweidet. Vereinzelt sind Beduinen unterwegs, ihre Karawanen führen den ganzen Hausrat und die Notwendigkeiten für das Vieh mit. Ja, sogar eine mobile Viehtränke haben wir auf einem Muli festgezurrt gesehen. Frauen sind intensiv mit Feldarbeit beschäftigt und mit den Eseln holen sie von weit her das Futter für die Tiere im Dorf. Beim näherkommen von Fremden verdecken sie sofort das Gesicht, das ist für uns mehr als Gewöhnungsbedürftig.

Wir halten uns weiter nordwärts auf der N 703 bis wir am Ende des Hochtales den Pass Tizi Tirherhouzine auf 2700müM überqueren. Die Berggipfel rundum sind nun alle deutlich höher als 3000m, ein überwältigendes Bild!

In Takkat-n-Sountat (Imilchil) ist der Bär los! Ein riesiger Volksauflauf  und so wie wir sehen wird alles zum Kauf angeboten. Eine Variante der OLMA im hohen Atlas! Da bei diesem Anlass unterschiedliche Berberstämme aufeinander treffen, ist auch die Armee und Polizei mit einer Hundertschaft angerückt und hat sich ein eigenes Biwak eingerichtet.

(Erst Tage später vernehmen wir, dass auch ein Hochzeitsmarkt abgehalten wird. Die strammen Mädchen und Burschen suchen sich das passende aus. Es wird in der Regel vor Ort beim Kadi gleich ein Heiratsvertrag hinterlegt, die eigentliche Hochzeit soll später stattfinden)

Hinter Imilchil erreichen wir dann den Lac de Tislit, wo wir beschliessen wieder zurück zu fahren. Nach Auskünften, auch von der Gendarmerie Royale, soll die Piste von Agoudal nach Msemir sehr gut zu Fahren sein. Wir biegen also auf der Rückfahrt ab um so direkt in die Dadesschlucht zu kommen. Aber schon die Zufahrt im Dorf wird sehr fragwürdig. Ein LKW Fahrer meinte etwas später, mit seinem Auto würde er da nicht weiterfahren. Dann fallen auch noch Regentropfen, das reichte und wir wendeten um den ganzen Weg zurück zu Fahren. Wie schon bei der ersten Durchfahrt von Agoudal werden wir von einer Horde Kinder attackiert. Mit Klopfen an das Fahrzeug und den dauernden Rufen nach Bonbon, Stilo und Dirham (Geld) ging es an die Nerven. Einen anderen Platz zum Übernachten als Tinehir kam für die Mitreisenden nicht mehr in Frage. Das erreichen wir spät und müssen noch eine Pisten-Blessur an einem Fahrzeug beheben.

Mit einiger Verspätung brechen wir am nächsten Tag zur Dadesschlucht auf. Diese präsentiert sich wesentlich weniger spektakulär im unteren Bereich, eher als ein Felsiges Tal. Bei Ait Oudinar sind auf einer Talseite sehenswerte Felsenauswaschungen zu sehen. Hinter dem Ort wird das Tal unvermittelt sehr eng, eben zu einer Schlucht. Die Strasse windet sich durch die Felsen, weit unter uns das Wasser des Dades. Oberhalb rücken die Felsen auseinander und ein Hochtal öffnet sich vor uns. Es ist weit weniger Fruchtbar als wir es oberhalb der Todrhaschlucht gesehen haben. Kurz vor der Ortschaft Msemir wenden wir, um wieder zum Ausgangspunkt zurück zu kommen.

Auf der Route der Kasbahs führt uns die Reise vorbei an Skoura. Hier befinden sich einige sehr sehenswerte Kasbahs, so auch Amerhidil, die auf dem 50DH Geldschein abgebildet ist. Sie ist von der Eigentümerfamilie bestens erhalten und finanziert sich durch die Besucher. Wir konnten aber nicht alles Besichtigen, da BBC den Museumsteil für Dreharbeiten angemietet hatte. Jedenfalls war schon recht Trubel vor Ort.

Entlang der Barrage El- Mansour- Eddahbi erreichen wir das sehr ansprechende Ouarzazate. In der eigentlichen Berberhauptstadt regierte mit Hilfe der Franzosen der Berber Pascha Thami El Glaoui. Er war bis zum ende der französischen Zeit mächtiger als der Sultan. Entsprechend grosszügig wurde der Sitz der Familie, die Kasbah Taourit gebaut. Bis heute das einzige Berberbauwerk das mit Hilfe des Staates restauriert wurde. Nach unserem Empfinden ist es nur halbherzig geschehen, richtig sehenswert sind nur einige Zimmerdecken. Anders das durch viele Filme bekannte Bergdorf Ait Benhaddou, (Lawrence von Arabien, Gladiator, bis Sand der Zeit) ca. 30 Km ausserhalb Ouarzazate Richtung Marrakesh. (Siehe Foto)

Über die N9 und den Eindrücklichen Pass Tizi-n Tichka erreichen wir Marrakesh. Schön bemahlte Schilder führten uns vermeintlich zum ausgesuchten Campingplatz. Leider ist er geschlossen und der Wachmann weißt uns weg. Nun Kurven wir zu dritt, es haben sich noch deutsche Leidensgenossen angeschlossen, durch die einnachtende Stadt. Die schon gelobte Freundlichkeit der Marokkaner hat uns auch hier weitergeholfen und wir finden tatsächlich ein kleines Paradies zum verweilen. (Siehe Fotogalerie)

Marrakesh Gare, ist das zweite kleine Paradies. Marmorgefliest, ohne Sand, Staub oder sonstiger Schmutz, einfach sauber. Der Italiener verwöhnt unseren Gaumen wie in Basel oder Bern. An diesem Tag sieht man nur zufriedene Gesichter. Natürlich haben wir auch die Gräber der Saadier, Paläste und Gärten angeschaut, aber der Bahnhof…

Beeindruckend auch die Alleen und Prachtstrassen mit dem Blumenschmuck, hauptsächlich den Rosen.

Eher bedrückend fanden wir jedoch den Djamaa-el-Fna (Platz der Gehenkten) Ein besonders rachsüchtiger Pascha schaffte 600 Hinrichtungen an einem Tag, die Köpfe liess er auf Stangen rund um den Platz ausstellen…

Tizi-n-Test ist unser letztes gemeinsames Passabenteuer. Marlis hat eine Empfehlung von einem Arzt in Essaouira am Atlantik, um ihr Blutbild zu kontrollieren. Wir können Sie überzeugen noch einmal eine Gebirgstour zu unternehmen, auch um den Termin besser auszunützen. Wir verlassen Marrakesh südwärts Richtung Asni, um auf der wenig befahrenen R203 das fruchtbare Tal am Oued Sous zu erreichen. Auch wenn ich mich wiederhole, es war fantastisch! Endlich sehen wir auch einen Schneeberg, den 4167m hohen Diebel Toubkal,  imposant Anzuschauen.

Bei Taroudannt sind wir dann wieder im Tal. Bis kurz vor Agadir reihen sich Gemüse- und Orangen- Plantagen aneinander. Nur die Verfügbarkeit von Wasser setzt dem Anbau Grenzen.

Entlang der Küste fahren wir nordwärts nach Essaouira. Es wird auf dieser Strecke noch das Haha Küstengebirge überquert. Es gibt auch einen gleichnamigen Berberstamm. Diese Gegend ist bekannt für die Kulturen mit Argan- Bäumen. Das Laub ist bei den Ziegen sehr begehrt. Der Hirte muss aufpassen dass diese nicht alles Wegfressen, soll doch auch die Frucht, eine mandelartige Nuss geerntet werden. Diese wird zu Kosmetikartikeln aufgearbeitet, natürlich zur Hauptsache von den Frauen.

Nach dem Arztbesuch von Marlis geniessen wir Essaouira und den Pool bei einem franz. Paar, die den Lebensabend mit einem Campingplatz finanzieren.

Leider kam dann viel zu schnell der Abschied. Marlis und Urs fahren Nordwärts nach Hause und wir machen uns auf um den Anti Atlas im Süden zu erkunden.

Fotogalerie